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Mainzer Straße

54 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutschland
Wydoks, 1990

Film-/Videoformat
S-VHS

Kurzinhalt (Deutsch)

Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über die Hausbesetzungen in der Mainzer Straße und deren gewaltsame Räumung durch die Berliner Polizei im Stadtteil Berlin-Friedrichshain. Chronologisch werden die Ereignisse der Tage vom Montag, dem 12. November bis einschließlich Mittwoch, dem 14. November 1990 dokumentiert, der unterlegte O-Ton und die eingeblendete Musik der Gruppe "Ton, Steine, Scherben" wirkt dabei äußerst authentisch. Friedvolle Hausbesetzer wehren sich mit Straßenbarrikaden gegen die harten Polizeieinsätze mit Wasserwerfern und Tränengasgranaten. Lebhaft geführte Diskussionen mit Passanten und Anwohnern sowie Interviews mit Hausbesetzern zeigen die ganze Problematik durch Pro- und Contra-Argumentation auf, die sichtbaren Transparente an den Häusern spiegeln die Gedanken der Hausbesetzer wieder. Ein Büchsenmacher in der Mainzer Straße steht vor seinem zerstörten Geschäft, Autobesitzer vor ihren demolierten und ausgebrannten Fahrzeugen. Am Ende wird ein Kalifornischer Tourist interviewt, der vorübergehend in einem vergitterten Raum festgenommen wurde.

Filmstab

Musikinterpret
  • Ton, Steine, Scherben (Musikgruppe)
Person, primär
  • Arthur Alexander (Spitzname: Aljoscha) Rompe
  • Bernd Brezina

Langinhalt

0:00:00

Vorspann: "Eine Produktion von P-TV Berlin in Zusammenarbeit mit TV-Stop Copenhagen.". Umschnitt auf einen Kameragang durch die mit Polizeiwagen gesperrten Mainzer Straße (halbtotal). Titelunterlegung "Mainzer Straße", unterlegt mit dem Lied von der Gruppe "Ton, Steine, Scherben""Ich hab geträumt, der Winter ist vorbei...", Text: Krautsalat. Kameragang um die wartenden Polizisten herum (halbtotal). Aljoscha Rompe kreuzt das Bild (halbnah). Polizisten mit Schutzhelmen kommen aus einer besetzten Hauseinfahrt raus (halbnah). Männer heben Bausteine vom Boden und tragen sie durch die Toreinfahrt weg (halbnah). Schwenk über die bunte Hausfassade und dem ausgeräumten Wohnungsmobilar auf dem Bürgersteig (halbtotal). Umschnitt

0:01:45

Ein von der Räumung betroffener Hausbesetzer äußert sich auf der Straße (halbnah) (O-Ton) "...und das die Mainzer Straße jetzt auch noch geräumt wird wird mache total gefreut haben, weil sie mir Kommentare zugeschleudert hat wie, na ja, jetzt packt mal eure Sachen zusammen, so sah das aus. Also scheinbar macht das einigen hier richtig Spaß...". Ein Polizist hört sich die Ausführungen an (halbnah). Aljoscha Rompe spricht zu dem Polizisten (halbnah (O-Ton) "Die Sache fing damit an, das die heute Morgen um 7 Uhr hier auftauchten...das Verhandlungen im Gange sind, die von Magistratsseite abgebrochen worden sind, und das eben die Häuser von uns eingefordert werden. Es könnte zum Beispiel inzwischen schon längst dutzende von Verträgen geben, da gibt es ja zum Beispiel in Westdeutschland auch Verträge. Wir haben hier häufig Vertragstexte ausgearbeitet, Nutzungsverträge für die besetzten Häuser in Bonn, die durchaus hätten übernommen werden können, es wär dann auch ein Grund warum Sie hier nicht stehen müßten sondern jetzt zu Hause sitzen könnten, und auch nicht Ihre Uniform tragen müßten und Ihre...gewalttätig aussehende Ausrüstung anhaben müßten. Das können Sie ja nicht ableugnen das so etwas auch provokativ aussieht, oder würden Sie es begrüßen wenn ich auch einen Helm auf hätte"? Umschnitt

