Filmdatenbank

Zurück

Außerordentlicher SED-Parteitag

93:25 Min., Farbe
Bundesrepublik Deutschland (BRD)
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1989

Film-/Videoformat
U-Matic

Kurzinhalt (Deutsch)

Aufnahmen vom Außerordentlichen Parteitag der SED am 16. Dezember 1989, Ausschnitte von Referaten u. a. von Michael Schumann und Prof. Dr. Dieter Klein, Interview mit Steffi Spira und Rudolf Bahro.

Filmstab

Kamera
  • Helga Behr-Schurter
Person, primär
  • Hans Modrow
  • Gregor Gysi
  • Wolfgang Berghofer
  • Wieland
  • Dieter Klein
  • Walter Janka
  • Arno Hahn
  • Steffie Spira
  • Heinz Albrecht
  • Markus Wolf
  • Brigitte Zimmermann

Langinhalt

C1/0608:

 

 

Außerordentlicher SED-Parteitag in der Dynamohalle, Saal:

Referat Michael Schumann;

 

Schumann OT:

"...die Mitglieder unserer Partei, die sich allzeit guten Glaubens mit Herz und Hand für den Sozialismus auf deutschem Boden eingesetzt haben, brauchen die Gewissheit, dass sie eine gute Spur in der Geschichte gezogen haben/ (Beifall)/ haben dies getan, indem sie nach der Befreiung vom Naziregime Faschismus und Militarismus überwunden haben, jedenfalls als die Gesellschaft beherrschende Erscheinung, indem sie vor allem auf gesellschaftlichem Eigentum in Industrie und Landwirtschaft beruhende Produktion organisierten, die zeitweise auch ein ansehnliches Wirtschaftswachstum zu gewährleisten vermochte...";

 

Markus Wolf OH auf Tribüne;

 

Fortsetzung des Referats, zwischendurch Schwenk über Delegierte;

 

Schumann OT:

"...dies und manches andere darf in der Kritik am Stalinismus nicht untergehen/ dies nicht zuletzt deshalb, weil eine sachliche und vernünftige Analyse der Vergangenheit notwendig ist, eine ausgewogene Analyse, um die Erneuerung einleiten zu können, um konkrete Ansatzpunkte für gesellschaftliche Umgestaltungsprozesse sichtbar werden zu lassen/ wenn es von all dem, von dem ich sprach, nichts gäbe, dann könnten wir auch keine Wohnung im europäischen Haus beanspruchen, dann wären wir auch für niemanden ein Partner im Dialog, im Ringen um europäische Sicherheit und Abrüstung, dann würde sich auch keine Hand zu wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit uns rühren/ (Applaus)/ ..."

 

...liebe Genossinnen und Genossen! Bekanntlich fassten Marx und Engels den Sozialismus als Kampf für die Befreiung des Menschen von Ausbeutung und Unterdrückung auf, als Ersetzung der Klassenherrschaft und knechtenden Arbeitsteilung durch, wie es im "Manifest" hieß, eine Assoziation, worin "die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist"/ für dieses Ziel, das unter den historischen Bedingungen nur im harten Klassenkampf angestrebt werden konnte, stritt die deutsche Arbeiterbewegung, stritten ihre hervorragendsten Vertreter/ es entstanden in diesem Kampf unterschiedliche Auffassungen über Ziele, Wege und Methoden/ gab scharfe Gegensätze, die zur Spaltung der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung in die sozialdemokratische und kommunistische Richtung führten/ wie diese ideologische und organisatorische Spaltung sowohl schon in der Entstehungsgeschichte als auch in der weiteren Entwicklung die notwendige Aktionseinheit behinderte, werden die Historiker sicher neu und gründlicher untersuchen....

 

 

....wenn wir in unserer Analyse im folgenden auch zu den Verhältnissen in der KPdSU und in der UdSSR in der Vergangenheit einzelne Gedanken äußern, dann stellt dies keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer anderen Partei dar, sondern dient dem Selbstverständnis der Entwicklung unserer Partei/ wissen uns in diesen Einschätzungen einig mit der sowjetischen Geschichtswissenschaft der Gegenwart.../ ...im Oktober 1917 trat in Russland das Volk, geführt von der Bolschewistischen Partei...";

 

Schild mit Schriftzug "Außerordentlicher Parteitag 16./17. Dezember 1989", im HG hält Schumann weiterhin sein Referat (NiB nur Ton);

Kameramonitor GA mit Hans Modrow auf dem Bildschirm;

Kamera fährt weg;

 

Hans Modrow OH studiert Unterlagen; Gregor Gysi OH guckt in Unterlagen, verschiedene Einstellungen;

 

