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Ich war, ich bin, ich werde sein

Director: Gerhard Scheumann, Walter Heynowski, 76 Min., Black-White, Documentary
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
1974

Length in m
2188
English Title
I Was, I Am, and I Shall Be
Release Date (for Cinema)
Premiere Air Date (for TV)
Literary Source
Brecht, Bertolt: Gedicht
Film still for "Ich war, ich bin, ich werde sein"

(Dir.: Gerhard Scheumann, Walter Heynowski, 1974) Graphic Design: Helmut Wengler

Short Summary (English)

In the spring of 1974, a camera team from Studio H&S succeeded against the explicit orders of the Junta’s Chancellery, entered into two large concentration camps in the north of the country - Chacabuco and Pisagua - leaving with filmed sequences and sound recordings.

Film still for "Ich war, ich bin, ich werde sein"

(Dir.: Gerhard Scheumann, Walter Heynowski, 1974) Photography: Winfried Goldner, Horst Donth, Peter Hellmich

Film still for "Ich war, ich bin, ich werde sein"

(Dir.: Gerhard Scheumann, Walter Heynowski, 1974) Photography: Winfried Goldner, Horst Donth, Peter Hellmich

Film Crew

Director
  • Gerhard Scheumann
  • Walter Heynowski
Script
  • Gerhard Scheumann
  • Walter Heynowski
Camera
  • Peter Hellmich (Chefkamera)
  • Horst Donth
  • Winfried Goldner
Film Editing
  • Ilse Radtke
Music
  • Sergio Ortega
Sound
  • Manfred Berger
  • Klaus Freymuth
Musical Performance
  • Aparcoa (Musikgruppe)
Production Management
  • Mathias Remmert
Content Editing
  • Wolfgang von Polentz
  • Robert Michel
Narrator
  • Gerhard Scheumann
  • Wolfgang Heinz
Dubbing (Director)
  • Wolfgang Krüger
Person, Primary
  • Jorge Espinoza Ulloa
  • Federico Villobi
  • Salvador Allende Gossens
  • Juaquim Largos
  • Luis Emilio Recabarren
Person, Secondary
  • Karl Marx
  • Carlos Prats
  • Pablo Neruda
  • Angel Parra
  • Gabriel Gonzalez Videla
  • Victor Jara

Awards

  • Internationales Dokumentarfilmfestival Nyon (1974): Silberner Sesterz
  • 17. Internationale Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche für Kino und Fernsehen (1974): Sonderpreis der Jury
  • Internationales Dokumentarfilmfestival Grenoble (1974): Preis der Jury

Short Summary (German)

Im Frühjahr 1974 operiert eine Filmgruppe des Studio H & S in Chile. Sie gelangt gegen das ausdrückliche Verbot der Juntakanzlei in zwei große Konzentrationslager im Norden und bringt von dort Bild- und Tonaufnahmen heraus: Chacabuco, Pisagua.

Ein Stück KZ-Wirklichkeit in diesen Tagen. Die Befragten in den Lagern wussten nicht, wer sich ihnen da näherte. Alle Aufnahmen geschahen unter militärischer Eskorte.

Doch die Blicke und Stimmen lassen beklemmend den alltäglichen Faschismus spüren: Willkür, Ungewissheit und den Terror der Isolation und der Demütigungen. Wir werden aber auch zu Zeugen einer stillen, zähen Solidarität; gerichtet auf die Pflicht, zu überleben, sich zu erhalten für Zeit danach.

Ein paar von denen, die vor Generationen dabei waren in der Salpeterpampa, im "Großen Norden", geben im Film bericht: von Mühsal, Hunger und Aufbegehren, von blutigen Rückschlägen und stetig reifender Geschlossenheit. In ihrem ungebrochenen Vermächtnis erfüllt sich das Titelwort erst ganz:

Ich war, ich bin, ich werde sein!

 

(Quelle: "Die Filme Heynowski & Scheumann, Peter Hellmich. 1965-1978")

Summary

0:00:00

Schrifteinblendung: Ein Film von Heynowski & Scheumann, Peter Hellmich. Zoom auf General Augusto Pinochet mit weißer Uniformjacke in seinem Arbeitszimmer kurz vor dem Beginn eines Interviews (halbtotal). Pinochet (halbnah) (O-Ton mit deutscher Übersetzung) "Ich behaupte nicht wir hätten nun schon völlig über den Marxismus gesiegt. Der Marxismus der ist wie ein Gespenst...". Blick in das "Kommunistische Manifest von 1848" (nah). Überblendung auf ein Porträt von Karl Marx (nah). Pinochet vor dem Interview (halbtotal). Blick auf den ermordeten Chilenen Carlos Prats in Buenos Aires (halbnah). Zoom auf das Gesicht Pinochets (nah) (O-Ton) "...der Marxismus, der ist wie ein Gespenst, es ist schwer ihn zu bändigen, besser gesagt er ist nicht zu bändigen...". Kommentar: "Der Antikommunist hatte nicht geahnt dass er seine Klage ausgerechnet Kommunisten vorgetragen hatte. Im Ergebnis dieser Audienz erteilte der General den Befehl zur Ausfertigung eines offiziellen Schreibens...". Das unterschriebene Dokument an die Kommandanten der Militärbezirke..."der DEFA-Kameragruppe bei einer Reportage behilflich zu sein"...wird in die Kamera gehalten (nah).

0:02:02

Fahraufnahme über unbefestigte Straßen im Norden Chiles im Frühjahr 1974 (halbtotal). Schwenk über die ausgetrocknete Landschaft aus dem fahrenden Auto (halbtotal). Schwenk über die aufgeschütteten Erdmassen aus den Salpeterbergwerken (halbtotal). Kommentar: "...der Weltöffentlichkeit war bekannt geworden das verlassene Salpeterbergwerke von der Militärjunta als Konzentrationslager benutzt werden...es war unser Ziel die politischen Gefangenen sie aufzufinden, unsere Freunde, unsere Genossen". Schwenk über die verlassenen und zerfallenen ehemaligen Unterkünfte der Bergarbeiter (halbtotal). Pinochet vor dem Interview (halbtotal). Zoom auf das ausgestellte Dokument (nah). Kommentar: "...im Schreiben auch dieser bedeutungsvolle Satz: "Ohne Besuch der Häftlinge", das war der Beweis, der Juntachef fürchtet den Nachweis der heutigen tatsächlichen KZ-Wirklichkeit".

