Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Günter Meyer

Regisseur

* 25. November 1940 in Thum

Biografie

Filmstill zu "Zeitzeugengespräch: Werkstattgespräche mit Helmut Dziuba, Rolf Losansky, Hannelore Unterberg, Günter Meyer"

Günter Meyer

in ZEITZEUGENGESPRÄCH: WERKSTATTGESPRÄCH MIT GÜNTER MEYER (R: Bernd Sahling, 2007)

Der Regisseur Günter Meyer ist einer der erfolgreichsten Kinderfilm-Regisseure Deutschlands. Er beginnt seine Filmkarriere Ende der 1960er Jahre im DEFA-Studio für Dokumentarfilme, inszeniert dort zahlreiche Dokumentationen für und mit Kindern. Neben seinen dokumentarischen Arbeiten stellt Günter Meyer auch Spielfilme und TV-Serien für Kinder her, die überaus erfolgreich bei jungen und alten Zuschauern sind. In vielen seiner Werke offenbart der Regisseur seine Liebe zur Phantasie, zum Märchenhaften und Unwahrscheinlichem.

Günter Meyer wird am 25. November 1940 in Thum, im Erzgebirge geboren. Während der Schule spielt er in einem Kabarett mit, steht zudem auf der Bühne mit einer Laienspielgruppe. Seine Schulausbildung schließt er 1959 mit dem Abitur ab. Mit 18 Jahren bewirbt er sich erstmals an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg, wird aber aufgrund seines Alters abgelehnt. Nachdem er seinen Wehrdienst absolviert hat, versucht er es wieder, wird angenommen und studiert von 1961 bis 1965 im Fachbereich Regie.

Er beginnt seine Filmlaufbahn nach dem Studium als Regie-Assistent im DEFA-Spielfilmstudio, arbeitet dort zwischen 1965 und 1969 eng mit Regisseur Ralf Kirsten zusammen, assistiert dem Regisseur unter anderem bei der Komödie HAUPTMANN FLORIAN VON DER MÜHLE (1968). Eigene Filmprojekte zerschlagen sich immer wieder, deshalb nimmt er das Angebot an, einen Dokumentarfilm in der Arbeitsgruppe „Dokumentarfilm für Kinder“ für das Fernsehen zu drehen. In IMMER LEBE DIE SONNE (1969) malen Kinder, was sie interessiert. Das Filmteam stellt die Bilder auf einer Berliner Straße aus und interviewt Passanten dazu. Günter Meyer findet dabei sein bevorzugtes Publikum: neugierige und entdeckungsfreudige Kinder, denen er spannende Abenteuergeschichten aus dem Alltag erzählen will. Seit 1969 ist Günter Meyer im Studio für Dokumentarfilme fest angestellt, arbeitet hier bis zu dessen Abwicklung 1991. Daneben gibt er aber immer wieder Gastspiele in anderen Bereichen, inszeniert für Kino und Fernsehen populäre Kinderfilme.

Filmstill zu "Die Squaw Tschapajews"

Günter Meyer und Wolfgang Braumann bei den Dreharbeiten zu DIE SQUAW TSCHAPAJEWS (R: Günter Meyer, 1972) Fotograf: Dieter Jaeger

Dreharbeiten zu "Die Squaw Tschapajews"

Günter Meyer bei den Dreharbeiten zu DIE SQUAW TSCHAPAJEWS (R: Günter Meyer, 1972) Fotograf: Dieter Jaeger

Mit seinen Dokumentarfilmen will der Regisseur das Spielen, das Abenteuer wieder ins Bewusstsein der Zuschauer rücken. In BUNNEBACKE (1974) begibt sich das Filmteam auf die Suche nach einem Lied. In DIE VERSCHWUNDENE BURG (1979) erfahren die Kinder, was sie ergründen können, wenn sie sich mit einer Sache näher beschäftigen, in diesem Fall mit dem Thema „Ritter im Mittelalter“. WO DIE HÄUSER HAISELN SIND (1983/84) entdeckt ein Spielzeugland im erzgebirgischen Waschleithe. In FILM-SALABIM (1983) verdeutlicht der Regisseur den Kindern, wie im Studio Trickaufnahmen entstehen. Die Erklärungen sind in eine Geschichte eingebunden: Ein Pförtner des Filmstudios verfolgt Prinz und Prinzessin durch das Gelände, weil sich beide an der Tür nicht ausweisen können. In ROBINSONS HÜTTE (1980) verbringt eine Familie Silvester in einer einsamen Baude im Gebirge und schneit ein. Zu den bekannteren Dokumentarfilmen zählt auch UNTERM PFLASTER VON BERLIN (1984), eine Reportage über die Kanalisation der Millionenstadt. Der Film zeigt die unterirdischen Flüsse Berlins, spricht über das Abwassersystem der Millionenstadt. Die Kamera begleitet die Arbeiter hinunter in die Gewölbe der Kanalisation und berichtet von ihrer Arbeit.

