Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Erika Pelikowsky

Schauspielerin

* 18. Januar 1916 in Wien, Österreich; † 21. Februar 1990 Wien, Österreich

Biografie

Filmstill zu "Pension Boulanka"

Erika Pelikowsky

in PENSION BOULANKA (R: Helmut Krätzig, 1964) Fotograf: Horst Bluemel

Die österreichische Schauspielerin Erika Pelikowsky kommt Mitte der 1950er Jahre gemeinsam mit ihrem Ehemann  Wolfgang Heinz und einem Teil des Ensembles der Wiener Scala nach Ostberlin. Am Deutschen Theater und am Berliner Ensemble wird sie eine feste Größe. Seit den 1960er Jahren arbeitet die Darstellerin auch für die DEFA. Hauptrollen sind es nicht, die sie erhält, dafür prägen sich ihre kurzen Auftritte im Gedächtnis der Zuschauer ein.
Erika Pelikowsky wird am 18. Januar 1916 in Wien geboren. Ihr Vater ist höherer Beamter bei der Direktion der Wiener Straßenbahn, ihre Mutter arbeitet als Köchin in der Gastwirtschaft ihrer Großmutter. Bereits während ihrer Kindheit entwickelt sich ein Interesse für das Theater. Ohne Erlaubnis ihrer Eltern, die möchten, dass sie Lehrerin wird, bewirbt sie sich nach ihrer Schulausbildung am renommierten Max Reinhardt-Seminar und wird abgelehnt. Nach Schauspielunterricht bei Professor Geyger wird sie nach einem zweiten Vorsprechen angenommen.

Bei den Salzburger Festspielen sammelt sie als Kleindarstellerin erste Bühnenerfahrungen, wird mit dem Diplom in der Tasche zunächst ans Theater Linz engagiert. Hier spielt sie in „Die Heilige Johanna“ von George Bernard Shaw, nach einem kurzen Zwischenspiel am Innsbrucker Theater kehrt sie in ihre Heimatstadt zurück. Sie arbeitet 1938 als Gast am Burgtheater, wird später fest engagiert. Neben Ewald Balser steht sie in „Cromwell“ nach Victor Hugo auf der Bühne, ist die Hermia in „Der Sommernachtstraum“ von William Shakespeare, die Luise in „Kabale und Liebe“ sowie die Amalia in „Die Räuber“, beide von Friedrich Schiller. Zwischenzeitlich - in der Spielzeit 1943/44 - steht sie unter dem Intendanten Heinrich George am Berliner Schillertheater unter Vertrag, kehrt aber wieder nach Wien zurück und arbeitet am Burg- sowie am Volkstheater.

Filmstill zu "Trübe Wasser"

Erika Pelikowsky und Ekkehard Schall in TRÜBE WASSER (R: Louis Daquin, 1960) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Filmstill zu "Pension Boulanka"

Horst Weinheimer, Erika Pelikowsky und Ingolf Gorges in PENSION BOULANKA (R: Helmut Krätzig, 1964) Fotograf: Horst Blümel

Seit 1948 steht Erika Pelikowsky auf der Bühne der Scala in Wien. Der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Heinz hat das Theater 1948 von der sowjetischen Besatzungsmacht erhalten und mit modernen, politisch links orientierten Stücken enorme Resonanz erzielt. Im Sommer 1956 wird die Spielstätte aus politischen Gründen geschlossen. Der Intendant des Deutschen Theaters  Wolfgang Langhoff engagiert Wolfgang Heinz, Erika Pelikowsky und weitere Scala-Schauspieler, darunter Karl Paryla, Emil Stöhr, Hortense Raky und Trude Bechmann. Ihr Erfolgsstück „Kleinbürger“ nach Maxim Gorki wird auch in Berlin eine Attraktion. 1961 inszeniert Wolfgang Heinz mit Erika Pelikowsky als Ranjewskaja den „Kirschgarten“ von Anton Tschechow. Das Stück „Geliebter Lügner“ von Jerome Kilty wird durch sie und ihren Mitspieler Herwart Grosse zum Theaterdauererfolg. Sie spielt die Stella in George Bernard Shaws Theaterstück, eine kleinbürgerliche Marthe in „Faust“ nach Johann Wolfgang Goethe. Bis 1971 arbeitet sie am Deutschen Theater, danach wechselt sie auf Wunsch von Helene Weigel ans Berliner Ensemble und ist dort bis 1986 fest engagiert.