0:03:43

Rückwärtszoom von einem hölzernen Wachturm mit Soldaten, umgeben von einfachen Holzbaracken mit umlaufenden Stacheldrahtzäunen (halbtotal). General Juaquin Largos am Schreibtisch (halbnah). Flug der Kameragruppe mit einem Sportflugzeug (halbtotal). Flugerlaubnis und Empfehlungsschreiben der Militärjunta (nah). General Juaquin Largos am Schreibtisch (halbnah) (O-Ton) "Ich bin General Largos, Oberkommandierender der Truppen die in diesem Abschnitt dieser Gegend operieren und Chef des Ausnahmezustandes in der Provinz Antofagasta". Blick aus dem fliegenden Hubschrauber des Generals Largos über der Atacama-Wüste (halbtotal) (O-Ton). Blick auf eine Ansammlung von Baracken in der Wüste (halbtotal). Schrifteinblendung: "Anflug auf das Konzentrationslager Chacabuco". Flugaufnahme um das Lager herum (halbtotal) (O-Ton). Schrifteinblendung: "Bild- und Tonaufzeichnungen nur mit Zustimmung eines Begleitoffiziers". Luftaufnahme vom Lager (halbtotal). Schrifteinblendung: "Es war notwendig, auf die gestellten Bedingungen einzugehen, um möglichst viele chilenische Patrioten als lebend identifizieren zu können". Das Lager von oben (halbtotal) (O-Ton).

0:06:18

Blick auf die bewaffneten Soldaten im Eingangsbereich des Lagers (halbtotal). Kameramann geht mit laufender Kamera hinter einem Wachoffizier auf das Lagergelände (halbtotal). Zwei Soldaten verschließen das Eingangstor (halbtotal). Titeleinblendung: "ICH WAR, ICH BIN, ICH WERDE SEIN". Schwenk über das Lager bis auf eine Baracke mit der Aufschrift "Casa 4" (halbtotal). Zwei Gefangene kommen aus der Baracke heraus und schauen erstaunt in die Kamera (halbtotal). Schrifteinblendung: "Die Gefangenen wußten nicht, mit wem sie es zu tun hatten. Unsere Operateure konnten ihre Herkunft und Haltung nicht offenlegen. Es gab keinen unbewachten Augenblick". Rückwärtszoom von den einfachen Baracken und Steinhäusern (total). Blick auf einen der hölzernen Wachtürme im Lager (halbtotal). General Largos (halbnah) (O-Ton) "Das Häftlingslager wurde deswegen in Chacabuco angelegt weil man dort auch Einrichtungen und auf eine Siedlung zurück greifen konnte die ehemals einem Salpeterwerk gehörten, das still gelegt war, und verlassen". Kommentar: "Mehr als 35 Jahre hatte Chacabuco verlassen gelegen, erst die Junta führte den Ort seiner neuen Bestimmung zu". Blick auf die langen Gänge zwischen den einfachen Steinhäusern und auf einige Gefangene (halbtotal). Gefangene mit freiem Oberkörper schauen in die Kamera vor einem Haus (halbnah). General Largos (halbnah) (O-Ton) "So konnten die dort bestehenden Einrichtungen genutzt werden, die vielen noch existierenden Häuser und andere Bequemlichkeiten die sich dort uns eben anboten".

0:08:05

Luftaufnahme von gesamten Lager Chacabuco inmitten der Atacama-Wüste (total). Wachsoldat wedelt mit einem Sicherheitsschlüssel in die Kamera (halbnah). General Largos weiter (nah) (O-Ton) "Aus dem Grunde sind die Häftlinge in das Lager gebracht worden, um es so auszusprechen, sich dort nur vorübergehend aufhalten, bis zur Einleitung eines entsprechenden Verfahrens". Zwei Häftlinge werden mit einem Militärjeep zur Garnisonsstadt abtransportiert (halbnah). Mithäftlinge verabschieden sich von den Kameraden (halbnah). Rückwärtszoom von den zurück bleibenden Häftlingen im Lager (halbtotal). General Largos (nah) (O-Ton) "Eine andere Gruppe ist wegen ihrer Gefährlichkeit, obwohl gegen sie keine Anklage erhoben wurde, sind dort ebenfalls in Haft für eine gewisse Zeit, bis sie endlich begreifen das ihr Weg der falsche ist". Schwenk über die Gefangenen vor den Baracken (halbtotal). Häftling (nah) (O-Ton) "Mario Molina heiße ich...ich war nie Mitglied einer Partei...ich bin seit dem 19. September 1973 hier...ich bin Ingenieur für Mechanik". Ein anderer Häftling vor der Baracke (nah) (O-Ton) "Eduardo Roccas heiße ich...ich war Sympathisant der Linken...ich kam hierher in dieses Lager am 10. Dezember 1973, ins Nationalstadion schon am 13. September 1973". Schwenk zu einem Mithäftling (halbnah) (O-Ton) "Mario Sua, ich komme aus Santiago de Chile und habe dort studiert an der technischen Universität...ich war kein Mitglied einer Partei...es ist noch nicht klar wessen man mich konkret beschuldigt, das muß man erst einmal klären".

0:10:44

Schnitzender Häftling mit Strohhut (halbnah) (O-Ton) "Fernando Peracho Gonzales ist mein Name...ich war Sympathisant der sozialistischen Partei und bin jetzt seit dem 9. November 1973 hier...wir warten das der Prozeß gegen uns nun anfängt denn alle sind inhaftiert worden ohne ein Gerichtsverfahren". Der Gefangene Luis Henricis Alvarez inmitten von Häftlingen (halbnah) (O-Ton) "Ich gehörte zur Kommunistischen Partei...ich warte nicht auf einen Prozeß, warum auch, ich habe bloß gearbeitet, und da hat man mich einfach weggeschafft, vom Stahlunternehmen nach hier". Häftling Orlando Valeri (halbnah) (O-Ton) "Ich gehörte der Arbeiter- und Bauernpartei an, ich bin in Haft seit dem 22. September 1973, da gegen mich keine Anklage erhoben wurde, ich weiß nicht wessen man mich beschuldigt und ob mich ein Prozeß erwartet, oder wie man entscheiden wird über mich, was sie verfügen". Häftling Dr. Banilo Bartulin Fovich vor der Baracke (halbnah) (O-Ton) "Ich war in der Moneda, ich bin Arzt, ich gehörte keiner Partei an...ich bekam den Befehl dazu hierher zu kommen am 12. September 1973...zuerst im Stadion Chile, Nationalstadion und dann Chacabuco...ich weiß nicht wie lange ich noch hier bleiben muß...ich bin hier Berater für die ärztliche Betreuung im Lager und damit für die hiesige Poliklinik...wir betreuen eine Bevölkerung von 850 Einwohnern, wir haben hier schätzungsweise pro Tag 30 bis 40 Fälle...in der Hauptsache Fälle von Neurose, psychische Störungen, der Patient leidet an Schlaflosigkeit oder zittert, ist nervös...die Ursache dieser Krankheiten liegt in der Lage in der wir uns befinden, das wir Gefangene sind und die Ungewißheit über unsere Prozesse...".

