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Dresden Oktober '89

Director: Róza Berger-Fiedler, 30 Min., Black-White, Documentary
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1989

Film/Video Format
35 mm
Length in m
825
Other Title
Aktuelles Dresden; Dresden Oktober '89 - Die Revolution findet nach Feierabend statt
English Title
Dresden, October '89: The Revolution Happens after Work

Film Crew

Director
  • Róza Berger-Fiedler
Script
  • Róza Berger-Fiedler
Scenario
  • Róza Berger-Fiedler
Camera
  • Michael Jüttersonke
Film Editing
  • Róza Berger-Fiedler
Script Editing
  • Harry Hornig
Sound
  • Eberhard Schwarz
Production Management
  • Charlotte Galow
  • Marco Mundt
Design
  • Bernd Blum (Trick)
DEFA Photography
  • Gerhard Lange
Person, Primary
  • Wolfgang Berghofer
  • Martin Henker
  • Hans Modrow
Person, Secondary
  • Waltraud Heischkel
  • Egon Krenz
  • Gerhard Landgraf
  • Günter Wendland

Short Summary (German)

Dieser schwarz-weiß Dokumentarfilm berichtet mit Interviews und mitgeschnittenen Szenen von der "Friedlichen Revolution" in Dresden im Oktober 1989. Stadtjugendpfarrer Martin Henker schildert seine Sicht der Ereignisse von den Demonstrationen auf der Prager Straße. Zusätzlich werden seine Predigt und ein offener Brief an den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker aus einem Gotteshaus sowie Ton- und Filmaufnahmen von den Demonstrationen auf dem Dresdner Theaterplatz und den vermittelnden Erklärungen und Wünschen nach einem offenen Dialog mit den Bürgern der DDR von Hans Modrow und dem Reformsozialisten Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer eingeschnitten. Zusätzlich schildern drei Vertreter der oppositionellen "Gruppe der Zwanziger" nach den Demonstrationen von Anfang Oktober ihre Beweggründe und Motivation hier mitzuwirken. Ein handgeschriebener Zettel auf einer Stellwand in einer Dresdner Kirche bringt es auf den Punkt: "Gewalt ist keine Lösung für unser Problem".

Summary

0:00:00

Titeleinblendung: DEFA Studio für Dokumentarfilme, Gruppe document. Fotoeinblendung der Semperoper mit unterlegtem Titel "Dresden Oktober ´89". Einblendung: "...die Revolution findet nach Feierabend statt...". Blätter am Stamm eines Ahornbaumes (halbnah). Rückwärtszoom von den Blättern auf Einfamilienhäuser aus den 30er Jahren (halbtotal) (O-Ton von Kirchenglockengeläut). Stadtjugendpfarrer Martin Henker mit seinem Sohn auf dem Schoß, erzählt (halbnah) (O-Ton) "...am Sonntag sind im Zusammenhang mit dem Gottesdienst in der Kreuzkirche, vor dem Gottesdienst und nach dem Gottesdienst, Gemeindemitglieder, Nichtchristen, zufällig in der Kreuzkirche anwesend, gekommen, und haben erzählt, unsere Eltern, eh, unsere Kinder, unsere Ehepartner, unsere Freunde sind weg, seit zwei, seit drei, seit vier Tagen...". Schwenk vom erzählenden Henker über seinen Schreibtisch mit Akten auf seine Frau im Arbeitszimmer des Jugendpfarramtes (halbnah). Schwenk zum Erzählenden (halbnah) (O-Ton) "...nirgendwo erhalten wir Auskunft wo sie sind, können sie uns helfen? Das haben wir angehört, haben einige Namen aufgeschrieben und haben dann beschlossen ab Montag hier, im Jugendpfarramt, diese Namen und diese Nachrichten zu sammeln". Schrifteinblendung "Jugendpfarrer Martin Henker". Henker weiter (halbnah) (O-Ton) "...eine wichtige Zeit war der Sonnabend, der 7. Oktober, da kam es um die Mittagszeit zu einem Gespräch, ungefähr 100 Leute, viele davon keine Christen, und sie erzählten was sie an den Abenden zuvor auf der Prager Straße erlebt hatten".

