Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Renate Krößner

Schauspielerin

* 17. Mai 1945 in Osterode; † 25. Mai 2020 in Mahlow

Biografie

Renate Krößner

in SOLO SUNNY (R: Konrad Wolf, 1979) Fotograf: Dieter Lück

Die Schauspielerin Renate Krößner ist SOLO SUNNY (1978/79). An dieser Rolle wird die Darstellerin immer wieder gemessen, an sie erinnern sich tausende Zuschauer. Ende der 1970er Jahre erlebt Krößner in der DDR ihren ersten Karriere-Höhepunkt. Als eigenwillige junge Frau überzeugt sie in zahlreichen Gegenwartsstoffen unter der Regie von Herrmann Zschoche,  Lothar Warneke,  Heiner Carow und Konrad Wolf. 1985 siedelt sie nach Westberlin über. Im vereinigten Deutschland ist Renate Krößner eine gestandene Charakterdarstellerin, die für ihre schauspielerischen Leistungen mehrfach ausgezeichnet wird.

Renate Krößner wird am 17. Mai 1945 in Osterode, im Harz geboren. Ihr Vater ist Lehrer. Die Familie zieht nach Berlin. Hier besucht sie die Erweiterte Oberschule. Schon während ihrer Schulzeit beginnt Renate Krößner Theater zu spielen. Nach dem Schulabschluss bewirbt sie sich an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin und erhält mit 19 Jahren ihr Diplom. Danach wird sie an verschiedenen Provinzbühnen engagiert, steht unter anderem in Parchim, Stendal, Dessau, Senftenberg und Brandenburg auf der Bühne. Sie gibt Gastspiele, tourt durch das Land.

Das Fernsehen der DDR wird Mitte der 1960er Jahre auf die junge Schauspielerin aufmerksam. In dem TV-Film KÖPFCHEN KAMERAD von Otto Holub spielt sie ihre erste Rolle. Doch die Filmkarriere will nicht so richtig starten. Renate Krößner ist in einigen Produktionen in kleineren Nebenrollen zu sehen. Einher mit dem Debüt vor der Fernsehkamera geht ihre erste Rolle bei der DEFA. Sie debütiert in dem Film TIEFE FURCHEN (1965) unter der Regie von Lutz Köhlert. Erst zehn Jahre später ist die Schauspielerin wieder in einem Kinofilm zu sehen: In EINE PYRAMIDE FÜR MICH (1975) von  Ralf Kirsten spielt sie ihre erste etwas größere Rolle.

Filmstill zu "Tiefe Furchen"

Renate Krößner und Kaspar Eichel in TIEFE FURCHEN (R: Lutz Köhlert, 1965) Fotograf: Alexander Schittko

Filmstill zu "Eine Pyramide für mich"

Renate Krößner in EINE PYRAMIDE FÜR MICH (R: Ralf Kirsten, 1975) Fotograf: Wolfgang Ebert

Mitte der 1970er Jahre erzielt Krößner mit ihren Darstellungen in DEFA-Gegenwartsfilmen größere Aufmerksamkeit und wird eine der bekanntesten Schauspielerinnen der DDR. In dem Lothar-Warneke-Film DIE UNVERBESSERLICHE BARBARA (1976) spielt sie an der Seite von Cox Habbema. Sie ist bei dem hervorragenden Schauspiel-Ensemble in ZÜND AN, ES KOMMT DIE FEUERWEHR (1978) von  Rainer Simon dabei. Bereits 1976 hat sie in dem Film FEUER UNTER DECK (1977) von  Herrmann Zschoche eine größere Hauptrolle gespielt. Neben  Manfred Krug agiert sie als Restaurantschiff-Besitzerin Carola. Der Film wird erst 1979 im Fernsehen der DDR ausgestrahlt, kommt danach mit einigen wenigen Kopien in die Kinos. Grund ist die Ausreise des Hauptdarstellers Manfred Krug.

Die nächsten Filme bringen der Schauspielerin den großen Durchbruch - national und international. Sie spielt in dem Publikumserfolg BIS DASS DER TOD EUCH SCHEIDET (1978) unter der Regie von Heiner Carow. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Ehe, die auf dem harten Boden der Realität landet und nach einer langen Kette von Feindschaft und Gewalt im Tötungsversuch am Ehemann endet. Krößner gibt in dem harten, realistischen Film die Freundin Tilli, die Sonja (gespielt von Katrin Sass) in ihren Eheproblemen mit Rat und Tat zur Seite steht. Mit ihrer Darstellung bleibt die Schauspielerin in Erinnerung.

