Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Joachim Werzlau

Komponist

* 5. August 1913 in Leipzig; † 23. Oktober 2001 in Berlin

Biografie

Der Musiker Joachim Werzlau zählt zu den bedeutendsten Filmkomponisten der DDR. In den 1950er Jahren beginnt er für DEFA-Filme zu komponieren, arbeitet intensiv mit dem Regisseur Konrad Wolf zusammen. In der Teamarbeit mit Regisseur Frank Beyer weist sich der Komponist mehrmals als ein Meister der Filmmusik aus. Hier zeigt sich auch seine künstlerische Entwicklung: nach sinfonischer Orchestermusik sind es immer mehr einzelne Instrumente, die dramaturgische Funktionen übernehmen. Seine Musik prägt für lange Zeit das Niveau und den Stil der DEFA-Filmmusik.

Joachim Werzlau wird am 5. August 1913 in Leipzig geboren. Nach seiner Schulausbildung studiert er 1924 Violine in seiner Heimatstadt, von 1928 bis 1931 arbeitet er als Klavierbaulehrling. Bis 1945 wirkt er als Pianist an Leipziger Theatern und an Ballettschulen, danach an der renommierten Tanzschule der Mary Wigman und beim Sender Leipzig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges beginnt Joachim Werzlau mit seiner Kompositionstätigkeit. Er arbeitet als Pianist und Hauskomponist am politischen Kabarett „Die Rampe“. 1949 wird er beim Berliner Rundfunk Mitglied einer Gruppe von Musikern und Dichtern, die täglich neue Lieder für die Sendereihe „Unser Lied - Unser Leben“ schreiben. Hier sind es politische Lieder, mit denen er im Ostteil Deutschlands bekannt wird, etwa die Pionierlieder „Gestern ist ein Tag gewesen“ und „Pionierrepublik“. Ab den 1950er Jahren komponiert er für Film, Ballett, Schauspiel und Hörspiel. Zu seinen Werken zählen auch zwei Opern: „Regina“ und die Oper für große und kleine Leute „Meister Röckle“ (1976).

Der Regisseur Wolfgang Schlief holt den Komponisten zur DEFA. Sein erster Film, für den Joachim Werzlau die Musik beisteuert, wird SAURE WOCHEN-FROHE FESTE (1950). Hier steht ihm noch der Komponist Walter Sieber zur Seite, der bereits in den 1930er Jahren beim Film beschäftigt ist. Ein Walzer, eine Operettenmelodie und das „Lied der Kohlenpresse“ komponiert Joachim Werzlau für den Film. Nochmals komponiert er für den Regisseur die Titelmusik für den Film DIE STÖRENFRIEDE (1953). Hier ist es ein Pionierlied, das den Ton angibt. Er arbeitet außerdem mit dem Regisseur Herbert Ballmann zusammen, für dessen Kinder- und Märchenfilme er die Musik komponiert. In DAS GEHEIMNISVOLLE WRACK (1954), DER TEUFEL VOM MÜHLENBERG (1954) und TINKO (1956) ist es das große DEFA-Sinfonieorchester, welches noch ganz klassische Filmmusik spielt. In der Folge wird er zu einem viel beschäftigen Komponisten, baut intensive Arbeitsbeziehungen zu verschiedenen Regisseuren auf.

Bei dem Frühwerk des Regisseurs Konrad Wolf steuert Joachim Werzlau die Musik bei. Für GENESUNG (1955) schafft er eine nahezu durchkomponierte Partitur, die bis ins Detail auf die Bilder des Films abgestimmt und stilistisch stark von der sowjetischen Filmmusik beeinflusst ist. Hier wird seine Arbeitsweise deutlich: Der Schneidetisch ist nach eigenem Bekunden für den Komponisten eines der wichtigsten Instrumente bei der Umsetzung seiner Idee. In LISSY (1957) schlägt der Musiker leisere Töne an. Hier untermalt er mit seiner Musik das proletarische Milieu der 1920er Jahre und zeigt den Kontrast zum aufkommenden Faschismus. In SONNENSUCHER (1958) erklingt Kampfmusik zu den Arbeitsleistungen der Wismut-Kumpels.

