Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Dieter Franke

Schauspieler

* 13. Oktober 1934 in Hartau; † 21. Oktober 1982 in Berlin

Biografie

Filmstill zu "Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow"

Dieter Franke

in DAS ZWEITE LEBEN DES FRIEDRICH WILHELM GEORG PLATOW (R: Siegfried Kühn, 1973) Fotografen: Dieter Lück, Lothar Marten

Der Schauspieler Dieter Franke wird als liebenswerter Teufel, der vor seiner Ehefrau zittert und seine drei goldenen Haare an einen gewitzten jungen Bauerssohn verliert, im DEFA-Märchenfilm WER REISST DENN GLEICH VORM TEUFEL AUS (1977) für viele Kinder und Erwachsene in Erinnerung bleiben. Auf der Bühne des Deutschen Theaters ist er ein Star, der durch seine tragikomischen und grotesken Stilmittel überzeugt. Die DEFA und das Fernsehen der DDR bieten dem Vollblut-Komödianten leider zu wenige Möglichkeiten, diese Fähigkeiten auch auf der Leinwand zu präsentieren.

Dieter Franke wird am 13. Oktober 1934 in Hartau, bei Chemnitz geboren. Sein Vater arbeitet als Bühnenbildner beim dortigen Theater. Früh interessiert er sich für Musik und Schauspielerei. Er träumt davon, Dirigent zu werden. Nach seiner Schulausbildung beginnt er als „Mann für alles“ am Theater in Greiz zu arbeiten. Er nimmt die Garderobe entgegen, richtet das Licht aus, schiebt Kulissen hin und her, arbeitet als Inspizient, steht auch als Statist auf der Bühne.

1954 geht er nach Berlin und besucht dort die Staatliche Schauspielschule. Vier Jahre später hat er den Abschluss und erhält durch den damaligen Schauspieldirektor Gerd Keil ein Engagement am Theater in seiner Heimatstadt, die jetzt Karl-Marx-Stadt heißt. Hier erarbeitet sich der junge Schauspieler ein umfangreiches Repertoire. Er spielt unter anderem den Muley in Friedrich Schillers „Verschwörung des Fiesco zu Genua“, gibt den Peter in „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Albert Hackett und Francis Goodrich-Hackett und die Märchenfigur „Peter Petz“. Der damalige Oberspielleiter des Deutschen Theaters und Direktor der Staatlichen Schauspielschule Berlin Wolfgang Heinz sieht ihn auf der Bühne und lockt ihn nach Berlin.

Filmstill zu "Verliebt und vorbestraft"

Dieter Franke in VERLIEBT UND VORBESTRAFT (R: Erwin Stranke, 1963) Fotograf: Peter Dietrich

Filmstill zu "Mein lieber Robinson"

Jan Bereska, Gesine Rosenberg und Dieter Franke in MEIN LIEBER ROBINSON (R: Roland Gräf, 1970) Fotografen: Wolfgang Bangemann, Horst Blümel

Zunächst ist Dieter Franke an der Volksbühne beschäftigt, bis er 1964 im Deutschen Theater eine Heimstätte findet und dort über mehrere Jahre zu einem der wichtigsten Ensemble-Mitglieder wird. Seinen ersten großen Erfolg feiert der Schauspieler in der berühmten Inszenierung „Der Drache“ von Benno Besson. Mit 30 Jahren spielt er den Archivar Charlesmagne, einen alten, hoffnungslosen Mann und führt vor, was dessen Persönlichkeit zerstörte. In der Folge erspielt sich Dieter Franke in zahlreichen Stücken einen Namen. Zu seinem Repertoire gehören Klassiker wie etwa der Mephistopheles in „Faust“ in der legendären Inszenierung von Adolf Dresen und Wolfgang Heinz aus dem Jahr 1968. Der Teufel ist hier listig verschlagen und überaus vital. Er gibt den Dorfrichter Adam in „Der zerbrochene Krug“ nach Heinrich von Kleist, beweist sein komödiantisches Talent; er spielt zudem in Stücken moderner Autoren. Dazu zählen unter anderem Wladimir Majakowski, Heiner Müller und Peter Hacks. Besonders gelobt wird seine Arbeit mit Adolf Dresen. Er spielt drei Hauptrollen in dem dreiteiligen Sean O'Casey-Abend „Der Mond scheint auf Kylenamoe“ an den Kammerspielen des Deutschen Theaters. In der „Galoschenoper“ nach  Bertolt Brecht / John Gay agiert er, umjubelt von der Presse, als Macheath. Sein souveränes Spiel, seine tragikomischen und grotesken Stilmittel überzeugen Kritiker wie Zuschauer.