0:02:50

MONTAG: Ein Passant neben Rompe berichtet (halbnah) (O-Ton) "Die Curtiniusstraße ist geräumt worden, die kamen so um halb acht Uhr rum, mit einer Hundertschaft, das waren zwei Einsatzbereitschaften aus Berlin...die haben die Barrikaden zerkloppt und das Haus geräumt...(Frage aus dem Off: Mit Gewalt? Habt ihr euch gewehrt?)...Gewalt, ne Räumung ist immer Gewalt, aber ansonsten nicht. Was willst du auch machen wenn wir nur 6 Leute sind". Umschnitt. Schwenk über die Reste von Barrikaden auf der Mainzer Straße in denen Jugendliche stöbern (halbtotal). Schrifteinblendung "Mainzer Straße Montag". Schwenk auf eine Bewohnerin auf dem Balkon im Nebenhaus (halbtotal) (O-Ton) "...jetzt rufe ich wirklich die Polizei...das ist doch nicht eure Straße, was soll das"? Umschnitt.

0:04:30

Schwenk von Pflastersteinen auf dem Bürgersteig auf die Hausbesetzer, Nachbarn und Gaffer auf der Mainzer Straße (halbtotal). Schwenk über die Fassaden mit Transparenten an den besetzten Häusern (halbtotal). Jugendliche graben Pflastersteine aus dem Straßenbelag aus (halbtotal). Unterlegte Musik "Wir brauchen keine Hausbesetzer, denn die Häuser gehören uns..." von "Ton, Steine, Scherben". Schwenk über eine Barrikade aus umgeworfenen Müllcontainern, Paletten und Holzbrettern (halbtotal). Schwenk von der Barrikade auf die Haustransparente (halbtotal) Umschnitt. Blick auf das Ende der Mainzer Straße mit Demonstranten und anrückenden Polizisten im Tränengasnebel (halbtotal). Demonstranten und Hausbesetzer laufen von der Straße (halbtotal). Kameramann entfernt sich laufend von der Barrikade (halbtotal). Tränengasgranate fliegt in die Mainzer Straße (halbtotal). Unterlegte Musik "Die letzte Schlacht gewinnen wir" von "Ton, Steine, Scherben". Wasserwerfer rückt näher und durchbricht die Barrikade (halbtotal). Zoom auf den Wasserwerfer und den anrückenden Polizisten vor einem besetzten Haus (halbtotal). Tränengasnebel über der Mainzer Straße (halbtotal). Wasserwerfer bespritzen Hausbesetzer an den Hausfenstern (halbtotal). Leuchtrakete wird aus einem Haus geschossen (halbtotal). Kameragang über die Straße mit Blick auf den Wasserwerfer vor einem Haus (halbtotal). Blick auf Steine werfende Jugendliche (halbtotal). Demonstranten laufen in eine Nebenstraße (halbtotal). Blick auf ein gepanzertes Räumfahrzeug und den Wasserwerfer der Polizei (halbtotal). Mit Martinshorn wenden die Fahrzeuge auf der Mainzer Straße (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt

0:09:35

Aus den Seitenstraßen kommen weitere Wasserwerferfahrzeuge und Mannschaftswagen der Polizei auf die Mainzer Straße (halbtotal). Wasserwerfer spritzen erneut aus allen Rohren auf Bewohner in den besetzten Häusern (halbtotal). Schwenk von der Mainzer Straße auf die wartenden Polizeifahrzeuge in der Nebenstraße (halbtotal). Passantin neben den wartenden Polizeiwagen (halbnah) berichtet (O-Ton) "...die haben die ganze Straße aufgerissen, die ganzen Pflastersteine raus genommen und damit eine Barrikade gebaut, da war so ein breiter Streifen in der Straße ohne Pflastersteine. Dann haben sie die kleinen Pflastersteine oben ruff dann aufs das Dach und von oben mit den Pflastersteinen runter, ja...immer druff auf den Werfer und weiß der Geier...den Anfang hab ich nicht mitgekriegt, ich weiß nicht wer angefangen hat". Umschnitt

