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Geschieden

Regie: Hans Wintgen, 22 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
1986

Film-/Videoformat
35 mm
Länge in m
600
Sonstiger Titel
Divorcée (Französisch); Divorciada (Spanisch)
Englischer Titel
Divorced
Anlaufdatum

Kurzinhalt (Deutsch)

Der Film stellt eine Situation dar, in die jede Familie geraten könnte und die in unterschiedlichster Weise bewältigt wird. Die Familie Buschner hat sich scheiden lassen. Der Film versucht nicht nach Gründen der Trennung und der Verteilung von Schuldanteilen zu suchen, sondern zu zeigen, wie insbesondere die Frau mit den beiden sieben- und elfjährigen Kindern die Auswirkungen dieses einschneidenden Lebensereignisses verarbeitet. Die Frau äußert sich über ihre Gefühle, die sie kurz nach der Scheidung bewegten und über ihre Wünsche für die Zukunft. Auch der Mann, der inzwischen eine neue Familie hat, teilt seine Gedanken mit. Betroffen machen die Aussagen der Kinder, die trotz ihrer großen Hilflosigkeit in der Auseinandersetzung der Eltern, wieder neue Hoffnungen auf eine Partnerschaft ihrer Mutter haben.

Filmstab

Regie
  • Hans Wintgen
Drehbuch
  • Hans Wintgen
Kamera
  • Jürgen Rudow
  • Jürgen Bahr (Trick)
Schnitt
  • Yvonne Loquens
Kameraassistenz
  • Herbert Hannapp
Dramaturgie
  • Erwin Nippert
Ton
  • Ulrich Fengler
  • Rolf Rolke (Tonmischung)
Produktionsleitung
  • Hans-Christian Johannsen
  • Andreas Born
Redaktion
  • Erwin Nippert
Person, primär
  • Olli Buschner
  • Saskia Buschner
  • Gisela Buschner

Kurzinhalt (Englisch)

A family after the divorce: how do they deal with it? The film researches the effects on the ones who suffer most, the children.

Kurzinhalt (Weitere Sprachen)

Madame Buschner vit seule avec ses deux enfants - sept ans et onze ans. Pensive, mais avec franchise, elle parle de sa situation, non sans souci à propos de ceux qui grandissent encore. Coups d'oeil discrets pouvant aider beaucoup d'autres à vivre. (Französisch, Quelle: Kurzfilmkatalog 1983-86)

 

La Sra. Buschner vive sola con sus dos hijos de siete y once anos. Reflexionando y con franqueza habla sobre su situación, no sin preocupación por los que van creciendo. Cautelosas impresiones que quieren ofrecer ayuda a muchos en el vivir. (Spanisch, Quelle: Kurzfilmkatalog 1983-86)

Langinhalt

0:00:00

Geschiedenes Ehepaar Buschner sitzt auf der Couch und ihre Kinder Saskia und Olli spielen davor lebhaft auf dem Fußboden (halbnah) (O-Ton). Titeleinblendung "Geschieden". Frau Gisela Buschner erzählt am Küchentisch (halbnah) (O-Ton) "Also Wut, so wie Sie es sagen, die ist überhaupt nicht mehr da, aber zu Anfang gab es große Schwierigkeiten, also wo ich auch, wenn er abends die Kinder zurück brachte, wieder völlig auf dem Rückpunkt war, wie unmittelbar nach der Scheidung. Ich habe mich dann auch mit Bekannten darüber unterhalten, und gesagt ich packe das nicht, ich schaff das nicht, das war von mir aus so ein Gefühl zwischen Kampf und Verstand...und die Kinder haben ein Recht darauf ihren Vater zu sehen...und, obwohl auch ich die Scheidung wollte...jetzt fällt mir nichts mehr ein, jetzt bin ich durcheinander". Frau Gisela Buschner sitzt ratlos und stumm am Küchentisch (halbnah).

0:03:06

Auf die Frage aus dem Off, ob der Vater nicht nur eine Gastrolle erhält und Sonntagskinder zu sehen bekommt, antwortet Gisela Buschner (halbnah) (O-Ton) "Na ja, schon gut, Sonntagskinder, und das waren auch anfänglich meine Bedenken das auch die Kinder ihren Vater anders erleben, er kommt ausgeruht, und zumal es mit unserem Sohn Olli große Schwierigkeiten gab, er war fast 3 Jahre ehe er Nachts durchgeschlafen hat. Und wenn er Sonntags die Kinder holte und er mit seinem ausgeruhten Gesicht vor mir stand, ja, also da mußte ich mich doch ganz schön zurück halten um da nicht ungerecht zu wirken, obwohl das vielleicht auch ein kleines bisschen gerecht gewesen wäre, nicht wahr? Aber andererseits war ich auch wieder froh das ich wenigstens zweimal im Monat wieder etwas Zeit hatte für mich, auch Dinge zu tun die ich sonst...zu denen ich sonst wenig Zeit oder auch keine Ruhe hatte die zu machen..."

