Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Sonja Sutter

Schauspielerin

* 17. Januar 1931 in Freiburg im Breisgau; † 1. Juni 2017 in Baden, Österreich

Biografie

Sonja Sutter

in LISSY (R: Konrad Wolf, 1957) Fotograf: Rudolf Meister

Die Schauspielerin Sonja Sutter hat im Theater fast alle großen, weiblichen Rollen der Weltliteratur verkörpert. Fast 40 Jahre steht sie auf der Bühne des renommierten Burgtheaters in Wien. In den 1950er Jahren ist die Darstellerin auch in DEFA-Filmen präsent, gehört zu den wenigen Künstlern, die in beiden deutschen Staaten arbeiten. Sechs Filme dreht die Schauspielerin im Ostteil des Landes, wobei ihre Darstellungen in Werken von  Slatan Dudow und  Konrad Wolf zu ihren besten Leistungen vor der Kamera gehören. Sie gibt den Frauengestalten, die sie verkörpert, allen sozialen und historischen Widerständen zum Trotz, innere Schönheit und Würde.

Sonja Sutter wird am 17. Januar 1931 in Freiburg, im Breisgau als Sonja Ingrid Emilie Hanna Sutter geboren. Sie besucht die Rudolf-Steiner-Schule in Freiburg und absolviert dort während des Zweiten Weltkrieges eine notdürftige Schulausbildung. Sie will unbedingt Schauspielerin werden, studiert Griechisch und Latein, lernt autodidaktisch Stücke der Weltliteratur auswendig. Ihren ersten Theaterauftritt hat die junge Schauspielerin 1950 mit 19 Jahren im Stadttheater Freiburg. Danach sammelt Sonja Sutter einige Jahre Erfahrungen auf der Bühne in Stuttgart, am Hamburger Schauspielhaus und arbeitet drei Jahre am Staatstheater München.

Filmstill zu "Frauenschicksale"

Hannes Groth und Sonja Sutter in FRAUENSCHICKSALE (R: Slatan Dudow, 1952) Fotografen: Erich Kilian, Eduard Neufeld

Filmstill zu "Star mit fremden Federn"

Sonja Sutter und Werner Peters in einer Doppelrolle in STAR MIT FREMDEN FEDERN (R: Harald Mannl, 1955) Fotograf: Herbert Kroiss

Der Regisseur und Schauspieler Luis Trenker verhilft der jungen Schauspielerin Anfang der 1950er Jahre zu Probeaufnahmen. Sie soll in einem seiner Heimatfilme auftreten. Der DEFA-Regisseur Slatan Dudow sieht diese Aufnahmen und engagiert die noch völlig unbekannte Darstellerin für seinen Film FRAUENSCHICKSALE (1952). Erzählt wird die Geschichte von vier verschiedenen Frauen, die ihr Glück im Nachkriegs-Berlin suchen. Alle sind sie auf der Suche nach dem Partner für's Leben. Sie finden aber nur den Verführer und Lebemann Conny, der ihnen allen Unglück bringt. Sonja Sutter spielt Renate Ludwig, die für Conny zur Diebin wird, am Tod ihres Bruders schuldig wird und später aus der Haft entlassen, sich in einem großen Stahl- und Walzwerk bewährt. Wie sich die vier Frauen aus ihren ausweglosen Situationen retten, inszeniert der Regisseur als aussagekräftiges Zeitdokument mit einem sozial und menschlich exakten Blick auf die Befindlichkeit einer Nachkriegsgesellschaft. Sonja Sutter überzeugt in ihrer ersten Filmrolle durch ihre Ausstrahlung - lebensnah, echt, authentisch.

Nach ihrem Erfolg bei der DEFA arbeitet Sonja Sutter auch im Westteil Deutschlands und ist in dem groß angelegten Gesellschaftsepos MEINES VATERS PFERDE, 1. TEIL: LENA UND NICOLINE (1963) unter der Regie von  Gerhard Lamprecht, in dem Heimatfilm DAS SCHWEIGEN IM WALDE (1955) von Helmut Weiß und in der ostpreußischen Familiengeschichte DIE BARRINGS (1955) von Rolf Thiele zu sehen.

Filmstill zu "Lissy"

Horst Drinda und Sonja Sutter in LISSY (R: Konrad Wolf, 1957) Fotograf: Rudolf Meister

Filmstill zu "Lissy"

Sonja Sutter in LISSY (R: Konrad Wolf, 1957) Fotograf: Rudolf Meister

Bei der DEFA gibt sie in dem Doppelgängerfilm STAR MIT FREMDEN FEDERN (1955) von Harald Mannl, der sich ganz auf die darstellerische Leistung von  Werner Peters konzentriert, dessen Verlobte. In der Kriminalgeschichte TATORT BERLIN (1957) unter der Regie von Joachim Kunert ist sie ebenfalls mit einer kleinen Rolle dabei.

