Juán Guamán, die Panflöte spielend

Unsere ecuadorianischen Partner schlagen uns als ein Hauptmotiv das Dorf La Moya an den Hängen des Chimborazo vor, wo wir den Großteil der indigenen Mitwirkenden auswählen und auch drehen werden. Das Dorf, umgeben von Terrassenfeldern, sieht noch aus wie zu Humboldts Zeiten. Bis auf das Basketballfeld vor der Kirche gibt es kaum störende moderne Zutaten. Es hat den Vorteil, dass die Brüder Guayasamín den Dokumentarfilm „Die Eisholer vom Chimborazo“ hier drehten, man weiß also in etwa, was ein Film ist. Trotzdem stellt jemand aus der älteren Generation die Frage, wie wir diesen Humboldt, der vor 200 Jahren gelebt hatte, in den Film hinein bekämen. Die jungen Leute lachen darüber.

Bei den Vorbereitungen spielte uns Juán Guamán, einer der Eisholer, auf der Panflöte vor, im Film wird er mit seiner Musik und seinem Gesang Humboldts Einzug in das Dorf begleiten. Ein kleiner in Fell gekleideter Junge springt Peitschen knallend um ihn herum. Die zwölf Gehilfen, die Humboldts Karawane aus Pferden, Maultieren, Eseln und Lamas von Quito bis zum Chimborazo begleiten, kommen aus La Moya. Die Karawane muss jeden Tag wieder zusammengestellt und so beladen werden, dass die filmischen „Anschlüsse“ stimmen. Nachdem das eingerichtet worden ist, übernehmen es die caravaneros zuverlässig in ihre eigene Regie. Ohne sie hätten wir das nicht geschafft.

Es ist nicht zu übersehen, dass es auch in Ecuador einen latenten Rassismus gegenüber der indigenen Bevölkerung gibt. Die meisten von ihnen leben unter der Armutsgrenze. Ich war einer solchen Armut noch nie begegnet. In unserem Filmteam kommt niemand auf die Idee, den Indígenas nicht mit der gleichen Achtung wie allen anderen Ecuadorianern zu begegnen. Sie merken es, und auch die ecuadorianischen Kollegen bemerken es.

Jemand sagt: „Ihr seid andere Deutsche.“