Die Eltern und der erste Freund
Regie: Helmut Kißling, 28 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1987
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 773
- Sonstiger Titel
- Partner
- Anlaufdatum
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über sechzehn- und siebzehnjährige Mädchen und Jungen der Abgangsklasse 10 der Erweiterten Oberschule (EOS) 33 in Potsdam. Besorgte und liebevolle Eltern erzählen von ihren Erziehungserfahrungen, Aufklärungsgesprächen und ihrem Vertrauen in die eigenen Kinder. Bestimmte charakterliche Vorstellungen der Eltern von Freunden und Freundinnen, die selten von den jungen Menschen akzeptiert werden, stehen im Widerspruch zu den offenen Aussagen der Teenager vor der Kamera. Fragen der Verhütung und des unkontrollierten Freizeitvergnügens der pubertierenden Schülerinnen und Schüler fließen bei den Interviews ein, ihre Antworten entsprechen nicht immer den elterlichen Vorstellungen. Bei der Abschlussklassenfahrt in eine Jugendherberge haben die verantwortlichen Pädagogen alle Hände voll zu tun, die Teenager unter Kontrolle zu halten und wieder wohlbehalten in ihre Elternhäuser zu bringen. Lydia erzählt offen von ihrem "ersten Mal", die Eltern erfahren dies überraschend erst über die eingespielte Tonbandaufnahme von der Liebschaft ihrer behüteten Tochter.
Filmstab
- Regie
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- Helmut Kißling
- Drehbuch
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- Helmut Kißling
- Kamera
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- Hans Borrmann
- Schnitt
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- Doris Möhring
- Musik
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- Beckert & Saleh (Musikgruppe)
- Ton
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- Lutz Laschet
- Produktionsleitung
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- Heinz-Walter Klünder
- Beratung
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- Jutta Resch-Treuwerth
- Sprecher
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- Dieter Memel
Langinhalt
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Blick auf das Gesicht des erzählenden Mädchens Lydia (halbnah) (O-Ton) "Na, das ich den als Freund habe fanden sie schon mal nicht gut, da waren sie nicht begeistert…(lacht)…aber haben sie auch versucht mir auszureden, und es ist nicht gut wenn ich mit ihm zusammen wäre, das schadet mir nur, bringt mir nichts und so, also wir haben auch darüber diskutiert, bloß Fortschritt ist nicht im einsehen. Also meine Eltern haben kein Recht gegenüber, ich würde doch machen wat ik wollte, so ungefähr...". Umschnitt auf die Mutter von Lydia (halbnah) (O-Ton) "Na ja, er war, ich wollte nicht das er mit ihr befreundet war, er war mir schon zu entwickelt, zu reif irgendwie, ja, und ich war mir nicht so, nicht so ganz einfach oder so ganz leicht als sie mit ihm zusammen war, ich hatte Angst irgendwann passiert da mal mehr, und dass das Mädchen sich dann nicht wehren kann". Umschnitt
