Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Fred Düren

Schauspieler

* 2. Dezember 1928 in Berlin; † 2. März 2015 in Jerusalem, Israel

Biografie

Filmstill zu "Mir nach, Canaillen!"

Fred Düren

in MIR NACH, CANAILLEN! (R: Ralf Kirsten, 1964) Fotograf: Horst Blümel

Seit 1955 ist der gefeierte Bühnenschauspieler Fred Düren auch in Filmen zu sehen. In mehr als 25 DEFA-Filmen steht er vor der Kamera. Häufig spielt er tragende Rollen, in denen er ausgeprägte Persönlichkeiten verkörpert: den Künstler Ernst Barlach etwa oder den Arzt Karl Kollwitz. Fred Düren spielt mit wenigen Gesten, dafür mit umso mehr Intensität. Seine Kommunisten, deutschen NS-Offiziere oder auch phantastischen Operngestalten prägen sich ein. Er zählt zu den großen Charakterdarstellern der DDR.

Fred Düren wird am 2. Dezember 1928 in Berlin geboren. Sein Vater ist Arbeiter. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges, den er in Berlin übersteht, beginnt er eine Ausbildung an der Schauspielschule des Deutschen Theaters, studiert dort von 1945 bis 1947. Noch während seiner Ausbildung erhält er 1946 sein erstes Engagement am Landestheater Brandenburg in Potsdam. Danach beginnt er eine Wanderschaft durch Ostdeutschland. Er spielt ab 1948 auf Bühnen in Ludwigslust, Wismar und Schwerin.

1953 holt ihn der Intendant des Berliner Ensembles Bertolt Brecht an sein Theater. In zahlreichen Rollen überzeugt der Schauspieler das Berliner Publikum. In modernen Stücken fühlt er sich genauso zu Hause wie in klassischen Bühnenwerken von Friedrich Schiller oder William Shakespeare. Er ist unter anderem in „Der kaukasische Kreidekreis“ (1954), in „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1956) und „Das Leben des Galilei“ (1957) zu sehen. Seit 1958 ist Fred Düren Mitglied des Deutschen Theaters. Unter dem Intendanten, Regisseur und Schauspieler  Wolfgang Langhoff wächst er zu einem wichtigen Ensemblemitglied heran, ist bis 1988 Mitglied der renommierten Bühne. Am Deutschen Theater spielt Fred Düren in jenen Stücken, die das Ensemble über die Grenzen der DDR hinaus bekannt machen und die traditionsreiche Schauspielkunst des weltbekannten Theaters bewahren. In dem Peter Hacks/Aristophanes-Stück „Der Frieden“ (1962) ist er als Trygaios zu sehen. Unter der Regie von Heiner Müller spielt er in Sophokles „Ödipus, der Tyrann“ (1967). In der legendären „Faust-Inszenierung“ (1968) von Adolf Dresen und Wolfgang Heinz spielt er die Hauptrolle; wird damit zu einer Legende. Als Schauspieler in tragischen Rollen überzeugt er ebenso wie mit seinem komischen Talent, mit dem er das Publikum zum Lachen bringt. Gelobt werden besonders sein Witz, die Intelligenz seines Spiels, sein rhythmisches Empfinden und die wandelbare, vielfarbige Stimme des Schauspielers.

Filmstill zu "Sie nannten ihn Amigo"

Fred Düren in SIE NANNTEN IHN AMIGO (R: Heiner Carow, 1958) Fotograf: Hans Bernd Baxmann

Filmstill zu "Der fliegende Holländer"

Fred Düren in DER FLIEGENDE HOLLÄNDER (R: Joachim Herz, 1964) Fotograf: Heinz Wenzel

Mitte der 1950er Jahre entdeckt die DEFA den erfolgreichen Bühnenschauspieler. Fred Düren debütiert als Offizier in ROBERT MAYER, DER ARZT AUS HEILBRONN (1955) von Helmut Spieß. Bereits mit seinem zweiten Film fällt er auf. Von dem Regisseur  Heiner Carow erhält Fred Düren seine erste Hauptrolle in dessen antifaschistischen Jugendfilm SIE NANNTEN IHN AMIGO (1958). Dort spielt er den verfolgten Kommunisten Pepp, der von dem mutigen Jungen Amigo - gespielt von  Ernst-Georg Schwill - in einem Berliner Hinterhof versteckt wird. Obwohl der leise und emotional ansprechende Film mit einem plakativen Ende versehen wird, ragt er doch aus der Jahresproduktion heraus. Besonders die schauspielerische Leistung von Fred Düren, seine stille Darstellung ohne heroische Attitüde wird gelobt. Ebenso künstlerisch beachtenswert ist die Rolle des Holländers in dem Opernfilm DER FLIEGENDE HOLLÄNDER (1964) von Joachim Herz. Der Film wird zwar von der Kritik als gelungene Adaption einer Oper gelobt, gehört aber zu den größten finanziellen Misserfolgen der DEFA.