0:11:20

Eine sehr emotional geführte Diskussion entsteht auf der Mainzer Straße zwischen Passanten, Anwohnern und Hausbesetzern (halbnah) (O-Ton) "Du kannst aber nicht Gewalt mit Gewalt lösen, das geht doch nicht hier…Ist das denn der große Staat der alles besser machen kann?...Das geht doch gar nicht...Machen wir etwas falsch indem wir uns Wohnraum beschaffen?...Ja, da machst du was falsch, weil es unrechtmäßig ist...Ihr habt doch da keinen Wohnraum...Können Sie sich überhaupt ein Urteil bilden darüber?...Finden Sie sowat in Ordnung?...Meine Kinder sind hier aufgewachsen, aber friedlich, friedlich...Sie sollten mal lieber arbeiten gehen...Sowas brauchen wir hier nicht...". Frage aus dem Off: "Was sind denn das für Argumente die ihr habt, ihr seid bescheuert, ihr seid doof, ihr seid bekloppt". Aufgebrachte Bürger neben Aljoscha Rompe (O-Ton) "Ist das richtig was hier jetzt gemacht wird oder was?...Ist das denn in Ordnung, oder?...Ich finde es total Scheiße was die Bullen gemacht haben...Total beschissen...Die Bullen sollen abziehen...Ihr versaut euer Leben aufzubauen, aber auf was für eine Art und Weise, guck dir doch mal an wat hier läuft. Ist det ne gute Art und Weise? Geh doch mal arbeiten, was hältst du den davon?...Vielleicht gehen ja die Leute arbeiten, weißt du denn ob sie arbeiten?...Ich gehe arbeiten und zahle dazu meine Miete für die ganze Hütte...Ich auch, na und, na und. Was willst du damit sagen? Argument...Ist dat ein Argument zu sagen, doch ich hab ne Meinung dazu, das ist Scheiße...Guck sie dir doch alle an, höchstens 1/3 von denen geht arbeiten...Woher weißt du das denn?...Ich weiß das, ich habe mit den Leuten schon geredet...Lüge...Sie sind ein normaler Lügner...Nein, ich bin ein ganz normaler Arbeiter...Du bist ein ganz mieser Lügner...Guck dir doch mal die ganzen an, die klauen von anderen Häusern die Kellertüren damit sie ihre Fenster verrammeln können...Pass mal uff, eins zieht das andere an, das ist ganz normal. Die nisten sich hier ein und auf einmal kommen die Skinheads hier an, machen hier Welle...Das sind die Leute hier Schuld, oder?...Nein, na logisch, vorher waren sie nicht hier...". Eine Rollstuhlfahrerin will vorbei (halbnah) (O-Ton) "Mache se Platz, lassen Sie mich durch". Die Diskussion und Beschuldigungen gehen weiter (halbnah) (O-Ton) "Ich sage nicht das wir nicht Schuld sind...Solche Menschen wie dich brauchen wir nicht...Für mein Geld kann ich auch was leisten...Weil ihr nicht die Arbeit kriegt die euch Spaß macht, oder wat...Ne Million habe ich nicht, aber das was ich habe reicht mir...Das kann ja wohl nicht wahr sein...". Einer in der Runde klatscht Beifall (halbnah) (O-Ton). Umschnitt

