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Die Schmerzen der Lausitz; Zalosci nam Luzyca

Regie: Peter Rocha, Farbe, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
1989 - 1990

Film-/Videoformat
35 mm
Länge in m
1630
Trickart
Realfilm
Sonstiger Titel
Niederlausitz
Englischer Titel
The Pain Of Lusatia
Filmplakat zu "Die Schmerzen der Lausitz; Zalosci nam Luzyca"

(R: Peter Rocha, 1989 - 1990)

Kurzinhalt (Deutsch)

Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über die Menschen aus der Lausitz, die konfrontiert werden mit der Verwüstung ihrer schönen Landschaft, ausgelöst durch eine verfehlte Energiepolitik der DDR. Die eindrucksvollen Filmaufnahmen werden mit einer bedrohlichen elektronischen Musik unterlegt und unterstreichen so den sichtbaren Zerfall der Landschaft, das Auseinanderbrechen von gewachsenen sorbisch-geprägten Dörfern und Lebensgemeinschaften und der Kultur. Der Schriftsteller Jurij Koch, der Landschaftsarchitekt Otto Rindt, der Baggerführer und Liedermacher Gerhard Gundermann sowie Heinjak Strittmatter versuchen mit ihren Mitteln gegen diese Energiepolitik anzugehen, ihre offenen Interviews und Meinungen sowie Zitate aus den Büchern des Lyrikers Koch unterstreichen die Sorge um die geliebte Heimat und Natur.

Filmstill zu "Die Schmerzen der Lausitz; Zalosci nam Luzyca"

(R: Peter Rocha, 1989 - 1990) Fotograf: Jürgen Matschie

Filmstill zu "Die Schmerzen der Lausitz; Zalosci nam Luzyca"

(R: Peter Rocha, 1989 - 1990) Fotograf: Jürgen Matschie

Filmstab

Regie
  • Peter Rocha
Drehbuch
  • Peter Rocha
Kamera
  • Karl Farber
  • Dieter Kühne (Trickkamera)
Schnitt
  • Ilse Gebhardt
  • Lieselotte Schönfeld
Szenarium
  • Peter Rocha
  • Karl Farber
Dramaturgie
  • Gerat Hendrich
Musik
  • Werner Philipp
Ton
  • Werner Philipp
Produzent
  • Lothar Schuster
  • Alfred Mainka
Person, primär
  • Jurij Koch (Schriftsteller und Literat)
  • Otto Rindt (Landschaftsarchitekt)
  • Gerhard Gundermann (Baggerfahrer und Liedermacher)
  • Heinjak Strittmatter (Bruder von Erwin Strittmatter)
Person, sekundär
  • Willi Stoph
  • Artur Becker
  • Lucie Muskou
  • Franklin Priece
  • Erwin Strittmatter
  • Adolf Hennecke
  • Hermann von Pückler

Auszeichnungen

  • 7. Ökomedia in Freiburg (1990): Preis der Stadt Freiburg

Kurzinhalt (Englisch)

A film essay documenting the devastation of the Lausitz region. The Sorb writer Jurij Koch describes the destruction wreaked as a component in an act of ethnocide:"The end of a language; even if the step is appantantly an economic necessity in terms of furhtering the region, it signifies impoverishment, the excavation of an ethnic habitat - a restriction of human richness."

(Catalogue Berlinale 1992)

Langinhalt

0:00:00

Titeleinblendung auf schwarzem Grund: "Die Schmerzen der Lausitz" - Zalosci nam Luzyca (Lusatia dolorosa). Die Aufnahmen entstanden vom Oktober 1989 bis zum Frühling 1990. Nawjersony mjazy oktoberom 1989 a nalesim 1990. Umschnitt auf eine Katze an einem Fenstergiebel (halbtotal). Schwenk (von unten) über die Katze auf dem maroden Balkon des Hauses (halbtotal). Totalaufnahme des baufälligen Hauses. Zoom auf die zerbröckelnde Hausfassade mit Aufschrift "Rettet uns" (halbtotal). Rückwärtszoom von der Katze auf dem Balkon über die Fassade der Hausfront mit Schriftzug "Wir sind noch zu retten ! Bürger helft !" Blick (von oben mit langsamen Schwenk) in ein abgeräumtes Tagebaugebiet in der Lausitz und den aufgeschütteten Bergen von nicht verwertbarer Erde (total).

