Wiedersehen in La Moya

Der Film hatte im September 1989 in Ost-Berlin Premiere. Zwei Monate später rissen die Ostdeutschen die Mauer ein, da interessierte sich niemand für Humboldt, aber ich konnte viel eher wieder nach Ecuador reisen, als in meinen kühnsten Träumen erhofft.

Ende 1990 lief der Film auf dem Filmfestival in Havanna. Von da fliege ich nach Quito zur ecuadorianischen Premiere. Wir zeigen den Film auch am Chimborazo. Es regnet in Strömen, was die Leute außerordentlich froh stimmt, denn Tayta Fortunato, der Schamane im Film, hatte geträumt, dass ich käme und den ersehnten Regen mitbrächte. Nun bin ich da.

Wir werden in jene casa del agua eingeladen, die sie mit dem Filmhonorar gebaut haben, sie dient auch als Gemeinschaftshaus. Zur Feier gibt es knuspriges cuy, Meerschweinchen. Danach geschieht etwas Seltsames, nicht die Frauen, nur die kleinen Mädchen tanzen mit mir und den Gästen aus Quito. Wir erfahren, dass von us-amerikanischen evangelikalen Predigern den Frauen verboten wurde, mit uns zu tanzen. Doch weil wir Freunde sind, will niemand uns verprellen. Man einigt sich auf das Agreement, dass die kleinen Mädchen tanzen dürfen.

1992 besuche ich mit Alejandro Santillán meine Freunde wieder. Wir haben wie immer einen ganzen Kessel zu essen mitgenommen und Rum natürlich. Man empfängt uns mit eigenartiger Zurückhaltung. In Quichua schallt eine Lautsprecherstimme über das Dorf, der wir entnehmen, dass ich von einem evangelikalen Schreihals als diablo angekündigt werde, dafür gibt es kein Quichua-Wort. Ein Teil der Gemeinde, vor allem die älteren Männer, läßt sich aber nicht abhalten, mit uns übermütig zu feiern, wir essen, trinken und die Alten spielen die bocina, das Andenhorn. Draußen stellen sich Evangelikale auf und singen Choräle.

Die Situation droht zu eskalieren. Pedro Sisa gehört zu denen, die uns beschützen. Aus seinen Träumen ist nichts geworden, er arbeitet in Quito auf dem Bau, für 80 $ im Monat. Einmal im Monat kehrt er in sein Dorf zurück.

1998 bin ich wieder in La Moya und freue mich zu hören, dass Evangelikale und Katholiken sich nicht mehr bekämpfen, sondern gemeinsame Projekte angehen.

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