0:16:35

Schwenk über die abrückenden Polizeiwagen an der Mainzer Straße (halbtotal) (O-Ton). Straßenschild "Mainzer Straße" (nah). Schwenk vom Schild über die Fassaden der besetzten Häuser (halbtotal). Jugendliche graben weiter Pflastersteine aus dem Straßenbelag (halbtotal). Zoom auf leere Tränengaskartuschen (halbnah). Sprayer beschriftet eine Hauswand (halbnah). Rückwärtszoom vom Sprayer auf die Parole "Pfarrstraße bleibt auch, Basta" (halbtotal). Umschnitt. Passant an einer belebten Hauptstraße in den Abendstunden (halbnah) (O-Ton) "...es ist ziemlich wild hierhin zu kommen. Von mir aus gibt es auch keinen Grund zu räumen. Also bis jetzt war es immer so das ich mir seit der Besetzung von den Häusern und so, von mir aus nicht mehr so gefährlich wie vorher". Umschnitt. Bagger gräbt ein tiefes Loch quer über die Mainzer Straße hinter der Barrikade (halbtotal) (O-Ton). Bewohner und Zuschauer beobachten die Aktion (halbtotal). Baggerschaufel leert sich auf der Barrikade (halbtotal). Zoom auf grabende Männer im Loch der Straße (halbtotal). Umschnitt auf den nächsten Tag.

0:20:10

DIENSTAG: Blick auf ein ausgebranntes Auto vor einem Haus mit Beschriftung "Bullen prügeln auch ohne Sex" (halbtotal). Zoom auf das noch qualmende Auto (halbnah). Schwenk auf die Straße mit Barrikaden, Erdwällen und quer stehenden PKW`s (halbtotal). Schrifteinblendung "Mainzer Straße Dienstag". Aljoscha Rompe geht an dem ausgebrannten Auto vorbei (halbnah). Frage aus dem Off an eine Passantin "Waren Sie dabei"? Passantin neben dem ausgebrannten Wagen (halbnah) (O-Ton) "Nee, nur gehört, ich war nicht dabei. Ne, ist das furchtbar, Junge, Junge, Junge". Frage aus dem Off: "Die Polizei hat ja ganz schön zugeschlagen"? Passantin "Ja, wahrscheinlich aber noch nicht genug, denn 113 verletzte Polizisten, na das kann doch nicht wahr sein. Ich war selbst nicht dabei, hab das heute nur gelesen in der Zeitung....also das ist unmöglich, unmöglich, ne also. Also vorher haben wir doch ruhiger gelebt, ja". Umschnitt. Kameramann geht auf einen demolierten Trabbi neben dem abgebrannten Wagen zu (halbtotal). Frage aus dem Off an eine Frau am Wagen: "Ist das jetzt Ihr Trabbi? Ist das das Ergebnis dieser Nacht"? Fahrzeughalterin (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich hab das gestern Nacht schon mitbekommen, ich hab zugeschaut oben vom Fenster. Ich bin erst zwischen 23 und 24 Uhr nach Hause gekommen, ich bin Asthmatikerin, das heißt mit diesem ganzen Qualm und allem, der Gestank, das hat mir also dermaßen zu schaffen gemacht. Ich bin schnell ins Haus rein und hab dann oben vom Fester zugesehen. Der Abschluss war in der Nacht gegen halb drei, dann bin ich ins Bett. So gegen zwei ist die Polizei abgezogen und danach war es dann etwas ruhiger, aber meine Tochter die sagte irgendwie sollte es noch einmal Krach gegeben haben, das hab ich aber nicht mehr mitgekriegt...". Frage aus dem Off: "Was halten Sie von der ganzen Geschichte hier"? Passantin "Fragen Sie mich lieber nicht". Umschnitt