0:01:50

Alte Frau tritt aus einem maroden Einfamilienhaus heraus (halbtotal). Frau geht über den Hof auf eine Holzscheune zu (halbtotal). Frau kontrolliert die Eingänge zur Scheune und geht zu ihrem maroden Haus zurück (halbtotal mit Schwenk). Im Off erzählt die Frau dazu in sorbischer Sprache ihre Lebensgeschichte. Frau mit gestickter Tischdecke erzählt vor ihrem Wohnzimmerfenster weiter (halbnah) (O-Ton) "Schade das die wendische Sprache zu Ende geht, es sind nicht viele die sich noch wendisch unterhalten...(Einblendung von einem Lausitzer Gewässer)...heute ist doch alles anders, früh gehen sie und am Abend kommen sie wieder...(Frau sortiert ihre bestickte Bett- und Tischwäsche)...sind auch nicht mehr auf dem Hof. Die Zeiten haben sich eben geändert, es ist alles anders geworden...(Blick auf die Gewässer der Lausitz)...Mit der heutigen Zeit da komme ich sowieso nicht mehr mit, ich guck in den Fernseher und sehe die Bilder, aber mit der Geschichte mit der komme ich nicht mehr mit...(Schwenk über den Baumbewuchs am Wasser)...auch wird viel jetzt gesprochen vom Weggehen und wenn man dann wieder darüber nachdenkt...(Flugaufnahme über verlassene und zerstörte Häuser und Dörfer der Lausitz vor dem Tageabbaugelände)...dann weiß ich, dass ich gesagt kriegte wo ich jung war: "Sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über dich hat, über uns hat...(Flugaufnahme über den Tagebaubetrieb)...ein Jedermann sei Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat". Ich glaube das hat mein Vater oder wer uns gelehrt...(Flugaufnahme über die Abraumbagger in der Tagebaugrube)...und die Dinge nehmen ja doch seinen Lauf, man kann doch nichts ändern, man kann gegen die Zeit nicht ankämpfen, man versucht es, aber...". Flugaufnahme über die Tagebaugrube und die Abraumförderbrücke (halbtotal). Im Off erzählt die alte Frau weiter: "Meine persönliche Einstellung war immer, es kommt alles wie es kommen soll, da wird niemand was daran ändern".

0:06:40

Flugaufnahme über die zerstörte Landschaft und das Tageabbaugebiet (halbtotal). Männer stehen unter den großen und rotierenden Baggerschaufeln in der Grube (halbtotal). Grubenarbeiter gibt Handzeichen an den Baggerführer (halbnah). Schwenk auf das drehende Schaufelrad (halbnah). Schwenk über die Grube zum Schaufelradbagger mit seiner Förderbrücke (halbtotal). Blick (von unten) auf die Kabine und Technik des Schaufelradbaggers mit der Nummer "293 ERs 500" (halbtotal). Baggerführer Gerhard Gundermann in der Kabine (halbnah) (O-Ton) "Also wir sind hier in der Gegend zwischen "Schwarze Pumpe" und Hoyerswerda, und das hier war früher mal ein Tagebau der schon mal auf gewesen ist, den haben wir dann zu geschüttet in den 70er Jahren wegen Uneffektivität und dann blieb uns nischt weiter übrig und wir sind wieder rein gegangen in den Tagebau, haben alles wieder auf gebuddelt und holen noch die letzten Reste raus, und der Punkt für mich ist eigentlich der dass es nur noch so ein Überlebensding ist, also irgendwie machen wir hier sozusagen aus den letzten Krümeln was noch zu machen ist...(Einblendung einer Flugaufnahme über das Abbaugebiet)...also es ist so wie ich es jetzt weiß, das wirklich definitiv 2003 hier in dem Bereich Schluß und dann müssen wir die F 97 überbaggern und drüben die Ortschaften abreißen, das wird sich nicht lohnen, glaube ich....es ist ein unheimlicher Aufwand weil es Millionenwerte sind, die Straße aufzuschneiden, eine neue bauen, da drüben ist ja die F 97...".

0:09:00

Flugaufnahmen über das große Abraumgebiet und tote Landschaften (halbtotal). Baggerführer Gerhard Gundermann spielt mit seiner Katze auf seinem Grundstück (halbnah). Rückwärtszoom vom spielenden Baggerführer in den Küchenraum des Hauses (halbtotal). Umschnitt auf den Baggerführer in seiner Kabine (halbnah) (O-Ton) "...vor kurzem habe ich eine Flugreise gehabt und da ist unsere Maschine nicht in Berlin gelandet, die haben uns nicht angenommen wegen Nebel, und so sind wir dann in Dresden gelandet, und da bin ich zum ersten Mal hier drüber geflogen, das war Grauenhaft, also diese Löcher...(Einblendung von Flugaufnahmen von Kühltürmen der Energieversorger)...dazwischen die Schornsteine die wie Kanonen in den Himmel gerichtet sind". Flugaufnahmen über Kühltürme, Wasserbecken und Abbaugebiete (halbtotal). Unter das Lied von Gerhard Gundermann "Wo soll ich landen, wenn der Tank leer ist..." werden Schaufelradbagger und Förderbänder im Tagebau gezeigt (halbtotal). Flugaufnahmen über zerstörte und ausgeraubte Erdflächen neben und im Tagebau (halbtotal). Flugaufnahmen über zerstörte, verlassene und bewohnte Häuser und Dörfer um den Tagebau (halbtotal). Blick (von oben) auf einen älteren Mann der durch die verlassene und vereiste Tagebaugrube geht (halbtotal). Umschnitt

0:12:33

Landschaftsarchitekt Otto Rindt in seinem Wohnzimmer erzählt (halbnah) (O-Ton) "Na ja, die Findlinge haben mich schon beschäftigt seit meiner Kindheit weil ich an der Ostsee groß geworden bin, und ich habe in meinem Leben gesehen was man alles aus Findlingen machen kann...(Eingeblendet wird Otto Rindt in der Grube neben einem großen Findling)...sie sind in der Schicht die über den Kohleschichten liegen, werden dabei heraus genommen und können nicht über die Förderbrücken kommen weil sie zu schwer sind und die Förderbrücken mit ihren Bändern zerstören würden...(Otto Rindt begutachtet die Findlinge in der Grube)...und da gab es die beiden Wege, entweder sie mit einer Sprengung zu zerstören oder sie von den Bereichen weg nehmen und sie an die Ränder der Tagebaue zu verschütten...(Schwenk auf zerrissene Förderbänder am Rande der Grube)...der andere, für uns schönere und endgültige Weg wäre gewesen...(Rückwärtszoom von Otto Rindt zwischen den Findlingen auf das Grubenumfeld)...große Magazine anzulegen...(ab hier wieder im Wohnzimmer)...es sind nämlich Millionen in den letzten hundert Jahren gewesen die in diesen Schichten gelegen haben und entweder gesprengt oder weg gefahren worden sind, für ewig, und jetzt meine Forderung: in diesen Bereichen liegen eine unendlich Menge Steine die gekommen sind aus ganz Nordeuropa in Bereiche die 5-6.000 km auseinander liegen und hier liegen sie nebeneinander, und da war immer schon mein Gedanke, es gibt nichts Schöneres als in diesem Bereich einmal ein Weltmuseum für Findlinge zu machen, weil man dann ganz Nordeuropa sozusagen in seinen Steinen zeigen kann".