0:04:47

Frage aus dem Off: "War das für Sie vielleicht sicherlich auch ein Problem das dieser Besuch des Vaters doch bisschen was geschäftsmäßiges hatte, das das eigentliche, das Erlebnis für die Kinder Eltern zu haben, verloren geht"? Gisela Buschner antwortet darauf (halbnah) (O-Ton) "Ja das ist sicher, denn ich weiß nicht was für Saskia das für ein Anlaß war, aber sie sagte mal das sie nicht finde das wir eine richtige Familie sind, so wie wir leben mit mit mir, Olli und Saskia, und ganz einfach daher hat das Papa wohl anders gewollt. Und auch Olli, wir gingen mal..."Unter den Linden" entlang und auf einmal sagte er leise zu mir, du Mutti, die Leute denken bestimmt unser Papa muß arbeiten oder er ist zu Hause, weil ich ja mit Olli alleine spazieren ging. Aber Saskia hat sich das jetzt so entwickelt dass sie gar keinen Vater wieder haben möchte, das eigentlich so wie wir leben sie eigentlich zufrieden damit ist, aber mit Olli ist der Wunsch stark ausgeprägt das er wieder es gerne hätte, denn ein Mädchen, die Saskia orientiert sich doch, wie allgemein Mädchen, an ihren Müttern und Jungs, ja das finde ich auch nicht gut diese starre Bindung die sich daraus ergeben hat, denn Olli hat eine sehr starke Bindung zu mir...". Umschnitt.

0:07:25

Gisela Buschner (halbnah) (O-Ton) "Zu Anfang, nicht zu Anfang, aber als Olli älter war. Saskia hat das ja kennen gelernt, sie hat es ja noch mitbekommen das wir Zärtlichkeiten ausgetauscht haben, aber Olli hat das ja nie kennen gelernt, und er hat auf einmal geäußert das er es schade findet das er diese Zeit nicht miterlebt hat wo ich und Papa noch gerne hatten. Und oft wenn die Kinder zurück kamen und wir sie mit Küsschen begrüßten, und Olli sagte oft, nun gib mal Papa mal nen Kuß und...(sie lacht und verstummt dann)...". Frage aus dem Off: "Hat er denn überhaupt verstanden warum Papa keinen Kuß gegeben hat"? Gisela Buschner (halbnah) antwortet darauf (O-Ton) "Ich glaube kaum, wie alt war er denn da, ich glaube vier oder fünf, das hat er wohl nicht verstanden...". (sie versinkt wieder in Erinnerungen und bleibt stumm). Umschnitt.

0:08:47

"Papa" Buschner verabschiedet sich von seinen Kindern im Flur der Wohnung (halbnah) (O-Ton). Papa Buschner gibt seiner Exfrau Gisela zum Abschied die Hand (halbnah) (O-Ton) "Schönen Urlaub, tschüss". Gisela Buschner öffnet die Tür und läßt "Papa" hinaus (halbnah) (O-Ton). Gisela Buschner erzählt weiter in der Küche (halbnah) (O-Ton) "Na ja, zu Anfang schon, ich hatte zum Beispiel beim Kinderarzt, wo der Familienstand wichtig war, da habe ich ungern gesagt das ich geschieden bin, und einmal da war ich sogar schon fast drei Jahre geschieden, kam aus Thüringen, und ein älterer Herr der wunderte sich nur das ich nicht abgeholt wurde, und wir waren ziemlich bepackt, und er sagte, Ihr Mann konnte wohl nicht kommen, und da war meine Reaktion auch so dass ich sagte, nein mein Mann ist verhindert, und ich hab mich dann geärgert über meine Reaktion weil ich einfach nicht sage, ich bin geschieden. Aber heute ist, nicht das ich stolz darauf bin, aber ich meine Situation angenommen".