0:13:04

Gesicht eines Häftlings mit Sonnenbrille (nah). Schwenk auf Gesichter von Mithäftlingen (nah). General Largos (nah) (O-Ton) "Mir gingen Erklärungen von den nächsten Verwandten zu, die dort zu Besuch weilten, und denen später von der Propaganda ganz wirr wurde von den Entstellungen im Ausland, sie wären beruhigt Heim gekommen, das sie sich überzeugt hätten von den perfekten Bedingungen, alle sind beruhigt, wir, und das sie vor Gesundheit förmlich strotzen, das sowohl körperlich als auch geistig, das ist wohl das Wichtigste". Wächter mit Gewehren gehen hinter den Häftlingen im Lager her (halbtotal). Largos (halbnah) (O-Ton) "Dort in dem Lager Chacabuco ist von uns versucht worden ein Maximum an Bequemlichkeiten für die vorübergehend dort inhaftierten Personen zu schaffen. Sie haben das Lager selbst gesehen, wir haben dort ja auch Werkstätten errichtet in denen sich die Leute betätigen und zwar zum eigenen Nutz und zum Wohl der Allgemeinheit". Häftlinge schleifen aus Onyx-Steinen Aschenbecher (halbtotal). Aschenbecher (nah). Häftling bearbeitet die rohen Steine (halbnah). Schleifvorgang an einer Maschine (halbnah). Schwenk von den Händen des Häftlings an der Schleifmaschine auf das ungeschützte Gesicht (halbnah). Häftlinge bearbeiten mit einfachen Meißeln die rohen Steine auf provisorischen Tischen (halbtotal). Zoom auf einen hobelnden Häftling, bewacht durch einen Soldaten mit Gewehr (halbnah).

0:15:15

Blick auf einen Wachturm inmitten des Lagers (halbtotal). Stacheldrahtzäune neben den Duschen im Lager (halbnah). Soldaten mit Gewehren im Lager (halbnah). Schwenk über ausgestellte Holzschnitzereien der Häftlinge im Lager (halbnah). Rosenschnitzerei eines Häftlings (nah). Häftling hält seine Schnitzereien in die Kamera (halbnah). Schwenk über die Häftlinge hinter den Tischen voller Schnitzereien (halbtotal). Reporter befragt die Häftlinge im Off: "Wie verbringen Sie Ihre freie Zeit?" Häftling (halbnah) (O-Ton) "Mit Schnitzereien, und zwar Holz, und ich helfe den Kumpeln dadurch, die Reliefs macht man mit Nägeln, mit Spitznägeln, noch besser mit Metallstücken die man im Lager findet, und daraus macht man sich Werkzeug mit verschiedenen Kanten und Spitzen, und das sind Produkte daraus". General Largos (halbnah) (O-Ton) "Wissen Sie, es gibt hier große Ensembles, viele großartige Künstler, Heiligabend zum Beispiel fand eine Weihnachtsfeier statt, sowohl für Gläubige als auch für Nichtgläubige, und alle waren daran beteiligt, es war ein religiöses Fest für alle Glaubensrichtungen eingerichtet, sie finden dort ein Ohr für Messen und für Gesänge, für Lieder eben die wir eben zum Weihnachtsfest...ganz etwas Wunderbares. Die Ensembles die man dort erlebt und die künstlerischen Leistungen die man zeigt sind etwas so bewegendes und sie erfüllen die Seele mit Freude".

0:16:54

Blick auf eine geschnitzte Friedenstaube auf dem Tisch (halbnah). Schnitzereien mit religiösen Motiven (halbnah). Foto eines Gottesdiensts im Gefangenenlager (nah). Schwenk über einen Gottesdienst unter einem Tarnnetz im Lager (halbtotal) (O-Ton). Zoom auf den Vorsänger, Genosse Kinderarzt Dr. Manuel Ipunza , er singt über die Passion Christi (halbnah) (O-Ton). Rückwärtszoom von einem modernen Kreuz auf dem Altar (nah). Flugaufnahme des Lagers Chacabuco (total). Fotos von Gefangenen im Nationalstadion von Santiago de Chile, unterlegt mit einer Kantate von Ángel Parra (nah). Überblendung zu 35mm-Negativstreifen (nah). Kommentar: "41 Kleinbildnegative, aus einem Versteck heraus belichtet, eine hoch gelegene Wohnung in der Nähe des Nationalstadions, ein Objektiv mit 1.000mm Brennweite, war heimliche Einsicht möglich, und da deckt sich das optische Resultat mit dem was die Welt durch Zeugenaussagen weiß. Im Nationalstadion von Santiago wurde geschlagen und erschlagen, wurden Häftlinge dem Elektroschock ausgesetzt, wurde mit faschistischer Brutalität gefoltert...". Einblendung von Fotos von Häftlingen, Gefolterten und Militärs im Stadion (nah).

0:20:30

Kameramann geht mit laufender Kamera durch das Lagertor von Chacabuco (halbtotal). Lagerkommandant begleitet den Kameramann auf Schritt und Tritt (halbtotal). Fotoeinblendung des Lagers aus der Luft (nah). Überblendung von mehreren Luftaufnahmen des Lagers von Chacabuco (nah). Rückblick: Lagerkommandant Oberst Jorge Espinoza Ulloa führt die internationalen Presseleute im Jahre Oktober 1973 durch das Nationalstadion mit den Gefangenen (halbtotal). Lagerkommandant Oberst Jorge Espinoza Ulloa (halbnah) (O-Ton) "Ich bin Oberst der Armee...ich bekleide, ich arbeite normalerweise im Personalbüro...und sofort nach den Ereignissen des 11. September beauftragte man mich mit dieser Mission und seitdem stehe ich auf diesem Posten und ich nehme wahr, Sie haben sich davon überzeugt, und ich mache meine Arbeit hier für unsere Mitbürger und auch für die ausländischen Bürger die wir festgenommen haben...". Umschnitt des Oberst Espinoza im Büro (nah) (O-Ton) "...es ist mir also erlaubt Sie mit einigen Tabellen bekannt zu machen, und ich glaube damit die objektivste, überzeugendste und klarste Form gefunden zu haben um Ihnen einen gewissen Generaleinblick von all dem zu verschaffen was hier gemacht wird, was sich hier wirklich abspielt im Nationalstadion..." Schwenk vom Gesicht des Oberst auf die Tabellen an der Bürowand (halbnah) (O-Ton) "...da haben wir als 1. eine statistische Tabelle, sie weist die allgemeine Situation aus mit Zahlenmäßigen Belegungen des Lagers...". Zoom auf die Tabelle (nah). Oberst erklärt die Tabelle der täglichen Essensrationen an die Gefangenen (halbnah) (O-Ton) "...und das ist sehr wichtig, der diätische Wert aller Nahrungsmittel, das wird streng kontrolliert von dem Organ aus dem Militärhospital, alles strengstens überwacht von einer Kommission des internationalen Roten Kreuz". Oberst Jorge Espinoza vor den Tabellen und Schaubildern (halbnah).