Filmstill zu "Zünd an, es kommt die Feuerwehr"

Renate Krößner in ZÜND AN, ES KOMMT DIE FEUERWEHR (R: Rainer Simon, 1978)

Filmstill zu "Feuer unter Deck"

Renate Krößner und Manfred Krug in FEUER UNTER DECK (R: Herrmann Zschoche, 1977) Fotograf: Herbert Kroiss

Mit dem Konrad-Wolf-Film SOLO SUNNY (1978/79) wird Renate Krößner noch heute verbunden. Konrad Wolf und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase finden in der Schauspielerin ihre Entsprechung der jungen Frau aus dem Prenzlauer Berg, die als Sängerin mit einer Tingeltangel-Band durch das Land reist, ihren Anspruch auf künstlerische Selbstbehauptung und Freiheit aber nicht aufgeben will. Der Film überzeugt durch ausgefeilte Charakterzeichnung und realistische Stimmung. Krößner mimt die Schlagersängerin Ingrid Sommer souverän und eigenwillig. Für ihre Darstellung wird sie unter anderem bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin mit dem Silbernen Bären als Beste Darstellerin ausgezeichnet.

Nach ihrem großen Erfolg ist Renate Krößner im DEFA-Spielfilm EINER VOM RUMMEL (1983) von Lothar Großmann zu sehen. Geschildert wird die Geschichte von Dirk, der auf dem Rummelplatz arbeitet und sich mit seinem Onkel überwirft. Er verliebt sich in die wesentlich ältere Küchenfrau Hanna (gespielt von Renate Krößner), die ihm festen Boden unter den Füßen gibt. Es ist der letzte DEFA-Film, in dem die Schauspielerin zu sehen ist. Trotz des Erfolges als Sängerin Sunny erhält sie nur wenige Rollenangebote. Ein Grund mag in dem ausgeprägten Plädoyer für Individualität und Selbstbehauptung stehen, den die Schauspielerin in SOLO SUNNY (1978/79) nicht nur verkörpert, sondern auch lebt. Einige Male ist sie noch im Fernsehen der DDR präsent. Unter anderem spielt sie in dem fünfteiligen TV-Film VERFLUCHT UND GELIEBT (1981) sowie in der Fontane-Verfilmung MATHILDE MÖHRING (1982) von Karin Hercher.

 Filmstill zu "Bis dass der Tod euch scheidet"

Renate Krößner und Katrin Sass in BIS DASS DER TOD EUCH SCHEIDET (R: Heiner Carow, 1978) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

 Filmstill zu "Solo Sunny"

Renate Krößner in SOLO SUNNY (R: Konrad Wolf, 1978/79) Fotograf: Dieter Lück

1985 siedelt Renate Krößner mit ihrer Familie nach Westberlin über. Auf der Theaterbühne findet sie schnell Anschluss. Sie ist in zahlreichen größeren Rollen an verschiedenen Bühnen, unter anderem im Theater in Basel, im Residenztheater München und in der Berliner Schaubühne zu sehen.

Ihren ersten Auftritt im westdeutschen Fernsehen hat sie in einem Episode der Krimireihe TATORT. Es folgen neben zahlreichen Auftritten in TV-Serien wie LIEBLING KREUZBERG oder STUBBE – VON FALL ZU FALL auch Charakterrollen in gehobener Fernsehunterhaltung. In der zwölfteiligen Fernsehserie BRUDER ESEL (1997) spielt sie Theres Spitzer, Mutter von drei Kindern, in die sich der Franziskanerpater Ludger Spengler verliebt und der wegen ihr seine Berufung aufgibt. Die Serie wird mit zahlreichen Preisen bedacht, unter anderem erhält Krößner den Adolf Grimme Preis. In dem ZDF-Fernsehfilm ANGST (1994) spielt sie die Rolle einer immerzu von ihrem Mann vergewaltigten Frau. Ihre Darstellung der ängstlichen, aber auch zaghaft selbstbewussten Frau wird hoch gelobt. In Dominik Grafs Kriminalfilm DER SKORPION (1997) wird sie als Ehefrau eines Kriminalkommissars Opfer eines brutalen Anschlags. Von 1998 bis 2003 steht sie für die ZDF-Serie STUBBE – VON FALL ZU FALL neben dem Schauspieler und Komiker Wolfgang Stumph vor der Kamera. 2004 ist die Darstellerin in der sechsteiligen ZDF-Krimireihe EINMAL BULLE, IMMER BULLE dabei. Als abgebrühte Hauptkommissarin mit schwarzem Humor und fürsorgliche Mutter von drei Kindern überzeugt sie ein Millionenpublikum.

