Die Schwelle
Regie: Heinz Müller, 17 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1987
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 534
- Anlaufdatum
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über die Einführung der Computertechnik in der DDR. Am Beispiel der hier vorgestellten Familie mit zwei Söhnen und einer Tochter sowie dem Vater, der sich als alt gedienter Lehrer noch mit der Informatik beschäftigen muss und entsprechende Weiterbildungskurse besucht, wird über die vorhandenen, aber auch über die zukünftigen Möglichkeiten der Mikroelektronik berichtet. Tochter Sabine studiert Elektronik und lernt dort die Computeranwendung, Sohn Klaus-Peter arbeitet bereits mit Computern in einer Textilfabrik, und Sohn Rolf-Dieter wendet die Möglichkeiten der EDV in der Verwaltung des Rostocker Hafens sinnvoll an.
Filmstab
- Regie
-
- Heinz Müller
- Drehbuch
-
- Heinz Müller
- Kamera
-
- Gunther (auch: Gunter) Becher
- Schnitt
-
- Inge Dochow
- Musik
-
- Olav Gade
- Rolf Fischer
- Ton
-
- Jürgen Abel
- Eberhard Schwarz (Tonmischung)
- Produktionsleitung
-
- Rainer Baumert
- Redaktion
-
- Evelyn Wittmann
- Gestaltung
-
- Ingo Bahr (Trick)
- Beratung
-
- Erich Heinze
- Person, primär
-
- Hermann Rieck
Langinhalt
0:00:00
Schwenk über das Wasser der Ostsee und den Sanddünen (halbtotal). Zoom auf eine Gruppe von drei Männern und einer Frau (halbtotal). Im Off erzählen die Gruppenmitglieder: "Ich kenne die Probleme eigentlich nur durch Gespräche in der Familie oder mit Freunden das Leute eben ihren Arbeitsplatz wechseln müssen, umlernen müssen, weil sie jetzt mit Computertechnik umgehen sollen...das Problem der Bewertung dieses Fortschritts liegt zum Teil in demjenigen der den Fortschritt schafft, darauf die Menschen einzustellen und rechtzeitig Auswege zu schaffen, was Bereitstellung von anderen Arbeitsplätzen angeht...und wenn wir das Problem kennen und wir uns dem stellen dann können wir das auch so lösen dass es auch zum Nutzen unserer Gesellschaft wird...irgendwie hat Vater uns alle in die Computerspur gesetzt, er sprang noch auf den Zug auf bevor er ohne ihn abfuhr". Schwenk über die Gesichter der Gruppe (halbnah). Fotoeinblendung eines Mannes vor einer Schultafel mit Schrifteinblendungen aus der Computersprache und dem aufgelegten Titel "DIE SCHWELLE". Umschnitt auf den Informatik-Experten an der Schultafel bei seinen Ausführungen (halbnah) (O-Ton). Rückwärtszoom von einem elektronischen Bauteil auf dem Tisch auf die Teilnehmer eines Lehrganges "Informatik" für Lehrer (halbtotal). Im Off erzählt der Sohn eines Teilnehmers: "1984 in Güstrow, ich glaube es war einer der 1. Weiterbildungslehrgänge für Lehrer...sie hatten alle den schönen Beinamen "Erprobungslehrer" und unser Vater war dabei...". Gesichter der Lehrgangsteilnehmer (halbnah). Blick auf die tippenden Finger an den Tasten des elektronischen Gerätes (nah).
0:02:15
Reporter befragt einen Lehrgangsteilnehmer (halbnah). Teilnehmer antwortet (halbnah) (O-Ton) "Ja, wie lange ich jetzt im Schuldienst bin, das sind 35 Jahre". Einblendung eines Klassenfotos (nah). Frage aus dem Off: "Hätten Sie gedacht das Sie einmal völlig neu anfangen müssen zu lernen"? Teilnehmer antwortet (nah) (O-Ton) "Ja, das muß man als Lehrer sowieso immer, es gibt ja so alle 3 Jahre einen neuen Lehrplan und da muß man sowieso immer wieder neu anfangen, und insbesondere mußte ich ja neu anfangen als ich an die EOS kam, also als ich plötzlich konfrontiert wurde mit der Abiturstufe...(Einblendung von Fotos als Lehrer in der Schule)...da mußte ich wieder neu anfangen. Dann kam die Elektronik dazu, jetzt kommt ja nun auf uns ganz neu zu diese Computergeschichte...das Umdenken, das man jeden Schritt einzeln durchdenken muß, jeden Schritt einzeln programmieren muß, das macht mir große Schwierigkeiten. Im normalen Rechnen möchte ich sagen, da überspringt man ja gewisse Schritte, das ist Routine, aber das macht der Computer nicht, der läßt ja keine Routine gelten..".