Tribüne, Delegierte Wolfgang Pohl, Wolfgang Berghofer et al. verfolgen Schumanns Referat; Steckmann OH; Hahn OH; Hahn setzt Brille auf, macht Notizen;

Schiller OH, schreibend; Schwenk über Zimmer, Pohl, Berghofer auf Gysi;

 

Schild mit Schriftzug "Außerordentlicher Parteitag 16./17. Dezember 1989" GA, Aufzieher auf Plenarsaal mit Schumacher am Rednerpult WA;

Schumacher F mit Fernsehkamera im VG;

Aufzieher auf Plenarsaal T; Schwenk über Teilnehmer; Schwenk über Saal; Gruppe von Volkspolizisten sitzt im Rang, verschiedene Aufnahmen;

Kamerateam;

Teilnehmer im Saal nah;

Aufzieher auf Teilnehmer; Schwenk über Teilnehmer; Schwenk über Saal; verschiedene Aufnahmen von den Zuhörern; Abwärtsschwenk auf Beine von Frauen und zurück;

Schilder mit Nummern an den Stuhlreihen; Aufwärtsschwenk auf Zuhörer; diverse Aufnahmen vom Saal;

 

Schumann seitlich am Rednerpult; Schwenk auf Saal; Kameramann im Saal;

Schumann seitlich am Rednerpult; Schumann beendet Rede und bedankt sich; Schwenk auf applaudierende Zuhörer;

 

Ausschnitt Buchstaben vom Schild mit Schriftzug "Außerordentlicher Parteitag..." GA;

Aufzieher auf Tribüne mit Delegierten; Zoom auf Gysi, Berghofer und Hahn seitlich; Berghofer kündigt Reihenfolge der Redner an;

 

Stoppuhr auf Tisch GA; Aufzieher auf Delegierten (von hinten, seitlich);

Zoom auf Stoppuhr; Schwenk auf Zettel; Mann notiert Redezeit;

 

Mann und Frau am Rednerpult seitlich T;

Frau geht ab, trägt Tablett mit Wasserglas weg;

Mann GK seitlich am Rednerpult;

Zoom auf Mann OH, seitlich; Schwenk auf Modrow, Gysi und Berghofer OH auf Tribüne ;

Gysi seitlich, nah; Berghofer seitlich, nah;

Schwenk auf Gysi; Berghofer und Gysi flüstern miteinander, nah;

Aufzieher auf Gysi und Berghofer OH, seitlich; Berghofer applaudiert; Mann macht sich Notizen; Applaus; Aufwärtsschwenk auf Rang;

 

Pause, Delegierte im Saal erheben sich; Unruhe im Plenarsaal; Leute laufen hin und her;

 

Froschperspektive Albrecht nah; Albrecht spricht zu Genossen;

 

Albrecht OT: "...wir wollten noch einmal auf den Beschluss des Parteivorstandes hinweisen/ gibt die Bitte, dass wir gemeinsam uns zu diesem Kompromiss des Namens bekennen/ es wird- so wie am Donnerstag erläutert- auch mit den Ursachen und Gründen vorgeschlagen, mit dem Namen weiter zu arbeiten 'SED' und mit der inhaltlichen genaueren Definition 'Partei des Demokratischen Sozialismus'/ würde dafür als Argument nehmen, dass es eine große Gruppe und breite Basis gibt, sich nicht zu schnell von einem Namen zu verabschieden/ auch deutlich zu machen, dass wir Sozialismus wollen/ wenn wir erneuern, dann muss es eine demokratische Erneuerung sein..."

 

 

 

 

 

C1/0609:

 

 

Außerordentlicher SED-Parteitag in der Dynamohalle, Saal:

SED-Mitglieder unterhalten sich in der Pause; Button GA, Aufzieher auf Gruppe von Leuten; Leute unterhalten sich;

Gruppe von Leuten diskutiert über Parteivermögen (Offenlegung etc.);

diverse Nahaufnahmen von den Diskutierenden;

 

Redakteur fragt nach der Offenlegung des Parteivermögens; Mann OT: "...die Offenlegung des Parteivermögen scheitert doch gar nicht so sehr an dem Willen das offenzulegen, sondern an dem Vermögen, das offenzulegen ist, weil keiner weiß, was wem gehört/ wie die Sache juristisch verankert ist/ wie die Sache verfilzt ist...gibt keine Verträge usw./ muss erst mal von Juristen geprüft werden...";

 

Leute diskutieren; Antrag muss besser formulieren werden;

 

