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Die Älteste - Vermächtnis einer 108-Jährigen

Regie: Leonija Wuss-Mundeciema, 16 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
1986

Film-/Videoformat
35 mm
Länge in m
442
Sonstiger Titel
Emma Wagner
Anlaufdatum

Kurzinhalt (Deutsch)

Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über die damals älteste Bürgerin der DDR, der Gothaerin Emma Wagner. Lebhaft und geistig auf der Höhe schildert sie in Gleichnissen und beeindruckenden Erzählungen von ihrem harten Lebensweg, ihren Entbehrungen und Schicksalsschlägen. Durch Emma Wagners lebenslangen Verzicht konnte die musikalische Ausbildung der geliebten Tochter Hilda finanziert werden, so wurde ihr eigener Traum von Musik und Gesang bei der Tochter Wirklichkeit. Zu den Originaltönen von Emma Wagner über Moral, Erziehung und Liebe werden Szenen aus dem schönen Gotha unterlegt, denn auch im Jahre 1986 leben Mutter und Tochter noch in ihrer thüringischen Geburtsstadt zusammen.

Filmstill zu "Die Älteste - Vermächtnis einer 108-jährigen"

(R: Leonija Wuss-Mundeciema, 1986) Fotograf: Jürgen Wrobel

Filmstill zu "Die Älteste - Vermächtnis einer 108-jährigen"

(R: Leonija Wuss-Mundeciema, 1986) Fotografen: Jürgen Hoffmann, Hans-Eberhard Leupold

Filmstab

Regie
  • Leonija Wuss-Mundeciema
Drehbuch
  • Leonija Wuss-Mundeciema
  • Annerose Richter
Kamera
  • Jürgen Hoffmann
  • Hans-Eberhard Leupold
Schnitt
  • Inge Marszalek
  • Gudrun Plenert (geb. Steinbrück)
Szenarium
  • Annerose Richter
  • Leonija Wuss-Mundeciema
Dramaturgie
  • Annerose Richter
Musik
  • Archivmusik
Ton
  • Patrick Stanislawski
  • Stefan Edler
Produktionsleitung
  • Charlotte Galow
Text
  • Leonija Wuss-Mundeciema
Gestaltung
  • Hans Moser
  • Thomas Rosié
Sprecher
  • Katja Paryla
Person, primär
  • Emma Wagner
  • Hilde Wagner
Person, sekundär
  • Otto von Bismarck
  • Otto Lilienthal

Langinhalt

0:00:00

Schwenk aus der Vogelperspektive über die Dächer der Stadt Gotha mit eingeblendeten Stabangaben in Schreibschrift (halbtotal): Defa-Studio für Dokumentarfilme, Gruppe Dokument. Mitarbeiter: M. Biegholdt; St. Edler; Ch. Galow; J. Hoffmann; H. E. Leupold; J. Marzalek; L. Wuss-Mundeciema; G. Plenert; A. Richter; Moser Rosie; P. Stanilawski; J. Wrobel. Titeleinblendung "Die Älteste - Vermächtnis einer 108-Jährigen". Zoom aus der Vogelperspektive auf ein Haus am Rande der Stadt Gotha (halbtotal). Umschnitt. Blick in einen Raum des Museums für Deutsche Geschichte in Berlin im Halbdunkel (halbtotal). Fahraufnahme auf eine Glasvitrine mit historischer Fahne des "Krieger-Verein 1879" und Uniform zu (halbtotal). Schwenk über die Exponate in den Glasvitrinen (halbnah). Zoom auf Bierhumpen, Porzellanvase und Bismarck-Büste (halbnah). Schwenk zu aufgeschlagenen Büchern, einer Ledertasche und Schulutensilien (halbnah). Schwenk von den ausgestellten Schulbüchern auf eine Schaufensterpuppe in Schulkleidung der Jahrhundertwende (halbnah). Fahraufnahme an einem Schulpult vorbei (halbnah). Fahraufnahme an Vitrinen mit Exponaten aus der Zeit des Sozialistengesetzes vorbei (halbnah). Umschnitt