0:03:26
Informatik-Ausbilder erklärt dem Lehrgangsteilnehmer einen Arbeitsschritt (halbnah) (O-Ton). Sohn des Lehrers erzählt im Off: "Vom Glück verfolgt war unser Vati eigentlich selten, seine ersten Informatikstunden gab er vor Schülern einer Spezialklasse für Mathematik...(Einblendung eines Fotos)...die hatten aber bereits enge Beziehungen zu Computern...". Lehrer kocht einen Tee in seiner Küche (halbnah). Lehrer schüttet sich vor seinem Computer im Wohnzimmer einen Tasse Tee ein (halbnah). Lehrer vor seinem Schreibtisch mit Computer (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich würde dann sagen, man kann das eine von dem anderen dann nicht trennen, man muß natürlich Liebe zur Elektronik aufbringen weil wenn sich einarbeiten will braucht man sehr viel Zeit dazu, und diese Zeit muß natürlich zu Buche schlagen, Beruflich dann wenn man vor den Schülern steht...die Schüler waren durch die Universität ja schon vorgebildet und hatten mich also im Wissensstand also doch schon ein ganzes Ende überrundet, und das merkten die natürlich auch und ich stand jetzt nun vor der Frage, soll ich nun Farbe bekennen das sie mir voraus sind oder soll ich versuchen das zu überspielen, ich habe mich dann blitzschnell entschlossen, lieber Farbe zu bekennen, und wie sich dann heraus stellte war das eine richtige Reaktion von meiner Seite. Es hat sich dann im Laufe der Zeit ein völlig neues Lehrer-Schüler Verhältnis heraus gebildet, die Schüler waren nun nicht mehr nur die Nehmenden sondern sie waren jetzt auch zu Gebenden geworden...und das haben mir die Schüler eigentlich sehr hoch angerechnet, das zeigte sich dann besonders im Abitur wo sie mit einer entsprechenden Leistung aufwarten konnten". Umschnitt
0:05:55
Lehrer tippt auf seiner Computertastatur ein Programm ein (halbnah). Sabine, die Tochter des Lehrers (halbnah) erzählt im Off: "Ich studiere hier in Rostock an der Sektion Schiffstechnik...und studiere speziell Konstruktionstechnik...". Sabine im Kreis ihrer Judokas (halbtotal). Judokas bei ihren Kampfübungen (halbtotal). Studentin Sabine mit einem Freund in der Fußgängerzone (halbtotal) und auf einem Kurs für Elektronik (halbnah). Plotter zeichnet einen Konstruktionsplan aus (halbnah). Sabine vor dem Plotter (halbtotal) und an den Universitätscomputern (halbnah). Umschnitt
0:07:30
Fahraufnahme mit dem Regionalzug mit Blick aus dem Fenster (halbtotal). Klaus-Peter, der Sohn des Lehrers im Zugabteil (halbnah) (O-Ton) "Ja, nach dem Studium habe ich mich bereit erklärt vier Jahre als befristeter Assistent zu arbeiten, die vier Jahre waren rum und davon ausgehend mußte ich mir rechtzeitig einen Job suchen, eine Arbeit suchen, da bin ich eben nach mehreren Angeboten auf Güstrow gestoßen...so zog Klaus-Peter von der Universität in die Kleiderwerke, eigentlich ist er Spezialist für Hardware, für Floppys, Drucker, Speicher, Terminals, Mikroprozessoren...". Blick aus dem Zugfenster auf die Landschaft um Güstrow (halbtotal). Umschnitt in die Arbeitshalle der Kleiderwerke (halbtotal). Stoffzuschneider bei der Arbeit (halbnah). Blick auf die Näherinnen in der Arbeitshalle (halbtotal). Monitorbild mit Mengenauflistungen von produzierten Bekleidungsstücken (nah). Klaus-Peter im Büro mit einem Kollegen, dieser berichtet (halbtotal) (O-Ton) "Ja, Computer und Konfektionsbetrieb, das hörte sich am Anfang recht merkwürdig an, wo Anzüge nur gemacht werden und Kleider, Jacken, Hosen...aber wir haben ja nicht nur bestimmte...(Zoom auf den Vortragenden)...Abrechnungssachen und Lagerhaltung zu machen, wir haben so ein großes Feld vor uns, wir können versuchen die technologischen Vorbereitungen zu verwirklichen, die organisatorische Vorbereitung effektiver zu gestalten, und das geht natürlich mit Hilfe eines Computers". Umschnitt