Mann OT zur Frage, welche Punkte für ein neues Parteistatut wichtig wären: "Wo fangen wir an und wo hören wir auf?/ im Grunde genommen sind alle Punkte in den Statutenentwürfen, die sich ja in der Regel gleichen, für meine Begriffe aufgeführt/ entscheidend ist, dass in einer Partei...eine Basisdemokratie herrscht/ das einfache Mitglied derjenige ist, der den Kurs mitbestimmen kann/ Konsens hergestellt werden muss/ Basis entscheidet, was in der Führung gemacht wird oder was die Partei überhaupt macht/ und nicht das das oben entschieden ist/ diejenigen, die an sich die Partei ausmachen- nämlich die Mitglieder- wieder diejenigen sind, die das Sagen in der Partei haben...";

 

Mann OT zur Frage, ob die Parteibasis einen neuen Namen wolle: "Wenn man bedenkt, dass der Parteitag eine Widerspiegelung der Basis ist/ dann waren 3/4 der Delegierten für einen neuen Namen/ spiegelt in etwa den Willen der Basis wider/ so sehe ich das...";

 

Mann OT zur Frage, was gegen die ablehnende Haltung gegenüber der SED getan werden kann: "...absolute Offenlegung dessen, was hier geschehen ist/ ist mit dem Referat von Professor Schumann eigentlich schon getan worden/ müssen die Hose runterlassen/ von Null beginnen/ müssen sagen wer schuldig und wer nicht schuldig ist.../ betrübt mich, dass Leute für Dinge verantwortlich gemacht werden, für die sie nicht verantwortlich gemacht werden können/ glaube, dass im Moment eine nicht gute Stimmung überschwappt/ hoffe, dass wir mit einem neuen Namen, einer neuen Programmatik und mit der rücksichtslosen Offenlegung dessen, was bis jetzt passiert ist, begegnen können/ so sehe ich das.";

 

Mann OT zur Frage, ob er glaube, dass die Partei überhaupt bei dem Reformprozess mithalten könne: "Wenn ich das nicht glauben würde, dann würde ich jetzt nicht hier stehen/ natürlich müssen wir sehr schnell sein...";

 

Mann OT zur Offenlegung: "Sind wir dabei/ ohne diese Bereinigung können wir nicht den Leuten wieder ins Auge sehen/ ohne Bereinigung haben wir noch geringere Chancen als wir ohnehin sicherlich bei den Wahlen haben.../ ganz geringe Chancen nun auch nicht/ geht nur um ein neues Gesicht/ neues Vertrauen zu gewinnen...";

 

Mann OT zu Äußerlichkeiten der Partei: "Wir werden zum ersten Mal in der Partei mit Gregor Gysi ein Gesicht überhaupt haben/ bis jetzt war die Masse und das Kollektiv alles und der Einzelne nichts/ jetzt bekommt unsere Partei ein Gesicht.../ kann sich ausdrücken/ haben zum ersten Mal einen Parteivorsitzenden, der intelligentere Antworten gibt als ihm Fragen gestellt werden.";

 

Männer im Gespräch seitlich;

Berghofer seitlich, Schwenk auf Presse; Unruhe im Saal; leerer Platz GA;

Pechauf OH auf Tribüne sitzend;

Brigitte Zimmermann OH auf Tribüne sitzend; Zimmermann hat geöffneten Aktenkoffer vor sich;

 

Froschperspektive Tribüne mit Schild "Außerordentlicher Parteitag...";

Zoom auf Schriftzug;

 

Gysi im Gespräch; Gysi setzt sich auf seinen Platz auf der Tribüne;

 

Aufnahmen von den SED-Mitgliedern im Saal; Unruhe; Applaus;

Abstimmung durch Handheben bzw. Karte wird nach oben gehalten (Rank);

Schwenk auf Mitte des Saals;

Blick vom Rang aus auf die Tribüne;

 

Schwenk über den Saal; Schwenk über Saal auf Tribüne und Politiker am Rednerpult T;

diverse Aufnahmen von der Halle;

Mann hantiert an Filmkamera herum;

 

Hand hält Brille GA; Aufzieher auf Mann von hinten (im Saal); SED-Mitglieder seitlich;

Kameramann filmt Delegierte auf der Tribühne; Günter Wieland lächelt;

Schwenk über Tribüne, verschiedene Einstellungen;

 

Mann von hinten steht mit hochgehobenen Armen vor Mikrofon im Saal;

Mann wird das Wort erteilt; Aufwärtsschwenk auf Nummer des Mikrophons (Nummer 6);

Mann von hinten spricht in das Mikrofon; Mann geht wieder auf seinen Platz;

 