0:23:26

Gesichter von Gefangenen (halbnah). Kommentar: "Es muß also ein Sanatorium gewesen sein dieses KZ-Stadion in dem die tägliche Nahrung nach diätetischen Gesichtspunkten gereicht wurde". Oberst Espinoza vor den Tabellen (halbnah) (O-Ton) "Und auf der letzten Tabelle dort, dort weisen wir aus wie viele Stück wir an Kleidung wir schon verteilt haben an Leute die hierher, eh, welche Kleidung es betrifft weil sie in einen dürften Zustand hier ankamen...". Oberst zeigt mit den Stock auf die verschiedenen Mengen und Kleidungsarten (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf den Oberst im Stadionbereich mit den internationalen Presseleuten (halbtotal). Kameramann geht hinter dem erzählenden Oberst und den Presseleuten her (halbtotal) (O-Ton) "Leute aus Europa kamen hierher, hauptsächlich aus nordischen Ländern, sie wollten sich von hier Leute mitnehmen denn sie müssen ihre Rasse aufbessern, erneuern, sie müssen durch eine entsprechende Auswahl und Kreuzung eine neue Rasse zustande bringen mit frischem Blut, es ist unwichtig für sie wie sie sie kriegen vielleicht, Extremisten sind, weil sie die brauchen diese Injektion, ja, unvorstellbar...". Kommentar: "Ein Rassenexperte also, ein waschechter Faschist, für ihn war zum Beispiel Victor Jara, Chiles Volkssänger ein Extremist und damit lebensunwertes Leben, gefoltert, ermordet". Foto von Victor Jara (nah). Espinoza vor den Tabellen (nah). Foto eines Operationszeltes der Militärs (nah). Blick auf die 41 Kleinbildnegative aus dem Nationalstadion (nah). Zoom auf das Gesicht von Oberst Espinoza (nah).

0:26:14

Dokument der Militärjunta für die Kameragruppe mit dem Eintrag "Ohne Besuch der Häftlinge" (nah). Lagertor von Chacabuco (halbtotal). Häftlinge auf der Lagerstraße von Chacabuco (halbtotal). Fotos von nächtlichen Verhaftungen durch die Militärs (nah). Gefangene werden auf Lastwagen mit dem Gesicht nach unten abtransportiert und mit Militärstiefeln getreten (halbtotal). Gefangene vor einer Baracke in Chacabuco (halbtotal). Wachmannschaften mit Nacken-Sonnenschutz und umgehängten Gewehren (halbtotal). Flugaufnahme vom Lager Chacabuco (total). Zoom auf Luftbildaufnahmen vom Lager in greller Sonne (nah). Fotos von Beerdigungen und Leichen im Fluß und auf den Bahngleisen (nah). Kommentar: "Die Junta kann nicht alle umbringen lassen, alle die in diesem Film zu sehen sind, sind vermerkt, auch diese sechs die unter scharfer Bewachung aus dem Bild geführt werden". (Filmausschnitt).

0:28:43

Gefangene Journalisten an einem Holztisch in Chacabuco stehen dem Reporter Rede und Antwort (halbtotal). Redakteur (halbnah) (O-Ton) "Ich arbeite für die Zeitung "La Mission", das war unsere offizielle Regierungszeitung, und später arbeitete ich beim Sender der Staatlichen technischen Universität, da war ich auch als man mich festnahm". Schwenk zu einem Mithäftling (nah) (O-Ton) "Ich war zuletzt Reporter bei, am Sender der technischen Universität". Schwenk zu seinem Nebenmann (nah) (O-Ton) "Ich war der Direktor von Radio LE Santiago". Schwenk zum Nebenmann (nah) (O-Ton) "Ich war Reporter bei Ecicel". Schwenk zum Nebenmann (nah) (O-Ton) "Ich Direktor der Zeitung "Clarin" in Santiago". Umschnitt auf das Gesicht von Alberto Gamboa, dem Zeitungsdirektor als Gefangener im Nationalstadion im Oktober 1973 (halbnah). Umschnitt auf einen Häftling (halbnah) (O-Ton) "Ich bin Reporter der "Ultima Noticias" und als ich verhaftet wurde war ich auf dem Gelände der Staatlichen technischen Universität". Schwenk zum Mithäftling (nah) (O-Ton) "Redakteur der Zeitung "Ultima Ora" und "Pro Chile" verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Erziehungsministeriums". Schwenk zu seinem Nachbarn (nah) (O-Ton) "Ich arbeitete für die "Cronica Conception" und am Institut für Journalistik Universität-Conception". Schwenk zu den Männern am Ende des Tisches (halbnah) (O-Ton) "Ich war verantwortlich für die Nachrichten in der Zeitung "Carin" als man mich festnahm". Häftling mit Baskenmütze (nah) (O-Ton) "...bis jetzt gibt es auch keine Anklageschrift, wie bei allen Häftlingen die hier sind, wir sind zwar schon 5 Monate inhaftiert aber allesamt ohne Verfahren...".

0:31:25

Kommentar: "Sie machen eine Wandzeitung, neben Bekanntmachungen der Kommandantur für die Häftlinge sind Berichte aus dem Lageralltag und Unverbindliches erlaubt, nicht erlaubt ist Politik. Aber was ist unter welchen Umständen Politik, was alles kann Politik sein?". Gefangene Journalisten beraten sich am Tisch (halbtotal). Gefangene halten ein Schild in die Kamera "Dos puntas tiene la risa" (halbnah). Journalisten antworten auf die Frage im Off "Wie heißt die Zeitung die Sie hier machen?". Journalisten antworten (halbnah) (O-Ton) "Das ist ganz einfach "Chacabuco 73", weil 1973 das Jahr unserer Verhaftung, und Zweck und Absicht sind Informationen zu vermitteln an all unsere Kameraden im Lager, und ganz besonders über das geistige Schöpfertum, den Schöpfergeist der sich bei vielen Verhafteten offenbarte, darunter viele echte Begabungen...". Die anwesenden Journalisten berichten weiter über ihre Beweggründe eine Lagerzeitung zu machen (halbtotal) (O-Ton).

0:33:23

Häftlinge vor ihren Baracken (halbtotal). Schild "Correo" (Postamt) (nah). Briefkasten im Lager (nah). Vertreter des Lagerkommandanten von Chacabuco (halbnah) (O-Ton) "Im Augenblick bin ich, oder vertrete ich den, ich bin der zweite Kommandant und vertrete so unseren Kommandanten, er ist noch mit anderem beauftragt, in Antofagasta. Mein Name ist Alecandro Avilla Arensen und ich bin Hauptmann der Landstreitkräfte...hier sind 866 Häftlinge...das Lager wurde im Oktober 1973 eingerichtet...dies hier war vor Jahren eine Salpetermine, die Besitzer die sie ausbeuteten waren aus England und das war von 1926 an und ging bis 1938". Fotoeinblendungen aus der Zeit der Nutzung der Salpetermine (nah). Kommentar: "Die Welt des Salpeters, hier haben chilenische Arbeiter im Dienst fremder Herren bitterste Ausbeutung erlitten, aber hier formierten sich diese Arbeiter auch zur Arbeiterklasse, weil sie sich in Entbehrungen und Kämpfen ihrer Lage bewußt wurden. Chacabuco heute, da wird nicht nur gegen die Kämpfe der Unidad Popular zu Felde gezogen, sondern auch gegen die proletarische Geschichte deren Zeugnisse hier aus dem Boden wachsen wie die Steine aus dem Acker". Foto der früheren Minenarbeiter mit Schaufel (nah). Kommentar: "Pablo Neruda nennt sie "Die Kameraden der Schaufel in deren Brust die Säure dringt und die mörderischen Dünste"".