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Blick auf Jugendliche die Blumen an Lydia zu ihrem 16. Geburtstag überreichen (halbtotal). Eingeblendeter Filmtitel "Die Eltern und der erste Freund". Zoom auf die Jugendlichen (halbnah). Umschnitt. Blick in die Kellerdisko des Mädchens mit tanzenden Jugendlichen (halbtotal). Sprecher: "Wenn ein Mädchen seinen 16. Geburtstag feiert, dann feiert es keinen Kindergeburtstag mehr. Ein paar Freundinnen aus der Klasse sind in diesem Jahr nicht mehr allein gekommen, und unter den Gästen ist auch der eigene Freund. Es ist eine Party, unter den wohlwollenden und wachsamen Augen der Eltern, denen klar wird das es mit den kindlichen Spielen nun doch vorbei ist. Wir haben für diesen Film eine Schulklasse am Ende der Schulzeit ein Stück ihres Weges begleitet...". Schwenk über die Jugendlichen im Raum (halbnah). Junges Paar küsst sich (halbnah). Vater des Geburtstagskindes Lydia unterhält sich mit Schülern (halbnah). Pärchen schmust rum (halbnah). Mutter von Lydia sitzt unter den Jugendlichen (halbnah). Lydia animiert Vater und Mutter zum Tanz (halbnah). Gemeinsam tanzen alle im Partykeller (halbtotal). Umschnitt
0:02:20
Lehrer im Physikunterricht (halbnah) (O-Ton) "Wenn wir einen Dauermagneten, der wird einen Nord- und Südpol haben, der ein relativ starkes Magnetfeld erzeugt und sofort bei der Relativbewegung...(Ausschlag am Messinstrument)...in dieser Spule einen sichtbaren Ausschlag am Milliampermeter darstellt...". Blick auf einen mitschreibenden Schüler an seinem Pult (halbnah). Im Off erzählt eine Mutter zum Schüler: "Also wenn er anfängt sein Zimmer zu putzen, und gründlich zu putzen, oder häufig zu putzen, dann ist irgendetwas im Anmarsch. Oder wenn er sich jeden Tag duscht, und jeden Tag die Haare macht, und jeden Tag was reinschmiert, dann ist sicher irgendetwas im Angebot, in Aussicht". Umschnitt auf ein lachendes Mädchengesicht (halbnah). Mutter des Mädchens im Off dazu: "Man stellt dann schon mal Fragen, na ist was, läuft was". An hier das erzählende Ehepaar auf der Couch (halbnah) (O-Ton) "Ist da schon eine kleine Sache die sich da anbahnt? Aber bis jetzt haben wir noch immer nischt mitgekriegt". Umschnitt
0:03:15
Blick auf einen anderen Schüler in der Klasse (halbnah). Dazu berichtet der Vater im Off: "Er mag eben nicht dieses Extreme, ja, es geht schon bei der Frisur los, und wenn dann noch diese Dinge mit Kamm und so etwas...(ab hier die erzählenden Eltern im Wohnzimmer)...dann ist er natürlich absolut dagegen, ja, so ne Dinge mag er absolut nicht. Er ist ein bisschen konservativ, das ist ja auch nicht schlecht, muß ja nicht schlecht sein". Umschnitt auf ein schwarzhaariges Mädchen in der Klasse (halbnah). Dazu im Off ihr Vater: "Sie hat eigentlich das Verlangen, das Bestreben...Freundschaft suchen oder sich irgendwelchen Kreisen anschließen...(ab hier die erzählenden Eltern im Bild)...oder schon über Jungs gesprochen, wenn da schon einmal geliebäugelt wird. Sie ist nicht zu jung, aber sie hat die innere Einstellung noch nicht dazu würde ich sagen". Umschnitt auf das Geburtstagskind (halbnah). Dazu ihr Vater im Off: "Diesen Zeitpunkt wo sie vom Kind zum Mädchen, vom Mädchen zur jungen Frau geworden ist...(ab hier der erzählende Vater im Bild)...das habe ich eigentlich nicht so mitbekommen, und vielleicht ist das typisch für Eltern das sie ihre Kinder so lang wie möglich klein halten mögen". Umschnitt
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Eine Mutter berichtet (halbnah) (O-Ton) "Mir war es sehr ernst, mir war sehr ernst, mir war ganz schlecht. Irgendwie waren, wenn man auch damit rechnet, ja, das jetzt irgendwann mal die Zeit kommt, aber das man dann so eine große Tochter hat, ja, ganz ulkig war mir da...(Einblendung der Tochter in der Schule)...weil ich auch in Gesprächen und so, in ihrem ganzen Wesen gemerkt habe dass sie sich eben doch jemanden wünscht...(Mutter wieder im Bild)...einen männlichen Freund sagen wir mal und so, nicht unbedingt mit ins Bett gehen, aber überhaupt jemand zu haben, ein Freund ist eben doch etwas anderes als eine Freundin". Umschnitt