0:08:50
Frauen in einem EDV-Lehrgang vor einem Computerbildschirm (halbnah) (O-Ton). Schwenk von den drei Frauen auf die anderen Auszubildenden an den Bildschirmen im Raum (halbtotal). Klaus-Peter erklärt seinen Kolleginnen an einer Tafel die verschiedenen Computerbefehle (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Gesichter der lernenden Frauen (halbnah). Blick in den EDV-Schulungsraum (halbtotal). Umschnitt auf die automatischen Laufschienen mit Bekleidungsstücken im Konfektionsbetrieb von Güstrow (halbtotal). Frauen entnehmen von den Laufschienen Jacken und Hosen um sie zu verpacken (halbtotal). Klaus-Peter am EDV-Arbeitsplatz (halbnah) (O-Ton) "...in dem Bereich wo wir die Vorbereitung der Konfektion mehr oder weniger abgeschlossen haben, gehen wir auch dazu über die Produktion selbst zu beeinflussen. Der erste Schritt im Augenblick ist der, dass wir die Gradation mit Rechner machen, das heißt dass sich die verschiedenen Größen eines Modells werden mit dem Rechner gezeichnet und als Schnittmodelle vorbereitet für den Zuschnitt, der nächste Schritt der vorbereitet wird zur Zeit ist der Zuschnitt um ihn zu automatisieren, und dann im Laufe der nächsten Schritte werden wir sicherlich auch die Produktion pö a pö mit erweitern, wobei da natürlich notwendig das sich auch der Maschinenpark verändert, die eigentliche Technik, ich kann mit einer so alten Nähmaschine keine Rechner-gesteuerten Nähprozesse ausführen". Umschnitt. Blick in die Werkhalle mit den Näherinnen an ihren Maschinen (halbtotal). Blick auf eine halbautomatisierte Nähmaschine und ihrer Bedienerin (halbnah) (O-Ton). Umschnitt
0:10:50
Blick auf Rolf-Dieter in seiner neuen Wohnung (halbnah) (O-Ton) "Nun aber zu mir, ja groß umschauen darf man sich nicht, bin gerade eingezogen und da muß man noch dies und das besorgen damit alles schön und schnuckelig wird...in 14 Tagen sieht schon alles ganz anders aus. Rolf-Dieter auf seinem Sofa (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich habe Schiffbau studiert und mich dann während des Studiums...(eingeblendet werden die Wohnungseinrichtungen)...intensiver mit der Computertechnik beschäftigt, hab dann im Kombinat Seefahrt-Hafenwirtschaft angefangen zu arbeiten in der Computertechnik, mußte mich aber dort schon umstellen von technischer EDV auf die ökonomische EDV, und dann kam das sehr gute Angebot aus Berlin, und dann habe ich einfach zugesagt". Blick auf einen EDV-Monitor mit Listen von Kunden und gelieferten Stückzahlen (nah). Im Off weiter: "Wir beschäftigen uns im zusehenden Maße damit die Informationsflut die auf Ministerielle Ebene benötigt wird...(Rolf-Dieter im Büro einer Behörde)...um gewisse Entscheidungen einfach treffen zu können Rechner gestützt zu verarbeiten...(Einblendung PC-Monitor)...umso auf internationale Gegebenheiten , im Grunde genommen in Bruchteilen von Minuten reagieren zu können...(Einblendung von Rolf-Dieter an der EDV-Anlage mit Druckerbereich im Büro)...diese Informationsflut die heutzutage gewisse Geschehnisse beeinflussen, die einfach nicht mehr, wie ich so schön sage, zu Fuß realisierbar". Schwenk über einen klimatisierten EDV-Raum mit den Zentralrechnern in Rostock (halbtotal). Blick auf einen arbeitenden Floppy-Speicher (nah). Zoom auf ein Terminal mit Monitor und Tastatur (halbnah). Umschnitt
0:12:19