0:35:50

Häftling in Chacabuco erklärt die Bedeutung eines Schaufelgriffs in einer Schatulle auf dem Tisch (halbnah) (O-Ton) "Das ist so etwas wie ein Denkmal, es ist von hier aus Chacabuco, der Stiel einer Schaufel die man hier im Lager benutzt hat, vor vielen Jahren, wir wissen nicht wann, mit dem Schild und Namen eines Kumpels der hier arbeitete". Zoom auf die Reste des Schaufelstiels mit einer Blechmarke eines ehemaligen Tagelöhners (nah). Rückblick: Santiago, Frühjahr 1973: Eingangsbereich zum "Museo Emilio Recabarren" (halbnah). Genosse Luis Emilio Recabarren öffnet die Tür und tritt hervor (halbnah). Recabarren führt den Kameramann durch das Museum (halbnah). Recabarren erklärt die Bedeutung der Kleidung der damaligen Minenarbeiter im Museum (halbtotal) (O-Ton). Zoom auf die schweren Stiefel der Minenarbeiter und andere Gegenstände die unter Tage benutzt wurden (halbnah) (O-Ton). Recabarren erklärt die Fotos an den Wänden des Museums (halbnah) (O-Ton). Ende des Rückblicks.

0:39:13

Blick auf eine Bagger bei der Bergung von Gestein mit Salpeteranteil im Frühjahr 1973 (halbtotal). Werkleiter Genosse Eloi Ramirez vor seinem Citroen 2 CV (halbtotal). Ramirez erzählt aus seiner Zeit in der Salpetermine (halbnah) (O-Ton) "Also ich kam hierher in den Norden, das war ungefähr im Jahre 1913...ich war gerade 8 Jahre alt als ich herkam...da brachten mich meine Eltern in die Salpeterpampa...ich hatte die Tageszeitung "La Correspodencia" verkauft, sie kam hierher in die Pampa...auf einmal kam dann die Revolution im Jahre 1917...ich spürte als ich das hörte einfach Sympathie für die Russen, wie sie die Revolution gemacht haben...als kleiner Junge mußte ich dann in der Mine in Sprenglöcher kriechen mit einer kleinen Schaufel, das den ganzen Tag...später habe ich dann schreiben und lesen gelernt...und später bildete ich mich weiter in unserer Arbeiterorganisation...und später wurde ich Gewerkschaftsführer...es gab hier früher keine sozialen Gesetze...". Eingeblendet zu seinen Erzählungen werden Geräte, Arbeitsabläufe und Gesteinsbrocken in der Salpetermine (halbtotal). Kommentar: "Ramirez wir am Tage des Putsches verhaftet und in das Dorf Putre an der Bolivianischen Grenze verbannt werden".

00:44:27

Gefangener in Chacabuco vor dem Rest einer historischen Schaufel (halbnah) (O-Ton) "Das hier wurde gefunden und ich meine das spricht für sich selbst, es läßt sich vielfältig interpretieren". Rückwärtszoom vom Schild "EX. OF. STA. LAURA RELIQUIA NACIONAL" (halbnah) auf die Reste der ehemaligen Salpetermine (total). Zoom auf Eisenbahnwaggons und Teile der Fabrik (halbtotal). Rückwärtszoom mit Schwenk von den alten Eisenbahnloren der Mine (halbtotal). Verrottete Arbeitsschuhe im Wüstensand (halbnah). Kommentar: "Die hier einmal arbeiteten waren gleichwohl Häftlinge, geschlagen in den Fesseln der Lohnsklaverei. In den trockenen Wüsten des Nordens lebte niemand, hier kam nur der her der im Salpeter sein Brot suchte...". Ehemaliger Minenarbeiter mit Stock und verbundenem Arm auf dem Gelände der Mine (halbtotal). Ehemaliger Arbeiter erzählt (halbnah) (O-Ton) "Ich erzähl das mal so wie es war, das mit San Antonio und dem Blutbad. Da fanden sich allerhand Arbeiter ein, von der ganzen Mine, Kanton Süd und Kanton Nord, auch aus San Antonio, und es fing an. Wir wollten zu einer Kundgebung, da öffentlich reden, und da kam das Militär, keiner kam durch. Da waren Kanonen und am nächsten Tag fing die Schießerei an, die Kanonen in der Mine richteten ihr Visier auf San Antonio...und da oben standen auch 8 von diesen Biestern, Krupp-Kanonen, Kaliber 7,5 aus Deutschland...die gaben mehrere Salven ab auf Coruna...es war ein Garaus und da fühlen sie sich einfach besiegt, was konnten die Kumpels schon mit ihren Revolvern und dem Dynamit machen? Geschlagen und besiegt, die Minenkantine machte hier zu, die Leute waren halt tot vor Hunger und stürmten die Kantine...es kamen Hunderte und Tausende oben in San Antonio um...das war mein Bericht von der Minengesellschaft Coruna...die vielen Toten mögen in Frieden ruhen, Schluß, aus". Zoom auf den Stock und den gebrochenen Arm des alten Mannes (halbnah). Langsam geht der ehemalige Minenarbeiter vom Gelände der Mine fort (halbtotal). Einblendung von Fotos aus der vorher erzählten Zeit (nah). Fotos von Toten und Verletzten (nah).

0:49:08

Ehemaliger Minenarbeiter erinnert sich (halbnah) (O-Ton) "Das war im Jahre 1924 oder 1925, da bildete man in der Mine Marusia die Gruppe der Kommunistischen Partei (Fotoeinblendung) und bald wurde die Marusia von ihnen besetzt, das geschah um 1/2 6 Uhr morgens, das war der richtige Zeitpunkt, da war noch niemand in der Verwaltung...und als die dann wach waren schickten sie gleich im Eilmarsch die Kavallerie von Arica (Fotoeinblendung) aber sie hatten...aber sie hatten ja schon den Kampf aufgenommen...es wurde sofort geschossen, viele kamen dabei um...sie wurden sofort auf Karren geladen und gleich weg, das Blut floß in Strömen von den Karren, ein furchtbarer Anblick, man warf sie dort in den Brunnen wo die Leute noch liegen, unsere Kameraden, weswegen? Nur weil dieses Pack kein Brot geben wollte, uns und unseren Kindern...unser Leben sollte so arm bleiben, das habe ich zu berichten...". Überblendung von dem Erzähler auf ein Kreuz in der Wüste (halbtotal). Blick auf ein eingegrabenes Kreuz (halbnah). Zoom auf weitere Kreuze aus Holz und Metall mit Stacheldraht in der Wüste (halbtotal). Kommentar: "Es liegt ein strenges Schweigen über dem Land, über den Kreuzen der Namenlosen, über den Gräbern der Blutopfer der Vergangenheit und Gegenwart, noch ist dieses Land nicht erlöst".