0:22:25

Blick auf einen umgestürzten PKW neben Müllcontainern an der Barrikade (halbtotal). Schwenk über die aufgeschüttete Barrikade (halbtotal). Umschnitt auf einen ausgehobenen Graben quer über die Straße (halbtotal). Barrikade aus gestapelten Pflastersteinen aus dem Straßenbelag (halbtotal). Schwenk über die aufgerissene Straße (halbtotal) Transparent "NO BULL SHIT" an einem Hausbalkon (halbnah). Transparente an den besetzten Häusern "EAT the RICH" und "Die Haus denen die drin wohnen" und "Wo der Staat aufhört, da beginnt das Leben" und "Schaut nicht weg! Wehrt euch, greift ein" und "Die Antifaschistische Selbsthilfe organisieren" (alle halbnah). Umschnitt auf einen Passanten in der Mainzer Straße (halbnah) (O-Ton) "...ein ganzer Schwarm von Abgeordneten aus Friedrichshain war hier. PDS, SPD und Bündnis 90 Grüne, die sind also hierher gekommen, sind hier rum und haben verhandelt und mit den Besetzern geredet. Und in dem Augenblick als die verhandelt haben gingen da drüben plötzlich wieder die Tränengasgranaten los und Wasserwerfer, also genau in dem Augenblick als hier verhandelt worden ist hat die Polizei wieder angefangen. Der Bürgermeister war so zwischen 19 und 20 Uhr da". Umschnitt

0:23:50

Anwohner, Passanten und Hausbesetzer diskutieren auf der Mainzer Straße (halbnah) (O-Ton) "Sie würden sicher ihr Zuhause auch schützen wollen...Warum seid ihr denn mit einem mal hier drinne? Warum denn? Woher kommt ihr denn eigentlich?...Hattet ihr kein eigenes Zuhause"? Blick auf die Fragesteller (halbnah) (O-Ton) "Na, woher kommt ihr denn das ihr diese Häuser besetzen müßt"? "Die Wohnungen und Häuser stehen ja schon lange leer". "Ihr könnt es damit doch nicht lösen, ihr macht es damit nur noch schlimmer"...Wir wehren uns dagegen weiß du...Man kann sich auch unter ne Brücke legen, nur dann würde die Gewalt sicher noch mehr eskalieren...Das geht doch gar nicht um die Hausbesetzung alleine, ich möcht nicht wissen was für extreme Gruppen noch gestern hier mitgemischt haben, die sich dann bei euch wohl gefühlt haben, das möchte ich nicht wissen. Die Hausbesetzung, wenn sie friedlich vonstatten geht, da hab ich ja Garnichts dagegen, dann nehmen sie sich ihr Haus, ist mir Scheiß egal, aber was sich hier noch für andere Chaoten hier herum getrieben haben, Rechts oder Linksextremisten, oder...Was ist demokratisch?...Wir sind vor einem Jahr auf die Straße gegangen und glaubten an etwas Besseres, da standen Leute nämlich hinterm Baum und haben gesagt, das dusselige Volk soll uns erst einmal die Kastanien aus dem Feuer holen (Schwenk zum Redner) und dann machen wir unsere Politik, und diese Politik schlägt sich nämlich hier mit nieder, und das sollte man nicht vergessen. Das ist nicht die Frage der wahren Demokratie, sondern das ist die Frage des eigentlichen, tatsächlichen, das was wir jeden Tag hier erleben, das dürfen wir gar nicht Demokratie nennen, das ist völlig falsch...Das sind die 40 Jahre die sich gerächt haben...Das ist seit 40 Jahren eine völlig falsche Politik von der anderen Seite, das hat nichts mehr mit Demokratie zu tun. Lass den Leuten hier die Häuser, gibt den Leuten noch Geld dazu, verplempert das nicht an irgendwelche anderen Leute, nehmt das aus eurem Wahlbudget raus, und dann können wir das hier instandsetzen. Dann haben die Leute eine vernünftige Wohnung, ein Zuhause, dann haben wir mal wieder ein Problem gelöst. Mit einem Knüppel löst man kein Problem". Beifall und "Richtig"-Rufe.