Mann am Rednerpult OH; Mann OT: "...sagen, dass das Politbüro aus den Ereignissen des 17. Juni 1953 nicht viel gelernt hat und mit traumwandlerischer Sicherheit die Fehler wiederholte, die die Menschen am 17. Juni 1953 und am 09. Oktober 1989 auf die Straße trieb/ bin 60 Jahre alt, 40 Jahre in der Partei und habe 30 Jahre lang der Kampftruppe gedient/ habe in diesem Dienst am 13. August in der Bernauer Straße den Antifaschistischen Schutzwall mit errichtet/ habe die Menschen angefleht, die Maßnahmen der Regierung zu verstehen, weil im Schutze dieses Schutzwalls die Auszehrung der Republik gestoppt und die moralische, ökologische und politische Gesundung gesichert werden sollte/ Politbüro hat mich und mit mir zehntausende Kampftruppen-Mitglieder betrogen/ sie haben aus dem antifaschistischen Schutzwall eine schmutzige Mauer gemacht, hinter der sie gelebt haben, wie die Made im Speck/ (Beifall)/ Antifaschistische Schutzwall hat seine antifaschistische Unschuld verloren.../ ihr werdet mir gestatten zu sagen, dass ich mich wohlfühle in unserer Partei, die nach langen quälenden Jahren uns einfachen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen und Entscheidungen stellt und die sich um unsere Herzen, unsere Seele und unseren Verstand kümmert und das an der Spitze unserer Partei Männer stehen, die uns in die Augen schauen können und uns nicht belügen....";

 

diverse Aufnahmen von den Zuhörern; Mann OH am Rednerpult; Aufzieher auf Rednerpult und Tribüne angeschnitten

 

 

C1/0610:

 

 

 

Außerordentlicher SED-Parteitag in der Dynamohalle; Interview mit Rudolf Bahro;

Rudolf Bahro OT zur SED: "..kann auch vieles Richtige total zu spät kommen/ denke, es geht eigentlich nicht mehr um die SED/ geht um die DDR/ noch ist die Lage so, dass die SED negativ zu viele Kräfte im Lande bindet/ Energie der Opposition wird gegen sie konzentriert/ das diese Opposition der Energien eigentlich die Kraft, die für eine Erneuerung im Lande gebraucht würde für die Klarstellung einer Perspektive, dass die zum Schornstein raus geht.";

 

 

 

Bahro OT zur Frage, was die SED für das Land DDR tun kann: "Hauptsächlich aus dem Wege gehen/ bei der jetzigen Konstellation ist sie eigentlich hinderlich für die Ausarbeitung einer Perspektive/ wenn es eine Aussicht geben soll, dass die "Anschluss-jetzt"- Mentalität aufgefangen werden kann, dann hängt das davon ab, ob die gesellschaftlichen Kräfte, die hier etwas Neues bieten wollen, bald in der Lage sein werden dem Volke einen Vorschlag zu machen, der einen besseren und sanfteren Weg durch die nächsten Jahre verspricht als das kurze Eintauchen da drüben/ Konzept kann nur zustande kommen, wenn die Kräfte, die jetzt noch durch diese Konstellation gebunden sind und auch - das schließt sogar ein die Kräfte, die noch in der SED gebunden sind- da gibt es viele gute Leute, wenn die frei gesetzt werden können, um dort mitzuwirken/ bedeutet nicht, dass die SED total verschwinden muss, aber das sie nicht mehr in einer Position sein darf, die hauptsächlich Verdacht der ganzen Gesellschaft auf sie lenkt...";

 

Bahro OT zu den guten Leuten in der SED: "Wenn ich von den guten Leuten in der SED rede, dann habe ich zunächst einmal einen Menschen im Auge, den ich als die Anständigkeit in Person kenne/ meinen damaligen Rechtsanwalt Gregor Gysi/ bin sicher, dass es viele Männer und Frauen in der SED gibt, die ähnlichen Kalibers sind.";

 

Bahro OT zur Frage, ob er sich als ehemals Verstoßener wieder wohl in der DDR fühle: "Ist eine Dimension, die mich wenig interessiert im Augenblick/ bin natürlich hierher zurück, weil ich was mit der DDR zu schaffen habe/ wenn ich hier auf dem Parteitag bin, dann heißt es sogar, dass ich mit der SED noch was zu schaffen habe/ wer hier wie ich 25 Jahre angehört hat, der ist damit, dass er mal ein kritisches Buch geschrieben hat, nicht aus der Verantwortung für alles raus, was mal gelaufen ist/ ich war mal für den Mauerbau/ ich hätte Unruhe vermehren können/ fühle mich für das Debakel mitverantwortlich/ hätte mehr tun können, um die Konzeption meiner Alternative hier wach zu halten.";

 

