Demo für Mainzer Straße
29 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutschland
Wydoks, 1990
- Film-/Videoformat
- S-VHS
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über den bewegenden Tag des 12. November 1990. Nach der gewaltsamen Räumung der besetzten Häuser in der Mainzer Straße durch die Berliner Polizei gab es eine Nebenkundgebung in den Abendstunden zur Rettung der Mainzer Straße am Roten Rathaus zu der viele Politiker und Tausende von Demonstranten kamen. Die friedliche Kundgebung wurde von verschiedenen Kameraperspektiven mit Originalton eingefangen, so entstanden beeindruckende Bilder, die durch wenige harte Schnitte unterbrochen wurden und somit ein wichtiges Zeitdokument aus der Nachwendezeit Berlins sind.
Filmstab
- Person, primär
-
- Arthur Alexander (Spitzname: Aljoscha) Rompe
- Person, sekundär
-
- Friedrich Engels
- Georg Schertz
- Helios Mendiburu
- Gerd Hoppe
- Walter Momper
- Karl Liebknecht
- Erich Pätzold
- Karl Marx
- Daniel Krüger
Langinhalt
0:00:00
Blick (von oben) auf die anrückenden Polizeiwagen in Berlin-Mitte in den Abendstunden (halbtotal). Schwenk über die Polizeiwagen und den dahinter gehenden Demonstranten (halbtotal). Zoom (von oben) auf die Demonstranten mit Transparent "Momper Schwein, Hände weg von besetzten Häusern" (halbtotal). Schwenk über tausenden von Demonstranten und Transparent "Polizeistaat" (halbtotal) (O-Ton). Gruppe "Neues Forum" mit Transparent und DDR-Flaggen im Demonstrationszug (halbtotal). Parolen rufend ziehen die Demonstranten über die Mainzer Straße (halbtotal) (O-Ton). Auf einer Straßenkreuzung kommt der Demonstrationszug zum Stillstand (halbtotal).
0:06:50
Schwenk (von oben) über die weiter gehenden Demonstranten hinter einem Beschallungswagen (halbtotal) (O-Ton) "Wir möchten den Lautsprecherwagen noch weiter nach vorne, macht eine Gasse damit er nach vorne fahren kann". Unablässig strömen die Demonstranten friedlich die Straße hinunter (halbtotal). Die Demonstranten rufen (O-Ton) "Wohnungen für alle, jetzt sofort" (halbtotal). Schwenk (von oben) auf das Ende des Demonstrationszuges mit den dahinter fahrenden Polizeiwagen mit Blaulicht (halbtotal) (O-Ton). Schwenk von den Polizeiwagen auf den Demonstrationszug (halbtotal). Blick auf die frei werden Kreuzung mit Polizeiwagen und durchfahrenden PKW`s (halbtotal). Zoom auf Polizei- und Krankenwagen (halbtotal). Zoom auf die rotierenden Blaulichter (halbnah). Umschnitt...
0:12:10
...auf einen anderen Standort. Blick (von oben) auf vorbei ziehende Demonstranten auf der Karl-Liebknecht-Straße (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Parolen rufenden Demonstranten mit Schildern und Transparenten (halbtotal) (O-Ton). Im Hintergrund fahren Polizeiwagen auf (halbtotal). Polizisten stehen mit Schutzschildern und Helmen auf einem Balkon des Berliner Fernsehturms und beobachten die Demonstranten (halbnah). Demonstranten bewegen sich im Laufschritt über die Straße (halbtotal) (O-Ton). Lautes Pfeifkonzert durch die Demonstranten (halbtotal) (O-Ton). Schwenk zu den auffahrenden Polizeiwagen und den Polizisten auf dem Balkon (halbtotal). Umschnitt...
14:00
...auf einen anderen Standort. Blick auf den Turm des Roten Rathauses in der Dunkelheit mit Polizeikräften auf der Straße (halbtotal). Kameramann geht an erleuchteten Geschäften in der Rathausstraße vorbei und spricht mit seinem Begleiter im Off (halbtotal) (O-Ton) "...versuch doch dran zu bleiben wenn es los geht...". Kameramann: "Grade wenn es los geht sehen ich sowieso hinter mir Garnichts mehr, da brauche ich volle Bewegung, vor allem den Rücken frei halten". Vorbeigang am "Bowling-Center" auf der Rathausstraße (halbtotal). Kameragang auf die bereit stehenden Polizeifahrzeuge (halbtotal) (O-Ton). Kameragang auf Polizisten mit Helmen und Schutzschildern (halbtotal) (O-Ton). Demonstranten strömen aus allen Richtungen zum Versammlungsplatz am Roten Rathaus (halbtotal). Im Off hört man eine Lautsprecherdurchsage: "Wir bitten diejenigen die gestern auf dem Vorbereitungsplatz für diese Demo, vor allen Dingen die PDS...hierher zu kommen, und mit ihren Redebeiträgen hier vor dem Roten Rathaus zu halten...". Schwenk von den eintreffenden Demonstranten auf das hell erleuchtete Rote Rathaus (halbtotal). Zoom und Schwenk über die bereit stehenden Polizisten mit Schutzschildern und Schutzhelmen (halbnah). Umschnitt...