0:02:30

Erzählern: "Aus dieser Zeit die hier im Museum...ausgestellt wird kommt Emma Wagner, die älteste Bürgerin unseres Landes. Die militante Erziehung in der Schule und die Auswirkungen des Sozialistengesetzes prägten auch ihren Alltag. Mit 13 begann sie in einer Fabrik ihr Arbeitsleben, später trat sie als eine der ersten Frauen der Gewerkschaft bei...". Schwenk von einer Polizeiuniform auf einen Flug-Apparat von Otto Lilienthal an der Museumsdecke (halbtotal). Einblendung eines historischen Fotos von Emma Wagner mit ihren Eltern (nah). Zoom auf das Gesicht der jungen Frau Emma Wagner (nah). Erzählerin: "Damals wußte die junge Frau noch nicht dass zwei Weltkriege auf sie zukommen werden, das ihr Mann aus dem 1. nicht mehr zurück kehren wird, und der 2. Krieg die Ehe ihrer Tochter zerstören und die Schuld daran tragen wird dass die Freude an Enkeln ihr versagt bleiben muß. Das Haus in dem sie 1878 in Gotha geboren wurde wird jetzt neu gebaut...". Umschnitt auf Handwerker an der Kreissäge auf der Baustelle (halbtotal). Rückwärtszoom mit Schwenk von den Handwerkern auf die historischen Häuser neben der Baustelle (halbtotal). Schwenk über den Baustellenplatz (halbtotal), dazu erzählt Emma Wagner im Off: "...die Pflänzchen auf der Wiese, die werden nicht beachtet, die verschwinden ehe man sie pflückt. Sie verschwinden in der Erde, sie kommen aber wieder, die kleinen weißen, unscheinbaren". Umschnitt

0:03:40

Blick auf Emma Wagner an ihrem 108. Geburtstag neben ihrer Tochter Hilda und einer Verwandten (halbtotal). Emma umgeben von Blumen (halbnah). Emma wird umarmt (halbnah). Umschnitt. Fahraufnahme am Brunnen des Hauptmarktes von Gotha vorbei (halbtotal). Blick auf das historische Rathaus auf dem Hauptmarktplatz (halbtotal). Zoom auf einen Pferdefuhrwerk und Jungen beim Füttern der Tauben auf dem Platz (halbtotal). Im Off dazu Emma Wagner: "Wir Frauen, wir sind ein Rätsel, und werden es ewig sein, es schaut uns kein Gelehrter in unser Herz hinein". Umschnitt auf die erzählende Emma Wagner in ihrer Wohnung (nah) (O-Ton) "Ja, so wahr ich hier sitz, so wahr ihr hier sitzt, die Bretter hätten sich gebogen...ich hab gesungen. Mein Vater hat mir sofort eine ins Gesicht gegeben. Willst Du etwa Sängerin werden? Das gibt es auf keinen Fall das hier einer ins Theater kommt. Da hab ich mir geschworen, wenn ich mal ein Kind habe, das soll das werden was ich hab werden wollen". Umschnitt. Blick auf den Schlossberg (halbtotal). Fahraufnahme am Gebäude der Buchdruckerei "J. F. Thomas Wwe." vorbei (halbtotal). Schwenk über die Fassade der Druckerei (halbtotal).