0:14:20

Blick über die Schulter des Findlingsexperten Otto Rindt auf die ausgeraubte Grube (halbnah). Schwenk (von oben) über die ganze Grube (total). Blick (von oben auf eine Landkarte in den Händen des erzählenden Findlingsexperten (halbnah) (O-Ton) "Das ist die größte Seenplatte die einmal im Bezirk Cottbus als Folgelandschaften von Bergbau entstehen werden, jeder solcher See ist das Ergebnis des Restloches von einem Tagebau, das heißt, hier sind 6 Tagebauer daran beteiligt...(Einblendung eines künstlichen Sees)...und dieser Zustand wird etwa im Jahre 2020 erreicht sein". Otto Rindt fährt mit dem Finger über die Karte und erzählt (halbnah) (O-Ton) "Dieses Stück von hier bis hier, Nordseite vom Senftenberger See, sind alleine 5km und die große Insel darin da brauchen sie von morgens bis abends um überhaupt die Insel zu umlaufen. Man muß sich mal an die Maßstäbe gewöhnen, das sind hier Großbereiche, um die Seen zu umgehen, das sind mehr als 200 km die ganzen Ufer zusammen". Schwenk über einen dieser gefüllten Seen (total).

0:16:00

Blick auf den Schaufelradbagger in der Grube (halbtotal). Baggerführer Gerhard Gundermann in der Kabine (halbnah) (O-Ton) "Wahrscheinlich ist das so dass wir 1/3 von dem Strom den wir produzieren selber verbrauchen, das zweite Drittel geht nach Berlin in das dritte Drittel in die Häuser die gebaut werden für die Leute die aus den Dörfern ziehen müssen, die kommen ja alle, werden an die Neubaustädte noch ein paar Neubauten ran geklatscht, und dann ziehen die ein und gehen dann eigentlich kaputt weil sie ihre Nachbarn so nicht mehr haben, ihre Hühner und ihre Karnickel nicht mehr haben, weil sie nicht mehr sorbisch reden in ihren neuen Städten, weil hier rings herum sind sorbische Dörfer, und in Städten wird nicht sorbisch geredet, wird sich auch nicht so angezogen, da dürfen die Matkas nicht so rumziehen nebeneinander, da gibt es noch einen den das viel mehr juckt als mich, das ist ein Schriftsteller hier aus der Gegend, ein Lyriker, der hat auch schon ein paar Bücher darüber geschrieben und hat auch ein Kommission im Bezirk initiiert, weil es gibt bestimmte Vorgaben das erst 30 Jahre nachdem die Landschaft sich gesetzt hat es wieder bebaut werden darf. Diese Kommission hat geprüft ob das nicht schon eher bebaut werden kann, er hat zum Beispiel gesagt dass niemand die Dörfer so schön wieder woanders aufbauen würde als die Bewohner der Dörfer". Umschnitt

0:17:30

Blick über die karge Landschaft auf einen Schaufelradbagger am Horizont (total). Schriftsteller Jurij Koch in seinem Arbeitsraum (halbnah) (O-Ton) "Ja, was soll ich sagen? Unser Vorschlag ist zwei Mal vom Ministerpräsidenten Stoph abgelehnt worden, und wir haben es neu eingereicht, wir haben auch eine neue Regierung. Ich hoffe das es uns gelingt diese Dörfer zu retten, für mich ist es, vielleicht ein bißchen übertrieben, ein Teil eines Ethnozids, und wir bemühen uns jetzt zum Beispiel mit dem Superintendenten hier in Cottbus jemand zu finden der uns, der uns tausend Exemplare eines alternativen Energiekonzeptes vervielfältigen würde, also herstellen würde. Es gibt nämlich ein anderes Energiekonzept, es ist vom Bund der evangelischen Kirchen ausgearbeitet worden...(er zeigt es zur Kamera)...es heißt "Umwelt und Energie". Es ist eine wissenschaftliche Arbeit, die kann sich sehen lassen, ich habe es gelesen, ich habe nicht alles verstanden weil ich kein Energetiker bin...(Einblendung von Flugaufnahmen der Lausitzer Landschaft)...Es muß einfach die Möglichkeit geschafft werden das Leute hier mit denken können". Flugaufnahme über Felder auf ein Dorf zu welches teilweise schon abgerissen wurde (halbtotal). Flugaufnahme vom Dorf bis über die Tagebaugrube (halbtotal).