0:51:49

Schild "Reliquia Nacional" vor den Überresten der ehemaligen Salpetermine (halbtotal). Kommentar: "Reliquie Nacional, Nationalheiligtum, Erinnerung an Ausbeutung und blutige Massaker. Reliquie Nacional, Teilansicht der Salpetermine Chacabuco (Filmeinblendung), des heutigen KZ, geschnitzt von diesem Gefangenen (Foto) seine Initialen F.CH.R...". Detailansicht der Schnitzerei (nah). Geschnitzte Darstellung an der Wand (halbnah). Zoom auf die ehemaligen Gefängnisbauten in der Hafenstadt Pisagua (halbtotal). Blick von oben auf die Gefängnisbauten im Uferbereich (halbtotal). Schwenk (von oben) über die Wellen im Uferbereich (halbtotal). Schwenk über die steinigen Hügel in Pisagua (halbtotal). Kommentar: "Pablo Neruda schreibt über diesen Ort: "Nie werde ich deine tote Küste vergessen, wo des feindlichen Meeres schmutziger Biss anfällt die Mauern der Qual und wo steil das Bollwerk sich erhebt der kahlen und teuflischen Hügel", Pisagua, das ist eine Erinnerung an die politischen Kämpfe in Chile Ende der 40er Jahre".

0:53:18

Blick (von oben) auf das ehemalige Konzentrationslager von Pisagua (halbtotal). Ehemaliger Insasse des KZ erzählt von der Straße aus (halbnah) (O-Ton) "...man brachte uns mit einer ersten Gruppe mit etwa 400 Verbannten, und alle aus der Salpetergruppe, hierher, in einen Eisenbahnzug der die ganze Wüste durchquerte. Auf diesen Berghängen da waren 5 Maschinengewehr-Stellungen ausgehoben, damit hatten sie die ganze Umgebung unter Kontrolle und hielten uns in Schach, die Insassen des KZ...die nächste Ortschaft in etwa 40km, sonst nur Wüste. Es waren 15 Monate Martyrium, ich kam mit den Ersten hier an und ging mit den Letzten wieder weg...und erst heute, nach 25 Jahren, bin ich das erste Mal wieder an diesen Ort zurück gekommen...". Blick auf die Häuser von Pisagua im Frühjahr 1973 (halbtotal). Kommentar: "Es gibt nur wenige zeitgenössische Zeugnisse...". Einblendung von Fotos (nah): Insassen im Hungerstreik; Plakat mit Totenkopf und Schriftzug "Villa ley Maldita" (Haus des verfluchten Gesetzes). Rückblick 1946: Filmaufnahmen von Präsident Gabriel Gonzalez Videla (halbnah). Wahlkampf auf den Straßen Chiles mit Unterstützung der Kommunisten für Videla (halbtotal). Ende des Rückblickes von 1946. Videla im Frühjahr 1973 (halbnah). Rückblick mit Szenen von Videla aus den 40er/50er Jahren (halbtotal). Kommentar: "Das verfluchte Gesetz wurde erlassen in der Regierungszeit von Videla...er wird in künftigen Geschichtsbücher Chiles als Verräterpräsident vermerkt werden...im Werk Pablo Nerudas ist er verewigt als eine "Ratte die auf des Volkers Schultern höher kroch", denn nach seinem Amtsantritt wurde er einer der eifrigsten kalten Krieger Lateinamerikas, ein bedingungsloser Lakai des USA-Imperialismus. Die chilenischen Kommunisten kämpften entschieden gegen diesen Verrat und forderten nachdrücklich die Unabhängigkeit Chiles vom USA-Monopolkapital". Historische Filmeinblendungen von Wahlen und Demonstrationen der Kommunisten in Chile (halbtotal). Videla (halbnah) (O-Ton) "Und das schuf Probleme für mich von äußerst schwerwiegender Natur, insbesondere in der Kupferproduktion, der Ausbeutung der Kupferminen, sie waren bekanntlich in amerikanischer Hand. Die Kommunistische Partei gab sich nicht damit zufrieden das ich mich weigerte, also mußte man sie zwingen die Regierung zu verlassen, wozu es auch kam...um dieser Gefahr entgegen zu wirken mobilisierte ich sofort die Kraft der öffentlichen Ordnung und ließ die Bergwerke gleich umstellen, es gelang im Zuge der Räumung etwa 500-600 Kommunisten zu verhaften (Fotoeinblendung) die ich wegschaffen ließ nach Pisagua...die Absicht war sie von der Bevölkerung abzusondern um Schluß zu machen mit dem Einfluß, den Störungen, die die KP im Lande hervor rief, habe ich beschlossen damit vor den Nationalkongreß zu treten um ein Gesetz zu verabschieden, das mir ermöglichte die Aktivität der KP zu brechen, sowohl in der Gewerkschaft wie in der Politik. Zu dem Zweck schufen wir also jenes Gesetz (Fotoeinblendung) "Gesetz zur Verteidigung der Demokratie" genannt, und mit Hilfe ...wurde der Partei verboten sich öffentlich zu betätigen für die nächsten 5 Jahre, das heißt die Mitglieder verloren für die Zeit die Bürgerrechte, sie waren nicht berechtigt sich in dieser Zeit an Wahlen zu beteiligen (Fotoeinblendung). Das Gesetz wurde leider, etwas später geschah das, man schaffte es später wieder ab, man wählte einen anderen Regierungschef und die Abschaffung dieses Gesetzes war sein Wahlschlager und darum hat er es annulliert, sonst wären wir nie in die schlimme Lage geraten in der wir und befinden wenn dieses Gesetz bestehen geblieben wäre". Frage des Reporters im Off an Videla: "Wenn Sie noch heute einmal Präsident von Chile wären, würden Sie wieder solche Maßnahmen ergreifen wie damals?". Videla (halbnah) (O-Ton) "Dann wäre es mehr, ich würde es tun und ich glaube noch andere (Einblendung Pinochet) unser gesamtes Land, unser gesamtes aufrechtes Land würde solche Maßnahmen wollen, es gäbe ein neues Pisagua, es gäbe auch ein neues Gesetz zu Verteidigung der Demokratie um die Kommunisten zu bändigen, dessen bin ich mir absolut sicher".