0:26:25

Redner neben vermummten Jugendlichen (halbnah). Aus dem Off: "Wer hat denn die Polizei hierher geschickt?..."Das ist doch die Parole die aus Lichtenberg kam, die Straße wird geräumt...Völlig richtig, warum denn erst mal räumen? Wer ist denn in der Lage sowas überhaupt instand zu setzen?...Wer ist denn zuständig dafür? Überhaupt keiner...Das ist doch nicht die Lösung...Wer hat denn diese Lösung herauf beschworen, wer?...Das weiß ich nicht...Ach so, det ist Ihre viel gepriesene Demokratie, die hat det hier rauf beschworen. Hätten sie die Leute hier in Ruhe gelassen, hätten sie gesagt, gut, sie sollen mal machen, dann wär dieses Ding hier nicht passiert...Ich glaube das du auch zu denen gehört, wenn sie vor 3 Jahren die Szenen aus Kreuzberg gesehen haben (Schwenk zum Redner) so reagiert hättest du nicht wenn du das gesehen hättest, siehste, und heute machst du es genau umgekehrt, weil nämlich...Det glaub ich nicht, denn ich glaube noch ein bisschen Realist zu sein". Schwenk vom Redner über Aljoscha Rompe zum vorherigen Redner (halbnah) und weiter im Off dazu: "Det ist genau das gleiche Ding wie in Kreuzberg oder wie in der Hamburger Hafenstraße, genau die gleiche Prozedur. Da werden viele Probleme gebündelt und plötzlich als Sozialproblem hingestellt, und ihr Politiker seid Schuld"...Natürlich sind die Politiker Schuld, die machen doch die Politik für das Ganze...Die Politiker sind Schuld ist das Einfachste, das haben wir vor 15 Jahren auch gesagt, die sind Schuld, so einfach ist das, immer nur die Politiker. Das wir selber die Politik mit zu verantworten haben, das habt ihr nicht eingesehen...welcher Politiker will die denn anhören wenn die so aussehen wie der da aussieht?". Umschnitt

0:28:25

Schwenk zu einem anderen Bürger (halbnah) (O-Ton) "...wenn die so auftauchen so wie sie jetzt da stehen dann ist sofort die Polizei da, weil sie mit Gewalt rechnen...Und warum muß Gewalt sein?...Dann sollen die Scheiß Bullen weg bleiben...Das ist doch kein friedlichen Demonstrieren hier...Lass doch die Leuten in diesem Haus, gebt ihnen das Geld damit die Leute das finanzieren können...Wer? Wer? Nehm das ganze Geld von der Wahlpropaganda dann können wir dat hier wer weiß wie schön aufbauen...Und wo sind die Gelder von den alten Stasi-Halunken, wo sind die?...Momentchen mal, und wo sind die Gelder von den anderen Altparteien? Von der CDU, von der LDPD, wo sind die?...Du bist ein Stasi...Wat bin ik, du hast doch einen an der Semmel, Junge. Jetzt kommt bei dir eine noch größere Demokratie raus. Die alte CDU hat auch Millionen und Milliarden gescheffelt, die LDPD hat Millionen und Milliarden gescheffelt, bloß da haben wir auf einmal ganz schnell fusioniert und auf einmal fallen wir über die PDS her, teilweise mit Recht, ja, nix Stasi, das kannst du auch wieder stecken lassen, det Ding, die wurden nämlich aus anderen Säckel bezahlt. Mein lieber Freund, du kannst nicht richtig denken, stelle ich schon wieder fest, und wenn du da noch einmal das Wort Demokratie in den Mund nimmst, dann behaupte ich auch glatt das du nicht einmal die Übersetzung kennst". Lachen im Umfeld des Redners (halbnah) (O-Ton). Umschnitt