0:19:29

Schriftsteller Jurij Koch im Off: "Wir leben in Umbruchzeiten, den wohl Wichtigsten der Menschheitsgeschichte, am Ende der Aufstiegseuphorie...(Einblendung einer Flugaufnahme über einen Schaufelradbagger)...am Beginn umfassendster Zweifel, der Umwertung der Werte. Das ist die Zeit der universalen Angst das sich die Evolution zu ihrem Ausgangspunkt zurück drehen könnte, bis zum Urknall, die des radikalsten Umdenkens also, das die Philosophien ins stocken geraten". Flugaufnahme über karge und ausgebeutete Landstriche des Tagebaus (halbtotal).

0:22:30

Blick auf eine bemalte Hauswand in Klitten (halbtotal). Hochhaus-Plattenbauanlage mit großem Schild "Effektive Kohle-Förderung" (halbtotal). Ältere Frau schaut aus dem Fenster des Plattenbaus (halbnah). Im Off hört man den Lyriker sprechen: "Und wir sind die die Auskunft geben können über die Beschaffenheit der Angst die einem befällt wenn das eigene historische Ende naht...(Eingeblendet wird die Hochhausanlage, eingehüllt in Staub)...Für uns ist es vorstellbar geworden, wir wissen wie es ist wenn etwas zu Ende geht. Wir sind in der Lage den Schmerz der auslaufenden Art zu beschreiben, als Betroffene....(Rückwärtszoom von der Plattenbauanlage im Gegenlicht auf eine Haltestelle)...Die Aufschlüsse der Tagebau in deren Gruben unsere Dörfer abfahren vermögen wir nicht als ökonomischen Erfolg zu begreifen, wir sehen in ihnen was sie sind, die einfältigsten der möglichen Einfälle einer technischen hochentwickelten Nation...". Einsame, alte Frau im Flur eines Krankenhauses (halbtotal). Lyriker Jurij Koch am Schreibtisch liest weiter vor (halbnah) (O-Ton) "...Wir besitzen ein drittes Auge, es ist nur uns gewachsen, es sieht vieles anders, es vermag die Welt zu sehen wie sie nach der uns drohenden endlichen Abfahrt sein wird. Das Auge der anderen Sicht, das Spuren sichernde Auge das auf Täter und Töter aus ist, das Auge des Grenzüberschreitenden Weitblicks, des regionalen Weltbürgers, des Mikrowesens ohne das dass angestrebte Makrogemeinwesen eine lächerliche Utopie bleibt". Lyriker Jurij Koch schaut in die Kamera (halbnah).

0:23:59

Blick auf zerstörte und abgerissene Wohnhäuser (halbtotal). Kleine Feuer umhüllen mit ihrem Rauch die Hausruinen im Umfeld des sich vergrößernden Tagebaugebietes (halbtotal). Elektroofen inmitten von Ziegelsteinen einer Hauswand (halbtotal). Reste einer Hauswand aus roten Ziegelsteinen (halbtotal). Blick auf eine öde Landschaft mit Hausruinen (halbtotal). Umschnitt auf vier ältere Bürger am Tisch eines Seniorenheimes (halbnah). Flugaufnahme über die zerstörte Landschaft des Tagebaus (halbtotal). Landschaftsarchitekt Rindt erzählt (halbnah) (O-Ton) "Wenn der Mensch in die Natur eingreift muß er sich bewußt sein dass er hier in einen biologischen Prozeß eingreift und von den meisten, das was dabei entsteht überschaut wird, das heißt aus kleinen Eingriffen können ganz große Folgen kommen, einfach dadurch das die Natur ja lebt und hier will ich Ihnen mal ein kleines Beispiel nennen...". Flugaufnahmen über verlassene Tagebaugebiete (halbtotal). Im Off erzählt Rindt dazu weiter: "Es war im März bei einer Landschaft bei Aschersleben, eine vollkommen ausgeräumte Landschaft, sie konnten ein Fernglas nehmen und sahen am Horizont keinen Strauch und keinen Baum. Ich hatte einen kleinen Stock bei mir und tauchte diesen Stock in einen Grasbüschel aus dem ein kleiner Strauch raus kam, das war der Einzige in der ganzen Gegend, und war erstaunt das innerhalb weniger Minuten glühend rot wurde, und ich traute meinen Augen nicht, es waren alles Marienkäfer die hier ihren Winter verbracht hatten. Meine Vorstellung davon, was ist denn hier vor sich gegangen, wieso können die ganzen Insekten hierher kommen, und da hab ich dann erfahren das hier ein großes Rübenfeld war, das vollkommen verlaust war, in dem zwei Generationen von Marienkäfern dann so stark vermehrt haben und hier den einzigen Unterschlupf gefunden hatten in einer ausgeräumten Landschaft". Flugaufnahme über der Tagebaugrube mit den großen Schaufelradbaggern und Förderbrücken (halbtotal).