Blick auf die Großkräne im Rostocker Überseehafen (halbtotal). Containerschiff wird beladen (halbtotal). Rückwärtszoom von einem Containerliftkran "Valmet" auf die aufgestapelten Container im Hafengebiet (halbtotal). Im Off erzählt Rolf-Dieter: "Alles muß ineinander greifen, der Seetransport, die Liege- und Umschlagzeiten der Schiffe, die Bewegung der Güter für Im- und Export, über Straße und Schiene, nach Empfänger geordnet...". Verschiedene Einstellungen vom Be- und Entladen der Frachtschiffe im Hafengebiet (halbtotal). Detailaufnahmen vom Zentralrechner. EDV-Mitarbeiterrinnen in der Abrechnungsstelle (halbtotal) (O-Ton). Kran entlädt große Rollen mit Stahlblechen (halbtotal). Rolf-Dieter im Off weiter: "...und das läuft nicht ab wie in einem Bilderbuch, all das muß erst einmal durch den Kopf des Programmierers...dann durch einen Algorithmus übersetzt werden damit der Computer für uns brauchbare Daten liefern kann". Blick auf die Krananlagen (halbtotal). Blick auf einen Endlos-Nadeldrucker (nah) (O-Ton). Umschnitt
0:13:18
Hermann Rieck, der Kollege von Rolf-Dieter, schildert seine Tätigkeiten noch zu Zeiten ohne der EDV (halbnah) (O-Ton) "Ja, im Grunde genommen muß man sich schmunzelnd an die Vergangenheit erinnern, wenn ich heute hier so die Unterlagen des Rechners vor mir sehe, die mir ermöglichen innerhalb von 15-20 Minuten eine einwandfreie operative Lage auf den Tisch zu legen, einen genauen Tagesrapport über die Seeverkehrswirtschaft zu erteilen, dann ist es natürlich ein gewaltiger Fortschritt gegenüber der damaligen Zeit wo ich eben im Grunde genommen immer über 3-4 Stunden zu tun hatte um einen solchen Tagesrapport fertig zu stellen...(Rieck neben Rolf-Dieter)...und daraus ergab sich das im Laufe der Jahre selbstverständlich jeden Liegeplatz auswendig kannte...(Einblendung eines Planes der Hafen-Stellplätze)...man kannte die Technologien...man wußte welche Schiffe an den Liegeplätzen lagen, wie weit sie in der Abfertigung waren, das heißt man hatte ganz klar im Kopf was vollzieht sich jetzt im Augenblick, im Einzelnen an den Liegeplätzen...".
0:14:32
Frage an Rieck aus dem Off: "Es gibt gar nicht so wenig Leute die um den Computer einen Bogen machen möchten, weil er eben dann auch verändert"? Rieck antwortet (halbnah) (O-Ton) "Wenn das also so weit geht dass unser Rolf-Dieter in der Lage wäre solche Programme zu erarbeiten die uns gestatten einen Tagesrapport ohne irgend welcher Nachfragen telefonischer seits, direkt, aus dem Apparat auf den Tisch zu bekommen, dann bedeutet das dass einige Genossen von uns, und ganz besonders ich, sofort das Buch zumachen dürfen, und sagen, so, meine Arbeit ist beendet...(Einblendung des Umschlages der Kladde mit Aufdruck "Tagesrapport-Schiffabfertigung-Planerfüllung Feb. 87")...die Arbeitskraft wird eingespart. ganz einfach und nicht nur meine Arbeitskraft...". Umschnitt
0:15:06
Monitor mit Angaben "Operativzentrum-Schiffslage-Schiffsname" (nah). Endlosdrucker in Arbeit (nah). Blick auf das Wasser der Ostsee (halbtotal). Schwenk über das Wasser auf die entschwindende Personengruppe von drei Männern und einer Frau (halbtotal). Im Off dazu die Ausführungen von Rolf-Dieter: "Fortschritt und Problem, die liegen in der Maschine Computer, ich bin mir dieser Tatsache bewußt, die in der Folge zum Teil auch meine Kollegen betreffen, und mir ist doch klar dass mit der Massenhaften Einführung der Computer in die Betriebe Tausende von Arbeitsplätzen neu geschaffen werden müssen, da liegt eine Menge Arbeit an, aber echt". Rückwärtszoom von der Personengruppe am Wasser auf die Wiese am Ufer (halbtotal). Umschnitt. Schrifteinblendung "Nachsatz: Im September 1986 wurde das Lehrfach Informatik für mehr als 96.000 Lehrlinge in die Berufsausbildung eingeführt". Nachspann: Ein Dokumentarfilm von Heinz Müller; Gunter Becher; Rainer Baumart; Jürgen Abel; Ev Wittmann; Inge Dochow; Eberhard Schwan; Rolf Fischer; Olaf Gade. DEFA-Studio für Dokumentarfilme DDR 1987. Abblendung
0:16:18 ENDE