0:01:55

Straßenschild "Prager Straße" an den Springbrunnen im Abendlicht (halbtotal). Blick auf das Rundkino der Architekten Gerhard Landgraf und Waltraud Heischkel auf der Prager Straße im Abendlicht (halbtotal). Gebäude und Springbrunnen bei Nacht auf der Prager Straße (halbtotal). Im Off hört man Henker weiter "...am Freitagabend war ich selbst auf der Prager Straße so gegen 21 Uhr bis 22 Uhr, es gab die eine Postenkette in der Höhe des Rundkinos, dort waren schlimme Szenen, es flogen Blitzknaller und es wurden Brandflaschen geworfen...(Zwischenfrage im Off: "Vom wem eigentlich?")...Demonstranten, wenn man die Demonstranten nennen will oder soll, das sind sicher die schwierigsten Fragen für diese Tage, was sind das für Leute gewesen"? Einblendung von weiteren Nachtaufnahmen der Prager Straße (halbtotal). Henker weiter im Off "...auf der anderen Seite, zum Hauptbahnhof zu, und das war das für uns Überraschende an diesem Abend, standen zwar Polizeiketten relativ dicht, Schutzhelm, Schlagstock, Visier...(Zwischenbemerkung der Interviewerin: "...das erinnert mich an Bilder die ich bisher nur aus dem Westen kannte")...ja, das hat auch viele Leute schwer betroffen gemacht, hier Bilder zu sehen die es sonst nur aus anderen Ländern kannten. Und dort sind wir hingegangen, ein Mitarbeiter aus unseren Jugendpfarramt mit mir zusammen, und wir haben uns mit dem Posten, mit den Bereitschaftspolizisten unterhalten, sie haben erzählt, dass sie ihren Grundwehrdienst ableisten und dass sie Befehl haben, sie haben erzählt dass sie zum Teil die dritte Nacht, pausenlos hintereinander im Einsatz sind mit wenigen Stunden Schlaf. Einer hat erzählt, noch 21 Tage dann hab ich es geschafft..."

0:03:24

Blick auf die Kastenbauten und das Einkaufszentrum auf der Prager Straße in der Nacht (halbtotal). Henker im Off weiter "...es standen an dieser Postenkette am Hauptbahnhof hunderte von Menschen die miteinander diskutierten und mit den Posten diskutierten. Wir sind dann gegangen und am Sonnabend Mittag waren Menschen da die dann erschütternd erzählten, dass sie genau so an der gleichen Stelle standen und plötzlich sei ein Pfiff ertönt, Visier runter...Henker (halbnah) ....Knüppel aus der Halterung und hinter dem Schild raus, und die gleichen Posten die eben noch sich mit den Menschen unterhalten haben, angefangen auf diese Menschen einzuschlagen". Blick auf die Wasserspiele und "Pusteblumen" auf der Prager Straße bei Nacht (halbtotal). Frage aus dem Off "Die selben Jungs die da sagten, also so und so viele Tage noch und wir sind dann wieder Zivilisten...das ist ja unglaublich". Henker mit seinem Sohn (halbnah) weiter (O-Ton) "...ja, es waren da am Sonnabend Mittag, das war der 7. Oktober, der Staatsfeiertag, es waren da Menschen in der Kirche die haben dort eine Stunde in der Kirche geweint, hemmungslos, haltlos geweint, unfähig ein Wort zu sprechen...". Ahornstamm mit gefallenen Blättern (halbnah). Schwenk von den Blättern auf das Haus des Jugendpfarramtes (halbtotal).