0:16:50
...auf die Zwischenkundgebung "Gegen die Gebäuderäumung auf der Mainzer Straße" am Roten Rathaus (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Köpfe der Polizisten und Demonstranten (halbtotal) im Off dazu ein Redner: "...da hat sich heute Morgen wieder selbst auch der Begriff für uns gebracht: Kapitalmacht und nackte militärische Gewalt. Unser Zorn, unsere Wut ist viel größer als die Zahl der Glasfassaden von Banken, Konsumtempeln und Herrschaftspalästen dieser Stadt...". Schwenk über die Helme der bereitstehenden Polizisten (halbnah). Schwenk über die Demonstranten am Roten Rathaus (halbtotal) dazu weiter im Off ein Sprecher: "Es geht um den letzten Montagmorgen, den 12. November, mit Polizeistaatliche Lösungen der Wohnungspolitik. Zwei Besetzer in der Pfarrstraße uns eins in der Cotheniusstraße wurden brutal geräumt. Anschließende Protestaktionen gegen diese Räumungen beantworteten die Bullen durch Einsatz von Räumfahrzeugen, Wasserwerfern und direkten Angriffen auf andere besetzte Häuser, besonders in der Mainzer Straße, jedoch, gegen diese Angriffe und gegen die drohende Räumung weiterer Häuser wurden Montagabend mit viel Phantasie und Entschlossenheit in der Mainzer- und anliegenden Straßen Barrikaden gebaut. Dahinter standen viele, viele Leute und folgende Forderung: Sofortiger Rückzug der Bullen aus dem Friedrichshainer Kiez...". Zoom über die Demonstranten am "Marx-Engels-Forum" (halbtotal). Im Off dazu der Sprecher weiter: "...schriftliche Nichträumungsgarantie von Momper für alle besetzten Häuser um eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Ziel einer Rahmenvereinbarung ebenfalls für alle besetzten Häuser zu ermöglichen. Dann weiter, Rückgabe der am 12.11.1990 geräumten Häuser an die Bewohnerinnen...". Demonstranten mit Schild "Keine Gewalt! Pfui Herr Pätzold" (halbtotal). Dazu der Sprecher weiter: "...Rücknahme aller Strafverfahren im Zusammenhang mit erfolgten Häuserräumungen. Nur unter diesen Bedingungen, so hieß es in diesem Text von Dienstag weiter, ist eine friedliche Lösung, also auch der Abbau der Barrikaden möglich, denn ohne eine schriftliche Nichträumungsgarantie des Regierenden Bürgermeisters müssen wir mit weiteren polizeilichen Machdemonstrationen, oder Räumungen, also einer weiteren Eskalation rechnen. Das war der Text, das waren die Forderungen vom Dienstag...". Blick auf die geschützten und wartenden Polizisten hinter einem Polizeifahrzeug (halbtotal). Dazu der Sprecher weiter: "...Tränengas, Blendgranaten, über 400 Verhaftete, unzählige Verletzte, militärische Abriegelung eines ganzen Stadtteils, Einsatz von Bundesgrenzschutz, GSG 9 soll auch da gewesen sein, SEK und so weiter, ihr habt das aus den Nachrichten alle mitbekommen...". Beifall und Pfiffe auf dem Platz (halbtotal). Umschnitt
0:19:15
Blick über die Köpfe der Demonstranten auf das Rote Rathaus (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Teilnehmer der Kundgebung am "Marx-Engels-Forum" dazu ein anderer Redner im Off: "…wir haben heute Vormittag, heute Morgen, in Berlin, im ehemaligen Ostberlin, mal wieder etwas Neues erlebt. Die neue Gesellschaftsordnung hat uns heute den 1. Bürgerkrieg beschert. Die Polizei der BRD ist im Stadtbezirk Friedrichshain aufmarschiert um mit militärischen Mitteln ein Problem zu lösen das mit militärischen Mitteln nicht zu lösen sei...". Schwenk über die zuhörenden Demonstranten (halbtotal) im Off dazu weiter: "...nachdem der letzte Versuch einer Vermittlung gescheitert war hat es an der Ecke Mainzer Straße / Frankfurter Alle, die Polizei damit begonnen mit schweren Räumpanzern gegen ein Baugerüst vorzugehen, immer wieder dagegen zu fahren, obwohl sich noch Menschen auf diesem Baugerüst befanden...". Pfiffe und "Buh"-Rufe und "Mörder"-Rufe auf dem Platz (halbtotal) (O-Ton). Im Off weiter: "...es ist mit Tränengasgranaten in die Wohnungen von Anwohnerinnen geschossen worden, ohne Rücksicht darauf welche Schäden es auslösen kann, es ist ein Balkon in Brand gesetzt worden durch einen Tränengasmörser, es ist eine Wohnung beschossen wurden und eine Tränengasgranate explodierte im Zimmer in dem sich kleine Kinder befanden...