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Blick auf das Gedränge von Jugendlichen an einer Diskothekstür (halbnah) (O-Ton). Schwenk über Jugendliche im Vorraum der Diskothek (halbnah) (O-Ton). Blick auf ein Mädchen hinter der Türglasscheibe (halbnah). Kommentar: "Ein paarmal im Monat der Treffpunkt mit Musik, die Diskothek. Andrang und Stundenlanges Warten werden in Kauf genommen um dabei zu sein. Wie lange du dann bleiben darfst hängt von den Eltern ab, vielleicht als Ausdruck ihrer Sorge, und manchmal auch ob du ein Junge oder Mädchen bist". Jungens drängen sich durch die Eingangstür (halbnah). Umschnitt auf ein Mädchen vor der Diskothek (halbnah) (O-Ton) "Meine Eltern bestehen immer auf den Punkten, du bist noch 16 und da hast du eigentlich um 10 Uhr zu Hause zu sein, und da sind wir gütig wenn wir dich bis halb zwölf draußen lassen". Frage aus dem Off: "Und wenn du dann später kommst, was passiert dann"? Mädchen (halbnah) (O-Ton) "Nischt, dann sind sie nur sauer mit mir, aber ich hab dann auch immer ein schlechtes Gewissen". Schwenk zur Freundin (halbnah). Umschnitt auf ein blondes Mädchen mit ihrem Freund vor der Diskothek (halbnah) (O-Ton) "Ja, meine Mutter regt sich dann immer bloß auf...sie ist dann unruhig wenn ich nicht pünktlich bin". Schwenk zum Freund (halbnah). Frage aus dem Off: "Und wie ist es bei Dir"? Freund (O-Ton) "Mir ist det egal, ja ziemlich. Wenn ik sage ich bin dann und dann zu Hause, dann bin ich auch zu Hause, dann sagt sie auch nischt". Umschnitt auf ein Mädchen mit Hochfrisur (halbnah) (O-Ton) "...ich muß spätestens halb zwölf zu Hause sein, wenn ich später komme sind sie nicht direkt damit einverstanden, es hat dann auch Folgen, sie sind stinkig...". Umschnitt
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Jugendlicher vor der Diskothek (halbnah) (O-Ton) "...die wissen das ich Sonnabends immer abhaue, egal wohin, und wann ich wiederkomme ist ihr auch egal, ja, bin alt genug, ich bin 17". Umschnitt auf die eng umschlungenen Tanzpaare in der Diskothek (halbnah) (O-Ton). Paare tanzen langsam mit geschlossenen Augen (halbnah) (O-Ton). Blick auf rauchende Schülerin (halbnah). Paar küsst sich während des Tanzes (halbnah). Verschiedene Einstellungen von Tanzpaaren im Halbdunkel der Diskothek (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf die Mutter des 16 jährigen Geburtstagskindes (halbnah) (O-Ton) "Mir liegt daran das ich weiß mit wem sie Umgang hat, und deshalb ist es mir lieber wenn sie einen Freund hat, bringt sie ihn mit nach Hause, und ich weiß auch zu wem sie geht als wenn wir alles verbieten würden, oder so reagieren das sie sich verschließt, wir nichts mehr erfahren, sie sich dann auf der Straße rumtreibt und so, das möchte ich nicht". Umschnitt
0:08:15