Durch seinen Erfolg auf der Bühne werden auch die DEFA und das Fernsehen der DDR auf den Schauspieler aufmerksam. Dieter Franke spielt in mehr als zwanzig DEFA-Filmen und fast dreißig Fernsehfilmen mit. Der Schauspieler debütiert in VERLIEBT UND VORBESTRAFT (1963) unter der Regie von  Erwin Stranka. In der Folge wird er in der Mehrzahl in Nebenrollen besetzt. Zu selten erhält er Hauptrollen, in denen er seine Fähigkeiten ausspielen kann. Er arbeitet mit den Regisseuren  Konrad Wolf,  Rainer Simon und Siegfried Kühn zusammen.

Filmstill zu "Bankett für Achilles"

Dieter Franke in BANKETT FÜR ACHILLES (R: Roland Gräf, 1975) Fotograf: Klaus Goldmann

Filmstill zu "Männer ohne Bart"

Dieter Franke in MÄNNER OHNE BART (R: Rainer Simon, 1971) Fotografen: Dietram Kleist, Dieter Lück, Rudolf Meister

Mehrfach besetzt ihn  Roland Gräf in seinen Filmen. In MEIN LIEBER ROBINSON (1970) spielt er den Krankenfahrer Adam Kowalski, den älteren Kollegen der Hauptfigur, dem er weise Ratschläge gibt. Außerdem wirkt er an den Roland Gräf-Filmen BANKETT FÜR ACHILLES (1975) und P.S. (1978) mit. Auch wenn seine Rollen klein sind, spielt er sie immer präzise und stattet die Figuren mit Bodenhaftung und menschlicher Wärme aus. So etwa gibt er den Vereinsvorsitzenden in DER NACKTE MANN AUF DEM SPORTPLATZ (1973) von Konrad Wolf.

Erfolgreich ist der Darsteller auch in Kinder- und Jugend- sowie Märchenfilmen. In ... VERDAMMT ICH BIN ERWACHSEN (1974) von  Rolf Losansky ist er als Lehrer Konzak der einzige, der dem 15-jährigen Kurbel Mut macht. Er gibt den Lehrer sympathisch und unkonventionell. Als Kondensmaxe erfindet er in BLUMEN FÜR DEN MANN IM MOND (1974-1975) von Rolf Losansky verschiedene skurrile Dinge, die alle hilfreich sein könnten, wenn sie denn funktionieren würden. Trotzdem ist er den Kindern eine große Hilfe, da er deren Glaube verstärkt, dass Unmögliches möglich gemacht werden kann. Seine liebevolle und amüsante Darstellung des Teufels in WER REISST DENN GLEICH VORM TEUFEL AUS (1977) unter Regie von  Egon Schlegel ist auch heute immer noch sehenswert. Jakob muss, um seine geliebte Prinzessin heiraten zu können, die drei goldenen Haare des Teufels dem König bringen. In den Kleidern der Ehefrau des Teufels bemächtigt er sich gewitzt den drei Haaren. Besonders die witzige und ironische Darstellung Dieter Frankes wird gelobt: er bietet hier eine komödiantische Meisterleistung, bringt die gefährlichen und zugleich dummen Seiten des Teufels auf den Punkt. In DER LANGE RITT ZUR SCHULE (1981) nochmals unter der Regie von Rolf Losansky gibt er den Hausmeister.