Neben seinen Dokumentarfilmarbeiten stellt Günter Meyer auch Spielfilme und TV-Serien für Kinder her. In vielen seiner Spielfilme offenbart Günter Meyer seine Liebe zum Märchenhaften und Unwahrscheinlichem: Figuren aus der Märchen- und Sagenwelt werden in der heutigen Zeit lebendig oder gemalte Menschen entsteigen ihren berühmten Gemälden und schauen sich in der Gegenwart um. Mit DIE SQUAW TSCHAPAJEWS (1972) legt er seinen ersten Spielfilm vor.

Erzählt wird von zwei Schulklassen, die Punkte sammeln müssen, um eine Ostsee-Reise zu gewinnen. Den turbulenten Kinderfilm KAI AUS DER KISTE (1988) inszeniert der Regisseur nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Wolf Durian. Der reiche amerikanische Kaugummi-Promotion-Manager Mac Allen will 1923 für die beiden Kaugummimarken „Bäng“ und „Bong“ den deutschen Markt erobern und sucht dafür einen Reklame-König. Der 13-jährige Kai hört davon und will mit seinen Freunden von der „Schwarzen Hand“ alle Bewerber ausstechen. Wie er das anstellt, ist eine wunderbar unglaubliche Geschichte, tempo- und ideenreich erzählt. Der Film wird ein Erfolg an den Kinokassen, begeistert junges wie altes Publikum. Neben dem Spielfilm entsteht der Dokumentarfilm KAI FÜR KISTE GESUCHT (1988), der die Vorbereitungen für den Film und die Suche nach den Kinderdarstellern dokumentiert. Auch mit dem Kinderfilm SHERLOCK HOLMES UND DIE SIEBEN ZWERGE (1991/92-1994) kann der Regisseur einen Erfolg verbuchen.

Filmstill zu "Die Squaw Tschapajews"

Lars Klemm in DIE SQUAW TSCHAPAJEWS (R: Günter Meyer, 1972) Fotograf: Dieter Jaeger

Filmstill zu "Die Squaw Tschapajews"

Anke Schwenn in DIE SQUAW TSCHAPAJEWS (R: Günter Meyer, 1972) Fotograf: Dieter Jaeger

Der pensionierte Kriminalhauptkommissar und Großvater Hans Holms (gespielt von  Alfred Müller) muss unverhofft mit seinen zwei Enkelkindern ins Märchenland reisen und dort einen Fall um das entführte Schneewittchen lösen. In einem der letzten DEFA-Filme OLLE HEXE (1990) werden zwei Kinder, die sich gerade im Hochhausfahrstuhl streiten, in ein Phantasieland befördert. Hier müssen sie erkennen, dass sie nur gemeinsam gegen eine böse Hexe bestehen können.

Besonderen Erfolg erzielt Günter Meyer mit seinen SPUK-Filmen. Im SPUK UNTERM RIESENRAD (1978) verfolgen drei Berliner Kindern die drei ausgerissenen Gespenster der Geisterbahn ihres Großvaters. In SPUK IM HOCHHAUS (1982) erwacht ein räuberisches Gastwirtsehepaar aus dem 18. Jahrhundert aus ihrem 200-jährigen Schlaf und muss nun sieben gute Taten vollbringen, um zur Ruhe zu kommen.

Familie Habermann aus dem Erzgebirge in SPUK VON DRAUSSEN (1987) kommen den Außerirdischen Obskuranern auf die Schliche. Einer von ihnen lebt seit Jahren auf der Erde und versteckt sich als Opa Rodenwald. Alle drei TV-Serien, die teilweise auch im Kino ausgestrahlt werden, sind überaus erfolgreich. Dem Filmteam gelingen zahlreiche groteske Szenen, indem sie Gegenstände des Alltags verfremden. Sie verknüpfen fantastische Elemente mit der alltäglichen Erlebniswelt der jungen Protagonisten, erzeugen mit ihren zahlreichen geisterhaften Einfällen Spannung und Humor. Außerdem werden die Erwachsenen auf die Schippe genommen, ihre Sichtweise mit hübschen satirischen Zuspitzungen häufig in Frage gestellt. Auch in den 1990er Jahren setzt Günter Meyer das Erfolgsrezept fort. In SPUK AUS DER GRUFT (1997) wird der Junker Friedrich von Kuhlbanz, der vor fast 300 Jahren des Mordes verdächtigt wurde, wieder lebendig. Er findet keine Ruhe, bevor der wahre Schuldige entlarvt ist. Das Mädchen Maja hilft ihm, seine Unschuld zu beweisen. In der Fortsetzung SPUK IM REICH DER SCHATTEN (1999) muss sich Maja gegen die finsteren Pläne des abgrundtief bösen Bruders von Junker Friedrich wehren. In SPUK AM TOR DER ZEIT (2002) ist es umgekehrt: In der Familiengruft entdeckt der 12-jährige Marco ein Schlupfloch zur Vergangenheit, durch das er direkt ins Jahr 1766 gelangt.