Fred Düren spielt in der Franz Fühmann-Adaption DER VERLORENE ENGEL (1966-1971) unter der Regie von  Ralf Kirsten die Rolle des Ernst Barlach. Der Film schildert einen Tag im Leben des Künstlers, der am Ende seiner Tage von den Faschisten geächtet wird. Der Film gehört zu jener Jahresproduktion der DEFA, die 1965/66 nicht uraufgeführt, in den Dreharbeiten unterbrochen werden oder ganz unvollendet bleiben. Nach einer zweiten Drehphase kommt der formal wie inhaltlich anspruchsvolle Film 1971 für kurze Zeit in die DDR-Kinos. Nochmals arbeitet der Schauspieler mit dem Regisseur bei NETZWERK (1969) nach einem Buch von Eberhard Panitz zusammen. Hier gibt er einen erfahrenen, älteren Meister, der bei der Einführung neuer Produktionsmethoden einen physischen Zusammen-bruch erleidet. Dadurch wird eine kritische Reflexion im Betrieb, bei der Familie, bei Kollegen und Freunden ausgelöst. Hervorragende Schauspielerleistungen beleben den nachdenklichen, etwas unübersichtlichen Film. Auch für die Filmbiografie KÄTHE KOLLWITZ - BILDER EINES LEBENS (1986) engagiert Ralf Kirsten den Schauspieler. Hier spielt er den Ehemann der Künstlerin (verkörpert von  Jutta Wachowiak), unscheinbar und im Hintergrund agierend.

Filmstill zu "Goya"

Fred Düren in GOYA (R: Konrad Wolf, 1971) Fotograf: Arkadi Sager

Filmstill zu "Käthe Kollwitz - Bilder eines Lebens"

Fred Düren und Jutta Wachowiak in KÄTHE KOLLWITZ - BILDER EINES LEBENS (R: Ralf Kirsten, 1986) Fotograf: Norbert Kuhröber

Fred Düren, dem das Theater immer noch als die wichtigere Möglichkeit für seine künstlerische Selbstverwirklichung gilt, arbeitet unter anderem auch mit den Regisseuren  Konrad Wolf und  Frank Beyer zusammen. In GOYA (1971) gibt er Augustin Esteve, den kritischen Freund des Künstlers. In AUFENTHALT (1982) nach Hermann Kant spielt er einen hochrangigen Nazi-Offizier, der auch nach der Kapitulation der Deutschen militärischen Disziplin aufrechterhält. Auch im Fernsehen der DDR ist der Darsteller seit Ende der 1960er Jahre präsent. Der Kurzfilm MONOLOG FÜR EINEN TAXIFAHRER (1963) von  Günther Stahnke, in dem Fred Düren als mürrischer Taxifahrer beeindruckt, wird verboten und kommt erst 1990 ins Fernsehen. Er gibt unter anderem den Hausmeister Emil Borkhausen in der dreiteiligen Hans Fallada-Verfilmung JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN (1970) von Hans-Joachim Kaszprzik. Zudem ist der Schauspieler in den populären Reihen POLIZEIRUF 110 und DER STAATSANWALT HAT DAS WORT zu sehen.

In den 1980er Jahren überzeugt der Schauspieler besonders durch seine Darstellung in dem Bernhard Wicki-TV-Spiel DIE GRÜNSTEIN-VARIANTE (1984). Der Film wird nach dem Hörspiel von  Wolfgang Kohlhaase inszeniert. Drei Menschen unterschiedlicher Herkunft kommen sich 1939 beim Schachspiel in einer Zelle näher. Jahre später denkt einer der damaligen Häftlinge zurück und versucht sich vergeblich an einen raffinierten Schachzug des Juden Grünstein, den Fred Düren verkörpert, zu erinnern. Der Film zieht seinen Erfolg aus den präzisen Dialogen und dem herausragenden Darstellerensemble, zu denen noch  Jörg Gudzuhn,  Rolf Hoppe, Arno Wyzniewski und  Rolf Ludwig gehören. Für Frank Beyer steht er auch in ENDE DER UNSCHULD (1991) als Albert Einstein zum letzten Mal vor der Kamera. Nebenbei arbeitet der Schauspieler auch häufig als Sprecher für Radio-Hörspiele und im Synchronisationsstudio.

Fred Düren tritt Mitte der 1980er Jahre zum Judentum über. Er lebt ab Beginn der 1990er Jahre in Israel, ist Rabbi geworden. Zu gelegentlichen Lesungen und Fernsehauftritten kehrt er in seine Heimatstadt Berlin zurück. In erster Ehe war er mit der Schauspielerin Irmgard Düren verheiratet.

Fred Düren stirbt am 2. März 2015 in Jerusalem.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: August 2006, Ergänzung März 2015)

Trailer zu DER VERLORENE ENGEL (R: Ralf Kirsten, 1966-1971)

Auszeichnungen

  • 1963: Kunstpreis der DDR
  • 1967: Nationalpreis II. Klasse
  • 1971: GOYA - Kunstpreis der DDR (gemeinsam mit Rolf Hoppe und Donatas Banionis)

Literatur

  • Bert Kirfel: Drei Fragen - Drei Antworten [Interview], in: Filmspiegel, 12/1965.
  • o. A.: Fred Düren, in: Unsere Filmsterne
  • Christoph Funke: Fred Düren, in: Renate Seydel (Hrsg.): Schauspieler. Theater - Film - Fernsehen, Henschel Verlag Berlin 1966.
  • Günter Sobe: Zwei Seelen wohnen in Esteves Brust [Interview], in: Tribüne, 10.09.1971.
  • Marlis Tico: Nur auf ein Wort [Interview], in; Filmspiegel, 20/1971.
  • Christoph Funke: Fred Düren, in: 100 Jahre Deutsches Theater Berlin 1883 - 1983, Henschel Verlag Berlin 1983.
  • Hans-Michael Bock: Fred Düren, in: cinegraph, Loseblattsammlung.
  • Hans-Dieter Schütt: Die Nächsten-Liebe - dem Schauspieler Fred Düren zum heutigen 70., in: Neues Deutschland, 02.12.1998.
  • Ricarda Bethke: Prophet: Seltene Begegnung mit Fred Düren, früher Schauspieler, heute Religionslehrer, in: Der Freitag, 48/2004.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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