Frage aus dem Off an eine Elternpaar: "Möchten Sie das er immer das Mädchen nach Hause bringt"? Elternpaar am runden Tisch (halbnah) (O-Ton der Mutter) "Ja, klar...(warum?)...weil ich seine Freunde auch kenne und dann möchte ich die Mädchen auch kennen, außerdem interessiert es mich weil ich neugierig bin, bisschen eifersüchtig sicher auch, möchte ich schon wissen auf wen". Umschnitt auf ein Ehepaar im Garten (halbnah) (O-Ton des Vaters) "Ja selbstverständlich, warum nicht, das sind Kerle, die muß man lassen, das sind nun mal Verehrer, oder wie, oder was. Um sich ein Bild zu machen welchen Umgang sie hat, und dann beraten, wenn man überhaupt beraten kann, oder sich beraten lässt. Wie willste das anders sagen, ihr zu Seite zu stehn, da hätten wir Garnichts gegen einzuwenden, das hieße nämlich das sie sich doch trifft und nicht kontrollierbare Wege gehen würde für uns". Umschnitt auf ein älteres Ehepaar an einem Kaffeetisch mit laufendem Tonbandgerät (halbnah) (O-Ton des Vaters) "Aber er müßte schon ein sehr ordentlicher Mensch sein, also wenigstens einen ordentlichen Beruf haben und geregelten Verhältnissen nachgehen...". Abblendung
0:09:10
Mädchen mit Freundin vor der Diskothek (halbnah) (O-Ton) "Nach Hause bringen ist doch kein Problem, bloß das blöde ist, ich bringe nicht gleich wenn ich ihnen kennen gelernt habe nach Hause, damit meine Mutter dann nicht falsche Schlüsse zieht und Fragen stellt, das ist immer doof". Frage aus dem Off an die Freundin: "Und wie ist es bei dir Marion"? Marion (halbnah) (O-Ton) "Ja, also nach Hause bringen würde ich ihn auch schon, müßte allerdings schon länger sein, also meine Eltern wissen das ich einen Freund habe. Nicht das ich da ankomme, ich hab nen Freund und der steht direkt an der Haustür". Umschnitt. Frage aus dem Off an ein anderes Mädchen: "Würdest du dich trauen ihn mit nach Hause zu nehmen"? Mädchen (halbnah) (O-Ton) "Ja, würd ik machen, na, um zu hören was die Eltern über den Freund denken, ja, das liegt mir eben daran. Also klar, man muß ihn auch vorstellen...(Frage: "Hast Du nicht ein bisschen Sorge das den Eltern der Freund nicht gefallen könnte"?)...Och, na ja, darüber mach ich mir keine Sorge, es liegt mir sicher daran, aber ich muß ja mit ihm auskommen, nicht die". Umschnitt auf Anett im dunklen Kleid mit Halskette und Ohrhängern (halbnah) (O-Ton) "Ja, meine Eltern würden den ja gerne mal kennen lernen oder so ähnlich, natürlich ich würde ihn mitnehmen, einfach mal damit sie ihn kennen lernen...(Frage: "Hast du Sorge das er ihnen vielleicht nicht gefällt"?)...Ja, das schon, aber ich das werde ich dann sehen (lacht)". Umschnitt
0:10:15
Junge in weißem Hemd (halbnah) (O-Ton) "Kommt natürlich darauf an was es für ein Typ ist…(Frage: "Was heißt das"?)…Ja, das hattest du ja auch schon mal gefragt, welcher Typ bei uns zu Hause akzeptiert wird, also ein normales Mädchen, also nicht so schlampig angezogen...also nicht gefärbte Haare, normale modische Sachen, und vor allen Dingen kein protziges Auftreten, schüchtern". Umschnitt auf einen Vater (halbnah) (O-Ton) "...extrem zurecht gemachte Mädchentypen sehe ich auch nicht so gern, vielleicht ein bisschen altmodisch, aber, na ja, man muß es eben nicht übertreiben, ne". Umschnitt auf ein Ehepaar (halbnah) (O-Ton des Mannes) "...und nen Typen den sie nicht mit nach Hause bringen dürfte, na ja, mit bunten Haaren und Glatze, ja, wat eben det, ach das würde sie auch Garnichts machen...". Umschnitt auf das Schild "Physik-Kabinett Klasse 6 b. Verantw. Koll. Nischan" an einer Schultür (nah). Anett im Hemd der Freien Deutschen Jugend (FDJ) kommt aus dem Physikraum und umarmt freudig ihre Schulfreundin Lydia (halbtotal) (O-Ton) "Juhuh, ich habe eine Eins, oh ich freue mich". Die beiden Mädchen erzählen noch etwas auf dem Schulflur (halbtotal). Umschnitt.
