Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Ulrike Krumbiegel

Schauspielerin

* 16. Dezember 1961 in Berlin

Biografie

Ulrike Krumbiegel

in FELIX UND DER WOLF (R: Evelyn Schmidt, 1987) Fotograf: Klaus Goldmann

Auf der Straße ist Ulrike Krumbiegel vielleicht zu übersehen, aber auf der Theaterbühne und bei Film und Fernsehen nicht. Hier ist sie in jeder Szene präsent. Gelobt werden die körperliche Zerbrechlichkeit, die Sinnlichkeit und das Spröde, welches die Schauspielerin in ihren Rollen ausstrahlt; sie stellt mehrfach ihre Wandelbarkeit unter Beweis.

Ulrike Krumbiegel wird am 16. Dezember 1961 in Berlin geboren. Mit 15 Jahren bewirbt sie sich bei der Laienspielgruppe der Berliner Volksbühne, wird angenommen und spielt unter anderem in „Die Nacht nach der Abschlussfeier“ von Wladimir Tendrajakow. Nach ihrer Schulausbildung absolviert sie ein Schauspielstudium an der Staatlichen Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin.

Große Aufmerksamkeit erringt sie bereits im ersten Studienjahr mit ihrer Rolle des Kellnerlehrlings Anja in dem TV-Film KOMM MIT MIR NACH CHICAGO (1982) unter der Regie von Bodo Fürneisen. Anja steigt in den falschen Zug ein und erlebt einen ganz anderen Tag als erwartet; sie wandelt sich vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan. Danach erhält die junge Schauspielerin zahlreiche Angebote. In dem Jugendfilm SCHWIERIG SICH ZU VERLOBEN (1982) von Karl-Heinz Heymann spielt sie die junge Barbara, deren Liebe durch eine Schwangerschaft auf eine Bewährungsprobe gestellt wird. Die Liebesgeschichte soll das Lebensgefühl Jugendlicher einfangen, gerinnt aber zur resignativen Zustandsbeschreibung der DDR. Der junge Regisseur  Andreas Dresen engagiert sie für seinen Kurzfilm DER KLEINE CLOWN (1985). Im selben Jahr spielt Ulrike Krumbiegel in JUNGE LEUTE IN DER STADT (1985) unter der Regie von  Karl-Heinz Lotz die Verkäuferin Frieda, die sich, um ihre Stellung nicht zu verlieren, den Nachstellungen ihres Vorgesetzten Reinhard erwehren muss.

Filmstill zu "Schwierig sich zu verloben"

Werner Tritzschler und Ulrike Krumbiegel in SCHWIERIG SICH ZU VERLOBEN (R: Karl-Heinz Heymann, 1982) Fotografen: Klaus Goldmann, Wolfgang Bangemann

Filmstill zu "Junge Leute in der Stadt"

Ulrike Krumbiegel und Sylvester Groth in JUNGE LEUTE IN DER STADT (R: Karl Heinz Lotz, 1985) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Nach dem Abschluss des Studiums folgt nach einem ersten Engagement am Schweriner Theater der Ruf nach Berlin. Insgesamt 15 Jahre - von 1986 bis 2001 - ist Ulrike Krumbiegel als festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin engagiert, außerdem tritt sie als Gast beim Berliner Ensemble auf. In Erinnerung bleiben besonders zwei Rollen aus Bühnenstücken des Autors Heinrich von Kleist: Sie gibt das Käthchen als bockiges, junges Mädchen; spielt die Eve in „Der zerbrochene Krug“, die gefühlsmäßig weiß, was Recht und Unrecht ist. Nach ihrem Abschied vom Deutschen Theater arbeitet sie mit dem Regisseur Thomas Langhoff an anderen Bühnen weiter. Ulrike Krumbiegel steht unter anderem auf der Bühne des Maxim Gorki Theaters in Berlin, arbeitet an den Münchner Kammerspielen und am Residenztheater München. Sie spielt unter anderem die Titelrolle in „Iphigenie auf Tauris“ unter der Regie von Thomas Langhoff, gibt die Emilia in Shakespeares „Othello“ in der Inszenierung von  Alexander Lang und wirkt in „Paris, Paris“ unter der Regie von Frank Castorf mit.