(Buh-Rufe und Pfiffe der Demonstranten)...diese Art der Problemlösung, diese Art der Fleckbeseitigung wird uns von heute an erwarten. Die Ereignisse des heutigen Morgens und auch aus der gestrigen Nacht müssen Konsequenzen haben. Die 1. und bedingungslose Konsequenz muß sein, Rücktritt des Innensenators Pätzold...(Jubelschreie und Pfiffe unter den Demonstranten)...Rücktritt des Innenstadtrates Krüger...(Jubelschreie und Pfiffe unter den Demonstranten)...". Zoom auf einen Demonstranten mit einer Posaune (halbtotal) im Off dazu der Redner weiter: "...Ablösung des Polizeipräsidenten Schertz...(Jubelschreie und Pfiffe unter den Demonstranten)...Es ist etwas mehr als ein Jahr her das wir vor diesem Rathaus gestanden haben und mit denselben Forderungen hierher gekommen waren, nämlich nach Ablösung der damaligen Polizeiführung von Berlin, in Klammern Hauptstadt. Das ist Hochbeschämend für die Politik des Magistrats das es nur 13 Monate gedauert hat um uns wieder mit demselben Anliegen an denselben Ort zu führen...". Blick auf die zuhörenden Demonstranten (halbtotal). Umschnitt...
0:21:55
...auf die Fortsetzung der Kundgebung mit einer Rednerin. Blick über den Versammlungsplatz (halbtotal) dazu im Off die Rednerin: "...1990 der natürlich den Abgeordneten nicht zur Kenntnis gegeben war, und den zitiere ich jetzt: Die Gefahr der Radikalisierung und Kriminalisierung in der Hausbesetzerszene erfordert eine sofortige politische Lösung. In diesem Magistratsbeschluss ist festgehalten, der Magistrat kann aber keine rechtsfreien Räume dulden und wird daher Hausbesetzungen, also ohne vertragliche Grundlage in Anspruch genommenen Wohnraum, verhindern....". Schwenk über die zuhörenden Demonstranten (halbtotal). Die Rednerin weiter im Off: "...Magistrat und Stadtbezirke bieten Verhandlungslösungen an und werden zugleich denjenigen entschieden entgegen treten die ohne rechtliche Grundlage glauben handeln zu müssen. Ich frage, ist nicht gerade mit dem Polizeieinsatz eine Radikalisierung eingetreten? Wer von den Verantwortlichen, und da spreche ich insbesondere den Herrn Innenstadtrat Krüger an, hat sich denn in der Nacht als sich dort diese Situation zuspitzte in der Mainzer Straße sehen lassen, hat sich dort wirklich um eine politische Lösung bemüht? Aus dem Magistratsbeschluss geht im Punkt 7 hervor, die Magistratsverwaltung für Inneres wird gemeinsam mit der Volkspolizei, damals an dem 24.7. als dieser Beschluss beschlossen wurde gab es noch eine Volkspolizei, wird also gemeinsam mit der Volkspolizei ein Konzept für wirksame, sachgerechte Räumungen durch die Polizei entwickelt, heißt denn das nicht von vornherein die polizeiliche Räumung ins Auge gefasst wurde, das als gar nicht mit einer politischen Lösung dieser Frage man sich wirklich beschäftigt hat...". Blick auf die zuhörenden Demonstranten auf dem Versammlungsplatz (halbtotal). Die Rednerin im Off weiter: "...Liebe Freunde, Gewalt, vom wem auch immer ausgehend, ist keine wirkliche Lösung für politische Probleme, und ich kann nicht verstehen das über den Kopf des Stadtbezirks, der Bürgermeister Helios Mendiburu musste sich wirklich sagen lasse er müsse gar nicht wissen was in seinem Kiez passiert...". Umschnitt
0:23:30