1957 übernimmt Sonja Sutter die Titelrolle in dem Film LISSY (1957) von  Konrad Wolf nach dem gleichnamigen Roman von F. C. Weiskopf. Lissy ist eine Arbeitertochter, die sich aus dem armseligen Milieu herausarbeiten will und den gutsituierten Angestellten Alfred Fromeyer heiratet. Als dieser sich im Berlin der 1930er Jahre von der SA beeindruckt zeigt und dort eine steile Karriere macht, kommen Lissy Zweifel an ihrer duldsamen Lebenshaltung. Als ihr Bruder von den eigenen SA-Kameraden ermordet wird, trennt sie sich von ihrem Mann. Sutter zeigt in der Gestalt der Lissy eine großartige darstellerische Leistung. Neben ihr agiert Horst Drinda als Ehemann und  Kurt Oligmüller als kleinbürgerlicher Nationalsozialist sowie  Hans-Peter Minetti als ihr Bruder. Der Film gewinnt Kritiker wie Zuschauer nicht nur durch die brillanten Darsteller, sondern ist zudem ein atmosphärisch dicht fotografiertes Drama, das in seiner Inszenierung dem poetischen Realismus nahe steht. LISSY (1957) wird mehrfach ausgezeichnet; ist auch heute noch ein überaus interessanter und ansprechender Film.

Filmstill zu "Der Lotterieschwede"

Erwin Geschonneck und Sonja Sutter in DER LOTTERIESCHWEDE (R: Joachim Kunert, 1958) Fotograf: Heinz Wenzel

Filmstill zu "Der Lotterieschwede"

Sonja Sutter in DER LOTTERIESCHWEDE (R: Joachim Kunert, 1958) Fotograf: Heinz Wenzel

Danach ist Sonja Sutter nur noch in zwei DEFA-Produktionen zu sehen. In der Martin Andersen Nexö-Verfilmung DER LOTTERIESCHWEDE (1958) von Joachim Kunert spielt sie die Ehefrau des Steinbruch-Arbeiters Johan Jönsson (dargestellt von  Erwin Geschonneck), der mit einem Lotterielos seinem Elend entfliehen will. Als Ehefrau muss sie miterleben, wie ihr Kind in der Wiege aufhört zu atmen. Nachdem Jönsson sich immer mehr der Lethargie und dem Alkohol hingibt, und alles verloren hat, bringt das Lotterielos einem anderen den Hauptgewinn.

In SIE KANNTEN SICH ALLE (1958) unter der Regie von  Richard Groschopp agiert die Darstellerin als Herte Klausner, Sekretärin des technischen Direktors, die sich mit einem Sabotageakt in einem Autowerk auseinandersetzen muss.

Der Bau der Berliner Mauer im August 1961 beendet die Filmkarriere der Schauspielerin im Ostteil Deutschlands. Zugleich konzentriert sich Sonja Sutter, da der westdeutsche Film für sie keine ansprechenden Aufgaben liefert und sie nicht wieder in belanglosen Heimatfilmen wie in DREI BIRKEN IN DER HEIDE (1956) auftreten möchte, auf ihre Theaterarbeit. 1959 wird sie Ensemblemitglied des renommierten Burgtheaters in Wien, dem sie fast 40 Jahre angehört. Seit dieser Zeit ist sie regelmäßig bei den Salzburger Festspielen zu sehen, spielt in Stücken wie Goethes „Faust“ und „Torquato Tasso“, Shakespeares „Sommernachtstraum“, Giraudouxs „Der trojanische Krieg findet nicht statt“, Schillers „Kabale und Liebe“ sowie in vielen anderen Klassikern. An die 70 Hauptrollen verkörpert sie im Burgtheater.

Filmstill zu "Sie kannten sich alle"

Sonja Sutter in SIE KANNTEN SICH ALLE (R: Richard Groschopp, 1958) Fotografen: Rudolf Meister, Hannes Schneider

Filmstill zu "Sie kannten sich alle"

Herbert Rüdiger, Harry Gillmann und Sonja Sutter in SIE KANNTEN SICH ALLE (R: Richard Groschopp, 1958) Fotografen: Rudolf Meister, Hannes Schneider

Für die Darstellung der „Maggie“ in Arthur Millers „Nach dem Sündenfall“ wird sie zur Schauspielerin des Jahres 1964 gewählt. 1970 wird Sonja Sutter zur Kammerschauspielerin ernannt, sechs Jahre später erhält sie den renommierten Förderungspreis zur Josef-Kainz-Medaille für die beste schauspielerische Darstellung des Jahres. Sie unternimmt zahlreiche Gastspiele, arbeitet am Hamburger Schauspielhaus, beim Carinthischen Sommer, bei den Bregenzer Festspielen sowie an der Deutsche Oper am Rhein.

Neben ihrer Theaterarbeit ist Sonja Sutter mit Soloprogrammen und Rezitationsabenden unterwegs. Zudem arbeitet sie gelegentlich beim Fernsehen. In TV-Serien wie „Der Alte“ und „Derrick“ ist sie zu sehen.

Zuletzt lebt Sonja Sutter in Wien und führt zudem einen Bauernhof in Ungarn. Sie stirbt am 17. Juni 2017 im österreichischen Baden.

Verfasst von Ines Walk. (Zuletzt aktualisiert: März 2018)

Trailer zu FRAUENSCHICKSALE (R: Slatan Dudow, 1952)

Auszeichnungen

  • 1964: Schauspielerin des Jahres
  • 1970: Kammerschauspielerin des Burgtheaters
  • 1976: Förderungspreis zur Kainz-Medaille
  • 2002: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

Literatur

  • Elke Schieber: Sonja Sutter, in: Ralf Schenk (Hrsg.): Vor der Kamera, Berlin Henschel Verlag 1995.
  • Dieter Reimer: DEFA-Stars - Legenden aus Babelsberg, Militzke Verlag, Leipzig 2004.

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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