0:04:47

Blick auf die Brühlsche Terrasse bis zur Semperoper (halbtotal). Semperoper und Hofkirche bei Nacht (halbtotal). Im Off wird die Ansprache des Jugendpfarrers aus der Kirche unterlegt: "Ja, ich bin von einer Sorge erfüllt, ich habe jetzt die Ereignisse in den letzten Tagen ziemlich engagiert betrachtet...und war auch ziemlich stark beteiligt, und habe immer wieder einen Punkt feststellen müssen, der sich auch immer mehr verschärft, es entsteht so ne Art latentes Beileid, ich habe immer das Gefühl, jetzt haben die, die gelitten haben, endlich jemanden der schuldig ist. Ich finde das nicht so gut, also meine Gebetserfahrung ist die, ich finde beim Gebet einen Raum in dem ich nicht beurteilt werde, ich bin einfach nur da, und so wie wir das als Christen erfahren, denke ich können wir das anderen Leuten das auch einräumen....". Eingeblendet zum Off-Ton werden Szenen aus dem Kirchenvorraum mit Hinweistafeln der Oktober-Ereignisse in Dresden und der DDR (halbnah). Bürger lesen die Protokolle, Aufrufe, Zeitungsartikel und handgeschriebene Dokumente (halbnah). Zoom auf ein Dokument: "Gewalt ist keine Lösung für unser Problem!" (nah). Im Off weiter: "...die Staats- und Parteiführung, so wie ich sie bis jetzt erlebt habe, hat großen Anlass dazu geben, das man ihr mißtrauisch gegenüber tritt, ich empfinde das als eine Schuld, ich werde also einen Anspruch den ich auch von Jesus herleite theoretisch gerecht, und ich möchte euch als meine Brüder und Schwestern diese Schuld eingestehen. Ich habe das, was jetzt passiert ist, nicht verhindern können, ich habe lange Zeit das ertragen und geduldet, und habe jetzt nicht die Kraft das mein Mißtrauen aufhört". Schwenk von der Kirchendecke auf die zuhörenden Christen in den Sitzreihen des Gotteshauses (halbtotal). Schwenk vom Bild des Gekreuzigten an der Wand auf den verzierten Altar mit Kerzenleuchtern (halbnah). Schwenk über die Köpfe der Christen (halbtotal) (O-Ton von der Orgel).

0:06:22

Frau vor dem Altar liest vor (halbtotal) (O-Ton) "Offener Brief: Sehr geehrter Herr SED-Generalsekretär, schon einmal haben wir eine mangelhafte Aufarbeitung der Vergangenheit zu beklagen, das ist 50 Jahre nach dem II. Weltkrieg deutlich ausgesprochen worden. Eine Korrektur, wie sie jetzt nötig ist, erfordert eine Benennung der Schuld, wir bitten Sie dringend um ein in diesem Sinne befreiendes Wort, von Ihnen, für uns alle und für unser Land. Der Sozialismus, als die von der Idee her gerechtere Gesellschaftsordnung, soll und muß in unserem Land noch einmal eine Chance haben, das ist auch für die Gestaltung eines europäischen Hauses von Bedeutung...". Schwenk über die Kirchenbesucher und die Vortragende am Altar (halbtotal). Die Vortragende weiter (O-Ton) "...wir haben in den Texten der ökumenischen Versammlung zum Ausdruck gebracht wie wir uns unsere Mitarbeit darin vorstellen und wollen dies hiermit bekräftigen". Schwenk über die Gläubigen auf den Kirchenbänken (halbtotal) (O-Ton der Orgelmusik). Schwenk vom Eingangsbereich der Kirche auf den Altar und die weg gehende Vortragende (halbtotal) (O-Ton).

