Pedro Sisa während der Dreharbeiten

Ich habe mich für den 16-jährigen Pedro Sisa aus La Moya für die Rolle des Pacho entschieden, der Humboldts kostbares Barometer trägt, der von ihm lernt und mit ihm ganz hinauf am Chimborazo steigen wird. Als Pedro nach Quito kommt, wo er noch nie war und wir Szenen in der Hazienda eines Ex-Präsidenten drehen, verschlägt ihm solcher Reichtum die Sprache. Doch dann geht es mir mit ihm wie so oft mit Kindern oder Jugendlichen beim Drehen: Es ist eine Freude zu sehen, wie er sich von einem scheuen Jungen zum von allen geliebten kleinen Star an Humboldts Seite entwickelt.

Als wir in 5500 Metern auf einem Grat des Chimborazo drehen, packt ausgerechnet ihn, den Einheimischen, der soroche, die Höhenkrankheit, niemand ist gegen die Kräfte der Natur gefeit. Keiner von ihnen würde zum Spaß in diese Höhe steigen. Es geht ihm jämmerlich, die Augen sind blutunterlaufen, und er kriegt kaum Luft. Am gleichen Tag hat es auch Olivier Pascalin, den Bonpland, erwischt, er kommt oben gar nicht an. Unsere Gehilfen, welche die schwere 35-mm-Technik heraufschleppen, finden ihn bewusstlos im Hang. Wir haben immer einen Arzt dabei. Er ist noch an der Berghütte und kümmert sich um Olivier. Danach, möchte ich, dass er heraufkommt, um Pedro zu helfen. Es entwickelt sich ein langer Funkverkehr zwischen uns in 5500 Metern und denen an der Berghütte. Bis mein ecuadorianischer Regie-Assistent sagt: „Rainer, gibt’s auf, du wirst nie erleben, dass ein Weißer einem Indígena zu Hilfe kommt, wenn es einem Weißen schlecht geht.“ Der Arzt begleitet Olivier nach Riobamba ins Hospital, wo er bald wieder fit ist.

Pedro möchte trotz seines elenden Zustands nicht, dass wir die Einstellungen mit ihm weglassen. Jedes Mal, wenn ich den Film sehe, erkenne ich, wie schlecht es ihm ging.

Pedro träumte damals davon, später etwas mit Computern zu studieren.

Am Liebsten, sagte er, würde er meine gleichaltrige Tochter Jana in Alemania heiraten.