0:05:40

Blick auf die Hände der erzählenden Emma Wagner (nah) (O-Ton) "Wir waren so arm...wir mußten Geld verdienen. Die Mutter kriegte 1,50 Mark, die lag alle Tage auf dem Schreibtisch, da mußte meine Mutter mit 6 Kinder auskommen, und ich habe gearbeitet...(Schwenk auf das Gesicht von Emma)...ob Mädchen oder Junge, ich hatte 4 oder 5 Jungen gehabt, die hatten alle Dreckschuhe. Wie es ist in der Stadt ist, es gab früher viel Dreck, wer Lehrling war mußte die Schuhe sauber machen alle früh wenn er kam. Auch die Kinder wenn sie in die Schule gingen...ich, ich, ich habe ich gesagt, ich werde die Schuhe machen, das mache ich nicht. Nein, nein, das mach ich nicht, hat mich der Chef kommen lassen. Ich sag einmal, du weigerst dich die Schuhe zu machen, ja, das mach ich nicht, nein, lieber nehme ich mir das Leben. Aber solche Dreckschuhe mache ich nicht, nein. Wer bist du denn eigentlich? Wer hat dir das Recht gegeben? Da hab ich meinen Namen gesagt, geh mal hinaus, da war ich entlassen, da war ich aber froh...". Umschnitt

0:06:35

Rückwärtszoom mit Schwenk von Schulkindern auf einer Treppenbrüstung bis zum Turm des Rathauses auf dem Hauptmarkt (halbtotal). Fahraufnahme am oberen Hauptmarkt (halbtotal). Emma Wagner erzählt weiter (nah) (O-Ton) "...Butter und Käse konnten nur Leute essen die zwei Häuser haben. Also wir mußten Trockenkäse essen und Brot, und das wußten wir gar nicht anders. Wir haben alle an einem Tisch gesessen, vier Schwestern habe ich gehabt, ach, hübsche Mädchen, leben alle nicht mehr, nein, nein, alle nicht mehr, und zwei Brüder...alle Lieder habe ich gesungen, schöne Lieder, und wollte das alles so gerne lernen, aber keinen Pfennig dafür ausgegeben...wir sollten arbeiten und nicht was lernen. Und nachher habe ich mir gesagt, und wenn ich mal ein Kind habe, das soll das Lernen was ich nicht gelernt habe, denn ich habe als Kindermädchen, da haben sie mir ein Stück Stoff in die Hand gegeben, ich sollte sticken, ich konnte mich nicht schämen das ich das nicht konnte...Mein Kind ging noch nicht in die Schule, Körbchen gekauft, sie mußte in die Stickstunde gehen, sie muß was lernen. Sie hat Schneidern gelernt, dass sie das alles gelernt hat was sie im Leben braucht...und dann hat sie gesagt, Mama, ich möchte gerne Gesang lernen. Gut sie hat es gelernt, erst hat sie Klavier gelernt, dann Gesang, hat alles gelernt, Mama hat bezahlt. Mama hat gespart, Mama hat Arbeit und hat ihr alles gegeben, alles was da war habe ich meinem Kind gegeben...ich habe mir nichts gegönnt, kein Kleid, Garnichts, ganz einfach bin ich durch die Welt gegangen, aber mit Herzen durch die Welt". Umschnitt

0:09:00

Fotoeinblendung von Emma Wagner mit ihrer Tochter Hilda ca. 1900 (nah). Foto der ca. 10jährigen Tochter Hilda (nah). Erzählerin: "Emma Wagner ermöglichte ihrer Tochter Hilda die Ausbildung zur Opernsängerin. Mark auf Mark legend kaufte sie ihr ein Klavier. Viel später nach dem II. Weltkrieg war es dieses Klavier an dem die Gothaer Kinder ihre musikalische Begabung entwickeln konnten, die Musikschule der Stadt die von Mutter und Tochter damals ins Leben gerufen wurde...(Einblendung historisches Fotoporträt der Mutter)...hatte lange Zeit weder Instrument noch Raum. Das sie damals schon über 70 war sagt viel darüber aus wie man seine innere Kraft bewahrt, für immer mehr vom eigenen Ich absieht und ein Ziel verfolgt das einem unabläßlich sinnvolles Tun für andere abverlangt". Rückwärtszoom vom Gesicht Emma Wagners im Sessel auf die Klavierspielende Tochter Hilda im Zimmer (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt

