Interview Rainer Eppelmann
03:34 Min., Farbe
Bundesrepublik Deutschland (BRD)
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1989
- Film-/Videoformat
- U-Matic
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieses Materilal zeigt ein Interview mit Rainer Eppelmann zur Situation in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Eppelmann nimmt Stellung zu folgenden Themen: Grundforderung der Partei Demokratischer Aufbruch, Wahlkampf, Lage der DDR, Forderung des Rücktritts der SED, Gespräche am Runden Tisch, Rolle der Bundesrepublik im Prozess der Umgestaltung in der DDR, Gregor Gysi und die Reformierung der SED sowie die Frage der möglichen Höhe der Wählerschaft des Demokratischen Aufbruchs.
Filmstab
- Kamera
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- Geissler
- Person, primär
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- Rainer Eppelmann
- Person, sekundär
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- Gregor Gysi
Langinhalt
Interview mit Rainer Eppelmann zur Situation in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR);
Eppelmann OT zur Frage, ob die Mitglieder des Demokratischen Aufbruchs (DA) sich als Helden fühlen (Gründungsparteitag in Leipzig): "Nein, wäre unangemessen/ fühlen uns aber den Menschen in dieser Stadt sehr verpflichtet/ haben durch ihre gewaltlosen Demonstrationen dazu beigetragen, dass es zu diesem Prozess der zunehmenden Demokratisierung in der DDR gekommen ist.";
Eppelmann OT zu den wichtigsten Forderungen: "Die vier Grundwerte des Demokratischen Aufbruchs werden sich nicht verändern/ Demokratie, sozial, ökologisch und gewaltfrei/ all das was wir tun, wird sich an diesen Grundwerten messen müssen/ deutlich, dass wir Trennung von Staat und Parteien auf allen Ebenen fordern werden/ SED muss aus Betrieben raus/ wird bedeuten, dass es Medienräte geben muss/ wird dazu führen, dass in der Wirtschaft entscheidende gesetzgeberische Maßnahmen vorgenommen werden müssen/ einmal um ausländische Hilfe zu ermöglichen und um sicherzustellen, dass ausländische Hilfe nicht zum Ausverkauf wird/ ist an Gesetze zu denken, die das Umgehen von Betriebsleitung und Belegschaft regeln.";
Eppelmann OT zur Situation der DDR: "...die DDR ist gegenwärtig dabei massiv auszubluten/ den Bach runter zu gehen/ hat sich mit der Konstituierung der Regierung Modrow nicht verändert/ viele verlassen das Land/ wenn es nicht gelingt deutliche Zeichen zu setzen, ist zu befürchten, dass ab Januar, wenn die Weihnachtsfeiertage vorbei sind, die Zahl derer, die unser Land verlassen wollen erheblich wieder ansteigen wird/ wird die DDR, wenn sie weiter funktionieren möchte, kein halbes Jahr mehr aushalten/ schnelles reagieren notwendig/ habe eigentlich nicht so negativ den Rücktritt der Regierung Modrow gefordert, sondern die Neueinsetzung einer anderen Regierung gefordert und zwar einer Regierung der moralischen Legitimation, weil es in unserem Land keine demokratische Legitimation gibt/ jetzige Regierung besitzt keine demokratische Legitimation, letztlich also auch nicht das Vertrauen eines großen Teiles unserer Bevölkerung../ selbst gute Gesetze werden nicht vernünftig greifen können, weil Vertrauen fehlt/ was möglicherweise zu haben ist, ist eine Regierung von Menschen, bei denen es egal ist, welcher Partei sie angehören, Menschen zu denen viele Vertrauen hätten/ Regierung Modrow sind alte Gesichter/ ausschließlich Mitglieder der alten Parteien/ diese sind verantwortlich zu machen, dass wir nahezu davor stehen, Konkurs anzumelden.";
Eppelmann OT zur Frage, ob es nicht besser wäre, gemeinsam an einem Strang zu ziehen: "Hat ja keinen politischen Architekten gegeben/ ist so entstanden auf dem Hintergrund bestimmter Situation/ so gewachsen/ entspricht unserer gegenwärtigen Situation/ wird von Bedeutung sein, ob
es uns oder zumindest einen Teil der neuen Parteien und Bewegungen gelingt, in den Wahlkampf gemeinsam zu gehen/ mit abgestimmtem Wahlprogramm/ was in Polen gewesen ist können wir nicht kopieren.";
Eppelmann OT zur Finanzierung des Wahlkampfs: "...werden sicher unter größeren Druck stehen/ wenn es tatsächlich zu freien, geheimen, demokratischen und gleichen Wahlen kommen soll, sind ganze Reihe von neuen oder veränderten Gesetzen in der DDR erforderlich/ Bsp. Mediengesetz/ SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) darf nicht öfter, umfangreicher und nicht leichter in Medien kommen als jede andere Partei.";
Eppelmann OT zu den Gesprächen am Runden Tisch: "Auf Grundverfahrensweise und Teilnehmerkreis geeinigt/ geeinigt, dass es nicht nur Diskussionsclub ist/ Ausübung von Kontroll- und Begleitungsfunktion/ Vorschlag Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS), Nachfolgeeinrichtung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), hat ja auch konkretes Ergebnis gegeben.";
Eppelmann OT zur Rolle der Bundesrepublik im Prozess der Umgestaltung in der DDR: "Besonders komplizierte Rolle/ ...wird die DDR mittelfristig nur als eigenständige Größe existieren können, wenn es deutliche gut- nachbarschaftliche Hilfe und nicht immer nur eigennützige Hilfe der Bundesrepublik gibt/ aufpassen, dass Hilfe uns nicht den Magen verdirbt/ darf nicht zum totalen Ausverkauf kommen, sondern zu einer Stabilisierung.";
Eppelmann OT zu Gregor Gysi/ Reformierung der SED (Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands): "Er wird es sehr schwer haben/ hat sich anspruchsvolle Aufgabe gestellt/ ist integrer Mann/ ist von Genossen umgeben, die seit vielen Jahren in der SED sind/ hat zwar massenhafte Austritte gegeben, aber keine massenhafte Eintritte/ die jetzt vielleicht 1,5 Millionen SED- Genossen sind Menschen, die seit 5, 10, 20 oder 40 Jahren in dieser Partei sind und mitverantwortlich sind für das, was in unserem Land geschehen ist/ hat Fülle von Widerständen in seiner eigenen Partei zu überwinden/ einen größeren Kreis von Sympathisanten würde Gregor Gysi finden, wenn er seine Partei verlässt und zu uns in den Demokratischen Aufbruch kommt.";
Eppelmann OT zum Demokratischen Aufbruch/ Höhe der Wählerschaft: "Keine Schätzung/ gibt uns im Grunde noch gar nicht/ Gründungsparteitag ist am Wochenende/ noch embryonaler Zustand / nach meinem Eindruck werden unsere Chancen mit jedem Tag größer/ wollen Politik für uns alle machen/ habe Eindruck, dass wir zu den Parteien gehören werden, die es auch nach dem 06.Mai 1990 noch gibt/ wird sicherlich nicht jede sagen können.";
Redakteur bedankt sich für das Gespräch; Redakteur stellt die Fragen noch einmal nach