0:11:30
Blick auf die Fenster eines abfahrenden Personenzuges (halbnah). Fahraufnahme mit den Zug und Blick auf die vorbei huschende Wald- und Seenlandschaft (halbtotal). Jugendliche in ihrem Zugabteil (halbnah). Mädchen umarmen sich im Abteil (halbnah). Jungen spielen Karten (halbnah). Sprecher: "Am Ende der Schulzeit eine Fahrt mit der Klasse in eine Jugendherberge in der Nähe der sächsischen Schweiz...(Einblendung der Schülerinnen und Schüler in den Abteilen)...Ein letztes Zusammensein nachdem einander verbrachten 10 Jahren unter der gewohnten Aufsicht der Lehrerin, und endlich befreit nach bestandener Prüfung. Für uns die Gelegenheit in einer entspannten Situation mit ihnen über das sogenannte heikle Thema zu reden". Umschnitt auf einen blonden Jungen (halbnah) (O-Ton) "Küssen klar, aber schlafen nicht, das kommt wenn der Partner will, wieso nicht?...(Frage: "Du wärst nicht dagegen"?)...Ach, vielleicht nicht...(Frage: "Wie denkst du würde das ablaufen? Unter welchen Bedingungen würdest du es machen"?)...Eh, also nicht wenn dadurch gleich ein Kind entsteht, det nicht, auf keinen Fall, bloß nicht. Die Freundin muß da schon die Pille nehmen, ja...(Frage: "Deine Mutter, wie würde die reagieren wenn sie mitkriegen würde dass du mit einem Mädchen schläfst"?)...Mh, wenn sie hinterm Rücken das so mitkriegt, würde sie vielleicht ein bisschen sauer sein, und wenn man zusammen mit ihr reden würde wird sie bestimmt nicht meckern. Kommt vielleicht noch aufs Mädchen an, wie alt und so". Umschnitt
0:13:30
Mädchen antwortet auf die Fragen (halbnah) (O-Ton) "...ich würde schon dazu stehen, ich sehe das positiv, ich will da nichts vertuschen. Ich weiß nur nicht wenn ich mit jemanden schlafen würde was sie darüber denken, das weiß ich nicht, das fänden sie bestimmt zu früh, denn erst mal auslernen, arbeiten und so weiter, kommt ja alles durcheinander wenn man Schwanger wär...". Umschnitt auf einen Jungen (halbnah) (O-Ton) "Also ich hab hier die Haltung, man soll nichts übereilen, man soll sich erst einmal eine Existenz aufbauen, womit ich meine erst mal die Lehre abschließen. Beruf, vielleicht 2 bis 3 Jahre arbeiten, sich erst mal durch heranschaffen von finanziellen und materiellen Mitteln, sich erst einmal festigen, ja, und dann kann man schon anfangen an Familienentscheidungen zu denken". Umschnitt. Frage aus dem Off an Marion: "Sag mal, wie alt glaubst Du muß man sein wenn man Geschlechtsverkehr haben will"? Marion (halbnah) (O-Ton) "Das kommt ganz darauf an wann man sich jetzt, wenn man jetzt einen Freund hat, ob ich nun jetzt einen habe, wenn ich mit ihm ein Jahr oder ein halbes zusammen bin". Umschnitt auf ein anderes Mädchen aus der Klasse (halbnah) (O-Ton) "16 mindesten würde ich sagen, 16, vielleicht auch 15, 16 würde ich sagen ist dann doch besser...(lacht verlegen)...(aus dem Off: "Hast ja recht"). Umschnitt
0:15:00
Anett auf einem Berg (halbnah). Frage vom Reporter: "Na, das tickert schon etwas, das kribbelt doch schon bei dir etwas im Bauch"? Anett lachend (halbnah) (O-Ton) "Sicherlich". Frage: "Deine Eltern wissen es"? Anett "Ne, ik globe nicht, na es wird vielleicht so sein dass sie wahrscheinlich denken, aha, na ein bisschen mehr denken schon als aha, ich glaube eigentlich nicht dass sie denken das wir schon weiter sind, oder so". Umschnitt auf ihr Eltern (halbnah) (O-Ton Vater) "Also was die Sache der Aufklärung angeht würde ich sagen hat sie von uns wohl keine Informationen nötig. Was die andere Sache, die Sie sicher meinen angeht, nämlich die Aufnahme