0:29:45

Jugendliche werden aus dem Off befragt: "Ward ihr auch dabei gestern? Wisst ihr was hier passiert ist"? Jugendliche (halbnah) (O-Ton) "Ne, wir waren nicht dabei, wissen aber was passiert ist, klar. Also die haben hier angefangen, die Bullen, hat jedenfalls eine Frau da vorne gesagt, dann wollten sich die Radikalen schützen. Also ik find das ne Schweinerei mit der Polizeiaktion. Die haben schon recht damit das sie die Häuser besetzen, weil es ja sonst nicht sowas gibt, sowat billiges, wo sollen sie dann hin? Ist doch die einzige Möglichkeit hier. Und nicht richtig finde ich das sie, wenn die Leute ihre Meinungen sagen von den Radikalen hier, das sie dann auch geschlagen werden". Frage aus dem Off: "Und wollt ihr auch in so einem Haus wohnen"? Jugendliche "Nee, wir haben eine Vierraumwohnung und leben eigentlich nicht schlecht. Meine Mutter wurde von einem Wasserstrahl erwischt, und sie meinte er wäre eine Schweinerei und die Bullen sollten wieder nach Hause gehen". Umschnitt

0:31:25

Blick auf ein Geschäft mit Schildern "Waffen Shop + Service. Inhaber Bernd Bernd Brezina, Büchsenmachermeister" (halbtotal). Inhaber und Mitarbeiter entfernen die Scherben der eingeschlagenen Schaufenster (halbtotal) (O-Ton). Bernd Brezina (halbnah) (O-Ton) "Wissen Sie, das war mal mein Laden gewesen. Ik hab ein viertel Jahr Ende, es kommt keiner mehr her, hier kommt keiner mehr her, Ende. Aber die wollen alle ihre Rente haben, komisch. Ich hab keinem etwas getan, toll". Mitarbeiter befreien den Fenster- und Eingangsbereich von Glasscherben (halbtotal). Brezina (halbnah) (O-Ton) "Wissen Sie, 32 Jahre DDR haben wir überlebt, aber 8 oder 9 Monate Sozialismus, quatsch, Kapitalismus haben wir nicht überstanden weil unsere Polizei nicht in der Lage ist euch was zu retten. Dreimal angelaufen und nichts geschafft...". Umschnitt

0:32:40

MITTWOCH. Blick auf Mannschaftswagen und Wasserwerfer der Polizei auf der Straße (halbtotal).Schrifteinblendung "Mainzer Straße, Mittwoch nach der Dämmerung". Schwenk über die Polizeiwagen auf der Mainzer Straße (halbtotal). Blick über die Mainzer Straße, am Horizont das "Frankfurter Tor" auf der "Karl-Marx-Allee" (halbtotal). Schwenk über diskutierende Bürger auf der Straße und Polizisten neben ihren Mannschaftswagen (halbtotal). Polizeihubschrauber kreist über der Mainzer Straße (halbtotal). Passant neben einem Polizeiwagen (halbnah) (O-Ton) "Wahlkampf wa, Wahlkampf". Frage aus dem Off: "Und den Polizeieinsatz, wie siehst Du das im Verhältnis zum Gesetze"? Passant "Ich glaube die würden auch die Atombombe einsetzen, es geht ums Prinzip. Bisher hielt sich ja hartnäckig das Gerücht das die DDR-Bevölkerung demokratisch beschlossen hat der Bundesrepublik beizutreten, aber jetze sieht es doch sehr nach Besetzung aus. Es ist ja nicht nur das unsere Straße abgesperrt wird, das ist ein ganzes Viertel, und so das da eben keiner langgehen darf, außer er zeigt seinen Ausweis und kann nachweisen das er da wirklich gemeldet ist". Frage aus dem Off: "Und Du bist einfach mal vorbei gekommen um zu gucken oder wohnst Du hier"? Passant "Ja, ich wollte heute Morgen zu Castroper Straße fahren und da kam ich schon mal nicht durch, und dann habe ich geguckt und kam auch nicht durch, und...das Nachrichtenverhältnis, es kamen 1.000 Polizisten, es geht da um die Häuser in der Straße die noch am Montag ihnen zugesichert wurde das sie nicht geräumt werden sollten. Jetzt hat sich ja erwiesen das Recht, das sie eine vertragliche Basis haben wollen, in dem Sinn das sie eben nicht geräumt werden, jetzt wurden sie geräumt. Das ganze ist Wahlkampf". Umschnitt

