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Für unser Land - Pressekonferenz im Internationalen Pressezentrum

20:25 Min., Farbe
Bundesrepublik Deutschland (BRD)
1989

Film-/Videoformat
U-Matic

Kurzinhalt (Deutsch)

Dieses Material zeigt einen Ausschnitt von einer Pressekonferenz im Internationalen Pressezentrum (IPZ). Stefan Heym verliest einen von Wissenschaftlern, Arbeitern, Künstlern, Angestellten sowie von Vertretern oppositioneller Gruppen veranlassten Appell mit dem Titel "Für unser Land". Die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) werden gebeten, diesen Appell mit ihrer Unterschrift zu unterstützen, den die Initiatoren als Vertrauensabstimmung für die Bewahrung der Eigenständigkeit der DDR verstehen. Neben diversen Nahaufnahmen der Initiatoren sind verschiedene Statements zu sehen.

Filmstab

Person, primär
  • Dieter Klein
  • Konrad Weiß
  • Stefan Heym
Person, sekundär
  • Helmut Kohl

Langinhalt

Berlin; Internationales Pressezentrum (IPZ); Pressekonferenz (PK) zu "Für unser Land"; Stefan Heym OT verliest Appell:

"Für unser Land -

Unser Land steckt in einer tiefen Krise. Wie wir bisher gelebt haben, können und wollen wir nicht mehr leben. Die Führung einer Partei hatte sich die Herrschaft über das Volk und seine Vertretungen angemaßt, vom Stalinismus geprägte Strukturen hatten alle Lebensbereiche durchdrungen. Gewaltfrei, durch Massendemonstrationen hat das Volk den Prozess der revolutionären Erneuerung erzwungen, der sich in atemberaubender Geschwindigkeit vollzieht. Uns bleibt nur wenig Zeit, auf die verschiedenen Möglichkeiten Einfluss zu nehmen, die sich als Auswege aus der Krise anbieten.

Entweder

können wir auf der Eigenständigkeit der DDR bestehen und versuchen, mit allen unseren Kräften und in Zusammenarbeit mit denjenigen Staaten und Interessengruppen, die dazu bereit sind, in unserem Land eine solidarische Gesellschaft zu entwickeln, in der Frieden und soziale Gerechtigkeit, Freiheit des einzelnen, Freizügigkeit aller und die Bewahrung der Umwelt gewährleistet sind.

Oder

wir müssen dulden, dass, veranlasst durch starke ökonomische Zwänge und durch unzumutbare Bedingungen, an die einflussreiche Kreise aus Wirtschaft und Politik in der Bundesrepublik ihre Hilfe für die DDR anknüpfen, ein Ausverkauf unserer materiellen und moralischen Werte beginnt und über kurz oder lang die Deutsche Demokratische Republik durch die Bundesrepublik Deutschland vereinnahmt wird.

Lasst uns den ersten Weg gehen. Noch haben wir die Chance, in gleichberechtigter Nachbarschaft zu allen Staaten Europas eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik zu entwickeln. Noch können wir uns besinnen auf die antifaschistischen und humanistischen Ideale von denen wir einst ausgegangen sind.

Alle Bürgerinnen und Bürger, die unsere Hoffnung und unsere Sorge teilen, rufen wir auf, sich diesem Appell durch ihre Unterschrift anzuschließen.

Berlin, den 26. November 1989";

 

 

Heym OT: "Fragen sind wichtig, in diesen Tagen besonders wichtig, weil auf der anderen Seite der Kohl bereits mit der Vereinnahmung, mit der ´Ouvertüre zur Vereinnahmung’, begonnen hat und wir dem doch Argumente entgegensetzten möchten...";

 

Schnittbilder Pressekonferenz; Kameramann seitlich; Journalisten machen sich Notizen; anonyme Hand GA macht sich Notizen; Rednertisch;

 

Stefan Heym OT zu den Argumenten gegen Kohl: "Argument gegen Kohl ist das Ganze/ das hier Menschen sind, die sagen, sie möchten die DDR erhalten als eine Alternative zu der kapitalistischen Bundesrepublik../ es gelte, das Experiment Sozialismus auf deutschem Boden zu bewahren. Das der Sozialismus auf so traurige art heruntergewirtschaftet wurde, habe daran gelegen, dass es kein Sozialismus war, sondern Stalinismus/ als der Staat gegründet wurde, hatten die Gründerväter nur ein Muster nach dem man hier Sozialismus machen konnte, nämlich Stalinismus/ wenn wir jetzt versuchen, hier einen besseren Sozialismus zu gestalten/ zeigt das vielleicht die Stärke des großen Traums.";

 

Schnittbilder Pressekonferenz; Rednertisch; Journalisten im Gespräch; anonyme Hand GA schreibt Notizen; Mann mit Fotoapparat; Presse im Saal (seitlich); Schwenk auf Rednertisch;

 

Prof. Dieter Klein: "..weil hier die Rede von Vertrauensabstimmung für dieses Land ist/ Votum für eine ganz andere Qualität/ Freiheit des Einzelnen/ Bewahrung der Umwelt/ neue Balance, die wir brauchen / zwischen einer Leistung, die größer sein muss als bisher, aber die müssen gegeben sein durch das politische System/ Gewicht von Umwelt muss neuartig sein, dies alles bei offenen Grenzen/ kooperativ und nicht konfrontativ/ Qualität, die wir uns wünschen/ eigentlich Qualität zu der beide Systeme herausgefordert sind/ wird schwer sein, in diesem Land bei den Ausgangspositionen zu so einer solchen Qualität hinzukommen..";

 

Schnittbilder Pressekonferenz; verschiedene Nahaufnahmen der Redner u.a. Weiß, Heym, Klein u.a.;

 

Mann OT: "...will ihnen sagen, was ich heute früh beim Rundgang im Betrieb erlebt habe/ wir wissen ziemlich genau, was die Leute nicht wollen/ sind maßlos verbittet über Fälle der Korruption/ wollen keinen politischen Absolutismus/ Wirtschaftsreform muss Ausgangspunkte haben/...wollen wissen, ab wann brauche ich nicht mehr um hundert Mark zu betteln, wenn ich in die Bundesrepublik fahre, so wörtlich haben mir das viele Arbeiter gesagt/ haben die hundert Mark genommen, weil sie keine andere Chance hatte, aber Gott sei Dank, sie haben sich geschämt/ sie wollen wissen, wie wir unser Währungssystem ausbauen/ wollen wissen, wie wir in unseren Betrieben Organisationsformen des Eigentums finden, die die Arbeit im Betrieb auch für den Einzelnen von einer hohen Produktivität her interessant machen/ nur Demokratie, echte Mitbestimmung macht Staatseigentum zum Volkseigentum zum Sozialismus...";

 

Notizen werden gemacht GA; Ausschnitt Schriftstück Appell "Für unser Land" GA; Aufzieher auf Schriftstück (2x); Statement Konrad Weiß

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