von sexuellen Beziehungen, da könnte ich mir vorstellen würde die Anett nicht zuerst mit mir sprechen, sondern sicher mit meiner Frau". Umschnitt auf ein anderes Ehepaar (halbnah) (O-Ton der Mutter) "Na dem wird nicht solch eine große Bedeutung beigemessen als wenn ich nun sage, komm setzt dich jetzt her, ich erzähl dir jetzt also wie du dich schützen mußt, dat ergibt sich dann bei der Gelegenheit, und dann wissen sie es ja in der Regel auch, und sie sind ja auch dankbar wenn man selber anfängt und darüber spricht". Umschnitt
0:16:10
Eine Mutter vor einem Aquarium (halbnah) (O-Ton) "Für mich wäre es einfacher ein Mädchen aufzuklären, weil ich von eigenen Dingen spreche. Mir ist, ich meine da kann man alt werden wie ne Kuh, da lernt man immer noch dazu, ich bilde mir auch nicht ein dass ich alles das was Sexualität beim Mann betrifft wirklich kenne, und ob ich ihm da alles sagen oder ob ich das das Wichtigste sage, ob ich es nicht immer auch wieder vom Standpunkt der Frau aus ihm sage, in dem Fall als Mutter, aber so wie ich das eben sehe, das wird doch einseitig sein". Umschnitt auf einen Vater (halbtotal) (O-Ton) "Aber doch, wir haben ihm schon einiges gesagt, aber nun auch nicht allzu viel, er sagt das weiß ich, sicher, wenn man so ein bisschen, na ja, ich habe ihm schon des Öfteren angeboten, nun reden wir mal ein Wort unter Männern hier, nicht, ne, ne, das brauchst du nicht, das weiß ich alles schon, sagt er, ne. Na ja, dabei ist es dann geblieben, ja".
0:17:05
Umschnitt auf einen Flurbereich in der Jugendherberge (halbtotal) (O-Ton). Lehrerin geht durch den Flur zu ihren Klassenmitgliedern (halbtotal) (O-Ton). Blick auf die Musik hörenden Jungen und Mädchen im Flur (halbtotal) (O-Ton). Lehrerin schaut in die Räume (halbtotal) (O-Ton) "Die Musik macht ihr erst einmal aus, ja, Musik aus, und dürft ihre euch langsam mal in eure Betten begeben. Jetzt ist Nachtruhe, viertel elf". Kameragang auf die Lehrerin zu (halbtotal) (O-Ton) "Na los, ab. Kommt, kommt, ab". Sträubend fügen sich die angesprochenen und gehen in ihre Zimmer (halbtotal) (O-Ton). Blick auf sich schließende Türen (halbnah). Jungens gehen über den Flur von ihrem Zimmer auf das gegenüberliegende zu (halbtotal) Kontrollierende Lehrerin (O-Ton) "Wo wollt ihr denn hin? Ab, in euer Bett, aber los, geht in euer Bett...(Schüler: Wir singen nachher noch ein Ständchen)...morgen früh. Los ab, rein. Gute Nacht, jetzt ist nischt mehr, ab, schlafen". Lehrerin schließt die Tür und unterbindet weitere Versuche der Schüler ihre Räume zu verlassen (halbtotal) (O-Ton). Lehrerin geht in ein Mädchenzimmer (halbtotal) (O-Ton) "Guten Abend. Na, ist jeder in seinem Bett? Und wo sind eure Gäste"? (Mädchen: "Wir haben doch keine"). Umschnitt
0:18:55
Vater eines Mädchens (halbnah) (O-Ton) "Wenn sie mit nem Jungen schlafen würde, also jetzt mit einem Jungen schlafen würde, ich wäre da so enttäuscht, aber ich würde das noch nicht als Katastrophe betrachten". Umschnitt auf ein Ehepaar (halbnah) (O-Ton der Mutter) "Also um halb zwei würde ich...vielleicht würde ich auch versuchen einzureden, er solle sich das noch überlegen, aber das ist ja alles Quatsch letztendlich". Umschnitt auf das ältere Ehepaar (halbnah) (O-Ton der Mutter) "Wenn sie schon mit dieser Frage käme, wenn sie uns da informieren würde, würde ich mit ihr darüber sprechen, würde sie nochmal von der Vernunft her darauf hinweisen, ich würde aber dann doch sagen, wenn du der Meinung bist, du mußt dann zum Arzt gehen...". Umschnitt auf ein Elternpaar (halbnah) (O-Ton des Vaters) "Ich muß sagen, ich würde es sogar begrüßen wenn er frühzeitig seine Erfahrungen macht, müssen nicht die schlechten sein, es gibt ja auch angenehme Sachen, und da würde ich sagen, je eher desto besser, muß ich sagen, würde ich im natürlich nicht sagen". Mutter vor einem Aquarium (halbnah) (O-Ton) "Ich würde da sehen dass mehr von ihm ausgeht, ich würde das also nicht forcieren, würde ich wirklich nicht. Es gibt sehr schöne Gelegenheiten sich zu lieben, muß nicht das weiche Bett sein (lacht)". Umschnitt