0:28:10

Zwei Baggerführer essen schweigend in einem kleinen Aufenthaltsraum am Arbeitsplatz (halbnah) (O-Ton). Baggerführer Gundermann lacht als seine Kolleginnen den Raum betreten (nah) (O-Ton) "Guten Appetit, können wir auch noch hier essen?" Schwenk über die beiden Männer und beiden Frauen (halbnah) (O-Ton). Baggerführer Gundermann verläßt über eine Stahltreppe neben den Kettengliedern den Schaufelradbagger (halbtotal). Schwenk über Gundermann auf dem Weg zu seinem Arbeitsplätz (halbtotal). Im Off erzählt der Baggerführer: "Also ich finde, wenn wir weltweit den Energieverbrauch nach den USA den 2. Platz einnehmen pro Kopf und wenn wir doppelt so viel wie Japan Energie verbrauchen, dann muß man sich überlegen wo das alles hin geht...(Blick auf die Förderbrücken und den Schaufelradbagger in der Grube)...dann müssen wir überlegen, was ist notwendig für die Leute, für diese Land und was ist nicht notwendig". Baggerführer an seinem Arbeitsplatz in der Kabine (halbnah) (O-Ton) "Ein ganz wichtiger Punkt ist zum Beispiel, das, ich war vorige Woche mit dabei bei der Pressekonferenz und habe das auch mit unterschrieben, das ich mittlerweile wirklich keinen, aber überhaupt keinen Grund sehe das die DDR noch ne Armee besitzt die Technik hat und Sprit verbraucht, und Energie verbraucht, das ist alles völliger Nonsens, die können alle nach Hause gehen, können das ganze Zeugs umwandeln in Friedensware oder verschrotten. Die Jungs können hier arbeiten kommen, wir brauchen immer Leute, dieser Bagger steht weil wir keine Leute haben, wir sind völlig unterbesetzt. Ich selber habe Briefe gekriegt von Leuten die an der Grenze stehen und nicht mehr wissen wieso, die fragen ob sie nicht bei uns hier arbeiten können. Das ist dieser Punkt das wir, das trifft nicht nur auf die Armee zu sondern auch auf alle anderen Dinge, also die Sprüche die jahrelang gekloppt worden sind, die immer bessere Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse, ich finde man müßte wirklich erst einmal Prioritäten setzen, und da denke ich das es also durchaus wichtiger wäre das die Leute ordentliche Luft zum Atmen haben als das so viel Trabant wie möglich produziert werden die sie uns dann wieder weg nehmen sollen, also soll es ruhig mehr kosten, da soll ein Katalysator rein, das sind alles solche Sachen wo andere schon lange drauf gekommen sind, wir machen noch immer Kapitalismus der Gründerzeit".

0:30:55

Blick auf die Kühltürme des Jugendkraftwerkes Artur Becker in Trattendorf (total). Rauchschwaden und Wasserdampf versperren die Sicht im Umfeld des Kraftwerkes (halbtotal). Schwenk über zwei Männer die in den Rauchschwaden gehen (halbtotal). Schild an einer Ziegelwand "Starke Luftverschmutzung auf 350m" (halbnah). Große Kühltürme in Rauch- und Nebelschwaden (halbtotal). Kraftwerk und Kühltürme geben Rauch und Dampf an die Umwelt ab und verdunkeln den Himmel (total). Schwenk über einen ankommenden Güterzug voller Braunkohle am Kraftwerk (halbtotal). Mann gräbt im Vordergrund seinen Garten um während im Hintergrund das Kraftwerk die Umwelt vollqualmt (halbtotal). DDR-Symbol "Banner der Arbeit" an der Ziegelwand (halbnah). Schwenk auf das Schild "FDJ-Bau der Jugend: Kraftwerk Trattendorf" (halbnah). Nackter Kraftwerksmitarbeiter in den maroden Umkleideräumen (halbnah) (O-Ton) "Guck dir die Spinde an wie sie aussehen, zerkloppt alles, guck die die ganze Anlage an, verkeimt, versifft. Guck die die Duschräume an wie es da aussieht, ehrlich gesagt wie Scheiße braun, keine Dusche ist ganz, mit 15 Mann muß man sich 3 Stück Seife teilen. Alles was kaputt und versifft ist wird nicht ganz gemach". Blick auf das Kraftwerk Trattendorf (halbtotal). Umschnitt

0:33:57

Nackter Arbeiter kommt noch einmal in den Umkleideraum durch die Tür und geht auf die Kamera zu (halbtotal) (O-Ton) "Ihr seid ja noch immer hier versammelt, kommt ich zeig euch wie das hier aussieht". Im Off erzählt und erklärt der Arbeiter die Mängel in den Räumen. Blick auf die feuchte Wand neben dem Spind mit Aufdruck "PGH" (halbnah). Blick in den Duschraum mit 2 Arbeitern vor feuchten Wänden (halbnah). Im Off hört man: "...wenn du duscht geht der Dampf hoch, die Brühe kommt runter, der Dreck, ob du duscht oder nicht, sauber bist du nicht weil die Brühe braun ist...das ist zig Jahre schon, ich bin jetzt 18 Jahre im Betrieb und da hat sich nischt geändert...". Schwenk über die Wasserrohre und Wände im maroden Duschbereich (halbnah). Arbeiter in der Dusche mit braun gefärbten Kacheln (halbnah) (O-Ton) "...aber auch in der Produktion sind sie gegen mich, ich sage was ich will und dann heißt es, du hast hie gegen und da gegen etwas zu sagen, da bist du immer der blöde...das interessiert mich nicht, ich sage meine Meinung ob denen das paßt oder nicht...da komme wer will, ich sage meine Meinung so wie ich es denke. Wenn du in die Produktion gehst da funktioniert doch auch gar nischt, da fehlt es an Material, an Leuten, aber schinden sollst du wie ein Pferd, für 170%". Blick auf einen schlafenden Arbeiter zwischen den Spinden im Umkleideraum (halbtotal). Zwei rauchende Kraftwerksarbeiter vor einem Schaukasten mit "FDJ"-Zeichen (halbnah). Blick auf den Eingangsbereich des Kraftwerkes und Schriftzug über dem Durchgang "...Bau der Jugend" (halbtotal). Blick in einen Kontrollraum des Kraftwerkes ohne Fenster (halbtotal). Arbeiter beobachtet Obst essend die Anzeigeinstrumente von einer Bank aus (halbnah).