Neben ihrer Theaterarbeit ist Ulrike Krumbiegel auch im Film und im Fernsehen der DDR präsent. In dem TV-Film AUFSTAND DER FISCHER VON ST. BARBARA (1988) von Thomas Langhoff verkörpert sie die Prostituierte Marie, die sich nach einem ganz bestimmten Mann sehnt. Neben  Jutta Wachowiak,  Katrin Sass und  Corinna Harfouch komplettiert Ulrike Krumbiegel das starke Frauenensemble in der Filmbiografie FALLADA - LETZTES KAPITEL (1988) von  Roland Gräf. Sie spielt das Dienstmädchen Anneliese, deren Affäre mit Fallada dessen Ehe auf eine Zerreißprobe stellt. In der deutsch-deutschen Koproduktion DER BRUCH (1988) von  Frank Beyer gibt sie die junge Friseurin Tina, die sich im Nachkriegsberlin nach Vergnügungen sehnt, dafür zu einem Ganoven hält und ihre Jugendfreunde abwehrt. In HEUTE STERBEN IMMER NUR DIE ANDERN (1990) von  Siegfried Kühn gibt sie die junge Lisa, die der an Knochenkrebs erkrankten Hanna nicht beistehen kann, die Leid und Tod verdrängt. An der Seite von  Ulrich Mühe ist sie in SEHNSUCHT (1989/90) von  Jürgen Brauer zu sehen. Hier spielt sie eine junge sorbische Frau aus der Lausitz, die einen Fremden heiratet und mit ihm nach Paris geht. Gelobt werden die körperliche Zerbrechlichkeit, die Sinnlichkeit und das Spröde, welches die Schauspielerin in ihren Rollen ausstrahlt; sie stellt mehrfach ihre Wandelbarkeit unter Beweis.

Filmstill zu "Fallada - Letztes Kapitel"

Ulrike Krumbiegel in FALLADA - LETZTES KAPITEL (R: Roland Gräf, 1988) Fotograf: Wolfgang Ebert

Filmstill zu "Der Bruch"

Ulrike Krumbiegel und Volker Ranisch in DER BRUCH (R: Frank Beyer, 1988) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Nach dem Zusammenbruch der DDR hat die Schauspielerin keine Schwierigkeiten, sich auch auf dem gesamtdeutschen Film- und Fernsehmarkt zu behaupten; sie ist in anspruchsvoller Unterhaltung zu sehen. 1992 spielt sie in Dietmar Kleins Komödie DER ERDNUSSMANN (1991), die im gleichen Jahr aufgrund seiner wunderbar spöttelnden Karikaturen der Ost-West-Empfindlichkeiten mit dem Max Ophüls-Preis ausgezeichnet wird. Sie arbeitet mit Regisseuren wie Margarethe von Trotta und Andreas Kleinert zusammen. Unter der Regie von Andreas Dresen steht sie in einem POLIZEIRUF 110 vor der Kamera: In DER TAUSCH (1997) spielt sie Kerstin Kraatz, die nach einem kurzen Einkauf feststellt, dass im Kinderwagen ihres Sohnes Marius ein fremdes Baby liegt. Ab 2000 forciert die Schauspielerin ihre Filmarbeiten. In vielen Fällen wird sie aber auch auf einen Typ festgelegt, gibt das zierliche Mädchen, die schweigsame Frau im Hintergrund, muss häufig naive oder verzweifelte Frauen darstellen. In HEIDI M. (2001) von Michael Klier spielt sie an der Seite von Katrin Sass deren Freundin Lilo, scheinbar immer griffbereit und geduldig. Eine wortkarge und pragmatische Altenpflegerin Inge Kehrer gibt sie in dem TATORT-Fall AUSSER GEFECHT (2006) von Friedemann Fromm, deren Freund (gespielt von Jörg Schüttauf) zwölf Menschen zu Tode gespritzt haben soll. Als schicksalsergebene Polizistengattin ist sie in dem Kinothriller ANTIKÖRPER (2005) von Christian Alvart zu sehen, gibt die enttäuschte Ehefrau, die vergeblich versucht, die Familie zusammenzuhalten.