Seit den 1960er Jahren arbeitet Erika Pelikowsky auch für die DEFA. Hauptrollen sind es nicht, die sie erhält, dafür prägen sich ihre Auftritte ein. Als skurrile Pensionswirtin glänzt sie in PENSION BOULANKA (1964) unter der Regie von Helmut Krätzig. Sie spielt die Frau des Bildhauers Ernst Barlach in  Ralf Kirstens intensiver Studie
DER VERLORENE ENGEL (1966-1971), der erst Anfang der 1970er Jahre in die Kinos kommt. Sie gibt die Frau des Künstlers still und besorgt, mit großem Verständnis für die Zweifel ihres Ehemannes, der erleben muss, dass die Nationalsozialisten seinen „Schwebenden Engel“ aus dem Güstrower Dom entfernen. Als Diakonissin in
 Egon Günthers Film DER DRITTE (1971) hat sie maßgeblichen Einfluss auf die Hauptfigur Margit
(gespielt von  Jutta Hoffmann). Unter der Regie von  Roland Gräf hat sie in dem Film DIE FLUCHT (1977) ihren letzten großen DEFA-Auftritt in der Rolle der Professorin Hilde Mittenzwei.

Filmstill zu "Lebende Ware"

Wolfgang Greese und Erika Pelikowsky in LEBENDE WARE (R: Wolfgang Luderer, 1966) Fotografen: Dieter Jaeger, Hans Joachim Zillmer

Filmstill zu "Unterwegs zu Lenin"

Helga Göring und Erika Pelikowsky in UNTERWEGS ZU LENIN (R: Günter Reisch, 1970) Fotograf: Rudolf Meister

In zahlreichen Fernsehfilmen ist die Schauspielerin ebenfalls präsent. In der Helmut Sakowski-Verfilmung WEGE ÜBERS LAND (1968) gibt sie die Großbäuerin Lesstorff: verhärtet und bösartig. Seit den 1970er Jahre spielt sie reifere Frauen, Mütter und Großmütter. In dem DDR-Fernsehklassiker DANIEL DRUSKAT (1976) verkörpert sie die Schankwirtin Anna Preibisch. Hier kann sie die widersprüchlichsten Gefühle einer starken und zugleich schwachen Frau zum Ausdruck bringen. Erika Pelikowsky gibt auch Salondamen, etwa in dem TV-Dreiteiler ABSCHIED VOM FRIEDEN (1977) von Hans-Joachim Kasprzik. In der sechsteiligen Serie Einzug ins Paradies (1987) nach einem Roman von Hans Weber spielt sie eine der wichtigen Großmutter-Rollen: mit sparsamen Gesten, gütig und warmherzig. Neben ihrer darstellerischen Arbeit gehört sie als nebenamtliche Dozentin zum Lehrkörper der Berliner Schauspielschule.

In erster Ehe ist die Schauspielerin seit Anfang 1944 mit ihrem Kollegen Mihau Popescu verheiratet. Er stirbt während des Zweiten Weltkrieges. Ihr zweiter Ehemann wird Wolfgang Heinz, österreichischer Schauspieler und späterer Regisseur sowie Oberspielleiter des Deutschen Theaters in Berlin. Ihre gemeinsame Tochter Gabriele Heinz (geb. 1948) wird später auch als Schauspielerin, unter anderem an der Arbeitsstätte ihrer Eltern, dem Deutschen Theater, arbeiten.

Erika Pelikowsky zieht sich nach dem Tod ihres Ehemanns 1984 mehr und mehr ins private Leben zurück. 1987 erleidet sie einen Unfall. Die Schauspielerin stirbt am 21. Februar 1990 in Wien.

Zusammengestellt von Ines Walk. (Stand: August 2006)

Trailer zu BEETHOVEN - TAGE AUS EINEM LEBEN (R: Horst Seemann, 1976)

Auszeichnungen

  • o. A.: Nationalpreis
  • o. A.: Kunstpreis der DDR

Literatur

  • o.A.: Reicher, bunter, tiefer - Unser H.-Mitarbeiter sprach mit Erika Pelikowsky, in: Berliner Zeitung, 05.12.1964.
  • Manfred Heidecke: Für den Bildschirm porträtiert - Erika Pelikowsky, in: Filmspiegel 11/1965.
  • Martin Linzer: Erika Pelikowsky, in: Renate Seydel (Hrsg.): Schauspieler. Theater - Film - Fernsehen, Henschel Verlag Berlin 1966.
  • Irma Zimm: Nachrichten von Pelagea [Inteview], in: BZ am Abend, 30.01.1981.
  • Ursula Mewes: Und was sie spielt wird immer Charakter - Der Schauspielerin Erika Pelikowsky zum Siebzigsten, in: Neues Deutschland, 18./19.01.1986.
  • Christoph Funke: Beteiligtsein und Distanz - Erika Pelikowsky zum 70. Geburtstag, in: Der Morgen, 18.01.1986.
  • Helga Schwarz-Stötzer: Erika Pelikowsky: Man nennt es Glück, in: Helga Schwarz-Stötzer: Mit Leib und Seele. Eine Porträtsammlung, Berliner Verlag 1990.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

menu arrow-external arrow-internal camera tv print arrow-down arrow-left arrow-right arrow-top arrow-link sound display date facebook facebook-full range framing download filmrole cleaning Person retouching scan search audio cancel youtube instagram