Filmstill zu "Blumen für den Mann im Mond"

Dieter Franke in BLUMEN FÜR DEN MANN IM MOND (R: Rolf Losansky, 1974 - 1975) Fotografin: Christa Köfer

Filmstill zu "Dach überm Kopf"

Renate Geißler und Dieter Franke in DACH ÜBERM KOPF (R: Ulrich Thein, 1980) Fotografin: Christa Köfer

Überaus populär bei den Kinobesuchern wird Dieter Franke als Bau-Brigadier Herbert Kothuß in DACH ÜBERM KOPF (1980). Sein Schauspielkollege  Ulrich Thein inszeniert locker und mit viel Humor eine der erfolgreichsten DEFA-Komödien der Zeit. An der Seite von Renate Geißler spielt Dieter Franke den schroffen, raubeinigen und knurrigen, aber warmherzigen Bauarbeiter Herbert Kotbuß, der seine Brigade unter Kontrolle hat und sich auf Drängen einer Köchin für ihren Hausbau engagiert.

Nochmals arbeitet er mit Roland Gräf zusammen, übernimmt die Rolle des Traktorfahrer Fritz in MÄRKISCHE FORSCHUNGEN (1981). 1982 wird er für die Hauptrolle in dem Film AUTOMÄRCHEN (1983) unter der Regie von Erwin Stranka engagiert. Aber nach wenigen Tagen muss der Schauspieler die Dreharbeiten abbrechen. Er leitet unter einer schweren Krankheit. Seine Rolle übernimmt der Kollege Kurt Böwe.

Dieter Franke stirbt am 21. Oktober 1982 in Alter von nur 48 Jahren in Berlin.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: August 2006)

Trailer zu ...VERDAMMT, ICH BIN ERWACHSEN (R: Rolf Losansky, 1974)

Auszeichnungen

  • 1978: Nationalpreis III. Klasse
  • 1982: DACH ÜBERM KOPF - Nationales Spielfilmfestival: Großer Steiger der Publikumsjury als Bester Darsteller

Literatur

  • Martin Linzer: Dieter Franke, in: Renate Seydel (Hrsg.): Schauspieler von Theater, Film und Fernsehen. Henschel Verlag Berlin 1966.
  • M. H.: Es macht Spaß für Kinder zu spielen - Dieter Franke in neuen DEFA-Filmen, in: Neues Deutschland, 31.12.1977.
  • Helmut Tillrich: Komödiant und Charakter, in: Filmspiegel 24/1982.
  • Hendryk Goldberg: In seinem Spiel war Kraft vereint mit Leichtigkeit - Am Sonnabend verstarb Dieter Franke, in: Neues Deutschland, 26.10.1982.
  • Gerhard Wolfram: Gedenken - Dieter Franke, in: Sonntag 07.11.1982.
  • Heinz Klunker: Schauspieler-Tod im deutschen Halbschatten - Dieter Franke und Herwart Grosse, DDR, in: Deutsche Allgemeine Sonntagszeitung, 14.11.1982.
  • Eberhard Esche: Dieter Franke zum Gedenken, in: Sinn und Form 01/1983.
  • Hans-Michael Bock, Hannelore Fischer: Dieter Franke, in: cinegraph. Loseblattsammlung.
  • Roland Gräf: Dieter Franke, in: Ralf Schenk (Hrsg.): Vor der Kamera - Fünfzig Schauspieler in Babelsberg, Henschel Verlag Berlin 1995.
  • Hans-Dieter Schütt: Wurzellos - was soll das sein? Vor 20 Jahren starb ein Unvergessener des Deutschen Theaters - Dieter Franke, in: Neues Deutschland, 23.10.2002.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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