0:07:39

Menschenansammlung in der Nacht auf dem Theaterplatz (halbtotal). Menschenmenge ruft im Chor (halbtotal) (O-Ton) "Eins, zwei, drei, Modrow komm herbei". Demonstranten zünden Kerzen an (halbtotal) und rufen (O-Ton) "Eins, zwei, drei, Modrow komm herbei". Schild zwischen den Demonstranten "Danke Gorbi" (halbnah). Demonstranten klatschen und rufen in der Dunkelheit (halbnah) (O-Ton) "Wir bleiben hier...wir bleiben hier". Schwenk über die demonstrierende Menschenmenge auf dem Theaterplatz in der Dunkelheit (halbtotal). Schild "Dialog mit Wahlbetrügern?" (halbnah). Demonstranten fordern einen Lautsprecher damit Modrow gehört wird (halbnah) (O-Ton). Hans Modrow auf dem Platz (halbnah) (O-Ton) "Wenn heute hier in der Kirche eingeladen wird, dass man um 20 Uhr spricht, selber davon nichts weiß, sondern aus der Kirche erfährt das sie um 20 Uhr hier sein sollen, dann ist das natürlich schlecht aufeinander abgestimmt. Das hat nichts mit umstellen zu tun, entschuldigen Sie, da müssen Sie schon sachlich bleiben." Frau spricht Modrow direkt an (halbnah) (O-Ton) "Wie ist es möglich das im sozialistischen Staat eine Mutti mit einem zweijährigen Kind in einer Wohnung haust in der keine Küche ist und feuchte Räume sind, Außenklo. Die Ausländer kommen bei uns rein und kriegen die Neubauten, wie ist das möglich, wie ist sowas möglich"? Modrow (halbnah) (O-Ton) "Das müssen wir so machen, dass wir das so konkret regeln wie Sie es gebrauchen und in sofern müssen das Sie entweder mir oder der Oberbürgermeister ist auch in der Nähe...". Frau im Off "Können Sie mir eine Adresse geben...". Modrow im Off "Das ist nicht kompliziert, ich heiße Hans Modrow, bin in der Bezirksleitung der SED, gleich hier nebenan zu erreichen, und dann kommen wir direkt in den Kontakt...". Schwenk über das beleuchtete Gebäude der Semperoper (halbtotal). Frau im Off "Das nützt mir nichts, das ist wieder so etwas was zwischen Tür und Angel...". Modrow im Off "Das nützt wohl was, im Telefon finden Sie die Rufnummer, und rufen Sie bei mir im Sekretariat an, dort meldet sich die Frau Otto. Mit der Frau Otto machen Sie aus wann Sie zu uns ins Haus kommen, da müssen wir das dann bereden". Modrow und die fragende Frau im Halbdunkel (halbnah). Frau im Off "Und wie lange wird das ungefähr noch dauern"? Modrow (halbnah) (O-Ton) "Wenn Sie anrufen kriegen Sie den Termin". Frau im Off "Na ist gut...ich hab ja genug Zeugen..."

0:10:18

Blick auf die Demonstranten vor der Semperoper (halbtotal) (O-Ton Pfeifkonzert). Modrow im Off "Nun passen Sie mal auf, da vorne ist offensichtlich ein Mikrofon wo man etwas sagen kann". Blick auf die erleuchtete Fassade der Hofkirche (halbtotal). Modrow im Off "Es lohnt sich doch nicht hier zu bleiben, man muß dorthin gehen wo man was sagen kann". Modrow bahnt sich einen Weg durch die Demonstranten (halbnah) (O-Ton). Modrow geht zum Mikrofon und spricht zur Menschenmenge (halbtotal). Modrow (halbnah) (O-Ton) "Also, entschuldigen Sie die Schlamperei, das Problem besteht darin, das in der Kirche mitgeteilt wurde, das ich heute hier um 20 Uhr spreche, ohne dass ich wußte dass es solch einen Tatbestand gibt... (Demonstranten protestieren und lachen) ...ich bin her gekommen damit niemand hinterher sagt ich habe gekniffen, aber die Kultur des Dialogs erfordert eigentlich dass man miteinander abmacht wer wann wo spricht" (Beifall im Off). Modrow am Mikrofon (eingefrorenes Bild) und weiter in Off "...vor mir haben Sie den Bericht einer jungen Frau oder eines jungen Mädels gehört, und wir alle haben das, Sie wie ich, natürlich auch so aufgenommen wie dieser Bericht mit all seinen Problemen die Dinge darstellt". Eingefrorenes Bild von Demonstranten mit Kerze (halbnah). Modrow weiter im Off "...es ist aber nun der nächste Schritt notwendig und der Staatsanwalt der DDR, Günter Wendlandt, hat dazu öffentlich Stellung genommen, auch die Staatsanwaltschaft des Bezirkes Dresden beschäftigt sich damit, die Dinge werden so wie es, nicht wandern, sondern...(Modrow wird durch Zurufe unterbrochen). Schwenk über die Fassade der Semperoper (halbtotal).