Bahro OT zu welchen Beschlüssen der Außerordentliche Parteitag kommen müsse: "..schätze Kapazität dieses Parteitages so ein, dass er zu den notwendigen, richtungweisenden Beschlüssen nicht kommen kann/ was in den Papieren steht wird zum großen Teil avancierter sein, als die reale Zusammensetzung des Parteitages es rechtfertigen kann.../ geht darum, ob die Partei versteht, dass sie aus dem Wege gehen muss, um die DDR zu retten...";

 

Bahro OT zum neuen Namen: "Sie kommt auf falsche Weise zu dem neuen Namen.../ Volk kann dieser Prozedur nicht glauben/ durch diesen Kurzschluss kann das keine Partei der sozialistischen Erneuerung werden, wie immer sie sich nun nennen werden/ unmöglich.../ wichtig ist, dass die von der Partei gestellten Menschen, wie der ehrenwerte Ministerpräsident Hans Modrow, noch eine Weile die Stellung halten.";

 

Bahro OT zu den Chancen der SED bei freien Wahlen: "Keine für mich besonders interessante Frage/ was mich an diesen Wahlen interessiert, ob wir ein Wahlgesetz zustande bringen werden, was die üblichen Sünden des bürgerlichen Parlamentarismus vielleicht doch vermeidet/ Persönlichkeit sollte viel mehr Einfluss haben als Partei.../ Prinzip der Rätedemokratie sollte ein ganz anderes Gewicht haben/ in den Betrieben sollen die Belegschaften sich Räte wählen.../ würde gerne doppelherrschaftlichen Weg sehen/ Rätekongress und Parlamentarismus- da könnte etwas bei herauskommen...";

 

Bahro OT zur Frage, ob er bereit wäre eine übergeordnete Funktion zu übernehmen: "..wenn ich hier zurückgekommen bin, dann heißt das, dass ich bereit bin Verantwortung zu übernehmen/ Frage nach Position und Funktion ist im gegenwärtigen Augenblick geradezu unproduktiv...";

 

Bahro OT zur Frage, ob er ein Gegner des Wiedervereinigungs-Gedanken sei: "Nein, würde ich nicht sagen/ handelt sich nur darum, dass wir hier erst einmal etwas zustande bringen müssen, was im Falle eines Falles ganz Deutschland mitverwandelt/ ein Beitrag..."

 

Dynamohalle, innen: Pause;

Interview mit Steffi Spira (DEFA-Schauspielerin);

Steffi Spira OT: "... besteht Notwendigkeit zu versuchen, wenigstens die Kollektive wichtig zu machen/ ob das nun der Vorstand ist der Partei oder ob das in der Kreisebene ist oder in der Bezirksebene ist, aber das es gemeinsam gemacht wird und nicht einer das Sagen hat...";

 

Spira OT zur Frage, ob sie glaube, dass nun Demokratie in die Partei eingekehrt sei: "...halbwegs ja/ ich bin mit diesen Ebenen nicht einverstanden...";

 

Spira OT zum wichtigsten Anliegen: "Meine private Meinung ist, dass man weder mit dem Mielke noch mit Honecker, noch mit dem Mittag überhaupt sprechen soll/ sollen - jeder aufgeteilt- in Heime für alte Leute gehen/ sollen sie mal sehen, was sie angerichtet haben und selber darin leben...";

 

Spira OT zu den wichtigsten Beschlüssen: "Wichtigsten Beschlüsse wären für mein Gefühl die Sicherung der Genossen im Land / Genossen wieder Mut bekommen...",

 

Spira OT zur Umbenennung der SED: "Bin dafür/ soll sich kommunistisch-sozialistische Partei nennen/ dafür bin ich (lachend).";

 

diverse Leute stehen um die sitzende Steffi Spira; Blick vom oberen Rang auf Menschenpulk um Spira (Spira NiB);

Frau liest Tageszeitung;

Mann liest Zeitung "Neues Deutschland", von vorne;

Mann seitlich liest Zeitung "Neues Deutschland",

Blick vom Rang aus auf Tribüne und Saal (während Pause); Schwenk über unruhigen Saal; diverse Aufnahmen von den Leute im Saal während der Pause; lautes Gemurmel;

 

Informationsblatt "APPELL DER 89" Ausschnitt GA;

Aufzieher auf älteren Mann mit Informationsblatt "APPELL DER 89" ;

Mann von hinten mit Informationsblatt "APPELL DER 89";

 

Klingel beendet Pause; Aufzieher auf Rank; Leute lesen Informationsblatt "APPEL DER 89" ; Schwenk auf Saal

 

 

C1/0611:

 

Dynamohalle, innen:

Mann am Rednerpult mit Tribüne im HG;