0:10:00

Blick auf einen jungen Vater in der Fußgängerzone von Gotha mit einem Kinderwagen (halbtotal). Schwenk auf das Kleinkind im Kinderwagen (halbnah). Emma im Off dazu: "...ich weiß nicht wie das kommt, denn ich war alleine, ja, bin aber meinen rechten Gang gegangen, bin dahin gekommen wo ich wollte. Hab ein Kind groß gezogen, zu einem rechtschaffenden Menschen, es sollte was werden". Umschnitt auf die Fußgänger im Zentrum von Gotha (halbtotal). Dazu Emma im Off: "Mariechen warum weinest du so sehr...ja, Ritter Ewald hat sie verlassen und der war dem Mädchen untreu geworden, und wie viele sind heute untreu, wie viele sind heute wie Mariechen? Sie hat das überlebt...heute sich keiner, keiner überlegt sich das es ein Mariechen hat unglücklich gemacht, das darf nicht sein...(Schwenk über neue, moderne Wohnungsbauten in Gotha)...Ein Vater der die Seinen verlässt ist keinen Schuss Pulver wert, so ist das". Schwenk über einen Kinderspielplatz zwischen der neuen Wohnanlage (halbtotal). Zwei Kinder auf einem Brunnen winken in die Kamera (halbnah).

0:11:35

Schwenk von Tochter Hilda Wagner auf die erzählende Emma (halbnah) (O-Ton). "...alles ist eine Kunst was man lernen muß...es heißt nicht umsonst, lieb solang du leben kannst, die Stunde schlägt wo du es nicht mehr kannst. Wer einmal geliebt hat der kann ein zweites Mal...eine echte die geht nie kaputt. Eine Frau soll artig und ruhig auch sein, und der Mann mal auch. Wenn sie sich beide verstehen, Achtung gegenseitig, der Mann darf sich nicht gehen lassen und die Frau auch nicht. Nicht im Hemd rumlaufen und dergleichen, und auch ein Mann der sich nicht entblößt und herumlaufen, der muß seine Achtung in sich selbst zeigen. Das soll eine Frau nicht sehen, Ende. Schamlos, da vergeht die Liebe, dann vergeht das, dann geht alles hinüber, da geht die ganze Liebe aus". Umschnitt auf den nebeligen Hauptmarkt und Schlossberg in Gotha (halbtotal). Schwenk über die Hausfassade des historischen Rathauses am Hauptmarkt (halbtotal). Blick auf den verzierten Nordgiebel des Rathauses (halbtotal). Schwenk vom Rathausgiebel auf die Häuser und den Brunnen auf dem Hauptmarkt (halbtotal). Zoom auf die Straßen und Geschäfte am Hauptmarkt (halbtotal), dazu Emma im Off: "...wir Frauen sollen voraus gehen, ja, nur dann kann der Friede bleiben. Wenn ihr Männer so friedlich seid, nein, sie saufen höchstens. Wir wollen vorne sein, wir kommen mit unseren Kindern, wir wollen leben. Kein Krieg darf sein". Umschnitt

0:13:40

Gesicht von Emma Wagner (nah) (O-Ton) "Kommt herbei ihr Völkerscharen zu des deutschen Rheines Strand, wollt ihr echtes Glück erfahren, so kommet bitte und reicht uns die Hand. Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Das hätte ich gerne...sie sollen alle einig sein wieder, mit uns allen. Bitte, und reicht uns die Hand". Einblendung eines Jugendfotos von Emma (nah). Umschnitt. Schwenk aus der Vogelperspektive über die Stadt Gotha (halbtotal). Schwenk von historischen Gebäuden auf moderne Plattenbauten (halbtotal), dazu Emma im Off: "Das ist das heiligste in der Welt, das ist eure Mutter, und wenn es eine Rose ist die ihr bringt, ein Blümchen hinlegt, das ist edel und gut, wenn aber vorüber geht dann ist das nicht gut....". Zoom aus der Vogelperspektive auf das Wohnhaus von Emma Wagner (halbtotal). Umschnitt auf das Gesicht der 108jährigen (nah). Überblendungen von verschiedenen Gesichtszügen (nah). Abblendung. Einblendung DDR © 1986

0:15:35 ENDE

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