0:12:05

Modrow am Mikrofon (halbnah) (O-Ton) "...es geht hier nicht um die Frage, wann denn, sondern dieser Prozeß ist eingeleitet, und das was die junge Frau hier vorgetragen hat, soll sie mir dann bitte mit übergeben, sodass auch dieser Fall genau so wie andere untersucht und die Probleme zu denen die betroffen sind auch geklärt werden". Demonstranten protestieren im Off, unterlegt mit dem eingefrorenen Bild von Modrow am Mikrofon. Schwenk über die Fassade der Hofkirche (halbtotal). Modrow im Off "Ich sage Ihnen nochmal, wann das ist nicht die Frage, sondern der Prozeß ist...". Modrow wird durch die Zurufe der Demonstranten unterbrochen "Öffentlich, öffentlich, öffentlich...". Schwenk über die Demonstranten auf dem Theaterplatz (halbtotal). Modrow (halbnah) (O-Ton) "...auch das wird sein, aber zu dem Zeitpunkt wo die Untersuchungen so abgeschlossen sind, denn jeder von Ihnen erwartet, wenn ein Prozess eingeleitet wird, dass es Untersuchungen gibt, und es muß in allen Fragen sowohl die eine wie die andere Seite gleichermaßen untersucht werden, denn es kann in allen Fragen nur ein Recht und kein gezweiteiltes geben". Beifall auf dem Platz (O-Ton).

0:13:30

Schwenk über die beleuchtete Hofkirche (halbtotal) Modrow im Off "Also einverstanden, wir machen eine Gasse das ich dadurch gehen kann und dann werde ich dort rüber laufen..." Beifall im Off. Kameramann geht mit Modrow und seinen Begleitern durch die Menschengasse zur Hofkirche (halbtotal). Modrow im Off "...offensichtlich auch miteinander ein Mikrofon krieg, aber das alles mag sich auf solch einem Platz abspielen. Sie selber erwarten nun...da wir nun einen Dialog miteinander führen wollen, halte ich es für notwendig, das wir uns natürlich nun auch verständigen worüber wir miteinander sprechen wollen, das eine Thema ist von meiner Seite beantwortet und es ist klar das wir heute Abend...". Modrow wird durch Zurufe im Off unterbrochen. Schwenk über die Demonstranten (halbtotal). Modrow (halbnah) (O-Ton) "...gestatten Sie mir ein paar wenige Bemerkungen, wir alle empfinden das wir in einer Zeit sind die ohne Zweifel Entscheidungen fordert und uns alle herausfordert. Auf dem Weg hierher war nicht zu überhören das wir auch auf diesem Platz mit sehr unterschiedlicher Haltung zusammen gekommen sind. Der eine rief "Nieder mit Ihnen" und die andern sagten "Wir wollen miteinander sprechen". Ich glaube das miteinander sprechen ist der einzige Weg der uns in Vernunft miteinander verbleibt". Beifall im Off.

