Frau mit Baby in Totorillas bei der Motivsuche
Wo das Auto mit meinen Begleitern wartet, stehen wie aus dem kargen Boden gewachsen ein paar Hütten aus Erde und Gras, Pferche für die Schafe sind abgesteckt, Lamas weiden, im Hintergrund leuchtet der schneeweiße Gipfel des Berges.
Das ist ein ideales Filmmotiv, ist mir sofort klar.
Es nähert sich uns würdevoll ein älterer Indígena im Sonntagsponcho und zamarros, bis zur Hüfte reichenden Beinkleidern aus Fell. Wir erzählen ihm, warum wir hier sind, wir sind keine turistas. Wir fragen, an wen wir uns wenden müssen, wenn wir Szenen für einen Film hier drehen möchten, in dem auch Leute von hier mitwirken sollen. Er sagt, wir müssten dem Gemeinderat unser Vorhaben vortragen, der würde die gesamte comunidad versammeln, um das Für und Wider zu erörtern.
Das werden unsere ecuadorianischen Partner von ASOCINE im nächsten Jahr erledigen.
In den Erdhütten hier werden im Film Humboldt und seine Begleiter übernachten, bevor sie zum Chimborazo hochsteigen.
Heute am Sonnabend sind nur wenige Leute da. Die anderen sind auf dem Markt in Riobamba, als Lastenträger oder als Verkäufer ihrer spärlichen Produkte und als Käufer für alles, was sie brauchen. Den Markt gab es schon zu Humboldts Zeiten.
Das Baby der Frau auf dem Foto schreit, der Fotoapparat oder wir Fremde sind ihm unheimlich. Es entwickelt sich ein Kauderwelsch auf Spanisch, dass ich damals noch nicht gut beherrschte. Wir erfahren: Diese Ansiedlung heißt Totorillas, ist kein ständiger Wohnsitz, sondern ein Domizil der Hirten. Ein paar Jugendliche fragen, wie wir in Alemania leben, wie viel ein Flug dorthin kostet, und sie fragen nach deutschen Worten und ich nach Ausdrücken in ihrer Sprache, dem Quichua.