Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Christel Bodenstein

Schauspielerin

* 13. Oktober 1938 in München

Biografie

Filmstill zu "Revue um Mitternacht"

Christel Bodenstein

in REVUE UM MITTERNACHT (R: Gottfried Kolditz, 1962) Fotograf: Horst Blümel

Christel Bodenstein ist in den 1960er Jahren eine der beliebtesten Schauspielerinnen der DDR. Millionen von Kindern wird sie als schöne, aber hochmütige Prinzessin in dem Märchenfilm DAS SINGENDE, KLINGENDE BÄUMCHEN (1957) in Erinnerung bleiben. In einigen Musikfilmen kann sie ihr tänzerisches Talent zur Geltung bringen. Auch als werktätige Schönheit, sei es als Kranfahrerin, Krankenschwester oder FDJ-Sekretärin auf einer Großbaustelle, gewinnt Christel Bodenstein das damalige Publikum. 

Christel Bodenstein wird am 13. Oktober 1938 in München als Christa Bodenstein geboren. Ab 1944 besucht sie die Grundschule in ihrer Heimatstadt und entwickelt besonderes Interesse für den Tanz. 1949 zieht sie mit ihrer Mutter nach Leipzig. Folgerichtig besucht sie von 1952 bis 1955 die Ballettschule in Leipzig bei Lilo Gruber, an der auch eine Berufsschule integriert ist. An der Staatlichen Ballettschule in Berlin macht sie ihren Abschluss. In der Spielzeit 1955/1956 ist sie als Tänzerin am Landestheater Halle engagiert. Hier debütiert sie in „Frau Luna“ von Paul Lincke als Mondkrümel, spielt kleinere Rollen in Operettenaufführungen. Der Regisseur Kurt Maetzig wird auf sie aufmerksam und empfiehlt ihr, sich schauspielerisch ausbilden zu lassen. Er holt sie ins DEFA-Studio für Probeaufnahmen zu seinem Film SCHLÖSSER UND KATEN (1956), die Rolle erhält allerdings später ihre Schauspielkollegin Karla Runkehl.

Filmstill zu "Der Hauptmann von Köln"

Christel Bodenstein in DER HAUPTMANN VON KÖLN (R: Slatan Dudow, 1956) Fotograf: Heinz Wenzel

Filmstill zu "Das tapfere Schneiderlein"

Christel Bodenstein in DAS TAPFERE SCHNEIDERLEIN (R: Helmut Spieß, 1956) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Obwohl sie kein Filmengagement erhalten hat, beginnt Christel Bodenstein ein Studium im Fachbereich Schauspiel an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg, schließt es erfolgreich 1959 ab. Bereits während ihres Studiums erhält sie von der DEFA Rollen angeboten. Regisseur Slatan Dudow besetzt sie zum ersten Mal in seiner satirischen Komödie DER HAUPTMANN VON KÖLN (1956); hier spielt sie die Verkäuferin Hannelore. Danach wird Christel Bodenstein zur Film-Prinzessin. Als Magd Traute wird sie in DAS TAPFERE SCHNEIDERLEIN (1956) unter der Regie von Helmut Spieß vom Volk zur Königin gemacht. Genau die richtige Prinzessin für Millionen von Kindern wird sie in einer anderen Rolle, ihrer ersten großen Hauptrolle: Als schöne, aber hochmütige Prinzessin in dem Märchenfilm DAS SINGENDE KLINGENDE BÄUMCHEN (1957) von  Francesco Stefani. Von ihrem Hochmut befreit sie sich erst im Reich eines bösen Gnoms; hier lernt sie, was Freundschaft bedeutet. Über die Darstellung hinaus liegt das Besondere des Films in seiner Trickgestaltung und Ausstattung: ganz im Atelier gedreht, verbreitet das Szenenbild einen märchenhaften, entrückten Zauber. Die Rolle der Prinzessin Tausendschön bleibt vielen in Erinnerung. Für die junge Schauspielerin wirken die beiden Filme über lange Zeit imageprägend.

Noch in der Studienzeit wird Christel Bodenstein eine viel engagierte Darstellerin, ist in zahlreichen Lustspielen zu sehen. Sie arbeitet mit bekannten Regisseuren der Zeit zusammen. Regisseur  Frank Vogel holt sie vor seine Kamera, in seinem Lustspiel KLOTZ AM BEIN (1958) verkörpert sie eine junge Ehefrau, die mit einem ererbten Haus viel Aufregung und zugleich Kummer erlebt. Bei Herbert Ballmann und  Gerhard Klein spielt sie eine Kranführerin, die in EIN SOMMERTAG MACHT KEINE LIEBE (1960) einen in sie verliebten 18-jährigen Gymnasiasten etwas Vernunft beibringt. Sie tritt außerdem in Klassikern auf: bei  Martin Hellberg spielt sie Franziska in MINNA VON BARNHELM ODER DAS SOLDATENGLÜCK (1962) und im Fernsehfilm WAS IHR WOLLT(1963) von Lothar Bellag spielt sie die Rolle der Viola.

