Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Konrad Petzold

Regisseur

* 26. April 1930 in Radebeul; † 12. November 1999 in Kleinmachnow

Biografie

Konrad Petzold

während der Dreharbeiten zu DER SCOUT (1982) Fotografen: Frank Bredow, Klaus Goldmann, Jürgen Kagermann, Nawangijn Öldsijbajar

Regisseur Konrad Petzold ist immer an publikumswirksamen Stoffen interessiert, die er spannend und unterhaltsam in Szene setzt. Märchen, Gegenwarts- sowie Kriminalgeschichten für Kinder und Erwachsene sowie Indianerfilme inszeniert der Filmemacher. Einer seiner besten Filme wird die politische Satire DAS KLEID (1961/1990) nach dem Hans-Christian-Andersen-Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Der Film gelangt allerdings erst 30 Jahre später zur Aufführung.

Konrad Petzold wird am 26. April 1930 in Radebeul, Sachsen geboren. Sein Vater verdient den Lebensunterhalt für die achtköpfige Familie als Dreher, seine Mutter ist Hausfrau. Er ist das jüngste Kind. Die politische Ausrichtung der Familie ist links. Seine älteren Geschwister sind bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 Mitglieder eines linken Laienkabaretts und im sozialistischen Jugendbund aktiv. 1936 wird sein Vater aufgrund öffentlicher Missbilligung deutscher Kriegsvorbereitungen durch die Nationalsozialisten zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Während des Zweiten Weltkriegs besucht er die Schule. Nach einer Berufsausbildung als Mechaniker ist er ebenfalls auf der Theaterbühne aktiv und organisiert auf der Jugendbühne Radebeul Auftritte einer Laientheatergruppe.

1949 besteht Konrad Petzold die Aufnahmeprüfung beim DEFA-Nachwuchsstudio in Berlin und beginnt ein Studium an der Schauspielschule. 1952 schließt er es im zweiten Versuch erfolgreich ab. Bereits während seines Studiums tritt er in kleineren Rollen vor die Kamera, unter anderem in FAMILIE BENTHIN (1950) und DIE JUNGEN VON KRANICHSEE (1950). Zudem arbeitet er als Regieassistent am Staatstheater Dresden, wo er den Regisseur  Martin Hellberg unterstützt. Zwischenzeitlich ist er am Theater der Jungen Generation in Dresden engagiert.

Filmstill zu "Die Hosen des Ritters von Bredow"

Konrad Petzold bei den Dreharbeiten zu DIE HOSEN DES RITTERS VON BREDOW (R: Konrad Petzold, 1973) Fotograf: Dieter Jaeger

Filmstill zu "Für Mord kein Beweis"

Konrad Petzold und Horst Schulze am Filmset von FÜR MORD KEIN BEWEIS (R: Konrad Petzold, 1978) Fotograf: Herbert Kroiss

1952 delegiert die Landesregierung Sachsen Konrad Petzold nach Prag an die Filmhochschule FAMU. Dort studiert er bis 1956 im Fachbereich Regie; seine Mitstudenten sind unter anderem  Frank Beyer und  Ralf Kirsten. Bereits während des Studiums ist er als Regie-Assistent bei der DEFA tätig, arbeitet unter anderem mit Martin Hellberg und  Carl Balhaus zusammen. Sein Diplomfilm wird der Kinderfilm DIE FAHRT NACH BAMSDORF (1956), der von den Geschwistern Toni und Rita erzählt, die allein mit der Bahn zu ihren Großeltern reisen dürfen und sich zwischenzeitlich verlieren. Die Produktion ist derart erfolgreich an den Kinokassen, dass mit ABENTEUER IN BAMSDORF (1957) ein Nachfolger entsteht. Da der Film in seiner Geschichte die Pionierorganisation außen vor lässt, gerät der Filmemacher in die Kritik. Der Jugendfilm DER MOORHUND (1960) kommt – möglicherweise aufgrund dieser Erfahrungen – nicht so unbeschwert wie seine Vorgänger daher. Im Mittelpunkt des Films steht der zwölfjährige Klaus, der seine Ferien bei seinem Vater in einer Grenzkompanie an der innerdeutschen Grenze verbringt und mit seinem Freund einem Agenten auf die Spur kommt.