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Blick (von oben mit Schwenk) über die Gebäude der Hafenstadt Pisagua (halbtotal). Schwenk von den Häusern auf die Berge hinter der Stadt (halbtotal). Schild "Campamento Militar-Prisiomeros Guerra-Pisagua" (halbnah). Häftlinge in Pisagua werden der Kameragruppe vorgeführt (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Gesichter der Häftlinge (halbnah). Kommentar: "...die Tonaufnahmen haben noch nicht begonnen als sich die Szene plötzlich ändert (Filmaufnahmen: im Hintergrund sind marschierende und singende Häftlinge zu sehen und zu hören) wir vermuten zunächst Soldaten beim Exerzieren, erfahren dann aber das es sich um Häftlinge einer besonderen Kategorie handelt, es sind ausschließlich junge Genossen die da marschieren und marzialische Militärlieder singen müssen. Unsere Kamera soll sie nicht sehen, sie werden zurück kommandiert...". Blick auf die marschierenden Gefangenen bei ihrer Kehrtwendung (halbtotal) (O-Ton). Gefangener (halbnah) (O-Ton) "Mein Name ist Luis Lacos Gualde...ich bin seit dem 6. Dezember 1973 in Pisagua...ich war Mitglied der Kommunistischen Partei". Zoom auf einen Mithäftling (halbnah) (O-Ton) "...ich bin seit dem 6. Dezember 1973 hier...ich gehöre der KP Chiles an". Umschnitt auf das Gesicht eines weiteren Häftlings (halbnah) (O-Ton) "...ich war in der sozialistischen Volksunion...ich bin seit dem 24. September 1973 hier". Häftling vor einer Baracke (halbtotal) (O-Ton) "...ich war in keiner Partei...wie viele hier befinde ich mich in Vorbeugehaft, bis gegen mich Anklage erhoben wird". Zoom auf das Gesicht eines Mithäftlings (nah) (O-Ton) "Mein Name ist Carlos...ich nie in einer Partei und war unabhängig...ich in Pisagua seit dem 4. Oktober 1973 hier im Lager". Umschnitt auf einen Mithäftling (nah) (O-Ton) "mein Name ist Alberto Lorenzo Perez...ich war Sympathisant der sozialistischen Partei". Häftling (halbnah) (O-Ton) "Mein Name ist Dr. Wladislav Kuzmititsch...ich war nirgends Mitglied in keiner Partei...seit dem 30. November bin ich hier...ich vermute das man über mich nachforscht weil ich einmal einen Kursus in Sport besucht habe in Kuba, das macht mich wohl in hohem Maß verdächtig...". Häftling (nah) (O-Ton) "...nein, ich war auch niemals Mitglied einer Partei, gehörte zu den unabhängigen Linken...ich bin hier in Verwahrung, solange man über mich Nachforschungen anstellt". Umschnitt auf einen Mitgefangenen (halbnah) (O-Ton) "Mein Name ist Adolfo Aranca Polce...seit dem 11. Dezember bin ich in Pisagua...ich verbringe meine Zeit draußen an der Luft im sich irgendwie zu beschäftigen, das man nicht allzu viel zum Nachdenken kommt über all das was uns vielleicht noch erwartet...ich war bei der radikalen Partei und war zuletzt Gewerkschaftsfunktionär, bis sie mich hierher brachten...von Beruf bin ich Schweißer".

01:02:02

Blick auf die marschierenden und singenden Häftlinge in Pisagua (halbtotal) (O-Ton). Kommentar: "Der Betrieb in Pisagua gleicht dem in einer chilenischen Militärkaserne, hatte sich der Verräterpräsident Gonzalez Videla noch mit der Internierung begnügt, so hat der Juntachef Kadavergehorsam befohlen, und noch einen Unterschied gibt zwischen damals und heute, damals wurden ausschließlich Mitglieder der KP verbannt (Foto) heute sind außer Kommunisten auch Sozialisten, radikale Demokraten und linke Christen sowie deren Sympathisanten eingesperrt, ein indirekter Ausdruck der Schwäche der faschistischen Militärdiktatur...". Häftlinge marschieren singend in die Unterkünfte (halbtotal) (O-Ton). Frauen berichten über ihre Situation in Pisagua (halbnah) (O-Ton) "Mein Name ist Leonora Alvarez...ich war in keiner Partei Mitglied...seit dem 23. Juni 1973 bin ich hier...ich muß so lange bleiben wie der Kommandant es befiehlt". Umschnitt auf Ines Castro (halbnah) (O-Ton) "...ich bin schon drei Monate hier...ich war Sympathisantin einer Partei durch meine Arbeit...ich weiß nicht wann man mich frei läßt". Mithäftling (halbnah) (O-Ton) "Mein Name ist Isabell Pizzaro...ich bin Mitglied der KP von Chile...ich wurde am 20. Dezember 1973 verhaftet...ich weiß nicht wie lange ich hier bleiben muß, das entscheiden die die uns hierher gebracht haben, vielleicht der Kriegsrat sogar...das Essen ist überhaupt nicht gut". Schwenk über inhaftierte Frauen unter einem Wellblechdach vor einer Baracke (halbtotal). Zoom auf eine Frau in der Gruppe (halbnah) (O-Ton) "Mein Name ist Nadja Garcia...ich bin seit dem 6. Dezember hier...ich war Mitglied der KP". Eine Frau wird im Off gefragt "Senorita, seit wann sind Sie hier?". Frau (halbnah) (O-Ton) "Ich, seit dem 22. Dezember...ich war kein Mitglied einer Partei...ich habe keine Ahnung wie lange ich hier bleiben muß". Ihre Nachbarin (nah) (O-Ton) "Ich bin ebenfalls seit dem 22. Dezember hier mein Herr...ich war Mitglied einer Partei mein Herr...ich weiß nicht wie lange ich hier bleiben muß mein Herr". Schwenk von den Frauen unter dem Wellblechdach auf den Küstenstreifen von Pisagua (halbtotal). Kommentar: "Zeugen die aus Chile entkamen sagten aus das weibliche Häftlinge vom Wachpersonal mißbraucht werden, Pisagua 1974".

1:05:38

Zoom auf die einmarschierenden Häftlinge unter strenger Bewachung der Militärs im Lager von Pisagua (halbtotal). Häftlinge marschieren singend auf den Hof des Lagers (halbtotal). Marschierend gehen die Häftlinge in das Zuchthaus von Pisagua (halbtotal). Kommentar: "Die jungen Genossen werden in das Zuchthaus geführt das im September 1973 von Kriminellen geräumt wurde, die Gruppe ist völlig isoliert. Während der Stunden in Pisagua gelang dieses eine Foto (Einblendung) Körperliche Schinderei auf dem Geröll des Hanges". Schwenk über die Männer im Zuchthaus von Pisagua (halbtotal) (O-Ton). Wachmann schließt die Eisentür hinter den Häftlingen (halbtotal).