Mann OT: "...sondern das Ende der Perestroika in der Sowjetunion/ hier liegt die historische Bedeutung unseres Parteitages/ nicht zerstreiten/ Verantwortung für die größte und bedeutungsvollste Revolution unserer Geschichte bewusst wahrzunehmen/ (Applaus)/ Volk unserer Republik erwartet von uns Entschlossenheit, um aus der mörderischen und zerstörerischen Krise herauszukommen."; Beifall; Mann geht ab und geht auf seinen Platz;

 

Schwenk über Saal; applaudierende SED-Mitglieder;

 

Tribüne, Berghofer OH; Berghofer OT: "...fordern, dass Mitglieder der ehemaligen Führung hier das Wort erhalten/ ich kann das nicht bestimmen und Tagesleitung leitet kein Tribunal/ ich habe folgende Frage zu formulieren: Nutzt uns das in dieser Runde etwas (Zwischenrufe) oder beauftragen wir die Genossen heute in die Bezirksdelegationen zu gehen und dort die Auseinandersetzung zu führen (Applaus)/ ich glaube, wir sollten den Blick nach vorne richten (Applaus)/ darf ich die Frage stellen, ob man dieser Linie folgen könnte?/ können wir darüber abstimmen?." (Zustimmung im Saal);

 

Berghofer holt Karte aus Jackett heraus; Berghofer hebt Karte nach oben; Berghofer OT: "Dann bitte ich euch in großer Verantwortung, bitte helft jetzt dem Tagungsleiter!"; Gelächter; Aufzieher und Schwenk auf Saal auf Abstimmung;

 

Berghofer OT (NiB): "Also wir lassen heute und jetzt niemanden von der alten Führung hier reden!"; Applaus;

Blick in Saal, Berghofer OT (NiB): "Damit bleibt unser Parteitag der Parteitag der Erneuerung!"; Applaus; Schwenk über den Saal auf Tribüne WA;

 

Mann mit Brille nah; Aufzieher auf Mann OH; Zoom auf Mann;

 

junger Grenzsoldat OH am Rednerpult; Grenzsoldat OT: "...öffneten und innerhalb weniger Stunden neue Grenzübergangsstellen errichteten, um die neue Reiseregelung auch praktisch möglich zu machen/ (Applaus)/ alte Dienstvorschriften wurden außer Kraft gesetzt und sind nun neu im Entstehen unter Mitsprache aller Armeeangehörigen/ auch neue Formen demokratischer Mitbestimmung sind dabei sich zu installieren in den Grenztruppen, wie z.B. Soldatenräte/ bitte im Namen vieler Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere die Fraktion meiner Partei, sich in der Volkskammer dafür einzusetzen, dass die vielen noch notwendigen Schritte zur Formierung eines erneuerten Grenzschutzorgans, wie z.B. die Herauslösung aus der Verantwortung des Bereiches des Ministeriums für Nationale Verteidigung, so schnell wie möglich auf eine gesetzliche Grundlage gestellt wird/ wäre ein konkreter Beitrag zur Erhaltung, zur Sicherung und zum Schutz unserer DDR in den Grenzen von 1989/ stabile Grenzen sind nicht nur lebensnotwendig für unser Land, sondern für das ganze europäische Haus!"; Applaus;

 

Kameramann von vorne; Aufzieher auf Saal während einer Abstimmung;

 

älterer Mann OH am Rednerpult: "..als ich 16 Jahre alt war..kam ich mit einer Verwundung aus dem faschistischen Krieg/ war gewillt, am Neuaufbau mitzuwirken/ 1946 wurde ich wegen nationalistischer Meinungsäußerung - hatte mich u.a. auf Karl Radek berufen- von einem sowjetischen Militärgericht zu 10 Jahren verurteilt, habe vier Jahre in sowjetischer Haft, vier Jahre in deutscher Haft gesessen und kam 1954 nach Hause/ war der Beginn eines Lebens...";

 

Schild mit Schriftzug "Außerordentlicher Parteitag 16./17. Dezember 1898"; Abwärtsschwenk und Aufzieher auf Saal;

 

Mann am Rednerpult WA; Mann OT: "...Forderung an unsere Regierung: Müssen klare und deutliche Worte gesprochen werden!/ ist an uns mitzuwirken/ Weg der revolutionären Erneuerung unserer sozialistischen Gesellschaft zu gehen/ durch diesen Oktober wurde uns auch die Möglichkeit gegeben innerhalb unserer Partei, den Stalinismus zu brechen/ für mich beginnt der Stalinismus dort, wo wir Meinungsäußerungen einschränken.../ wenn wir nicht alle neu zu denken beginnen, werden wir uns nicht so schnell von diesem über Jahre gewohnten Stil des Denkens im stalinistischen Sinne trennen/ dazu rufe ich euch Genossen alle auf: Jeder bei sich soll anfangen mit dem neuen Denken/ (Applaus)/ müssen uns einbringen.../ Parteigeschichte muss neu geschrieben werden/ mit den Mitteln des Apparates wurde jede kritische Äußerung unterdrückt/ ist heute noch nicht vorbei/ seien wir wachsam gegenüber jeder Form der Administration/ seien wir wachsam gegenüber jeder Formulierung und Formierung von Meinungen, die schon wieder gegen andere sind/ seien wir eine Partei, die sich bemüht Bestes für die Menschheit zu wollen und zu tun... ";