0:36:46

Blick auf die Plattenbausiedlung mit einem abgestellten Güterwagen davor und dem Kraftwerk am Horizont (halbtotal). Mutter mit zwei Kindern hinter dem Zimmerfenster (halbtotal). Rückwärtszoom von dem Fenster auf die graue Hausfassade mit den vielen Wohneinheiten (halbtotal). Im Off erzählt der Lyriker Jurij Koch: "Vom Kinderspiel geht die Störung nicht aus, auch nicht von Naturfreundlicher Technik. Die Störung geht immer von Machtbesessener Dummheit aus, von der Borniertheit des politischen Primats, von dem Protz der sich stets im Geleitzug der menschlichen Kreativität befindet und die Vernunft versucht zu überholen". Schriftsteller Jurij Koch an seinem Schreibtisch (halbnah) (O-Ton) "Im 19. Jahrhundert lebte im Staate Washington das Volk der Duwamish-Indianer. Der 14. USA-Präsident Franklin Pierce wollte ihr Land für weiße Siedler kaufen. Der Häuptling der Duwamish, der sorbisch Sydler hieße, hielt im Jahre 1855 vor dem Präsidenten eine Rede. "Ich weiß nicht unsere Art ist eine andere als eure", soll er gesagt haben. Wir wissen, dass der weiße Mann unsere Art nicht versteht. Er behandelt seine Mutter, die Erde, und seinen Bruder, den Himmel, wie Dinge zum Kaufen und Plündern. Das Tier, der Baum, der Mensch. Sie alle teilen denseben Atem. Die Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur Erde, der Mensch schuf nicht das Gewebe des Lebens. Er ist darin nur eine Phase. Was immer ihr dem Gewebe antut, das tut ihr euch selbst an. Die Duwamish-Indianer gibt es nicht mehr". Eingeblendet zu den Worten wird die Wasserlandschaft der Lausitz im Morgennebel (halbtotal).

0:38:21

Drei Wanderer auf einer Wiese gehen auf die Kamera zu, im Hintergrund die Oberleitungen des Kraftwerkes (total). Flugaufnahme über den Ort Schleife in Sachsen (halbtotal). Flug über die spätgotische Kirche von Schleife (halbtotal). Lyriker Jurij Koch im Off dazu: "Der Bauer Hans Nippila aus Rohweide verfaßte 30 handschriftliche Bücher, die Erfahrungen seines Lebens...als er 1856 starb gab man ihm nach altem sorbischen Brauch seine Habseligkeiten mit in den Sarg darunter auch die Bücher, etwa 400 Seiten sind erhalten geblieben, daraus können folgende Sätze abgeleitet werden: will sagen das einige Fichten waren so hoch wie der Turm zu Schleife, die größte erstieg ich und unter mir da sah ich sie liegen, schön, unsere Dörfer..". Flugaufnahme über das Tagebaugebiet mit den Schaufelradbaggern (halbtotal). Flugaufnahme über die zerfurchte Erde und tote Landstriche (halbtotal). Gegenschnitt: Flugaufnahmen vom Dorf Schleife (halbtotal).

0:40:23

Gegenschnitt: Schwenk über zerstörte und ausgeraubte Landschaft (halbtotal). Landschaftsarchitekt Rindt steht in der verlassenen Grube und erzählt (halbtotal) (O-Ton) "Man rechnet damit dass noch bis 2050 alleine hier im Bezirk 1.200 qkm abgebaut werden". Schwenk auf den erzählenden Experten (halbtotal). Weiter im O-Ton) "Das der ganze östliche Bezirk von Cottbus, der östliche Teil in kaum einem Teile dem ähnlich sein wird wie er ursprünglich gewesen ist". Der betagte Rindt klettert mühsam über die aufgeschütteten Hügel in der Grube (halbtotal). Flugaufnahme auf einen Bagger mit Förderbrücke zu (halbtotal). Flugaufnahme über ausgebeutete und tote Erde bis zum Horizont (halbtotal). Schwenk über eine Seenplatte mit aufgeschüttetem Berg in Pyramidenform (halbtotal). Schwenk vom im Wasser spiegelnden Gedenkstein "Fürstin Lucie Muskou und Fürst Hermann von Pückler" auf die kleine Insel mit Gedenkstein mit Kreuz (halbtotal). Im Off erzählt der Lyriker dazu: "Zu Lebzeiten des ergrauten Fürsten noch fuhren im Senftenberger Revier erblindete Pferde, dem Tageslicht entzogen und den Stollen auf und ab, nun drohen die umliegenden Tagebau die berühmt gewordenen Parkanlagen des Fürsten durch Entzug des Grundwasser zu entsaften, bis hierher...(ab hier der Lyriker in seinem Arbeitszimmer (halbnah) im O-Ton weiter)...und nicht weiter darfst du abfließen sagt der Homo Licensis, dem Wasser des Biotops, in dem er selber sitzt und setzt eine Sperrmauer in die Erde, 60 Meter tief und zig Kilometer weit, hoffend dass sie die unterirdischen Seen in Becken hält aus dem die gemachte Natur ihre Nahrung holt".