0:10:30

Frage aus dem Off: "Kann man sagen das Sie das am Anfang als Makel empfunden haben"? Gisela Buschner (halbnah) (O-Ton) "Ja, und vor allen auch die Reaktion der Leute, vor allem in meinem Heimatort, da habe ich im ersten halben Jahr den Ort nicht besucht, da konnte ich nicht zu meiner Mutter, und das ist auch heute noch wenn ich runter fahre, das mich die Leute daraufhin sehr taktlos ansprechen, und diese Reaktionen haben mir ein keinster Weise geholfen. Aber heute überhöre ich so etwas, und heute trifft mich das innerlich nicht mehr so sehr wie es vor Jahren war. Für die Leute war ich son bißchen die eine bedauernswerte Person, und die armen Kinder, und wie konnte der Mann dir das antun, und diese Reaktion, im Gegenteil, die haben mir das nur schwerer gemacht". Umschnitt. "Ja, die Möglichkeiten jemanden kennen zu lernen sind natürlich sehr gering, und so Tanzen gehen das, ich tanz zwar eines Teils gerne aber einen Tanzpartner suchen das sagt mit überhaupt nicht zu weil man da auch sehr viel Schmutz kennen lernt, und dem möchte ich aus dem Weg gehen, denn da würde ich den Kürzeren dabei ziehen, und das möchte ich nicht. Ja, da bleibt eigentlich nur noch die Annonce, und ich hab da auch schon viel positives drüber gelesen im "Magazin" und auch in der "Für Dich" das da doch schon ganz gute Partnerschaften entstanden sind, und ich habe auch schon auf Annoncen geschrieben und hatte auch einmal ne Antwort bekommen, aber, na klar, da muß man auch Geduld haben und mehrmals den Mut haben zu schreiben. Mir ist ein Fall bekannt da hat eine Frau selbst annonciert und hat 40 Antworten bekommen und hat diese 40 Männer alle eingeladen, und das ist so etwas das würde ich auch nicht fertig bringen, aber bei ihr unten den 40 Männern der richtige dabei".

0:12:49

Frage aus dem Off: "Sie sagten man muß den Mut haben". Gisela Buschner antwortet (O-Ton) "Jetzt auf ne Annonce zu antworten, ja doch, man gibt sich preis mit Namen und Adresse und bestimmt verbirgt sich hinter mancher Annonce auch nix gutes, und ein kleines Risiko ist sicher auch dabei. Aber außer diesen Weg wüßte ich auch keinen anderen jemanden kennen zu lernen". Umschnitt. "Ja, also die Momente gibt es schon seit ich eben alleine lebe, dieses Gefühl der Einsamkeit, denn auf der Suche nach guten Freundschaften, also nichts mit Freundschaften, also die sind häufiger als die guten Freundschaften, da bin ich auch enttäuscht worden und letztendlich sind Freunde auch nicht da wenn man traurig ist. Ob man ein Buch liest oder einen Film im Fernsehen gesehen hat, man möchte noch mit jemanden darüber reden, und dann ist eben doch keiner da". Frage aus dem Off: "Was machen Sie dann in dem Moment"? Gisela Buschner (halbnah) (O-Ton) "Na, ich rede dann mit mir selbst. Ich muß ja davon ausgehen das ich keinen Partner wieder finde, damit muß ich rechnen, und ob ich immer stark genug bin für meine Kinder, denn das sie mir eines Tages entgleiten das wäre sehr bitter für mich und ich finde überhaupt die Kindheit ist wie das Fundament bei einem Haus, die Kindheit ist was ganz wichtiges für das spätere Leben, und diese Ängste habe ich doch oft".

0:14:51

Saskia, Olli und Gisela Buschner in der Küche (halbtotal) (O-Ton). Gisela Buschner bereitet das Essen vor während die Kinder sich unterhalten (halbtotal) (O-Ton). Frage aus dem Off an Herrn Buschner in seiner eigenen Wohnung: "Gibt es Momente wo Sie ein schlechtes Gewissen haben den Kindern gegenüber"? Herr Buschner (halbnah) (O-Ton) "Ja, allerdings in der letzten Zeit nicht mehr so stark, ich habe es vielleicht ein bißchen weg geschoben, es war lange Zeit ziemlich deutlich. Ich allerdings, zur Entschuldigung für mich, den Gedanken, was wäre gewesen wenn wir versucht hätten zusammen zu bleiben, mit all den Dingen die hätten passieren können, und die Kinder merken das ja wenn was nicht stimmt, die merken das sofort, da braucht man kein Wort zusammen sprechen, die merken das sofort,- ob das nicht genau so schlimm geworden wäre, das ist eigentlich der Gedanke an den ich mich immer halte".

