Simone von Zglinicki
Schauspielerin
* 3. September 1951 in Chemnitz
Biografie

Simone von Zglinicki
in FÜR DIE LIEBE NOCH ZU MAGER? (R: Bernhard Stephan, 1973) Fotograf: Uwe Fleischer
Die Schauspielerin Simone von Zglinicki sorgt mit ihren ersten beiden DEFA-Filmrollen bei Kritikern und Zuschauern für Furore. Sie spielt junge Mädchen auf ihrem komplizierten Weg zum Erwachsenwerden in Filmen von Bernhard Stephan und Herrmann Zschoche. Ihr unsentimentales und ehrliches, frisches und natürliche Spiel wird gelobt. Das vorwiegend junge Publikum kann sich in FÜR DIE LIEBE NOCH ZU MAGER? (1973) und LIEBE MIT 16 (1974) mit den von ihr dargestellten Charakteren identifizieren.
Simone von Zglinicki wird am 3. September 1951 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geboren. Über ihre familiäre Herkunft ist derzeit nichts bekannt. Nach ihrem Schulabschluss absolviert sie nach einem fünfjährigen Studium im Fach Schauspiel an der Theaterhochschule „Hans Otto“ in Leipzig. Danach wird sie 1974 am Deutschen Theater engagiert, dem sie bis heute angehört.
An der traditionsreichen Theaterstätte erspielt sich die junge Darstellerin nicht nur ein umfangreiches Repertoire, sondern zählt auch bald zu den wichtigsten Darstellerinnen des Ensembles. Unter anderem gibt sie die Miranda in „Der Sturm“ und ist als Katharina in „Die Widerspenstige Zähmung“ – ebenfalls von William Shakespeare – zu sehen. Sie spielt die Regine in der Inszenierung „Gespenster“ unter der Regie von Thomas Langhoff und verkörpert Frau Krehler in „Kanzlist Krehler“ nach Georg Kaiser. Zudem tritt Simone von Zglinicki als Claire in der erfolgreichen Inszenierung „Die Zofen“ unter der Regie von Konstanze Lauterbach auf. Ebenfalls agiert sie als Eurydike in „Antigone“ und Frau Missionar Lina Rose in „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt. Der Theaterarbeit wird die Schauspielerin immer den Vorrang einräumen. Für ihre darstellerischen Leistungen in diversen Stücken am Deutschen Theater ist sie mit dem Kritikerpreis der Berliner Zeitung ausgezeichnet worden.

LIEBE MIT 16 (R: Herrmann Zschoche, 1974) Fotograf: Herbert Kroiss

LIEBE MIT 16 (R: Herrmann Zschoche, 1974) Fotograf: Herbert Kroiss
Bereits kurz nach ihrem Schauspielstudium wird die DEFA auf die junge Darstellerin aufmerksam. Unter der Regie von Bernhard Stephan spielt sie in FÜR DIE LIEBE NOCH ZU MAGER? das junge Mädchen Susanne auf ihrem schwierigen Weg zum Erwachsenwerden. Die unscheinbare Susanne möchte das Herz von Lutz gewinnen, der sie aber kaum bemerkt. Erst als sie selbstbewusst ihm ihre Zuneigung eingesteht, sieht er in ihr mehr als nur eine Freundin. Der Film wird als überaus ehrlich und authentisch eingeschätzt, bietet ein frisches und anrührendes Bild jugendlicher Lebensweise in der DDR. Es ist eine poetisch und einfühlsam erzählte Liebesgeschichte, die mal ernst, mal heiter daherkommt und immer glaubhaft bleibt.
Im selben Jahr feiert auch ihr Film LIEBE MIT 16 von Herrmann Zschoche Premiere. Hier stellt sie das Mädchen Ina dar, die sich in Matti verliebt, aber die junge Beziehung, noch nicht als Endgültiges - wie es die Eltern nahelegen - begreifen will. Besonders die einfühlenden Darstellungen von Simone von Zglinicki in ihren ersten Rollen werden gelobt. In beiden Filmen beweist sie ihre Ausstrahlungskraft, stellt die Probleme einer Jugendlichen mit einer Intensität dar, wie es jungen Schauspielern vor der Kamera nur selten gelingt. Damit gilt die Darstellerin als große Entdeckung des Jahres.
Nach ihrem Erfolg in den zwei Jugendfilmen ist Simone von Zglinicki als Näherin Luisa in dem Märchenfilm HANS RÖCKLE UND DER TEUFEL (1974) zu sehen, in dem der Puppenspieler und Mechanikus Hans Röckle (gespielt von Rolf Hoppe) ihr eine selbstnähende Nadel anfertigt. In dem Kinderfilm DER UNTERGANG DER EMMA (1974) von Helmut Dziuba spielt sie die Pionierleiterin Gretchen, die mit den Kindern das alte Fährschiff „Emma“ wieder flott macht. Eine weitere Hauptrolle übernimmt Simone von Zglinicki in dem Liebesfilm EINE HANDVOLL HOFFNUNG (1977) von Frank Vogel. Sie spielt die Telefonistin Anneliese Weyher, die im Nachkriegs-Berlin erst zu sich selbst finden muss.
In der Folge steht Simone von Zglinicki in zahlreiche größeren und kleineren Rollen in DEFA-Filmen vor der Kamera. Unter anderem ist sie in DIE FLUCHT (1977) unter der Regie von Roland Gräf an der Seite von Armin Mueller-Stahl zu sehen. Nochmals spielt sie unter der Leitung des Regisseurs in MÄRKISCHE FORSCHUNGEN (1981). Hier gibt sie die Frau Unverloren in einem brillanten Schauspielerensemble neben Kurt Böwe, Hermann Beyer und Jutta Wachowiak. Im selben Jahr mimt sie in dem erfolgreichen und mehrfach ausgezeichneten Kinderfilm SABINE KLEIST, 7 JAHRE (1982) von Helmut Dziuba die Heimerzieherin Edith, die die kleine Sabine besonders in ihr Herz geschlossen hat. Als sie ein Kind erwartet, reagiert das Mädchen enttäuscht und stiehlt sich aus dem Kinderheim davon. Der Film ist unsentimental aber sensibel, leise und behutsam zugleich inszeniert.