0:20:10
Vater (halbnah) (O-Ton) "Na ja, zu früh, hindern würden wir sie nicht, könnten wir auch gar nicht, ja, dann würde sie es heimlich machen. Wir würden nochmal mit ihr sprechen ob es nicht doch ein bisschen zu früh ist, und wenn sie sich nicht davon abbringen lässt, na ja". Frage aus dem Off: "Glauben Sie denn das Sie zu Ihnen kommt"? Mutter und Vater antworten zusammen (halbnah) "Ja, det würde sie machen". Umschnitt auf eine andere Mutter (halbnah) (O-Ton) "Ich hoffe nur das, wenn sie das Bedürfnis hat, weiß man natürlich nicht, das sie dann vorher mit mir spricht, ja, das, wenn sie längere Zeit jemanden hat und sie hat wirklich das Bedürfnis, dass das Vertrauen da ist das sie sich mit mir darüber unterhält, vorher". Umschnitt auf ein Elternpaar im Garten (halbnah) (O-Ton des Vaters an den Reporter) "Wenn sie jetzt das Bedürfnis hat und zu mir sagt, Papi ich möchte mit dem Bernd ins Bette gehen, halten Sie das für normal das die Kinder so etwas fragen würden? Also ich glaube es nicht, ich glaube es überhaupt nicht, wa...Sie verstehen wie ich es meine"? Umschnitt
0:21:15
Blick auf ein Make-Up Schminkset (nah). Mädchen schminken sich in ihrem Jugendherbergszimmer (halbnah) (O-Ton). Mädchen helfen sich gegenseitig beim Schminken (halbnah). Verschiedene Einstellungen von den Schminkaktionen der Mädchen (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf die erzählende Lydia (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich hatte einen Freund, den habe ich immer noch, und wir waren eine Weile zusammen, ja und da wollten wir eben, und was machen wir nun? Machen wir nun oder machen wir nicht? Ich hatte nichts genommen, er hatte nichts genommen, und da war natürlich das Risiko groß, aber...(Einblendung der Eltern des Mädchens die sich den O-Ton nachträglich anhören)...da war nicht die Vernunft sondern das Herz, und, na, irgendwie merkwürdig, man wollte es nun unbedingt, und hat sich wunder was darunter vorgestellt, und dann hat man nun, und was da, ach Gott, hoffentlich ist nicht. Mensch was machen wir nun wenn etwas passiert, und den Eltern sagen, und die schmeißen uns raus und so, da haben wir uns so rumgequält und geärgert das wir uns nicht zusammenreißen konnten...). Frage aus dem Off: "Warum hast du mit deiner Mutter nicht darüber gesprochen vorher"? Lydia (halbnah) (O-Ton) "Nö, das wollte ich nicht, ich hab angenommen das sie kein Verständnis, nun Verständnis dem entgegenbringt denn wir waren noch nicht so lange zusammen, und sie empfindet das sowieso noch als zu früh, und als ich mich dann später damit bei ihr angekommen bin hat sie gesagt, na jetzt schon und ist das nicht ein bisschen zu früh und so, und da hab ich mir gedacht laß es lieber sein, es ist besser wenn du nicht hingehst. Da habe ich wenigstens meine Ruhe, trage zwar das Risiko, das ist relativ groß, aber...(Eltern hören das Tonband mit der Erzählung ihrer Tochter ab)...ich möchte keine Streitigkeiten mit meiner Mutter". Umschnitt
0:24:10