Zwischen den Arbeiten für ein jugendliches Publikum entsteht DAS KLEID (1961/1990), mit dem Konrad Petzold ins Visier staatlicher Funktionäre rückt. In der Literaturverfilmung des Hans-Christian-Andersen-Märchens „Des Kaisers neue Kleider“, die nach einem Drehbuch von  Egon Günther entstand, sehen Verantwortliche Regimekritik. DAS KLEID macht sich über die Selbstherrlichkeit und Leere des Kaisers und seines Hofstaates lustig, untergräbt so die Autoritäten. Die politische Satire mit brisantem Gegenwartsbezug überzeugt mit brillanten Darstellern und humoristischen Übertreibungen. Nach mehreren Schnittauflagen werden Endfertigung und Premiere endgültig verboten. DAS KLEID wird erst 1991 in einer von Petzold reastaurierten Fassung uraufgeführt, kommt aber nicht ins Kino.

Filmstill zu "Abenteuer in Bamsdorf"

Peter Schmidt und Bernd Kuss in ABENTEUER IN BAMSDORF (R: Konrad Petzold, 1957) Fotograf: Eberhard Dassdorf

Filmstill zu "Das Kleid"

Eva-Maria Hagen, Horst Drinda und Werner Lierck in DAS KLEID (R: Konrad Petzold, 1961/1990) Fotograf: Eberhard Dassdorf

Konrad Petzold bleibt im weiteren Verlauf seiner Filmarbeit weiterhin dem Kinderfilm treu. So inszeniert er mit DIE JAGD NACH DEM STIEFEL (1962) nach einem Stoff des Schriftstellers Max Zimmering eine kriminalistische Suche im Berlin von 1932. Der zwölfjährige Jack beweist die Unschuld seines Vaters, der als Mörder verdächtigt wird, und überführt gemeinsam mit seinen Freunden aus der Pioniergruppe einen SA-Mann als Täter. Konrad Petzold gelingt durch eine Mischung von Humor, Abenteuer und Milieu unterhaltsames und actionreiches Kino: Kritiker loben die exzellenten Darsteller, die erzählerische Dichte sowie die temporeiche Montage. Eine typische Heldenverehrung dagegen wird DAS LIED VOM TROMPETER (1964), der die Geschichte des Arbeiterjungen Fritz Weineck erzählt, der mit seiner Trompete Ernst Thälmann vor der Verhaftung rettet, selbst aber bei dieser Aktion ums Leben kommt. Dazwischen inszeniert er JETZT UND IN DER STUNDE MEINES TODES (1963), über eine westdeutsche Journalistin, die durch ihre Recherchen auf Naziverbrecher stößt, die in der Bundesrepublik politische Machtpositionen innehaben.

Einer seiner größten Erfolge im Kinderfilm-Bereich wird ALFONS ZITTERBACKE (1965) nach dem beliebten Kinderbuch von Gerhard Holtz-Baumert. Der aufgeweckte Alfons wird von seinen Schulkameraden nicht nur wegen seines Namens gehänselt: Er träumt zu viel. Mit seinen originellen Einfällen, die darauf abzielen, später als Kosmonaut tätig zu sein, kommt nicht jeder klar. Nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED gerät der Film in die Kritik: Mehrere Szenen sollen entfernt werden. Konrad Petzold fügt sich, lässt aber seinen Namen aus dem Vorspann streichen. Mehr als 2,5 Millionen Zuschauer sehen bis 1998 den Streifen, der episodenhaft die Abenteuer von Alfons und seiner Freundin Micki schildert.

Trailer zu ALFONS ZITTERBACKE (R: Konrad Petzold, 1965)

Danach realisiert der Regisseur vier DEFA-Indianerfilme: WEISSE WÖLFE (1968), TÖDLICHER IRRTUM (1969), OSCEOLA (1971) und DER SCOUT (1982), bei denen er auch am Drehbuch beteiligt ist. Hauptdarsteller der Filme ist  Gojko Mitic, der stets als positiver und gerechter Held auftritt – entschlossen, furchtlos und hartnäckig. Der Erfolg der Indianerfilme und seines Hauptdarstellers nährt sich auch aus diesem reinen und unschuldigen Image. Unterstützt wird es durch die Authentizität, die sich in der fast anthropologisch korrekten Rekonstruktion indianischen Lebens zeigt. Die Drehbuchautoren sind interessiert an authentischen Fakten. Kritiker loben besonders TÖDLICHER IRRTUM, der spannend und unterhaltsam Gesellschaftskritik einbringt.