Filmstill zu "Olle Hexe"

Anne-Else Paetzold in OLLE HEXE (R: Günter Meyer, 1990) Fotograf: Jürgen Hoeftmann

Filmstill zu "Olle Hexe"

Anne Szarvasy, Hajo Müller und Tobias Gottschlich in OLLE HEXE (R: Günter Meyer, 1990) Fotograf: Jürgen Hoeftmann

In seinem bisher letzten Kinofilm DER DOLCH DES BATU KHAN (2004) ist es der 12-jährige Sebastian mit seinen Freunden, die im „Grünen Gewölbe“ in Dresden einem Kriminalfall auf die Spur kommen. Wieder ist es die liebevolle Art, mit der der Regisseur seine Protagonisten ernst nimmt. Es geht ihm nicht um die platte Präsentation von actiongeladenen Szenen, vielmehr fordert der Film auf sympathische Weise die jungen Zuschauer zum eigenen Denken auf. Die Stadt Dresden spielt zudem die heimliche Hauptrolle und besticht selbstbewusst mit unverbrauchten Schauplätzen.

Immer wieder macht der Regisseur Abstecher in andere Bereiche. Von 1992 bis 1994 leitet Günter Meyer die Sendung „Täter - Opfer - Polizei“ des Ostdeutschen Rundfunks, inszeniert auch einige Folgen. 1994 entsteht unter seiner Regie die 13teilige TV-Serie „Die Trotzkis“, über schlichte ostdeutsche Menschen, die die Tücken der Marktwirtschaft meistern müssen. Die Dokumentation EIN BISSCHEN LUFT UNTER DIE FLÜGEL (2004) ist der offizielle Film zum 50. Geburtstag der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Neben Aussagen prominenter Absolventen stehen heutige Aufnahmegespräche.

Zusammengestellt von Ines Walk. (Stand: August 2006)

Auszeichnungen

  • 1981: JEDER LACHT SO GUT ER KANN - Nationales Kinder- und Jugendfilmfestival "Goldener Spatz": Goldener Spatz für den Besten Kinderfilm
  • 1982: Heinrich Greif-Preis III. Klasse
  • 1985: UNTERM PFLASTER VON BERLIN - Nationales Kinder- und Jugendfilmfestival "Goldener Spatz": Goldener Spatz für den Besten Kinderdokumentarfilm
  • 1987: Urkunden und WirSachen - Nationales Kinder- und Jugendfilmfestival "Goldener Spatz": Ehrenpreis der Jury als Bester Dokumentarfilm
  • 1989: KAI AUS DER KISTE - Nationales Kinder- und Jugendfilmfestival "Goldener Spatz": Ehrenpreis der Kinderjury
  • 1993: SHERLOCK HOLMES UND DIE SIEBEN ZWERGE - Nationales Kinder- und Jugendfilmfestival "Goldener Spatz": Goldener Spatz für den Besten Kinderfilm
  • 1999: SPUK AUS DER GRUFT - Nationales Kinder- und Jugendfilmfestival "Goldener Spatz": Goldener Spatz für den Besten Kinderfilm
  • 1999: SPUK AUS DER GRUFT - Erich Kästner-Fernsehpreis
  • 2002: SPUK AM TOR DER ZEIT - Alpinale: Goldenes Einhorn - Kinderfilmfest Augsburg: Augsburger Kinderfilmdrachen
  • 2004: DER DOLCH DES BATU KAHN - Kinderfilmfest München: Fox Kids Award als Bester Kinderfilm
  • 2004: DER DOLCH DES BATU KAHN - Filmfest Göttingen: Preis der Kinderjury
  • 2004: DER DOLCH DES BATU KAHN - Kinderfilmfest Münster: Lobende Erwähnung
  • 2005: DER DOLCH DES BATU KAHN - o. A.

Literatur

  • Günter Meyer: Die Figur des Kriminalkomissars in den DEFA-Filmen "For eyes only" und "Schwarzer Samt" - Probleme der Heldenkonzeption und - Gestaltung im sozialistischen Kriminalfilm, Diplomarbeit an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg im Fachbereich Regie, 1968.
  • Wilfriede Eichler: Geschichten vom Glück [Interview], in: Nationalzeitung Berlin, 12.02.1972.
  • Ralf Schenk: "Film-Salabim" - Ein Gespräch mit Günter Meyer, in: Film und Fernsehen 10/1984.
  • Ilona Rühmann: Mit Laserstrahl und Nachttischlampe [Interview], in: für dich, 09.07.1987.
  • Norbert Tolsdorf: Ein Gespräch mit dem Dokumentarfilmregisseur Günter Meyer, in: Filmspiegel 25/1987.
  • Günter Meyer: Kaugummi statt Zigaretten: Diskussion zum Kinderfilm, in: Film und Fernsehen 02/1989.
  • Klaus-Dieter Winzer: Außerirdische auf den Greifensteinen oder ohne Märchen wird keiner groß [Interview], in: Freie Presse, 13.01.1989.
  • Günter Meyer:  Die Geister, die ich rief... Von dem Vergnügen, Filme zu drehen, Schriftenreihe der DEFA-Stiftung, 2012

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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