0:43:01

Schwenk über die Lausitzer Fluß- und Seenplatte (halbtotal). Schwenk über die Gewässer zu einem großen Gutshaus hinter den Bäumen (halbtotal). Innenhof des unbewohnten Gutshauses (halbtotal). Blick auf den zerstörten Bereich des Daches (halbtotal). Spiegelbild des Gutshofes im Wasser (halbtotal). Umschnitt mit Blick auf drei Schornsteine des Kraftwerkes am Horizont (halbtotal). Heinjak Strittmatter liest aus einem Buch vor (halbnah) (O-Ton) "Es war schon eine Weile her das an allen Anschlagssäulen der Republik das Porträt eines Überbergmannes (Adolf Hennecke) aus dem Zwickauer Steinkohlengebiet geklebt hatte. Wer sich die Zeit nahm das Porträt ein wenig länger zu betrachten sah ein ruhiges Mannesgesicht dessen Nase Kohlenschwärze und dessen Stirn Schmierölflecke aufwies, während über den hohlen Wangen ein leises Lächeln zu zittern schien. Ein antigermanischer Held der in einer Schicht mehr Steinkohle geerntet hatte als sonst zwei Bergleute". Blick auf einen Bagger bei der Zerstörung von verlassenen Wohnhäusern im Morgennebel (halbtotal). Im Off weiter: "Viele Menschen, sogar unerfahrene Genossen, hielten die Übertat desselben für eine spontane entstandene Leistung und ahnten nicht was von der führenden Kraft dazu organisiert werden mußte. Dann aber glaubte man auf der Berlinebene das Beispiel wäre gegeben und würde für die ganze Republik gelten".

0:45:50

Bagger im Sandsturm bei Abrißarbeiten von verlassenen Häusern (halbtotal). Mann im Eingangsbereich eines Hauses (halbnah) (O-Ton) "Mein Name ist Heinjak Strittmatter, Hermann nennt mich Erwin in seinen Büchern, ich stehe hier vor unserem alten Haus, alt und zuverlässig ist das Haus noch, das war der Laden auf dieser Seite (Einblendung eines Fotos der Bäckerei und Colonialwarenhandlung von Heinrich Strittmatter) wo meine Mutter eingekauft und verkauft hat, die Poststelle war damals hier drüben, ein halbes Zimmer vom Schlafzimmer getrennt, das war die kleine Poststelle. Damals hatten wir schon ein Telefon, was wir heute nicht hier drin haben". Blick auf Heinjak Strittmatter mit seinem gepflegten Haus (total). Foto mit Heinjak Strittmatter und seinen beiden Brüdern als Kinder auf einem Pferd (nah). Schwenk über den ehemaligen Hof der Strittmatters (halbtotal). Im Off erzählt er weiter: "Der Hof das war früher unser Spielplatz, hier haben wir Zirkus gespielt, mein Bruder war immer der Zirkusdirektor hier in diesem Stall...(Schwenk über Strittmatter mit Fahrrad im Hof)...züchtete mein Bruder Ratten und weiße Mäuse, er hatte eine so dressiert das er sie am Halsband über den Hof führte...". Heinjak Strittmatter öffnet das Seitentor und er kommt mit dem Fahrrad zu Straße (halbtotal). Im Off erzählt er weiter: "In den Briefen die er mir schreibt kommt immer wieder seine Sehnsucht zum Ausdruck, und je älter er wird umso schlimmer wird das, und er gibt es ja selber zu, er ist nirgends so zu Hause gewesen wie hier in Bohsdorf, die Umgebung, die Menschen...(Strittmatter fährt mit den kleinen Fahrrad von seinem Haus fort)...vielleicht war es auch die erste Liebe die er gefunden hat".

