Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Karl Plintzner

Kameramann

* 20. Oktober 1911 in Berlin; † 7. Dezember 1975 in Berlin

Biografie

Filmstill zu "for eyes only - streng geheim"

Karl Plintzner

bei den Dreharbeiten zu FOR EYES ONLY (R: János Veiczi, 1963)

Der Kameramann Karl Plintzner ist während seiner Filmkarriere eng mit dem Studio Babelsberg verbunden. Er beginnt in den 1920er Jahren als Mann an der vierten Kamera und arbeitet sich langsam zum Kamera-Assistenten hoch; ist an einigen deutschen Filmklassikern beteiligt. Nach 1945 wird er Erster Kameramann bei der ostdeutschen DEFA und führt die traditionsreiche Filmfotografie des Babelsberger Studios fort, wird zu einem der wichtigsten Kameramänner der 1950er und 1960er Jahre im Studio.

Karl Plintzner wird am 20. Oktober 1911 in Berlin geboren. Sein Vater ist der Filmtechniker Paul Plintzner, der als langjähriger Gewerkschaftler und Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) die Streiks der 1920er/30er Jahre in der Filmstadt Babelsberg organisiert und leitet. Nach seiner Schulzeit beginnt er mit 16 Jahren eine Ausbildung als Lehrling in der Kopieranstalt Foebus-Film AG. Danach besucht er die Fachschule für Fotografie. 1926 startet er seine Filmkarriere bei der Universum Film AG (Ufa); arbeitet unter anderem als vierter Kameramann bei dem Kriminalfilm SPIONE (1927/28) unter der Regie von Fritz Lang mit, darf die Filmkassetten hin- und hertransportieren. An der Kamera ist Karl Plintzner bis 1945 an mehr als 50 Filmen beteiligt; er arbeitet sich langsam zum Kamera-Assistenten hoch bis er in den Credits als Erster Kameramann aufgeführt wird. Sein Handwerk lernt er unter anderem bei den gestandenen Fachleuten Fritz Arno Wagner, Hans Schneeberger und Günther Rittau. Einer seiner frühen, wichtigen Filme, an denen er mitwirkt, ist DER BLAUE ENGEL (1929/30) von Josef von Sternberg.

Filmstill zu "Kabale und Liebe"

Karl Plintzner und Martin Hellberg bei den Dreharbeiten zu KABALE UND LIEBE (R: Martin Hellberg, 1959) Fotograf: Eberhard Dassdorf

Filmstill zu "Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück"

Karl Plintzner und Günter Heimann bei den Dreharbeiten zu MINNA VON BARNHELM ODER DAS SOLDATENGLÜCK (R: Martin Hellberg, 1962) Fotografin: Karin Blasig

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Karl Plintzner zunächst im Kopierwerk Johannisthal als Schmalfilm-Kopierer bei „Sowintorg-Kino“ tätig. Im Mai 1946 wird er als Kamera-Assistent bei der DEFA angestellt. Hier arbeitet er zunächst als Zweiter Kameramann für Friedl Behn-Grund unter anderem bei EHE IM SCHATTEN (1947) mit, bis er 1950 als Erster Kameramann von der DEFA mit einem festen Vertrag eingestellt wird. In der Folge setzt Karl Plintzner die traditionsreiche Filmfotografie des Babelsberger Studios fort, wird zu einem der wichtigsten Kameramänner der 1950er und 1960er Jahre im Studio. Vor allem in Filmen von  Kurt Maetzig und  Slatan Dudow hat er mit seiner Kameraarbeit entscheidenden Anteil am künstlerischen Gesamtgelingen.

Originelle Bildeinfälle kann er gemeinsam mit Friedl Behn-Grund bei DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES HERRN FRIDOLIN B. (1948) unter der Regie von  Wolfgang Staudte einbringen. Er arbeitet mit den Regisseuren  Erich Engel, Kurt Maetzig sowie  Georg Wildhagen zusammen. Dabei ist er in keinem Genre festgelegt; er führt die Kamera bei historischen Bilderbögen wie DIE BUNTKARIERTEN (1949) ebenso wie bei der Operverfilmung FIGAROS HOCHZEIT (1949) oder antifaschistischen Werken. Mit STÄRKER ALS DIE NACHT (1954) unter der Regie von Slatan Dudow zeigt sich Karl Plintzner als Könner der Schwarz-Weiß-Fotografie auf der Höhe seiner Kunst. Durch dynamische Lichtakzente unterstützt er die Dramaturgie; zeigt mit seinen gekonnten Großaufnahmen die Gefühlswelten jener Menschen auf, die zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus fähig waren. Nochmals arbeitet er mit dem Regisseur Kurt Maetzig bei ROMAN EINER JUNGEN EHE (1951) zusammen. Bei den Dreharbeiten zu ERNST THÄLMANN - FÜHRER SEINER KLASSE (1955) von Kurt Maetzig erleidet Karl Plintzner einen schweren Unfall. Schwierige Verletzungen, von denen er sich nie ganz erholt, sind die Folge und fesseln ihn lange ans Krankenbett.

