Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Jaecki Schwarz

Schauspieler

* 26. Februar 1946 in Berlin

Biografie

Filmstill zu "Konzert für Bratpfanne und Orchester"

Jaecki Schwarz

in KONZERT FÜR BRATPFANNE UND ORCHESTER (R: Hannelore Unterberg, 1975) Fotografin: Christa Köfer

Der Schauspieler Jaecki Schwarz zählt mit rund 120 Film- und Fernsehrollen zu den meistbeschäftigten Darstellern bei der DEFA und dem Fernsehen der DDR. Der Mime überzeugt durch seine unkonventionelle Darstellung, besitzt trockenen Humor und gefällt durch urwüchsigen Mutterwitz. Seine jugendliche Protagonisten sind sorglos, sensibel, wandeln unbeschwert durch den Alltag, mit den Jahren werden seine Figuren schlitzohrig, ironisch und hintergründig.

Jaecki Schwarz wird am 26. Februar 1946 in Berlin geboren. Bereits während der Schulzeit entdeckt er seine Liebe zur Schauspielkunst. Er wirkt im Schultheater mit. Außerdem ist er Mitglied des Jugendclubs am Deutschen Theater in Berlin, der extra für theaterinteressierte Schüler und Jugendliche gegründet worden ist. Nach seinem Abitur absolviert er eine Lehre als Fotochemiefacharbeiter. Dann bewirbt er sich zweimal an verschiedenen Schauspielschulen, erhält aber jeweils nach der Eignungsprüfung eine Ablehnung. Beim dritten Mal schafft er es. Von 1965 bis 1969 studiert Jaecki Schwarz an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg.

Bereits als Student wird der junge Schauspieler entdeckt. Der Regisseur  Konrad Wolf besetzt ihn mit der Hauptrolle in seinem autobiografischen Film ICH WAR NEUNZEHN (1967). Erzählt wird von emigrierten Gregor Hecker, der als Soldat der Roten Armee Deutschland und die Deutschen zwischen dem 16. April und dem 3. Mai 1945 auf dem Weg von der Oder bis zu einem westlich von Berlin entdeckt. Ohne Pathos, Idealisierung und Sentimentalität schildert der Film die Schrecken des Krieges. Der sehr persönliche, authentische und aufrichtige Film wird auch wegen der starken emotionalen Ausstrahlung des Hauptdarstellers ein großer Erfolg im In- und Ausland.

Filmstill zu "Ich war neunzehn"

Jaecki Schwarz in ICH WAR NEUNZEHN (R: Konrad Wolf, 1967) Fotograf: Werner Bergmann, Wolfgang Ebert, Bernd Sperberg

Filmstill zu "Weite Straßen - stille Liebe"

Manfred Krug und Jaecki Schwarz in WEITE STRASSE - STILLE LIEBE (R: Herrmann Zschoche, 1969) Fotografen: Klaus Goldmann, Waltraut Pathenheimer

Nach seinem Studium erhält der Schauspieler ein Engagement an den Bühnen der Stadt Magdeburg. Er spielt in William Shakespeare-Stücken, gibt Romeo, den Puck in „Ein Sommernachtstraum“, tritt aber auch in Gegenwartsstücken von Heiner Müller und Hermann Kant auf. Mitte der 1970er Jahre ruft Berlin. Er wird 1974 Mitglied des Berliner Ensemble, dem er bis 1997 angehört. Hier tritt er in allen wichtigen Bertolt Brecht-Stücken auf, spielt Maxim Gorki, Heiner Müller, Volker Braun und wieder Shakespeare. Er arbeitet unter anderem mit den Regisseuren Christoph Schroth, Fritz Marquardt, Manfred Wekwerth und Peter Zadek zusammen. 1996 wird er von Katharina Thalbach ans Maxim Gorki-Theater für die Rolle des Bürgermeisters in „Der Hauptmann von Köpenick“ geholt.