0:15:07

Demonstranten beschweren sich (halbnah) (O-Ton) "Es ist eine bodenlose Frechheit, dort hinten hört kein Mensch was, sie bestellen hier die Leute her und dort hinten ist niemand der die Lautsprecher hochdreht. Wir kommen hierher und wollen was ordentliches hören, wir verstehen nicht ein einziges Wort, das ist eine bodenlose Frechheit". Schwenk über die Hofkirche (halbtotal). Demonstrant neben Modrow (halbnah) (O-Ton) "Macht mal Ruhe bitte. Herr Modrow, eine Frage, wir gehen heute...man, Ruhe...wir stehen heut hier, vor 14 Tagen wären wir alle noch eventuell eingesperrt worden, wir gehen jetzt zur Tagesordnung über, alle die, die noch vor 14 Tagen gegen jede Reform waren, schreien heute dafür". Beifall im Off. Demonstrant weiter im Off "Das fängt in der Spitze an und endet bei einem Kreissekretär oder beim Rat des Kreises, egal bei welchem, das kann doch nicht ganz normal sein...". Modrow hält dem Demonstranten das Mikrofon (halbnah) (O-Ton) "...das heute im Zeitalter der Massenmedien sich Leute melden die noch vor 14 Tagen gegen jegliche Wirtschaftsreform oder...gegen jegliche Verhandlung in der DDR waren". Schwenk über die Mauern der Hofkirche (halbtotal). Modrow (O-Ton) "Nach den Reformen zu dem Verhältnis zur Reform, wenn man mit Aufmerksamkeit gelesen hat was ich auf der 7. Tagung des ZK meiner Partei im Dezember des vergangenen Jahres gesagt habe...(Pfeifkonzert)...dann war das keine Rede die irgend jemand gelobhudelt hat...es war eine Rede in der ich deutlich gemacht habe das wir an dem Punkt stehen wo wir tiefgreifenderes zu überlegen haben. Und im Dialog und seinen Sinn sehe ich vor allem darin, dass wir uns nicht erneut einbilden irgendwo gibt es ein paar Weise, die alles wissen, die ganz klug sind. Ich habe auf der jüngsten Tagung des ZK meiner Partei deshalb auch das Zentralorgan des Neuen Deutschland kritisiert und ihnen gesagt...(ab hier wieder Filmaufnahmen von Modrow)...wer solche Schlagzeilen schreibt, "Mit der Wahrheit gehen wir zur Lösung unserer Aufgaben", wie das gerade noch in der vergangenen Woche geschehen ist, irritiert wer von uns hat diese Weisheit um damit zu den Lösungen zu gehen? Wir werden gemeinsam um Weisheiten zu ringen haben, wir werden uns gemeinsam Bemühen müssen, wie der Volksmund im einfachen sagt, einen Kopf zu machen". Pfeifkonzert unterbricht die Rede im Off. Schwenk über die Fassade der Hofkirche und seiner Fenster (halbtotal)

0:17:30

Modrow im Off weiter "...so laut Sie auch rufen mögen, wir erleben in einer Situation wo niemand für sich sagen kann er sei das ganze Volk, die Kirche ist es nicht, Sie sind es nicht, und auch wir werden darum zu ringen haben das Vertrauen gewonnen, gestärkt oder aber auch wieder zu gewinnen ist..(ab hier Modrow im Bild)...anders ist die Situation auf beiden Seiten in der Tat wirklich nicht...(Proteste der Demonstranten). Modrow auf dem Rednerpodest (halbnah). Mitarbeiter (halbnah) (O-Ton) "Seid doch mal ruhig". Im Off hört man einen Demonstranten in das Mikrofon rufen "Hör auf Doktor Modrow, Sie sprechen uns auf unsere Erfahrungen an, zu unseren Erfahrungen gehört ein eklatanter Wahlbetrug...". (Demonstranten stimmen im Off den Ausführungen zu). Einblendung von Demonstrantenfotos auf dem Theaterplatz (nah). Demonstrant im Off weiter "...dieser hat Vertrauen gegen Null gehen lassen, Vertrauen ist nur korrigierbar wenn freie demokratische Wahlen garantiert werden...". (Demonstranten stimmen im Off diesen Ausführungen lauthals mit Zurufen und Beifall zu). Demonstrant im Off am Mikrofon weiter "...Ruhe...dort entscheidet sich wer das Volk ist...".

0:19:02

Modrow auf dem Podest mit Mikrofon (halbnah) (O-Ton) "...im Dialog steht, und niemand, weder die eine noch die andere Seite, davon ausgehen kann das jeder schon die Wahrheit sagt. Die zweite Sache, was Sie zur Wahl gesagt haben, auch hier glaube ich steht ein Problem, zu dem was hinter uns liegt werden wir gemeinsam kritische Betrachtungen haben, aber das entscheidende wird die Zukunft sein". (Beifall im Off, unterlegt mit Foto von Modrow). Foto des Oberbürgermeisters Wolfgang Berghofer mit Mikrofon in der Hand (nah). Im Off spricht er: "Liebe Freunde, liebe Bürger, hier spricht der Dresdner Oberbürgermeister, ich bitte das Sie mir zuhören. Es sind Menschen, sie sind auf die Straße gegangen weil sie unzufrieden sind, das haben wir begriffen und akzeptiert...(ab hier Berghofer auf dem Rednerpodest mit Filmaufnahmen)...und zwar am 8.10. abends, und haben Genosse Modrow und ich, Genosse Modrow und das Sekretariat der Bezirksleitung, in großer Verantwortung mit den Vertretern der Kirche entschieden, wir gehen in den Dialog und tragen dafür die Verantwortung, damit nicht Gewalt und Blutvergießen entsteht...". (Beifall und Zurufe).