Blick auf die nachdenklichen Eltern hinter dem laufenden Tonbandgerät in ihrem Garten (halbnah). Zoom auf die Mutter (halbnah) (O-Ton) "Also irgendwie trifft mich das ein bisschen, ja, weil ich der Meinung war dass wir immer ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zueinander hatten. Nun weiß ich nicht was Lydia sich unter Aufklärung vorstellt oder nicht, denn gesprochen haben wir oft darüber. Das war schon zu Zeiten als sie mit dem Mario hier, der mit der Blume, zusammen war, und ich war der festen Überzeugung das mit Mario nichts gewesen ist, das ist also meine, vielleicht Vorhaltungen wie sie es vielleicht auffasst, doch gewirkt haben". Umschnitt auf Lydia (halbnah) (O-Ton) "Na ik weiß nicht, eigentlich wäre es besser gewesen wenn sie sich damit einverstanden erklärt hätte. Was hätte sie denn gemacht wenn doch was passiert wäre...sie wäre dann bald wieder Oma geworden (lacht) das hätte sie bestimmt nicht so toll gefunden. Aber jetzt hat sie sich ja damit abgefunden". Umschnitt auf die Mutter (halbnah) (O-Ton) "Na man muß sich einstellen darauf, sicher, das ist weil die Jugend vielleicht im Moment wenn sie den Partner nicht neben sich haben, den Argumenten der Eltern folgen und sagen jawoll wir haben ja recht, aber wenn sie dann allein sind, zu zweit, dann bleibt das wahrscheinlich nicht aus, dann siegt das eben doch. Man will es nicht wahrhaben, aber es ist so. Man müßte vielleicht vorher noch viel mehr mit den Jugendlichen sprechen, was heißt mit den Jugendlichen, mit seinen eigenen Kindern, und vielleicht nicht so sehr die Gefahren darlegen sondern, weiß nicht, vielleicht mehr freier über Sexualität sprechen, man ist ja verklemmt irgendwie, man traut sich nicht das richtig anzusprechen, das wie und was und warum, und das braucht ja eigentlich so die Jugendlichen, vor allen Dingen wenn zwei so junge und unerfahrene Menschen aufeinander zukommen". Umschnitt
0:25:45
Blick auf Jugendliche in den Abendstunden vor einer Diskothek (halbtotal). Blick auf ein junges Paar im Hof der Diskothek (halbtotal). Blick auf ein eng umschlungenes Paar (halbnah). Sprecher: "Man glaubt oft im Leben sei alles planbar, auch das beherrschen der tiefen Gefühle und der Zeitpunkt der Hingabe ohne Gefahr. Immer hinterher wissen wir, die Liebe war doch nicht beherrschbar, und man versuchte zu schützen wo niemand beschützt werden will". Umschnitt auf ein Pärchen (halbnah) (O-Ton des Mädchens) "Also mein Vater würde rumlaufen, der würde rumalbern, und meine Mutter würde dich rausschmeißen, ungefähr jedenfalls". Schwenk zum Freund (halbnah). Frage an ihn aus dem Off: "Und wie ist es bei deinen Eltern wenn du sie mit nach Hause bringst"? Junge "Wenn ich sie mitbringe, ik weiß nicht, also meine Mutter würde nischt sagen, die Nacht über könnte sie schon bleiben...(Mädchen: "ach ja")...meine Sache, ja, ik glaub schon. Ich muß alleine wissen was ik mache...(Mädchen: "Es könnte ja sein dass deine Mutter dat merkt")...och ja, das merkt sie sowieso nicht, aber selbst wenn, ich weiß nicht, würde sie nischt sagen". Auf das eingefrorene Bild wird Text eingeblendet: Ein Film des DEFA-Studios für Dokumentarfilme, Gruppe Kontakt. Gestaltet von Lutz Laschet; Doris Möhring; Beckert & Saleh; Heinz-W.-Klünder; Hans Borrmann; Axel Otten; Helmut Kißling; Beratung Jutta Resch-Treuwerth. © DDR 1987 Überblendung: Wir danken den Schülern, Eltern und Lehrern der ehemaligen Klasse 10 der EOS 33 in Potsdam, besonders Lydia und ihren Eltern, die uns die Szene mit dem Tonband erlaubt und ermöglicht haben. Abblendung
0:27:40 ENDE