Neben seiner Theaterarbeit ist Jaecki Schwarz ein gern besetzter Schauspieler bei der DEFA. Kurz nach seinem Erfolg mit ICH WAR NEUNZEHN (1967) spielt er neben Manfred Krug in WEITE STRASSEN - STILLE LIEBE (1969) unter der Regie von  Herrmann Zschoche. Die Freundschaft zwischen einem Fernfahrer und einem Studenten zerbricht, weil sie beide dieselbe Frau (gespielt von  Jutta Hoffmann) lieben. Der Alltag wird in diesem Unterhaltungsfilm sehr eindringlich und mit viel Liebe zum Detail geschildert. In dem heiteren und unbeschwerten Liebesfilm DU UND ICH UND KLEIN-PARIS (1970) gibt er einen Philosophiestudenten. Als eben dieser agiert er in einer Nebenrolle auch in DER DRITTE (1971) von Egon Günther. In diesen Filmen ist Jaecki Schwarz der unbekümmerte junge Mann, klug und sensibel, der sich mit Humor und Augenzwinkern durch den Alltag bewegt.

Einen weiteren Erfolg kann der Darsteller in DIE SCHLÜSSEL (1973) wieder unter der Regie von  Egon Günther verzeichnen. Das junge Paar Ric (gespielt von  Jutta Hoffmann) und Klaus reist nach Krakow. Während ihres Urlaubs erkennen sie die Unterschiedlichkeiten ihrer Lebensauffassung. Erst als Ric bei einem Unfall umkommt, nimmt Klaus seine Unfähigkeit wahr, sich in andere Menschen hineinzufühlen. Der Film ist hervorragend besetzt, Jaecki Schwarz gibt diesmal den Studenten hochmütig, selbstgefällig gegenüber seiner Partnerin, die als Arbeiterin ihren Lebensunterhalt verdient. Dem Regisseur gelingt ein locker, impressionistisch inszenierter Film, der wichtige Themen aufrichtig verhandelt.

Trailer zu DU UND ICH UND KLEIN-PARIS (R: Werner Wolfgang Wallroth, 1970)

In der Folge ist der Darsteller in zahlreichen Filmen präsent, tritt häufig in Nebenrollen auf. Er gibt Manne in SUSE, LIEBE SUSE (1974) von  Horst Seemann, der seine Freundin nebst Kind verläßt und im Gefängnis wegen versuchter Republikflucht sitzt, spielt Sohni Müller in der erfolgreichen Komödie EINFACH BLUMEN AUFS DACH (1979). Häufig agiert Jaecki Schwarz in Kinder- und Märchenfilmen, so in dem KONZERT FÜR BRATPFANNE UND ORCHESTER (1975), EIN MÄDCHEN AUS SCHNEE (1978) sowie in ISABEL AUF DER TREPPE (1983). In BÜRGSCHAFT FÜR EIN JAHR (1981) von Herrmann Zschoche fällt Jaecki Schwarz wieder in einer anspruchsvolleren Rolle auf. An der Seite von  Katrin Sass und Monika Lennartz spielt er den Bürgen einer alleinerziehenden Mutter. Ganz langsam wächst er in die Verantwortung hinein, nimmt sich mehr und mehr des Sozialfalls an. Dann sind es wieder Nebenrollen, in denen der Schauspieler überzeugt und in denen er anschaulich Charaktere darstellt.

Auch im Fernsehen der DDR ist Jaecki Schwarz präsent. In dem fünfteiligen TV-Film KRUPP UND KRAUSE (1969) gibt er den jungen Krause. Als großer Bruder Otto überzeugt er in dem siebenteiligen Film DAS MÄDCHEN KRÜMEL (1976). Er spielt einen armen Soldaten in dem Märchenfilm DIE ZERTANZTEN SCHUHE (1977), ist an der Heinrich Mann-Verfilmung IM SCHLARAFFENLAND (1975) beteiligt. In dem siebenteiligen Kriminalfilm GEFÄHRLICHE FAHNDUNG (1978) ist er der junge österreichische Kriminalinspektor Toni Pleisner, der sich auf die Suche nach geraubten Kunstschätzen durch eine Gruppe ehemaliger Nazis macht. Besonders populär wird Jaecki Schwarz durch die TV-Serien POLIZEIRUF 110 und SCHAUSPIELEREIEN.