Trailer zu DAS SINGENDE, KLINGENDE BÄUMCHEN (R: Francesco Stefani, 1957)

Die Schauspielerin ist bemüht, ihre tänzerischen Fähigkeiten auch im Film einzusetzen. Der Musik- und Revuefilm der 1960er Jahre kommt da genau richtig. In MAIBOWLE (1959) und SILVESTERPUNSCH (1960), beide in der Regie von Günter Reisch, spielt sie die Tochter von Wilhelm Lehmann, Meister eines Chemiewerks, die singt und tanzt, sogar auf dem Eis. Die Produktionsassistentin Claudia Glück spielt sie in REVUE UM MITTERNACHT (1962) unter der Regie von  Gottfried Kolditz, die dem jungen Komponist Ritter bei der Erarbeitung eines Revuefilms hilft. Hier überzeugen die Gesangseinlagen der Darsteller, viel Jazz und Soul ist zu hören. Zahlreiche damalige Stars sind vor der Kamera vereint: Gerry Wolff, Werner Lierck, Willy Schwabe und nicht zuletzt  Manfred Krug, der den Komponisten Ritter spielt und die Produktionsassistentin für sich gewinnen kann. Der Film wird in der DDR ein Kassenerfolg. Christel Bodenstein und Manfred Krug werden zum beliebten Film-Paar der DDR. Nicht zuletzt inszeniert sie der Regisseur  Konrad Wolf als kokettadretten Prinzen in dem Kunstfilm DER KLEINE PRINZ (1966) nach Antoine de Saint-Exupéry.

Filmstill zu "Silvesterpunsch"

Christel Bodenstein in SILVESTERPUNSCH (R: Günter Reisch, 1960) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Filmstill zu "Ein Sommertag macht keine Liebe"

Willi Schrade und Christel Bodenstein in EIN SOMMERTAG MACHT KEINE LIEBE (R: Gerhard Klein, 1960) Fotograf: Heinz Wenzel

Gemeinsam mit ihrem Kollegen Manfred Krug agiert Christel Bodenstein auch in ihrem anspruchvollsten DEFA-Film BESCHREIBUNG EINES SOMMERS (1962) von  Ralf Kirsten. Der Film setzt sich problemorientiert mit der Arbeits- und Alltagswelt auseinander. Auf einer Großbaustelle verlieben sich der Ingenieur Tom Breitsprecher und die FDJ-Sekretärin Grit ineinander. Sie ist verheiratet. Als das Verhältnis an den Tag kommt, empören sich die Kollegen, es kommt zu Auseinandersetzungen über die richtige Moral. Die Liebesgeschichte ist in überzeugenden Bildern, menschlich nachvollziehbar gestaltet. Christel Bodenstein liefert hier eine ihrer überzeugendsten Leistungen ab.

Mitte der 1970er Jahre ist die Filmkarriere der Schauspielerin fast zum Erliegen gekommen. Das Fernsehen der DDR bietet keine Alternativen für Christel Bodenstein. Anfang der 1960er Jahre hat sie bereits vor einer Fernsehkamera gestanden, spielt unter anderem in dem fünfteiligen Fernsehfilm DER ERMORDETE GREIFT EIN (1961) unter der Regie von Kurt Jung-Alsen die pflichtbewusste Krankenschwester Inge. Aber die Rollenangebote werden ab Mitte der 1970er Jahre spärlich. Christel Bodenstein konzentriert sich wieder auf ihre musikalischen Wurzeln, beginnt zu singen und geht mit einem Programm auf Tournee durch die DDR. Sie engagiert sich im Theaterbereich, steht zeitweilig als Gast auf der Bühne des Berliner Maxim Gorki-Theater und des Potsdamer Hans Otto-Theaters, ist seit 1976 Mitglied des kleinen Theaters „Das Ei“ im Friedrichstadtpalast Berlin. Hier inszeniert sie Boulevardtheater und musikalisch-literarische Programme, steht auch selbst in solchen Abenden vor dem Publikum neben Künstlern wie Hansgeorg Stengel oder Fritz Decho. Nach der Abwicklung des Theaters Anfang der 1990er Jahre ist sie für die Abendregie als Regie-Assistentin im Friedrichstadtpalast zuständig, seit 1994 auch als Regisseurin, unter anderem bei einem Claire Waldorff-Abend und bei der Revue „Sommernachtsträume“.

Christel Bodenstein heiratet 1960 den Regisseur Konrad Wolf. Ihr Sohn Mirko wird 1961 geboren. Er wird später als Trickfilmzeichner arbeiten. Die Ehe scheitert, wird im Winter 1978 geschieden. In einer weiteren Ehe ist sie mit dem Schauspieler und Dramaturgen Hasso von Lenski verheiratet. Die Familie lebt in Berlin.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: Mai 2006)

Trailer zu REVUE UM MITTERNACHT (R: Gottfried Kolditz, 1962)

Literatur

  • o. A.: Christel Bodenstein, in: Unsere Filmsterne, Verlag Junge Welt 1962.
    Bärbel Dalichow: Christel Bodenstein, in: Ralf Schenk (Hrsg.): Vor der Kamera - Fünfzig Schauspieler in Babelsberg, Henschel Verlag 1995.
  • Barbara Molsen: Aber was ist verwerflich daran?: Christel Bodenstein, in: Barbara Molsen: Zwischentöne - Gespräche mit Schauspielern und Regisseuren, Verlag Das Neue Berlin 1996.
  • Ralf Schenk: Christel Bodenstein, in: Frauengestalten in Film und Fernsehen der DDR, Bundeszentrale für Politische Bildung 1997.
  • Dieter Reimer: Christel Bodenstein, in: Dieter Reimer: DEFA-Stars - Legenden aus Babelsberg, Militzke Verlag, Leipzig 2004.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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