Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Ernst Wilhelm Fiedler

Kameramann, Regisseur

* 10. Juni 1905 in Berlin; † 7. April 1960 in Berlin

Biografie

Filmstill zu "Hatifa"

Ernst Wilhelm Fiedler

bei den Dreharbeiten zu HATIFA (R: Siegfried Hartmann, 1960) Fotograf: Max Teschner

Ernst Wilhelm Fiedler hat das Filmhandwerk von der Pieke auf gelernt. Er beginnt als Filmvorführer, arbeitet sich in den 1930er Jahren vom Kamera-Assistent zum ersten Kameramann hoch. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führt er die Kamera bei einigen DEFA-Filmen. Mit dem Regisseur Wolfgang Schleif verbindet ihn eine überaus kreative Arbeitsbeziehung. Außerdem übernimmt er Anfang der 1950er Jahre selbst Regie und arbeitet an Drehbüchern mit.

Ernst Wilhelm Fiedler wird am 10. Juni 1905 als Sohn eines Mechanikers in Berlin geboren. Früh interessiert er sich für den Film und beginnt eine Arbeit beim Film als Filmvorführer-Assistent, arbeitet sich bald zum Filmvorführer hoch. In seiner Freizeit fotografiert er, sammelt Erfahrungen und technische Kenntnisse. Sein Wunsch ist es, Kameramann zu werden.

1925 wird er erstmals als Kamera-Assistent engagiert, lernt von der Pike auf bei den gestandenen Fachleuten Fritz Arno Wagner und Bruno Mondi. Bis Mitte der 1930er Jahre füllt er diese Funktion aus, arbeitet mit dem Regisseur Erich Waschneck bei UNMÖGLICHE LIEBE. VERA HOLGK UND IHRE TÖCHTER (1932) und mehrfach mit Erich Engel zusammen. Bei ihm führt er die Kamera bei verschiedenen Kurz-Spielfilmen, die der Regisseur mit dem Komikerpaar Karl Valentin und Liesl Karlstadt inszeniert. Ab 1935 arbeitet Ernst Wilhelm Fiedler als erster Kameramann. Bei 17 Spielfilmen führt er die Kamera. Es handelt sich in den meisten Fällen um leichte Unterhaltung. Eine seiner wichtigsten Produktionen wird DER WINDSTOSS (1942) unter der Regie von Walter Felsenstein.

Filmstill zu "Grube Morgenrot"

Ernst Wilhelm Fiedler bei den Dreharbeiten zu GRUBE MORGENROT (R: Erich Freund, Wolfgang Schleif, 1948) Fotograf: Heinz Czerwonski

Filmstill zu "Die letzte Heuer"

Dreharbeiten zu DIE LETZTE HEUER (R: E.W. Fiedler, 1951) Fotograf: Eduard Neufeld

Das Ende des Zweiten Weltkrieges erlebt der Kameramann in Berlin. Ab 1947 arbeitet er als Kameramann bei der DEFA. Mehrfach führt er die Kamera für Wolfgang Schleif, an fast allen DEFA-Filmen des Regisseurs ist er beteiligt.

In dem Arbeiterfilm GRUBE MORGENROT (1948) kriecht Ernst Wilhelm Fiedler mit seiner Kamera in sächsische Kohlengruben, von lebensbedrohlichen Dreharbeiten unter Tage berichten die Beteiligten. Gelobt wird das Optische am Film: dem Kameramann gelingt es, die Schwierigkeiten der Kumpels mit einfachen Bildern deutlich zu machen. Bei dem Historienfilm DIE BLAUEN SCHWERTER (1949) wird, um den Plan zu erfüllen, Tag und Nacht gedreht - die beiden Regisseure Wolfgang Scheif und Hans Heinrich wechseln sich ab. In dem Film stehen stimmungsvoll die Räume gegenüber: auf der einen Seite die dunklen Keller, in denen nach Gold geforscht wird, auf der anderen Seite die hellen Prunksäle des sächsischen Könighauses. Eine weitere gemeinsame Arbeit ist UND WENN'S NUR EINER WÄR (1949). Hier lichtet der Kameramann feinfühlig jugendliche Gesichter ab, entdeckt ihre Landschaften. In der Jugendkomödie SAURE WOCHEN - FROHE FESTE (1950) wagen die Regisseur und Kameramann erstmals, in einer dokumentarischen Form die Arbeitsprozesse in einen Spielfilm optisch einfließen zu lassen. Für seine Leistungen als Kameramann wird Ernst Wilhelm Fiedler 1951 mit dem Nationalpreis III. Klasse ausgezeichnet. Ihre letzte gemeinsame Arbeit wird der Kinderfilm DIE STÖRENFRIEDE (1953).