Filmstill zu "Stärker als die Nacht"

Wilhelm Koch-Hooge in STÄRKER ALS DIE NACHT (R: Slatan Dudow, 1954) Fotografen: Manfred Klawikowski, Gerhard Kowalewski

Filmstill zu "Die schwarze Galeere"

Hans-Peter Minetti und Beate Hanspach in DIE SCHWARZE GALEERE (R: Martin Hellberg, 1962) Fotografen: Karin Blasig, Waltraut Pathenheimer

Erst ab 1956 arbeitet Plintzner wieder als Kameramann. Zunächst ist er bei mehreren Produktionen der satirischen Stacheltier-Serie beschäftigt, bis er wieder bei großen Spielfilmproduktionen die Erste Kamera führt. In vielen Fällen sind es Produktionen, die ausschließlich im Studio entstehen, wie zum Beispiel der Märchenfilm DAS SINGENDE, KLINGENDE BÄUMCHEN (1957) von  Francesco Stefani. Der Antikriegsfilm GESCHWADER FLEDERMAUS (1958) von Erich Engel, ein Film über ein amerikanisches Transportgeschwader, dass die französische Kolonialarmee im Krieg gegen Vietnam unterstützt, wird ebenfalls größtenteils im Studio gedreht. Der Film erinnert mit seiner kontrastreichen Schwarz-Weiß-Fotografie an klassische Vorbilder; besonders die Flugszenen sind gekonnt fotografiert. In der Operettenverfilmung MAZURKA DER LIEBE (1957) von Hans Müller fängt Plintzner mit seiner Kamera bunte Massenszenen und schwungvolle Tänze ein. In dem  Martin Hellberg-Film DIE SCHWARZE GALEERE (1962), einem Historienstreifen, der im Holland des 16. Jahrhunderts spielt, gelingen ihm einige realistisch-historische Szenen und Einstellungen, etwa eine Kamerafahrt über die Gesichter der Antwerpener Patrizier in der Kirche, die an die Bildniskunst der alten Niederländer erinnert.

Karl Plintzer gibt sein Wissen und seine Erfahrungen gern an nachfolgende Generationen weiter. Aus seiner Schule sind unter anderem die Kameramänner  Horst E. Brandt, Otto Hanisch, Erwin Anders und  Günter Haubold hervorgegangen. Aus gesundheitlichen Gründen muss Karl Plintzner seine Arbeit als Kameramann Mitte der 1960er Jahre ganz einstellen. In der Folge übt er zahlreiche beratende Tätigkeiten aus. Er stirbt am 7. Dezember 1975 in Berlin.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: August 2006)

Trailer zu DAS SINGENDE, KLINGENDE BÄUMCHEN (R: Francesco Stefani, 1957)

Auszeichnungen

  • o.A.: Nationalpreis
  • 1950: IMMER BEREIT - Nationalpreis III. Klasse (im Kollektiv)
  • 1952: DAS VERURTEILTE DORF - Nationalpreis I. Klasse (im Kollektiv)
  • 1954: ERNST THÄLMANN - SOHN SEINER KLASSE - Nationalpreis I. Klasse (im Kollektiv)
  • 1960: KABALE UND LIEBE - Heinrich Greif-Preis I. Klasse (im Kollektiv)

Literatur

  • Karl-Heinz Busch: Der Kameramann Karl Plintzner, in: Deutsche Filmkunst 03/1958.
  • Horst E. Brandt: Karl Plintzner, in: Horst E. Brandt: Wir Bildermacher ... Kameramänner im DEFA-Studio für Spielfilme. Vom ersten DEFA-Film 1946 bis zur Studio-Abwicklung 1992/1993, Unveröffentlichtes Manuskript 2005, Standort: DEFA-Stiftung Berlin.
  • be: In memorian - Karl Plintzner, in: Filmspiegel 07/1976.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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