In der Teamarbeit mit Regisseur Frank Beyer weist sich der Komponist mehrmals als ein Meister der Filmmusik aus. Hier zeigt sich auch seine künstlerische Entwicklung: nach sinfonischer Orchestermusik sind es immer mehr einzelne Instrumente, die dramaturgische Funktionen übernehmen. Dem musikalischen Motiv in ZWEI MÜTTER (1957) liegt ein einfaches Straßenlied zu Grunde. Bei FÜNF PATRONENHÜLSEN (1960) verabschiedet sich der Musiker von der standardisierten Studiomusik, wie sie die damalige Filmproduktion beherrscht. Es gibt kein Orchester, dafür Trommel und Trompete, Blockflöte und Gitarre; eine einfache Partitur, die das spanische Kolorit und das Expressionistische des Films unterstreicht. Die Musik ist ans Sujet gebunden und wirkt somit emotionaler. Ähnliches praktiziert Joachim Werzlau in KÖNIGSKINDER (1962). Hier verwendet er die Melodie des deutschen Volksliedes, dessen Titel dem Film seinen Namen gibt, und variiert es mehrmals. In KARBID UND SAUERAMPFER (1963) unterstreicht er die komischen Elemente des Films, in dem er russische und amerikanische Musik-Standards benutzt, um zu verdeutlichen, in welcher der Besatzungszonen sich der Held auf seiner Odyssee durchs Nachkriegsdeutschland gerade befindet. Die Musik übernimmt immer mehr dramaturgische Funktionen, trägt zum Gelingen der Komödie bei. In seiner letzten Filmarbeit für Frank Beyer setzt er die Musik überaus sparsam ein. Eine Solo-Violine variiert ein volkstümliches Thema in JAKOB DER LÜGNER (1974), traurig und sensibel liegt die Musik über der Geschichte.

Einzelne Arbeiten für andere Regisseure zeugen von der Arbeitsintensität des Komponisten. Eine Polka komponiert er für ROBERT MAYER - DER ARZT AUS HEILBRONN (1955) unter der Regie von Helmut Spieß. Nochmals arbeitet er mit dem Regisseur bei TILMAN RIEMENSCHNEIDER (1958) zusammen. Ab Mitte der 1970er Jahre zieht sich Joachim Werzlau aus dem Filmgeschäft zurück. Nach eigenem Bekunden praktizieren jüngere DEFA-Regisseure und ihre Komponisten eine andere Art Filmmusik.

Joachim Werzlau ist verheiratet. Sein Sohn Friedemann Werzlau ist ebenfalls Musiker, spielt Pauke und Schlagzeug. Der Komponist stirbt am 23. Oktober 2001 in Berlin.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: August 2006)

Auszeichnungen

  • 1961: FÜNF PATRONENHÜLSEN - Heinrich Greif Preis I. Klasse im Kollektiv
  • 1984: Goethepreis der Stadt Berlin

Literatur

  • Joachim Werzlau: Probleme der Filmmusik, in: Musik und Gesellschaft 06/1953.
  • Hansjürgen Schaefer: Er ist so jung geblieben wie seine Kompositionen. Gruß für Joachim Werzlau zum 65. Geburtstag, in: Neues Deutschland, 05.08.1978.
  • o. A.: Interview mit Joachim Werzlau, in: Sonntag 32/1983.
  • Wolfgang Thiel: Von der Symphonik zur Solovioline. Das Filmmusikschaffen Joachim Werzlaus, in: Film und Fernsehen 03/1987.
  • Ralf Schenk: Joachim Werzlau [Nachruf], in: film-dienst 26/2001.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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