Bei der DEFA sitzt der Kameramann auch bald auf dem Regiestuhl. Seine erste Regiearbeit erhält er durch Zufall. Die Dreharbeiten zu dem Film DIE LETZTE HEUER (1951) sind von Problemen überschattet. Der Regisseur Hans Heinrich wird nach kurzer Drehzeit an der Ostsee unter dem Vorwurf der Spionagetätigkeit verhaftet. Zwar klärt sich das Missverständnis auf, aber Hans Heinrich legt seine Arbeit nieder. Er vermutet später, dass der Schauspieler Hans Klering, dem Kontakte zum sowjetischen Geheimdienst nachgesagt werden, an der Intrige beteiligt ist, um die Hauptrolle für den Film zu erhalten. Hans Heinrich hatte den Darsteller Raimund Schelcher als Seemann vorgesehen. Ernst Wilhelm Fiedler inszeniert den Film, der die Odyssee eines antifaschistischen Seemanns schildert, zu Ende - mit Hans Klering in der Hauptrolle.

Filmstill zu "...Und wenn's nur Einer wär..."

...UND WENN'S NUR EINER WÄR... (R: Wolfgang Schleif, 1949) Fotograf: Eduard Neufeld

Filmstill zu "Saure Wochen - Frohe Feste"

SAURE WOCHEN - FROHE FESTE (R: Wolfgang Schleif, 1950) Fotograf: Hermann Gehlen

Unkritisch steht der Kameramann und Regisseur der DEFA nicht gegenüber. Als es Anfang 1953 zu Entlassungen kommt, weil die Studios kaum ausgelastet sind, bietet er gemeinsam mit dem Kameramann Robert Baberske seine Kündigung an. Aber er bleibt und inszeniert weiter als Regisseur und Kameramann. Der Musikfilm RAUSCHENDE MELODIEN (1955) wird seine nächste Arbeit, bei der er auch am Drehbuch arbeitet. Verfilmt wird die Johann-Strauß-Operette „Die Fledermaus“; der Film ist nicht besonders erfolgreich. Ernst Wilhelm Fiedler wird das Drehbuch für BESONDERE KENNZEICHEN: KEINE (1955) zur Verfilmung angeboten; die Geschichte einer Frau auf der Suche nach Glück im Nachkriegsberlin. Er lehnt ab, die Regie übernimmt Joachim Kunert. Dafür inszeniert er den Rennfahrerfilm RIVALEN AM STEUER (1957), lockt mehr als drei Millionen Zuschauer in die Kinos, wird aber von den Verantwortlichen wegen seiner Kleinbürgerlichkeit kritisiert.

In der Folge arbeitet Ernst Wilhelm Fiedler wieder als Kameramann. Da er in Westberlin lebt, erhält er auch dort Aufträge, inszeniert und fotografiert unter anderem den Dokumentarfilm GROSSSTADTSONNTAG (1958) für die Zenit-Film in Westberlin. Bei der DEFA ist eine seiner letzten Kameraarbeiten MUSTERKNABEN (1959), ein Lustspiel unter der Regie von Johannes Knittel. Kurz nach der Fertigstellung des Märchenfilm HATIFA (1960), bei dem er die Kamera führt, stirbt Ernst Wilhelm Fiedler am 7. April 1960 in Berlin.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: Mai 2006)

Filmstill zu "Rauschende Melodien"

RAUSCHENDE MELODIEN (R: E.W. Fiedler, 1955) Fotograf: Erich Kilian

Filmstill zu "Hatifa"

HATIFA (R: Siegfried Hartmann, 1960) Fotograf: Max Teschner

Auszeichnungen

  • 1951: Nationalpreis III. Klasse

Literatur

  • o. A.: Nachruf, in: Filmspiegel 09/1960.
  • Christiane Mückenberger (Hrsg.): Zur DEFA-Geschichte. Spielfilme 146 - 1949, Folge II, Film-wissenschaftliche Beiträge Sonderband 1/1981, Seite 373ff.
  • Kay Weniger: E. W. Fiedler, in: Kay Weniger: Das große Personenlexikon, Band 2, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2001, Seite 667f.

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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