Ulrike Krumbiegel, Nico Wohllebe und Joachim Lätsch in FELIX UND DER WOLF (1987) Foto: Klaus Goldmann

Filmstill zu "Sehnsucht"

Ulrich Mühe und Ulrike Krumbiegel in SEHNSUCHT (R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Größere Hauptrollen, die das Potential der Schauspielerin fordern, erhält sie in dem TV-Film PAULAS SCHULD (2001) von Claudia Carde. Sie spielt eine hochlebendige Figur in einem Drama um Tod und Schuld; eine junge Mutter, die um ihren Sohn Simon kämpfen muss. In GESCHLECHT WEIBLICH (2003) von Dirk Kummer verkörpert sie die 40-jährige Dina, bei der nach einer Routine-Untersuchung Brustkrebs diagnostiziert wird. Sie beschließt, alleine die Krankheit zu bekämpfen. Fast zu spät vertraut sie sich ihren Freundinnen an. Der Film überzeugt durch seine komödiantisch-witzige Weise bei der Behandlung des schwierigen Themas, für ihre darstellerische Leistung wird Ulrike Krumbiegel mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Im BELLA BLOCK-Krimi DIE FRAU DES TEPPICHLEGERS (2005), der für den Adolf Grimme-Preis nominiert und zudem mit dem Robert Geisendörfer-Preis ausgezeichnet wird, schlüpft sie in die Rolle einer frustrierten Ehefrau, die zusammen mit ihrem Ehemann eine Vergewaltigung beobachtet und nichts unternimmt. In dem TV-Thriller AUSGELÖSCHT (2006) verkörpert sie an der Seite von Thomas Moretti eine Ärztin, die einen Patienten mit Gedächtnisverlust behandelt und dabei viel über sich selbst erfährt. Seit 2002 unterstützt sie Dieter Pfaff in den Kriminalfällen des Psychotherapeut Dr. Maximilian Bloch.

Ulrike Krumbiegel lebt in Berlin; sie hat eine Tochter.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: August 2006)

Auszeichnungen

  • 2003: GESCHLECHT WEIBLICH - Deutscher Fernsehpreis: Beste Darstellerin

Literatur

  • Bodo Fürneisen: Manches bleibt ein Geheimnis: Gespräch mit Ulrike Krumbiegel, in: Film und Fernsehen 12/1989.
  • Ulrike Krumbiegel: Vor der Premiere. SEHNSUCHT, in: Film und Fernsehen 04/1990.
  • Manfred Böhm: "Heute' weiß ich nicht so recht, für wen ich spiele" - Gespräch mit der DT-Schauspielerin Ulrike Krumbiegel, in: Neues Deutschland, 27.07.1992.
  • Petra Kohse: Eher ein bockiges Kind. Ulrike Krumbiegel. Schauspielerin am Deutschen Theater - Ein Portrait zum Spielzeitende, in: Die Tageszeitung, 10.07.1993.
  • Sandra Luzina: Allein in der Fremde. Ulrike Krumbiegel war ein Star am Deutschen Theater. jetzt wagt sie am Gorki einen Neuanfang, in: Der Tagesspiegel, 22.02.2002.
  • Hans-Dieter Schütt: Die Spröde. Ulrike Krumbiegel, in: Neues Deutschland, 30.09.2003.
  • Sabine Schneider: Eine erotische Beziehung: Porträt Ulrike Krumbiegel, in: Berliner Zeitung 12.07.2006.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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