0:16:47

Frage aus dem Off: "Und haben Sie so in der Zeit wo Sie von den Kindern doch getrennt sind, so kann man sagen, auch eine Entwicklung direkt gespürt, gab es andere Momente bei Ihnen wo es Für Sie absolut unlösbar war"? Herr Buschner antwortet (halbnah) (O-Ton) "Ich glaube nicht, ich glaube es hat sich eigentlich nicht geändert, ne, ich glaube nicht. Es hat sich so formal was geändert, das ich jetzt relativ regelmäßig die beiden sehen kann, und das es eben auch hier geht das hier mit dazu gehören, zu Hause sind ein bißchen, zumindest sich hier wohl fühlen können, und den Alexander und die Regina akzeptieren oder auch mögen, sicher mögen. Olli hat seine Schwierigkeiten weil Alexander ihn natürlich seine etwas komplizierteren Spiele auseinander nimmt, aber ansonsten gibt es eigentlich...im Gegenteil, die saßen gestern da und spielten mit dem Großen, mal ein paar Minuten". Frage aus dem Off: "Wäre es denkbar gewesen das Sie die Kinder genommen hätten beide, oder spielten da auch so Rollenverständnisse eine Rolle"? Herr Buschner antwortet (O-Ton) "Denkbar eigentlich wirklich nur unter dem Aspekt das die Gisela nicht mehr dagewesen wäre, weil sie nicht gewollt hätte oder weil es aus anderen Dingen nicht mehr gegangen wäre, dann ja, aber ansonsten ist für mich klar das die Kinder bei der Mutter bleiben". Frage aus dem Off: "Warum"? Antwort: "Die alte Auffassung spielt da sicher eine Rolle mit, ich bin außerdem wirklich davon überzeugt das Kinder eigentlich erst einmal zur Mutter gehören und dann zum Vater, vor allen Dingen wenn sie kleiner sind...und ich wußte eigentlich auch ganz klar, ohne dass dies besprochen worden wäre, das Gisela die Kinder auch nicht her gegeben hätte wenn nicht irgendwie ganz zwingend gewesen wäre. Ich habe einmal die Frage gestellt irgendwann, und dann war das erledigt, das war auch nie wieder ein Problem irgendwie, das war klar". Umschnitt.

0:18:22

Herr Buschner mit seiner neuen Lebensgefährtin Regina und dessen Sohn Alexander am Tisch bei Malarbeiten (halbnah) (O-Ton). Alexander spricht über seinen gemalten Flieger (halbnah) (O-Ton). Umschnitt. Saskia Buschner auf dem Bett (halbnah) wird im Off befragt: "Saskia, die Mutti hat jetzt auf eine Annonce geschrieben, wie findest Du denn das"? Saskia (halbnah) (O-Ton) "Na ja, ich weiß nicht, da muß man erst einmal sehen also wie der Mann ist und so, ob er im Ballett ist, oder nicht so sehr Kinderlieb oder so, muß ihn erst einmal kennen lernen sonst kann ich da überhaupt noch gar nichts sagen". Frage aus dem Off: "Hat die Mutti schon mal auf eine Annonce geschrieben"? Saskia antwortet (O-Ton) "Ja, aber der war nicht so sehr sympathisch, nee, der war nicht nett". Frage aus dem Off: "Wie war denn das Ganze, warst Du dabei, kannst Du Dich erinnern"? Saskia (halbnah) (O-Ton) "Ja, er ist also gekommen und da hat sich meine Mutti mit ihm unterhalten und wir haben gemalt, und vor allen Dingen der hat so viel geraucht, der hatte ganz gelbe Finger, das ist auch nicht schön. Der hat Gedichte geschrieben, glaube ich, weiter weiß ich nichts, ist schon zu lange her". Frage aus dem Off: "Und jetzt, bist Du wieder ein bißchen gespannt"? Saskia (O-Ton) "Ja, erst mal sehen. Meine Mutti will sicher sich erst einmal mit ihm alleine treffen...und dann wenn er ihr gefällt und auch nett ist, und so, dann besucht er uns noch einmal hier".

0:20:33

Frage aus dem Off: "Und was macht ihr wenn er Dir und Olli nicht gefällt, aber der Mutti gefällt"? Saskia (halbnah) (O-Ton) "Na, dann müssen wir darüber reden, mal sehen...na, vielleicht kann man sich aber mit der Zeit daran gewöhnen und das er einem gefällt, man muß ja nicht immer hübsch aussehen, wenn der auch nett ist dann kann man ihn ja auch gerne haben". Frage aus dem Off: "Hast Du ein kleines bißchen Angst davor"? Saskia antwortet (O-Ton) "Ja, bißchen...(sie atmet tief durch und schaut verlegen unter die Zimmerdecke)...". Umschnitt auf die Stabeinblendung: Schnitt Yvonne Loquens. Ton Ulrich Fengler. Produktion Christian Johannsen und Andreas Born. Redaktion Erwin Nippert. Kameraassistent Herbert Hannapp. Kamera Jürgen Rudow. Buch und Regie Hans Wintgen. Abblendung. VEB-DEFA-Studio für Dokumentarfilme 1986.

0:21:29 ENDE

 

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