Abenteuer stehen bei Konrad Petzold hoch im Kurs. In DIE HOSEN DES RITTERS VON BREDOW (1973) überzeugt  Rolf Hoppe als Komiker, der als stolzer Besitzer einer Hose aus Elchleder unverwundbar scheint. Rüpelhaft, klamaukig und derb kommt der Film daher. Ähnlich in Szene gesetzt, aber in einem anderen Milieu spielend, wird KIT & CO (1974) nach Jack London. Danach hat es Konrad Petzold schwer, Projekte umzusetzen und sein Publikum zu finden. Eine geplante Co-Produktion mit dem Barrandov-Studio über den Dichter Kuba kommt nicht in die Produktion. Ebenso scheitert ein Film über die Kolonialzeit in Afrika. Seine Filme FÜR MORD KEIN BEWEIS (1978) über einen in der DDR untergetauchten SS-Arzt, DIE SCHMUGGLER VON RAJGROD (1979) über zwei Schmuggler an der russisch-preußischen Grenze Anfang des 19. Jahrhunderts und STARTFIEBER (1985) über junge Skisportler, die in der Nordischen Kombination um einen Platz in der Junioren-Nationalmannschaft kämpfen, können nicht an seine früheren Erfolge anschließen. Erfolgreicher ist er beim Fernsehen der DDR, etwa mit den Agnes Kraus-Komödien OH, DIESE TANTE (1978), ALMA SCHAFFT ALLE (1980), MARTIN XIII. (1981) und MENSCH, OMA! (1984), die ganz auf das komödiantische Geschick der Hauptdarstellerin setzen.

1988 inszeniert Konrad Petzold seinen letzten Film DIE GESCHICHTE VON DER GÄNSEPRINZESSIN UND IHREM TREUEN PFERD FALADA (1988), eine Adaption des Grimmschen Märchens „Die Gänsemagd“. Der kindgerechte Streifen ist glaubwürdig, geradlinig und sorgfältig inszeniert und zählt bis heute zu den Klassiker des DEFA-Märchenfilms. Nach der Wiedervereinigung gelingt es Konrad Petzold nicht mehr eigene Filme zu realisieren.

Konrad Petzold, der lange Zeit Parkinsonschen Krankheit litt, stirbt am 12. November 1999 in Kleinmachnow.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: Februar 2021)

Filmstill zu "Tödlicher Irrtum"

Gojko Mitić und Armin Mueller-Stahl in TÖDLICHER IRRTUM (R: Konrad Petzold, 1969) Fotografen: Horst Bluemel und Klaus Groch

Filmstill zu "Die Geschichte von der Gänseprinzessin und ihrem treuen Pferd Falada"

Regina Beyer in DIE GESCHICHTE VON DER GÄNSEPRINZESSIN UND IHREM TREUEN PFERD FALADA (R: Konrad Petzold, 1988) Fotograf: Hans Joachim Zillmer

Auszeichnungen

  • 1960: DER MOORHUND - Artur-Becker-Medaille
  • 1964: DAS LIED VOM TROMPETER - Artur-Becker-Medaille
  • 1970: WEISSE WÖLFE - Banner der Arbeit im Kollektiv
  • 1971: Heinrich-Greif-Preis II. Klasse

Literatur

  • Ralf Schenk: Einfach mal auf die Pauke hauen. Zum Tod des DEFA-Regisseurs Konrad Petzold, in: Berliner Zeitung, 17.11.1999.
  • Martin Mund: Handwerk mit Sinnesfreude. Zum Tod des DEFA-Regisseurs Konrad Petzold, in: Neues Deutschland, 17.11.1999.
  • Ralf Schenk: Konrad Petzold, in: film-dienst, 25/1999.
  • Ulrike Odenwald: Konrad Wolf. Regisseur für Kinder-, Jugend-, Indianerfilme bei der DEFA, in: Film und Fernsehen 01/1999.
  • Ralf Schenk: Konrad Petzold, in: cinegraph, Loseblattsammlung.
  • Wilfriede Eichler: Ein Tag an der Seite von Konrad Petzold, in: Nationalzeitung, 28.06.1976.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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