Filmstill zu "Die Schlüssel"

Jutta Hoffmann und Jaecki Schwarz in DIE SCHLÜSSEL (R: Egon Günther, 1973) Fotograf: Klaus Goldmann

Filmstill zu "Suse, liebe Suse"

Traudl Kulikowsky und Jaecki Schwarz in SUSE, LIEBE SUSE (R: Horst Seemann, 1974) Fotograf: Norbert Kuhröber

Nach dem Zusammenbruch der DDR im November 1989 hat der Schauspieler keine Schwierigkeiten im gesamtdeutschen Fernsehen seine Karriere fortzusetzen. Zahlreich sind seine Auftritte in TV-Serien, unter anderem tritt er als Gast in LIEBLING - KREUZBERG und PRAXIS BULOWBOGEN auf. Ab Mitte der 1990er Jahre ist der Darsteller regelmäßig als Kneipenwirt "Sputnik" in der Krimiserie EIN STARKES TEAM und als Professor Friedländer in der Krankenhaus-Serie FÜR ALLE FÄLLE STEFANIE zu sehen. In vielen anderen Serien steht der Darsteller vor der Kamera.

Seit 1996 ist Jaecki Schwarz Kommissar Schmücke in POLIZEIRUF 110. An der Seite seines Partners Herbert Schneider (gespielt von Wolfgang Winkler) ermittelt er in Halle, liebt gutes Essen und edle Weine, überführt die Verbrecher, in dem er sie geschickt im Plauderton in Gespräche verwickelt. Neben der Arbeit in TV-Serien agiert Jaecki Schwarz auch in anspruchsvollen TV-Produktionen. In dem Dokudrama DEUTSCHLANDSPIEL (2000) von Hans-Christoph Blumenberg, welche die Ereignisse um den Fall der Mauer nachzeichnet, gibt er den SED-Sekretär Roland Wötzel. An der mehrteiligen Chronik LIEBESAU - DIE ANDERE HEIMAT (2001), die Ereignisse in einem Dorf in Sachsen-Anhalt über vier Jahrzehnte thematisiert, ist er ebenfalls beteiligt.

Angebote für Kinofilme kommen dagegen seltener. In der Komödie GO TRABI GO (1992) ist er zu sehen, im Road-Movie BURNING LIFE (1994) ermittelt er als Kommissar Brehme gegen zwei junge Frauen, die im Ostteil des Landes Banken ausrauben und das Geld an Bedürftige verteilen. Außerdem ist Jaecki Schwarz als Sprecher für Dokumentarfilme, Hörspiele und Synchronisationen tätig. Jaecki Schwarz lebt in Berlin.

Verfasst von Ines Walk.

Trailer zu DER TANGOSPIELER (R: Roland Gräf, 1990)

Literatur

  • Marlis Linke: Jaecki Schwarz, in: Renate Seydel (Hrsg.): Schauspieler - Theater, Film, Fernsehen, Henschel Verlag Berlin 1974.
  • Dieter Kranz: Jaecki Schwarz, in: Renate Seydel (Hrsg.): Schauspieler - Theater, Film, Fernsehen, Henschel Verlag Berlin 1980.
  • Hans-Dieter Schütt: Mut zur Freundlichkeit, in: Film und Fernsehen, Nr. 11/1981.
  • Thomas Klug: Her mit dem fiesen Rollen. Jaecki Schwatz ist derzeit im Krimi "Die Staatsanwältin" zu sehen, in: Berliner Zeitung, 18.05.1995.
  • Christina Matte: Fünf Jahre nach der Einheit: Karrieren, in Neues Deutschland, 09./10.09.1995.
  • Christina Matte: "Damit muß ich Geld verdienen, wie der Friseur". Jaecki Schwarz ist gut im TV-Geschäft. Er spielt jede Rolle, die eine ist, weil die Schauspielerei sein Beruf ist, in: Neues Deutschland, 09.09.1995.
  • Ingolf Kern: "Heute ist das Licht das größte Problem". Der Schauspieler Jaecki Schwarz zu den wahren Schwierigkeiten des Fernsehen - Demnächst als TV-Ekel zu erleben, in: Die Welt, 17.10. 1997.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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