0:20:05

Filmbild wird eingefroren . Demonstrant im Off: "Herr Modrow, es ist bekannt aus westlichen Medien, das Sie eventuell unseren Staatsratsvorsitzenden machen könnten... (Beifall und Zurufe der Demonstranten im Off)...das Volk wäre dafür... warum darf das Volk Sie nicht wählen? (ab hier wieder Filmaufnahmen). Schwenk von den Demonstranten auf Modrow (halbnah). Demonstrant im Off weiter: "...ich sehe nicht ein dass ich einen Egon Krenz, der uns diese Misere eingebrockt hat, dass wir hier stehen müssen...". (Beifall und Zurufe der Demonstranten im Off). Schwenk auf das besorgte Gesicht von Hans Modrow (halbnah). Im Off hört man dazu den Demonstranten weiter "...wer kann uns garantieren dass die Karre nicht beibehalten wird, das Volk hat kein Vertrauen zu Egon Krenz das kann ich wohl behaupten...". (Beifall und Zurufe der Demonstranten im Off). "...ich sehe das Sie und der Oberbürgermeister in der Welt einen guten Namen haben, und wir möchten Sie gerne unterstützen auf eine friedliche Art und Weise...aber wie können wir Sie wählen wenn diese Wahl nicht anerkannt wird...(Beifall und Jubel bei den Demonstranten im Off)..."...ich bitte darum, dass morgen zu diesen Punkten in unseren Blättern Stellung genommen wird...ich glaube ich spreche für viele Bürger...". (Demonstranten stimmen jubelnd zu im Off). Modrow erwidert im Off: "Bringen Sie uns bei nicht in eine Situation die gewiß nicht unser Wunsch und unser Wille war, er wird seiner Verantwortung gerecht als Oberbürgermeister und ich habe deutlich gesagt, eigentlich bin ich kein Kind von dieser Elbe, aber ich bin hier zu Hause inzwischen, ich arbeite hier gerne, ich lebe gemeinsam mit Ihnen und werde meine Aufgaben und meine Pflicht so lange meine Partei und Sie mir als Wähler, ich bin Abgeordneter der Volkskammer, Vertrauen schenken, und werde weiter meiner Pflicht nachkommen, herzlichen Dank". (Beifall im Off).