 

Rudolf Bahro nah (von hinten seitlich); Mann seitlich steht am Mikrophon im Saal;

 

Mann OT (Parteisekretär, Technische Universität Karl-Marx-Stadt): "...Überwindung des Stalinismus nicht nur durch Zerschlagung des Apparates/ habe große Sorge gehabt nach unserem ersten Beratungstag, als viele Genossen -aus sehr verständlichen Emotionen heraus- aber eben mehr dem Gefühl als der Analyse, als dem klaren Verstand gehorchend gefordert haben: Entstalinisierung, d.h. Zerschlagung des Apparates bis zum Letzten/ wichtigste Voraussetzung für unsere Partei/ natürlich ist es das/ gibt es keine Abstriche zu machen/ aber Entstalinisierung heißt vor allen Dingen in unseren Köpfen aufzuräumen..."; kurze Tonstörung während der Rede;

 

Schwenk über SED-Politiker auf der Tribüne; diverse Aufnahmen der Delegierten auf der Tribüne;

Publikum von hinten; Zuhörer seitlich; Rang mit applaudierenden SED-Mitgliedern;

 

Mann (Kreisparteiorganisation Rudelstadt) am Saal- Mikrofon seitlich; Mann kritisiert Beschluss, möchte das das alte Zentralkomitee Rechenschaft ablegt;

Mann von hinten am Saal-Mikrofon fordert Recht auf Verteidigung;

Aufzieher auf Saal;

 

Mann OH am Rednerpult; Mann lobt Schumanns Analyse; Mann hält Rede;

 

Mann gefolgt von Presse läuft durch den Saal und nimmt Platz;

Aufwärtsschwenk auf Kameraleute;

Mann geht durch den Saal, setzt sich in den Rang;

 

Bahro OH; Bahro nah; Bahro im Gespräch;

Aufzieher auf Kameramann;

Mann verlässt Saal;

Nahaufnahmen von den Zuhörern; Zuhörer von hinten

 

 

C1/0612:

 

Außerordentlicher Parteitag der SED in der Dynamohalle:

Pause; filmender Kameramann (Fernsehen der DDR) von hinten mitten im Saal;

Menschenpulk vor Tribüne;

Berghofer OH setzt Parteitag fort; Berghofer OT: "..darf euch wichtige Information übermitteln/ nach vorliegenden Agenturmeldungen hat bei den Präsidentschaftswahlen in Chile der Kandidat der Demokratischen Koalition der christdemokratische Politiker Patricio Aylwin, der auch von der kommunistischen und der sozialistischen Partei Chiles unterstützt wurde, einen überwältigenden Sieg errungen.../ wir kommen nun zum Referat des Genossen Prof. Dr. Dieter Klein über die Neuformierung einer modernen sozialistischen Partei und ihren Beitrag zu einer neuen sozialistischen Gesellschaft....";

 

Aufzieher auf Prof. Dr. Dieter Klein am Rednerpult; Klein nicht die ganze Zeit im Bild, Schnittbilder während des Referats (Bilder vom Saal und der Zeitung "Neues Deutschland", die auf Tisch liegt);

 

"Klein OT: ""Liebe Genossinnen und Genossen! Ich trage ein von einer Gruppe von Delegierten und Wissenschaftlern ausgearbeitetes Referat vor/ ...Parteitag zu führen haben, um dann über ein Programm beschließen zu können/ da eine ganze Reihe von Fragen gestellt wurden, denke ich mir, hätt's vielleicht einen Sinn, auf solche Fragen einfach zu antworten.../ ...doch gerade in dieser Lage müssen ja täglich schon Entscheidungen getroffen werden in Verhandlungen allerorten im Lande und mit ausländischen Partnern/ werden ja zwangsläufig Weichen in die Zukunft gestellt/ trotz des Wissens um notwendige Sorgfalt und um notwendige Einbeziehung möglichst vieler Kräfte in Entscheidungen muss ja oft schnell gehandelt werden.../ sogar kriminelle Praxis in der DDR hat eine der ältesten und größten Ideen menschlicher Zivilisationsgeschichte mit in den Schmutz gerissen/ und doch, liebe Genossinnen und Genossen, kann das wohl kein Grund für uns sein, auf unsere sozialistischen Zielsetzungen zu verzichten oder sie gar aus taktischem Anlass zu verheimlichen/ nicht vor allem- das möchte ich betonen- weil wir jetzt unsere Partei profilieren wollen.../ (Steffi Spira nah)/ ...wir müssen aufhören, es gäbe die eine, die wahre, die stets absolute Linie der einen, der wahren Partei, die alles weiß/ gerade deshalb stehen wir doch in den Traditionen Lenins, weil wir uns dessen immer wieder neu bewusst werden. Sozialistische Politik der letzten 150 Jahre war der Versuch vieler Bewegungen, den Kapitalismus...";