1:07:18

Schild "Lugar Reunion Prisioneros de Guerra" (halbnah). Kommentar: "Das heißt Kriegsgefangene, aber Kriegsgefangene sind das nicht, sondern politische Häftlinge. Die Militärs behaupten dreist das Chile sich im Zustand eines inneren Krieges befinde, ein durchsichtiger Versuch die Suspendierung der chilenischen Verfassung und den fortgesetzten Bruch der allgemeinen Menschenrechte zu rechtfertigen...". Schwenk über die Gesichter der inhaftierten Männer in Pisagua (halbtotal). Rückwärtszoom von Telefonapparaten auf den CIA-Agent Federico Willoubhy, der offizielle Sprecher der Junta (halbnah) (O-Ton) "Dieser Zustand des inneren Krieges in dem wir uns befinden erlaubt es unseren Behörden Leute von einem Ort zum anderen zu schaffen, und die in dieser Lage sind, sie sind zwar verhaftet aber nicht gefangen, es gibt eben Personen die sind an ganz bestimmte Orte verbannt". Eingeblendet dazu werden Gefangene hinter Fenstergittern (halbtotal). Frage aus dem Off: "Herr Pressesekretär, aus welchen Gründen erlaubt die Regierungsjunta den Vertretern der Öffentlichkeit die Gefangenenlager zu besuchen?". Willoubhy (nah) (O-Ton) "Sie fragen mich weswegen man nicht den Leuten es gestattet die Verhafteten zu besuchen. Ich glaube das diktiert uns gewisse Überlegungen humaner Natur, ich finde es einfach furchtbar ein menschliches Wesen zu betrachten wenn es leidet, mir gefällt gar nicht den Menschen in einem Moment, in einer Lage zu zeigen wie eben der unbequemen eines Gefangenen, ich glaube das das seine Würde verletzt". Kommentar: "Die führenden Herren des KZ-Regimes sorgen sich um die menschliche Würde, und überhaupt, das sich hinter solchen Schildern (Filmeinblendung) Gefangenenlager befinden sollen das ist eine glatte Erfindung der Marxisten". Willoubhy (nah) (O-Ton) "Noch ein paar Worte zum Ausdruck "Gefangenenlager", das ist eine Bezeichnung, das Wort Gefangenenlager, eine Erfindung der Marxisten".

1:09:10

Blick auf die Stacheldrahtzäune in Chacabuco (halbtotal). Willoubhy (halbnah) (O-Ton) "Ich meine unser Feind arbeitet auf zwei Gebieten, ich würde sagen die Aufgabe der rechten Hand des Feindes ist sich hinter die politischen Gruppen zu stellen, hinter die der Nichtmarxisten, sie bemüht sich die Solidarität aller Nichtmarxisten zu gewinnen, die Nichtmarxistischen politischen Elemente zu einer Front zusammen zu finden, und die Aufgabe des linken Armes unseres Feindes ist direkt die Vorbereitung des Aufstandes im Land, man legt die entsprechenden Fonts an und bemüht sich um das heranschaffen von Waffen und jungen Leuten und bilden sie aus zu Guerillas...es ist ein Krieg der Intelligenz, wobei wir in einer Position sind, sie ist vergleichbar mit der Haltung die man braucht für eine angenehme Rasur, wir lassen die Stoppeln erst wachsen, weil der Bart dann nur eine sanfte Rasur braucht und er ist verschwunden". Schrifteinblendung auf schwarzem Grund: "Sanfte Rasur" im Juli 1974: 12.694 neue Verhaftungen".

1:10:18

Pinochet (halbnah) "Ich behaupte nicht wir hätten jetzt schon völlig über den Marxismus gesiegt, der Marxismus, er ist wie ein Gespenst, es ist schwer ihn zu bändigen, besser gesagt er ist nicht zu bändigen. Als die Bewegung des 11. September zu wirken begann sind die Marxisten verschwunden, irgendwo untergetaucht um ein Wort zu gebrauchen was sie selbst benutzen, aber sie machen weiter, und ich bin mir sicher es wird nicht viel Zeit vergehen und sie werden uns wieder Probleme aufgeben, Probleme auf die wir vorbereitet sein müssen um sie unter unsere Kontrolle zu bringen". Eingeblendet zum O-Ton von Pinochet werden: Zoom (von oben) auf den Küstenabschnitt in der Hafenstadt Pisagua (halbtotal). Stacheldrahtzäune im Lager Pisagua (halbtotal). Schwenk über Neubauten in Pisagua für weitere Häftlinge (halbtotal). Zoom (von oben) auf die alten und neuen Unterkünfte der politischen Gefangenen (halbtotal). Neue Häftlingsunterkünfte mit Schildern von A bis J (halbtotal).

1:13:05

Angetretene Häftlinge bei ihrem Morgenappell (halbtotal) (O-Ton). Häftlinge singen auf Befehl der Wachmannschaften die chilenische Nationalhymne (halbtotal) (O-Ton). Zoom auf die Gesichter der singenden Häftlinge (halbnah) (O-Ton). Soldaten hissen während des Gesanges die Nationalflagge vor dem Hauptgebäude in Lager Pisagua (halbtotal). Umschnitt auf das Gesicht des singenden Salvador Allende beim Abspielen der Nationalhymne (halbnah) (O-Ton) "Reines Chile, dein Himmel ist blau, und der Meereswind streicht über dich hin. Deine blütenbesäten Felder sind ein glückliches Abbild des Paradieses. Majestätisch ragen deine weißen Berge, die der Herr als Bollwerk dir gab...". Umschnitt auf Pinochet (halbnah). Kommentar: "Das da nennt sich neuerdings die obersten Führer der Nation, und das hat sich angemaßt den eingesperrten Patrioten Chiles täglich den Gesang der Nationalhymne zu befehlen als Maßnahme der Umerziehung. Die Vaterlandsverräter als Erzieher zur nationalen Gesinnung, dann wären 2 mal 2 gleich fünf".

1:15:00

Flugaufnahme des Lagers Chacabuco (total). Kommentar: "Und so gellt es ihnen inzwischen in den Ohren, denn der Gesang aus der Tiefe wurde zur Hymne des Widerstands (O-Ton Gesang): "Teure Heimat, vernimm die Stimmen, mit denen Chile dir schwört: Du wirst sein das Grab der Freien oder die Zuflucht der Unterdrückten (Einblendung Allende) oder die Zuflucht der Unterdrückten. Du wirst sein das Grab der Freien oder die Zuflucht der Unterdrückten". Umschnitt auf die singenden Häftlinge (halbtotal) (O-Ton). Schrifteinblendungen: "ICH WAR, ICH BIN, ICH WERDE SEIN". Rolltitel: Buch und Regie: Heynowski & Scheumann. Unter Verwendung eines Gedichtes von Bertolt Brecht, gesprochen von Wolfgang Heinz. Chefkameramann und Dokumentation: Peter Hellmich. Kamera und Spezialaufnahmen: Horst Donth und Winfried Goldner. Montage: Traute Wischnewski. Filmgrafische Gestaltung: Walter Martsch. Redaktion: Robert Michel und Wolfgang von Polentz. Übersetzungen aus dem Spanischen: Christiane Barckhausen. Schnitt: Ilse Radtke. Synchronisation: Wolfgang Krüger. Ton: Manfred Berger und Klaus Freymuth. Musik: Sergio Ortega. Instrumentengruppe: Aparcoa. Produktionsleitung: Mathias Remmert. Studio H & S 1974

1:16:45 ENDE

 

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