0:22:13

Schwenk (von oben) über die Demonstranten am Rednerpult von Modrow (halbtotal) (O-Ton) "Volksentscheid, Volksentscheid, Volksentscheid". Texteinblendung: Drei Vertreter der "Gruppe der Zwanziger". Drei Vertreter auf einer Bank (halbnah) (O-Ton) "Entstanden sind wir aus der Situation am 8.10. abends, als eben die Sicherheitskräfte und die Demonstranten auf der Prager Straße unmittelbar gegenüber standen und die Gefahr doch ziemlich groß war, dass es dort wieder doch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Eigentlich ging es an dem Abend bloß darum die Demonstration gewaltlos zu beenden und die Forderung der Demonstranten zu überbringen an den Oberbürgermeister der Stadt. Wir haben eigentlich an dem Abend, zumindest ist es mir so ergangen, gar nicht daran gedacht, dass es irgendwie noch über einen längeren Zeitraum weiter gehen könnte. Wir haben...an dem Abend nur daran gedacht es darf nicht knallen". Langsamer Schwenk von den 3 Vertretern auf der Bank und der Interviewerin auf den leeren Demonstrationsplatz mit einigen Lautsprechern und Scheinwerfern (halbtotal). Im Off hört man einen weiteren Vertreter reden: "Na ja, und die Ausmaße die sich entwickelt haben daraus, mehrere Gespräche, das waren wir uns im Prinzip gar nicht bewußt an diesem Abend. Wir haben dann die Forderungen aus der Masse gesammelt...(Zwischenfrage der Interviewerin: Was waren das für Forderungen?)...das waren im Prinzip Zulassungen des neuen Forums, die Medienfreiheit, Reisefreiheit, Zivilersatzdienst, und wie kann man weiter in den Dialog kommen, der Dialog war ja auch eine Forderung der Demonstranten, dass sie eben gehört werden und dass man auf ihre Meinung, Vorschläge, Forderungen auch reagiert...und am Abend des 10. Oktober, ne am 9. abends, bei den Veranstaltungen in den Kirchen die wir aufsuchen mussten, die mussten wir aufsuchen weil wir keine anderen Räume bekommen haben, haben wir eigentlich erst an der Resonanz gemerkt das da Erwartungen sind die haben uns selber überrascht...". Zoom auf die drei Vertreter (halbnah) (O-Ton) "Ja, wir uns identifiziert worden mit dem Problem der großen Masse die wir selber auch hatten, da war das klar uns da zu engagieren". Frage der Interviewerin: "Welches Gefühl hatten Sie in dem Augenblick, das war doch eine spontane Reaktion als Gefahr drohte, wer möchte sprechen"? Schwenk über die Gesichter der drei Vertreter (halbnah) (O-Ton) "Ja, da war auch Angst dabei...na ja, die Angst haben wir aber eigentlich zurück gedrängt...wir hatten ein sehr ungutes Gefühl, wir mußten erst einmal unsere Namen und Adressen hingeben, kannten unser Gegenüber nicht, er hat sich ja geweigert sich vorzustellen, bis heute, er hat erklärt das er seinen Diensteid bricht wenn er eben seinen Namen nennt, und ein ungutes Gefühl war schon dabei, aber wir waren uns alle eigentlich darüber im klaren, es bringt uns nichts wenn wir in der Angst verharren".

0:25:17

Schwenk über die Demonstranten auf dem Platz im Abendlicht (halbtotal). Im Off dazu Ausführungen eines der drei Vertreter: "Die Demonstrationen sind sehr wichtig, glauben wir, weil dadurch eben der ständige Nachdruck doch da ist das es Veränderungen geben muß...". Rückwärtszoom vom Demonstrationsplatz bei tag auf die drei Vertreter auf der Bank (halbtotal) (O-Ton) "...die Veränderung werden sicher nicht auf der Straße kommen, die müssen woanders passieren, das Problem was wir sehen ist eigentlich das fehlende Vertrauen zwischen den bestehenden Strukturen und Gremien, und der Bevölkerung, und an der Stelle haben wir eigentlich unsere Rolle gesehen und sehen sie auch noch als Vermittler, das eben Meinungen und Vorschläge der Bevölkerung auch einfließen können in das Gespräch und auch zu wirksamen Veränderungen führen...und unsere Arbeit, unsere Aufgabe sehen wir eigentlich als erfüllt an wenn gesichert ist, dass in Zukunft die Meinung des Volkes, die Vorschläge auch einfließen, na ja, ...und auch wirklich berücksichtigt werden". Zoom auf die drei Vertreter der "Gruppe der Zwanziger" (halbnah). Im Off hört man die Demonstranten der Abenddemonstration mit den Rufen: "Wir bleiben hier, wir bleiben hier...". Schwenk über die Demonstranten (halbtotal) (O-Ton "Wir bleiben hier...wir bleiben hier". Überblendung

0:26:41

Bild der Semperoper mit Schriftzug "Dresden Oktober ´89". Ein Film von Róza Berger-Fiedler in Zusammenarbeit mit Harry Hornig sowie Michael Jüttersohnke, Jürgen Wrobel, Wolfgang Heise, Andreas Walter, Marko Mundt u. a. 1989 Abblendung.

0:26:58 ENDE

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