Beim Fest in Totorillas am Chimborazo
Es freut mich, dass man den indígenas, die diese fiesta veranstalten, das Wilde nicht austreiben konnte. Der Mann auf dem Foto könnte ein Schamane sein, einer, der die indigene Kultur und ihre Weisheit behütet.
Nach einer Aufführung des Humboldt-Films 1991 in Puyo am Rande des Urwalds sagte ein junger indigener Führer zu mir: „Dein Film ist anders, das ist kein gringo-Film.“ Ein größeres Lob konnte er mir nicht aussprechen. Er lud mich ein, bei einem Schamanen-Ritual mich reinigen zu lassen, von den Schlacken dieser Welt. Ich wusste nicht, worauf ich mich einließ und entdeckte in mir Welten, wie ich sie nie vermutet hatte. Ich hatte das Glück, im Laufe der Jahre zu mehreren solcher Rituale eingeladen zu werden. Sie veränderten mein Leben und waren eine Voraussetzung, die indianische Kosmovision immer besser zu verstehen:
Der Mensch ist ein Teil von allem, nicht wichtiger als Tier oder Pflanze oder Stein.
Als Teil der Natur ist es auch seine Natur, mit der Natur in Einklang zu leben.
Manche indigenen Völker tun das bis heute, aber nicht alle mehr.
Die Menschen in den Städten haben das in ihrer Gier längst vergessen.
Das Christentum erhob den Menschen zur „Krone der Schöpfung“, mit dem Recht, die Natur sich untertan zu machen. Das Ergebnis haben wir: Es gibt kein anderes Tier, das so dumm ist, die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören.
Jahrhunderte lang konnten schamanistische Rituale nur im Geheimen durchgeführt werden, die mit den Conquistadoren ankommenden katholischen Priester hatten sie bei Todesstrafe verboten. Ihre Devise war: Nur ein getaufter Indianer ist ein Mensch. Die anderen durften ausgerottet werden. Die Zeremonien der Schamanen haben überlebt, ihr Wissen auch.
Hoffen wir, dass sie auch die neue, die neoliberale conquista überleben.