 

Schild GA "Außerordentlicher Parteitag 16./17.Dezember 1989"; Aufzieher auf Saal und Mittelgang T mit Klein am Rednerpult WA;

"Zoom auf Klein am Rednerpult; Klein OT: ""... es geht dabei nicht um eine Vereinnahmung der anderen Kräfte, sondern es geht um die Notwendigkeit einer ganzheitlichen progressiven Gesellschaftskonzeption, ohne die wirksame Antworten auf einzelne aktuelle Herausforderungen...";

 

Schild GA "Außerordentlicher Parteitag 16./17. Dezember 1989"; Aufzieher auf Saal und Mittelgang T mit Klein am Rednerpult WA;

diverse Aufnahmen vom vollbesetzten Saal;

 

Klein OH am Rednerpult mit Fernsehkamera im VG;

 

"Klein OT: ""... in politisch-ideologische Ismen zu verwandeln/ (Beifall)/ wissenschaftliche Erkenntnisse unterliegen der innerwissenschaftlichen Diskussion und der Bewährung in der Praxis und der Politik, und Politik muss vorurteilsfrei und ausgehend von den realen Interessen der Menschen diese Erkenntnisse nutzen/ sie kann nicht über deren Wahrheitsgehalt sozusagen in der Obrigkeit befinden/ sie braucht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse, sie braucht den öffentlichen Streit der Wissenschaft/ ewige Wahrheiten in Form eines fertigen Systems des Marxismus-Leninismus, die gibt es nicht, aber es gibt ein Weiterdenken mit der Denkstruktur von Marx, Engels und Lenin über ihre Zeit hinaus, und das ist unser Denken...";

 

Schild GA "Außerordentlicher Parteitag 16./17. Dezember 1989"; Aufzieher auf Saal und Mittelgang T mit Klein am Rednerpult WA;

Frau und Mann OH im Rang; Mann nah; Schwenk auf Rudolf Bahro; Mann sitzt auf Treppe, stützt Arm am Geländer ab;

 

Klein OH am Rednerpult;

"Klein OT: ""...indem wir hier uns in die Lage versetzen, indem wir auch andere dazu bringen, abzurüsten oder nicht und mit den Menschen so oder anders umgehen/ existieren ja nicht an sich/ geht heute um eine neue Entwicklungslogik der Menschheit/ geht darum, dass wir unsere Politik danach formulieren, so hochtrabend das vielleicht in unserer gegenwärtigen Situation klingt/ worum geht es? Es geht um einen Weg von der blinden Jagd nach dem technisch Machbaren an sich in der Welt hin zu einer sozial und ökologisch orientierten Entwicklung/ sicherlich müssen wir auch in materieller Hinsicht ein stabiles und vor allem qualitativ hohes Niveau der Bedürfnisbefriedigung erreichen, aber eine, sagen wir unbedachte Ausdehnung von Konsumtionsbedürfnissen und die Entwicklung sowie Befriedigung von Bedürfnissen, die nicht den eigentlichen notwendigen menschlichen Reichtum ausmachen, hinter dem man hinterher jagt, um hinterher auch nicht so viel zu machen...";

 

 

klatschende Hände nah; schreibende Hand; Aufzieher auf Zuhörer seitlich;

Hand hält Brille und Kugelschreiber nah; Aufwärtsschwenk auf Mann; geöffnetes Notizbuch GA; schreibende Hand;

 

Mann nah; Objektiv GA (Fotokamera); Fotoapparat und Fotograf (von vorne) nah; Zoom auf Objektiv; schreibende Hand; Aufzieher auf Frau; Mann mit Brille, diverse Aufnahmen

 

 

menu arrow-external arrow-internal camera tv print arrow-down arrow-left arrow-right arrow-top arrow-link sound display date facebook facebook-full range framing download filmrole cleaning Person retouching scan search audio cancel youtube instagram