0:34:50

Blick auf Passanten, Bewohner, Demonstranten und Hausbesetzer vor einem Wasserwerfer in der Mainzer Straße (halbtotal). Mainzer Straße voller Pflastersteine vor den besetzten Häusern mit Transparenten an den Hausfassaden (halbtotal). Polizisten patrouillieren vor den besetzten Häusern (halbtotal). Schwenk über die einrückenden Polizisten mit Helmen, Schutzschildern und Schlagstöcken (halbtotal). Passanten vor einem Haus (halbnah) (O-Ton) "Ich finde das ganz schlecht jetzt was hier praktiziert wurde". Frage aus dem Off: "Also nach dieser Geschichte hältst Du von den Hausbesetzern gar nichts mehr, oder"? Passant "Ich habe vorher schon nicht viel von denen gehalten weil diese Leute sowieso keine Werte achten, keine Arbeit achten, und von solchen Leuten halte ich nichts". Frage aus dem Off: "Aber sie sagen doch das sie solche Häuser Instandbesetzen". Passant "Das kann man so und so sehen, Dilettantismus kann man auch mit Instandbesetzung umschreiben". Umschnitt

0:34:15

Vorübergehend Festgenommener aus Kalifornien hinter einem Hausgitter in der Mainzer Straße (halbnah) wird in englischer Sprache interviewt (O-Ton) "Wie lange hält man euch schon hier fest"? Kalifornier "So ungefähr drei Stunden". Kameramann im Off: "Wir dürfen auch nicht näher rangehen ohne zu fragen". Reporter "Fehlt euch Wasser"? Kalifornier "Nein, nein, die haben mir das Bier weg genommen, ha, ha". Reporter "Warum werdet ihr hier festgehalten"? Kalifornier "Ich bin nicht ganz sicher, wir wurden verhaftet, ich weiß nicht warum. Wir saßen hier oben in der Küche, ungefähr 16 Leute, aßen Brot mit Butter und die Polizei stürzt herein und sagt, guten Morgen, ihr seid verhaftet". Mitgefangene hinter dem Gitter bestätigen das mit Jubel (halbnah) (O-Ton). Reporter "Habt ihr ihnen etwas gesagt"? Kalifornier "So ein Quatsch, was sollen wir getan haben, guck mich doch an". Reporter "Wir haben von der Polizei gehört das Sie, die Besetzer, die Polizei attackiert haben, ist das wahr"? Kalifornier "Nein, die haben uns angegriffen...dann 3 Häuser zu räumen und die Leute rausgeschmissen, aber es ist November und kalt, diese Leute brauchen einen Platz zum schlafen. Wenn die Polizei uns angreift müssen wir uns auch verteidigen dürfen". Rückwärtszoom vom Verhafteten hinter Gitter auf den Reporter (halbnah) (O-Ton) "Was habt ihr denn getan um euch zu verteidigen? Gut, Du kannst nicht antworten, aber der Anblick spricht für sich. Leute machen sich echt stark um die Häuser behalten zu können. Es ist eine schöne Unordnung auf der Straße, es sieht aus als wenn eine Menge Steine geworfen wurden, ist das wahr? Ich bin nicht ganz sicher..Hat man euch gesagt wie lange ihr hinter diesen Gittern bleiben sollt"? Kalifornier "Nein, die haben gesagt ich dürfe das Land nicht verlassen". Reporter "Woher bist Du denn"? "Ich bin aus Kalifornien". "Warum bist Du denn hier"? Kalifornier "Warum ich hier bin? Ich bin als Tourist hier". Schrifteinblendungen: Ein Film von Grisu, Aljoscha, M.M.M. Vielen Dank für die Unterstützung von "Die 5 TV"

0:38:46 ENDE

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