...mit der Fortsetzung der Rede. Demonstranten verharren ruhig und lauschen den Worten (halbtotal). Im Off die Rednerin: "...eigenem Ermessen handeln. Herr Krüger, ich möchte Sie gern fragen, warum kann Ihrer Meinung nach die Politik hier nichts mehr machen? Warum ist das Hausbesetzerproblem Sache der Polizei? Ich denke im vergangenem halben Jahr hat es viele Möglichkeiten gegeben hier an einer politischen Lösung zu arbeiten. Soll möglicherweise in dieser Stadt eine Atmosphäre der Angst geschürt werden, denn Fakt ist doch das auch von den Auseinandersetzungen sehr viele Unbeteiligte betroffen waren. Ich wende mich hier ausdrücklich...(Zwischenruhe der Demonstranten)...bitte, bitte lassen Sie sich nicht benutzen und missbrauchen durch Politiker dieser Stadt die sich hier heute noch nicht bekannt haben zu ihrer Verantwortung für diesen Einsatz. Opfer der Gewalt sind am Ende die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt...". Schwenk über die Parolen rufenden Demonstranten (halbtotal) (O-Ton). Demonstrant kommt ins Bild (halbnah) (O-Ton) "Habt ihr das gehört das eine Frau gestorben ist heute? Hab ich grade erfahren hier...hier ist einer im Rollstuhl im Wagen, der hatte es grade gesagt. Ich wollte das jetzt bekannt geben, das geht aber nicht weil das ja dann noch ein bisschen eskaliert die Sache. Das wollen sie nicht, das ist für die Presse auf jeden Fall, dem müssen wir nochmal nachgehen...". Erzähler wird durch einen weiteren Redner im Off unterbrochen.
0:24:50
Kamera bleibt auf dem Gesicht des unterbrochenen Erzählers inmitten der Demonstranten (halbnah). Im Off der Redner: "Ich bin Gerd Hoppe und kandidiere für "Bündnis 90 Grüne" für den Bundestag. Liebe Freundinnen und Freunde…(Pfeifkonzert und Buh-Rufe)...erinnert euch bitte an den vorigen Herbst. Damals, hier in der Nähe, haben wir schon einmal demonstriert für Rechtsstaatlichkeit und zwar mit friedlichen Mitteln. Heute werden unter dem Vorwand der Rechtsstaatlichkeit die gleichen polizeilichen Mittel wieder und zum Teil gegen die gleichen Leute wieder eingesetzt...". Blick auf den vorbei fahrenden Beschallungswagen (halbtotal) (O-Ton). Im Off weiter mit der Rede: "...die Gewalt ist nicht von den Besetzern ausgegangen, und wir wenden uns scharf dagegen das erneut versucht wird soziale und politische Probleme mit polizeilichen und militärischen Methoden zu lösen. Eine weitere Forderung des vorigen Jahres war es...". Umschnitt auf den Lautsprecherwagen mit seinen mitlaufenden Demonstranten von hinten (halbtotal) (O-Ton). Im Off der Redner weiter: "...beeindruckt das es sich hier unter anderen auch um ein Wahlkampfmanöver der SPD handelt mit neuen Forderungen nach Recht und Ordnung in Anführungsstrichen...Bündnis 90 Grüne fordert...". Umschnitt..
0:25:55
...auf Polizisten an einem U-Bahn-Zugang am Alexanderplatz (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Demonstranten und Polizeikräfte an der Kongresshalle und das "Haus des Lehrers" am Ostrand des Alexanderplatze (halbtotal) (O-Ton). Zoom auf die vorfahrenden Polizeiwagen vor der Kongresshalle (halbtotal). Schwenk von den Polizeiwagen auf die Demonstranten in der Nähe (halbtotal). Ein Pulk von Demonstranten geht an der Kongresshalle vorbei (halbtotal) (O-Ton). Polizeikräfte gehen zwischen und hinter den Demonstranten mit (halbtotal). Begleiter des Kameramannes spricht einen Demonstranten an: "Hast Du denn alles hier mitgekriegt mit den ganzen Räumungsgeschehen und was hälst Du denn von der ganzen Geschichte"? Demonstrant (halbnah) (O-Ton) "Ne, ne, die Räumung finde ich ziemlich daneben...(Demonstrant deckt die Kameralinse mit seiner Hand ab)...". Umschnitt. Blick auf die Demonstranten auf der Straße vor dem "Haus des Lehrers" (halbtotal) (O-Ton). Transparent "Straffreiheit für alle Hausbesetzer. Keine Gewalt" wird an der Kamera vorbei getragen (halbtotal). Schwenk über die Demonstranten an der Kongresshalle (halbtotal) (O-Ton). Zoom auf ein Transparent "Pätzold Rabauke" (halbtotal). Schwarzbild
0:28:42 ENDE