Simone von Zglinicki, Rolf Hoppe und Matthias Günther in HANS RÖCKEL UND DER TEUFEL (R: Hans Kratzert, 1974) Fotografen: Uwe Fleischer, Dietram Kleist, Karl-Heinz Schröder

DIE FLUCHT (R: Roland Gräf, 1977) Fotograf: Klaus Goldmann
Neben ihrer Arbeit für die DEFA ist Simone von Zglinicki auch im Fernsehen der DDR präsent. Wie viele ihrer Schauspielkollegen ist sie in Teilen der populären Serie DER STAATSANWALT HAT DAS WORT zu sehen. Auch nach der Wiedervereinigung setzt die Schauspielerin ihre Karriere auf der Theaterbühne und am Filmset fort. Sie ist in gesamtdeutschen Fernsehproduktionen präsent, agiert in Kriminalfällen für den POLIZEIRUF 110 sowie in einer SCHIMANSKI-Folge. Auftritte in den Vorabend-Serien GROSSTADTREVIER“, IN ALLER FREUNDSCHAFT und FÜR ALLE FÄLLE STEFANIE komplettieren ihre Aktivitäten vor der Fernsehkamera. Eine größere Rolle erhält sie in der ARD-Serie FAMILIE DR. KLEIST (2004).
Auch in anspruchsvollerer Fernsehunterhaltung ist die Darstellerin präsent. Der Regisseur Andreas Dresen besetzt sie in DAS ANDERE LEBEN DES HERRN KREINS (1994), ein Kammerspiel über einen DDR-Oppositionellen und seinen Stasi-Spitzel. Nochmals arbeitet sie mit dem Regisseur bei seinem Fernsehfilm RAUS AUS DER HAUT (1997) zusammen. Ende der 1990er Jahre übernimmt sie unter anderem eine Rolle in der mehrteiligen Fernsehserie KLEMPNER - EIN LEBEN IN DEUTSCHLAND (1999).
Seltener werden Arbeiten für das Kino; in kleineren Rollen ist Simone von Zglinicki in der frisch vereinten Republik zu sehen. Regisseurin Margarethe von Trotta engagiert die Schauspielerin für DAS VERSPRECHEN (1994). Der Film schildert über 30 Jahre deutsche Geschichte anhand eines Liebespaares, das in den 1960er Jahre in den Westen fliehen will, aber getrennt wird. Außerdem spielt sie in dem Kinderfilm ANNA WUNDER (2000) mit. In dem hochgelobten Spielfilm WOLFSBURG (2003) von Christian Petzold agiert sie als Krankenschwester.
Simone von Zglinicki lebt in Berlin.
Verfasst von Ines Walk.

FÜR DIE LIEBE NOCH ZU MAGER (R: Bernhard Stephan, 1973) Fotograf: Uwe Fleischer

WIE WÄRS MIT UNS BEIDEN (R: Helge Trimpert, 1980) Fotograf: Klaus Zähler
Auszeichnung
- o.A.: Kritikerpreis der Berliner Zeitung für ihre darstellerischen Leistungen am Deutschen Theater
Literatur
- o. A.: Simone von Zglinicki, in: F.-B. Habel und Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999
DEFA-Filmografie
- Für die Liebe noch zu mager? (1973) - Darsteller | Regie: Bernhard Stephan
- Der Untergang der "Emma" (1973 - 1974) - Darsteller | Regie: Helmut Dziuba
- Hans Röckle und der Teufel (1974) - Darsteller | Regie: Hans Kratzert
- Liebe mit 16 (1974) - Darsteller | Regie: Herrmann Zschoche
- DULSCY / Die Moral der Frau Dulska (1976) - Synchronisation (Sprecher) | Regie: Jan Rybkowski
- Ottokar der Weltverbesserer (1976) - Darsteller | Regie: Hans Kratzert
- Die Flucht (1977) - Darsteller | Regie: Roland Gräf
- Eine handvoll Hoffnung (1977) - Darsteller | Regie: Frank Vogel
- Olle Kamellen (1978) - Sprecher | Regie: Dieter Raue
- Schneeweißchen und Rosenrot (1978) - Synchronisation (Sprecher) | Regie: Siegfried Hartmann
- Schatzsucher (1979) - Darsteller | Regie: Bernhard Stephan
- Wie wärs mit uns beiden (1980) - Darsteller | Regie: Helge Trimpert
- Märkische Forschungen (1981) - Darsteller | Regie: Roland Gräf
- Sabine Kleist, 7 Jahre ... (1982) - Darsteller | Regie: Helmut Dziuba
- Erscheinen Pflicht (1983) - Darsteller | Regie: Helmut Dziuba
- Fahrschule (1985 - 1986) - Darsteller | Regie: Bernhard Stephan
- Zeitzeugengespräch: Simone von Zglinicki (2021) - Person, primär | Regie: Ferdinand Teubner, Katrin Teubner
Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.