0:47:56

Blick auf die karge und verödete Landschaft in einem Tagebaugebiet (halbtotal). Schwenk über das Gelände mit toten Bäumen und kargem Grasbewuchs (halbtotal). Zoom auf den Schaufelradbagger am Horizont (halbtotal). Baggerführer Gundermann in seiner Kabine trinkt aus einer Wasserflasche hoch über dem Erdboden (halbnah). Unterlegt wird diese Szene mit : "Trauriges Lied vom sonst immer lachenden Flugzeug" von Gerhard Gundermann. Baggerführer schaut nachdenklich aus seinem Kabinenfenster (halbnah). Blick auf das rotierende Schaufelrad des Baggers (halbtotal). Schwenk vom Schaufelrad auf die Förderbrücken in der Grube (halbtotal). Baggerführer blickt in die Grube von seinem Hochstand auf dem Bagger (halbnah). Im Off hört man ihn sprechen: "Und wir wollen es alle nicht, wir machen alle mit weil wir auch abends das Licht einschalten wollen, es macht mir zum Beispiel viel mehr Spaß...(Baggerführer schaut sich in der Grube die rotierende Schaufel an)...oder ich kann es viel mehr einordnen, wenn ich meinen Badeofen anheize dann reicht eine Füllung genau für eine Badewanne...(Baggerführer Gundermann mit beschriftetem Schutzhelm "Onkel Gundi" in der Grube)...so, und dann gehen die Kinder nacheinander rein, und nicht wenn ich das Warmwasser aus der Wand habe dann drehe ich eben auf, dann ist es eben da. Aber ich weiß wie lange ich brauchte um den Badeofen warm zu kriegen, und denn habe ich nicht so eine Macke das ich sage ich verbrauche dafür keine Kohle sondern ich sammel dafür das Leseholz ein wie früher das Mütterchen die ist mit dem Korb durch den Wald gerannt und hat die Knüppel eingesammelt, das mache ich auch, und davon heize ich meinen Badeofen...(Baggerführer geht neben der drehenden Schaufel und kontrolliert den Vorgang)...und das sozusagen habe ich gemacht...(ab hier der Baggerführer Gundermann erzählend in seiner Kabine (halbnah) (O-Ton) "...das gefallene Holz aus dem Wald geholt, ist sicher auch nicht das Ideale, ich habe aber keine Energie verbraucht für den Badeofen, und dann setze ich mich in das warme Wasser was ich selber gemacht habe, das reicht völlig für mich, ich brauche nicht mehr als diese 60 Liter oder 80, ik wes es nicht. In der Stadt wo ich gewohnt habe da hatte ich einen Gasboiler, da habe ich am Tag sicher 400 Liter heißes Wasser verbraucht. Und das finde ich, so als Modell gesehen, das müßte für viele Dinge gelten, das man sich selber darum kümmert was man verbraucht, und das ist ja jahrelang verschrien gewesen diese Kleingärten, ich find das ganz irre, wenn man einen Baum ein ganzes Jahr gießt...und im Herbst sind ein Haufen Äppel dran, die kann ich essen, also das finde ich so, dass man sozusagen nicht Natur ausbeutet sondern eher mal ein bißchen behilflich ist und man ne Menge dafür kriegt, also sich nicht rin drängelt in die Natur sondern, da wo sich was braucht das hört, das gibt und dafür was kriegt. Ich finde das der Mensch sich aus dieser...als Okkupant zurück zieht, ich finde das diese...immer Konstellation auf immer mehr Konsum dat ist alles Scheiße, das haben das auch alle erkannt, sondern der Konsum wird dadurch verringert, also wenn man sich dat anguckt...also ein Buch kostet heute fast nischt, aber was ist da alles drin an Reichtum".

0:51:20

Mitfahrt in einer Betriebsbahn durch das Grubengelände (halbtotal). Blick auf den Baggerführer Gundermann und seine Kollegen und Kolleginnen am Fenster der Betriebsbahn (halbnah). Im Off hört man: "Und schließlich beschloß man im Sekretariat der Kreisleitung für Kohlehalden einen Extrakampf um die Aktivistenbewegung mit der Zielrichtung, Erstellung eines Braunkohlenhelden in die Öffentlichkeit zu tragen....(Blick aus dem Fenster der Betriebsbahn auf die Grube)..im Hauptblatt war immer wieder darauf hingewiesen worden die Überleistung des Zwickauers wäre eine Zusammenwirkung von Intelligenz, Ideologie und Muskelkraft gewesen...(Flugaufnahmen über Braunkohlegebiete und Kraftwerke in der Region)...als er Heim zu ging murrten die Brikettfabriken wie immer und die Bagger schrien, und er hörte die Schreie der Wildgänse die unter den Sternen dahin zogen, hörten den Schrei des Leitganters der sogar die Aufschreie der Bagger übertönte und er wunderte sich über die unzivilisierten Tiere die sich nicht verführen ließen auf den öligen Wassern der ausgekochten Tagebaus nieder zu gehen...". Flugaufnahme über das Braunkohlegebiet und die angrenzenden Dörfer (total).

0:52:29

Blick in den tristen Innenhof einer neuen Plattenbauwohnanlage (halbtotal). Mülltonnen vor den Häusern auf unbefestigten Wegen und Straßen (halbtotal). Rückwärtszoom von einer Mieterin an der Mülltonne auf das Haus in dem sie wohnt (halbtotal). Eingangsbereich des Hauses mit der Nummer 15 (halbtotal). Abwässer fließen zwischen den Wohnhausblöcken (halbtotal). Jüngere sorbische Bewohner in Trachten tanzen zwischen den modernen Wohnanlagen (halbtotal). Blick auf einen Einkaufsbereich im neuen Wohngebiet "Kaufhalle Am Fließ" in den Abendstunden (halbtotal). Umschnitt auf die tanzenden Sorben (halbtotal). Junge Paare in sorbischer Tracht (halbnah). Blick auf das Gebäude "Kaufhalle Am Fließ" bei Tageslicht (halbtotal). Schwenk über die Menschen mit Einkaufstaschen vor dem Geschäft (halbtotal). Bürger warten in einem Unterstand vor dem Einkaufszentrum auf die Straßenbahn (halbtotal). Staub und Sand fliegt vor den Wohnanlagen durch die Luft (halbtotal). Nachspann: Gerhard Gundermann, Baggerführer& Liedermacher. Jurij Koch, Schriftsteller & Literat. Dr. h.c. Otto Rindt, Landschaftsarchitekt. Heinjak Strittmatter, Bruder des Dichters. Dramaturgie Gerat Hendrich. Ton & Collagen Werner Philipp. Mitarbeit: Thomas Janze; Peter Lebsa; Helmut Rinn; Lieselotte Schönfeld. Schnitt Ilse Gebhardt. Produktion Lothar Schuster und Alfred Mainka. Kamera Karl Farber. Regie Peter Rocha. Sertbska filnowa kupka, DEFA-Studio Dresden, Produktionsgruppe Sorbischer Film, 1990. Rechte by DEFA-Studio für Trickfilme 1989.

0:55:43 ENDE

 

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