Filmstill zu "Einer vom Rummel"

Renate Krößner und Dirk Nawrocki in EINER VOM RUMMEL (R: Lothar Großmann, 1982) Fotograf: Klaus Zähler

Filmstill zu "Fernes Land Pa-isch"

Renate Krößner und Macca Malik in FERNES LAND PA-ISCH (R: Rainer Simon, 1993/94) Fotograf: Sebastian Richter

Es folgen auch Engagements in Kinofilmen. Ihr erster Film nach dem Zusammenbruch der DDR im wiedervereinigten Deutschland wird GOSSENKIND (1991) von Peter Kern. Als alkoholsüchtige Mutter treibt sie ihren Sohn Axel in das Strichermilieu am Düsseldorfer Bahnhof. Anfang der 1990er Jahre ist Krößner in dem Fußballfilm NORDKURVE (1991/92) von Adolf Winkelmann zu sehen. Der Film schildert Erlebnisse an einem Samstag in Dortmund. Krößner spielt den Fan Uschi Klamm, die mit tausend Anderen in der Nordkurve nur das Vergnügen im Kopf hat. Für ihre hervorragende schauspielerische Leistung wird sie mit dem Bundesfilmpreis, dem Filmband in Gold ausgezeichnet. In FERNES LAND PA-ISCH (1993/94) von Rainer Simon mimt sie ein trinksüchtige Mutter, die ihren Kindern keine Hilfe ist. Kleinere Rollen verkörpert sie unter anderem in der Komödie HELDEN WIE WIR (1999), DIE EINSAMKEIT DER KROKODILE (2000) und in dem Werner Herzog-Drama INVINCIBLE (2000) als Mutter Breitbart. In der erfolgreichen Dany-Levy-Komödie ALLES AUF ZUCKER (2004) ist sie als Linda zu sehen.

Renate Krößner lebt mit dem Schauspieler Bernd Stegemann und ihrem Sohn Eugen, der ebenfalls als Schauspieler arbeitet, in Berlin. Das Paar steht auch gemeinsam vor der Kamera, unter anderem in NORDKURVE (1991/92). Renate Krößner stirbt kurz nach ihrem 75. Geburtstag in Mahlow.

Verfasst von Ines Walk (Stand: Januar 2005)

Trailer zu SOLO SUNNY (R: Konrad Wolf, 1978/79)

Auszeichnungen

  • 1980: SOLO SUNNY - Silberner Bär als Beste Schauspielerin auf den Internationalen Filmfestspielen in Berlin
  • 1980: SOLO SUNNY - Beste Schauspielerin auf dem Nationalen Spielfilmfestival der DDR
  • 1993: NORDKURVE - Deutscher Filmpreis (Filmband in Gold) für besondere künstlerische Einzelleistung
  • 1997: BRUDER ESEL - Adolf Grimme Preis für herausragende darstellerische Leistung
  • 1997: BRUDER ESEL - Deutscher Fernsehpreis "Goldener Löwe" für herausragende darstellerische Leistung
  • 2002: DER KÖNIG VOM BLOCK - Deutscher Fernsehpreis, Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle

Literatur

  • Marlies Menge: Mit "SOLO SUNNY" hinter der Mauer – Die DDR-Schauspielerin Renate Krössner erfuhr deutschen Erfolg, hüben und drüben. Jetzt trottet sie wieder Unter den Linden durch den Alltag, in: Zeit-Magazin, Nr. 23, 30.05.1980.
  • Renate Krössner, Karola Gramann, Heide Schlüpmann: Was ein bißchen unbestimmt ist, in: Frauen und Film, Nr. 26, Dezember 1980 (Gespräch).
  • Felicitas Knöfler: Gebraucht werden. Porträt Renate Krössner, in: Filmspiegel, 26/1982.
  • o. A.: Auf einmal landetenmeine Filme in der Schublade, in: BZ, 28.07.1985.
  • Andreas Eckert: Nach SOLO SUNNY-Triumph auf Eis gelegt – Schauspielerin Renate Krössner gibt Auskunft über ihre Arbeit in der DDR, in: Volksblatt Berlin, 03.08.1985.
  • Andreas Eckert: Mißtrauen gegenüber einer Schauspielerin, in: Der Tagesspiegel, 01.08.1986.
  • Andreas Roßmann: Das Land der zerstörten Hoffnungen – Ein Gespräch mit der Schauspielerin Renate Krössner nach ihrer Aussiedlung aus der DDR, in: Frankfurter Rundschau, 03.08.1986. (Interview).
  • Andreas Roßmann: Sunny in Schwitzerland – Renate Krössners Westdebüt in "Minna von Barnhelm", in: Frankfurter Rundschau, 10.02.1986.
  • Helmut Morstadt: Talent mit eigenem Kopf – Krössner im Tatort, in: Stuttgarter Zeitung, 01.05.1988.
  • Wolfgang Kohlhaase: Renate Krössner, in: Ralf Schenk (Hrsg.): Vor der Kamera, Berlin Henschel Verlag 1995.
  • Hannelore Fischer: Renate Krössner, in: cinegraph, Loseblattsammlung.
  • Reinhard Wengierek: Grips und Gefühl im Gleichgewicht - SOLO SUNNY für immer: Die Berliner Schauspielerin Renate Krössner, in: Die Welt, 30.12.1995.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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