Beim Fest in Totorillas am Chimborazo (Frau)

Auch diese Frau könnte eine Schamanin sein. Immer wieder habe ich in indigenen Gemeinden beeindruckend starke Frauen getroffen. Mukutsagua, die Witwe des Zápara-Schamanen, hielt die Gemeinde Llanchamacocha zusammen, als wir „Mit Fischen und Vögeln reden“ drehten und erzählte uns nächtelang die von Generation zu Generation weitergegebenen Legenden ihres Volkes, in denen sich ein komplexes Weltverständnis und ihr respektvolles Verhältnis zur Natur spiegeln.

Auch die Mutter meiner Patenkinder, aus ärmsten Verhältnissen eines Dorfs in den Anden stammend, ist eine solch bewundernswerte, starke Frau, die acht Kinder aufgezogen hat, von denen fast alle studiert haben und die Armut überwinden konnten.

Auch in unserem Film gibt es eine Szene mit solch einer starken Frau. Maria Silberia fragt Humboldt: „Warum hat der Señor sein Zuhause verlassen, gibt es da nichts zu essen und keine Frauen?“ Als Humboldt versucht, es ihr zu erklären, sagt sie: „Wir haben hier immer zu essen gehabt und viele Kinder und starke Männer. Dann aber ist der weiße Mann gekommen. Er ist gekommen wie du, und alles ist schlechter geworden.“ Trotzdem bittet sie Tayta Chimborazo, den Señor zu beschützen. Humboldt kniet vor ihr nieder, sie streicht ihn mehrmals mit beiden Händen kräftig über den Kopf, eine Geste der Reinigung.

Nach der Premiere in Quito machte Maria Silberia das mit mir.

In einer anderen Szene des Films sagt der deutsche Naturforscher Georg Forster, der mit James Cook um die Welt segelte, als Mahnung zu dem jungen Humboldt: „Der gewöhnliche Kreislauf ist, dass den weißen Forschern die weißen Eroberer folgen.“

In allen meinen Filmen ging es mir darum, über die Welt, in der ich lebe, nachzudenken.

Ich hatte die Hoffnung, dass es unter den Zuschauern ein paar Seelenverwandte gibt und man etwas zum Besseren verändern könnte. Die Hoffnung bekommt in der heutigen Welt kaum noch Nahrung.