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Schlangenfarm in Ost-Berlin

47:13 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990

Film-/Videoformat
Betacam SP

Kurzinhalt (Deutsch)

Aufnahmen von der Schlangenfarm in Woltersdorf sowie Interview mit Giftschlangenfarmer Horst Gettel, der sich u. a. zu seiner Arbeit, zu Schlangengift und zur Gefährlichkeit von Schlangenbissen äußert.

Filmstab

Kamera
  • Flohr
Redaktion
  • Johannes Eglau
Person, primär
  • Horst Gettel

Langinhalt

C1/0903:

 

Schlangenfarm in Woltersdorf, innen:

Horst Gettel (Giftschlangenfarmer) OH bindet sich Arm ab; Schild im HG mit Schriftzug "Vorsicht! Lebensgefahr- Giftschlangen- Eintritt poliz. Verboten";

Stauriemen wird angelegt nah;

Mitarbeiterin der Schlangenfarm öffnet Terrarium- Tür (2x); Frau hebt mit Eisenhaken Schlange (Sandviper) aus dem Terrarium;

Frau legt Schlange auf dem Tisch ab;

Gettel setzt sich an Tisch; Gettel schiebt mit kleinem Bambusstock Schlange zurecht; Frau assistiert;

Frau hält Ende der Schlange, Gettel hält Schlangenkopf über Glasbehälter;

Schlangenfarmer Gettel drückt Kopf der Sandviper auf Glasrand; Zoom auf Giftzähne der Schlange am Glasrand; Schlange wird gemolken nah;

Schlangenkopf zwischen Fingern nah;

Mann steht mit Schlange vom Tisch auf; Gettel bringt Schlange ins Terrarium, zieht Hände schnell weg;

Frau schließt Terrarium- Tür;

 

Frau holt mit Eisenhaken weitere Schlange aus Terrarium heraus;

Frau legt Schlange auf dem Tisch ab;

Schlangenfarmer Gettel setzt sich an Tisch; Mann schiebt mit kleinem Bambusstock Schlange zurecht; Frau assistiert;

Zoom auf Schlangenkopf; Gettel setzt das Maul der Schlange an Glasgefäß; Schlange wird gemolken nah;

Schlange mit aufgerissenem Maul nah; Finger setzen Maul der Schlange an Glasgefäß nah; Finger drückt den Kopf nah;

Mann steht mit Schlange vom Tisch auf; Mann bringt Schlange ins Terrarium, zieht Hände schnell weg;

Mann bringt Schlange ins Terrarium;

 

Giftschrank und Mikroskop; Mann holt diverse Utensilien aus Giftschrank heraus;

Ausschnitt Giftschrank;

Schild GA mit Schriftzug "Vorsicht! Lebensgefahr- Giftschlangen- Eintritt poliz. Verboten";

 

Gettel und Frau stehen vor Terrarium; Gettel legt sich Boa um den Hals, verschiedene Einstellungen;

Mann OH mit Schlange um Hals; Mann untersucht Schlange;

Interview mit Giftschlangenfarmer Horst Gettel:

 

Schlangenfarmer Gettel OT zum Gefühl, eine Boa um den Hals zu haben: "...ein ganz herrliches Gefühl/ so etwas Elegantes wie eine Schlange gibt es eigentlich nie wieder/ elegante Bewegungen/ entgegen der landläufigen Meinung ist eine Schlange nicht kalt oder glitschig, sondern warm und trocken/ Schlange kann allerdings keine eigene Wärme erzeugen, sie nimmt nur die Wärme ihrer Umgebung auf...";

 

 

Schlangenfarmer Gettel OT zu seinem Beruf: "Beruf wie jeder andere auch/ man muss allerdings lange in diesem Beruf arbeiten, um mit den Schlangen korrekt und sauber umzugehen/ ansonsten weder für Draufgänger noch für Risikofreudige...";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Dienstzeit: "40 Jahre!";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, ob er nie Angst gehabt habe: "Doch/ Angst hat man immer/ zumindest nach jedem Schlangenbiss, wenn man dann nach dem Krankenhausaufenthalt die erste Schlange entgiftet/ dann Angstschweiß/ gibt sich dann bei den nächsten 3-4 Tieren.";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, wie oft er gebissen worden ist: "16 Mal/ hört sich sensationell an, aber vor 10 Jahren habe ich meine eine millionste Schlange entgiftet und zu der Zeit waren es 14 Bisse, wenn sie das prozentual umrechnen...";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Anzahl der Kollegen: "Als ich 1949 angefangen habe, hatte ich noch fünf Kollegen/ nun bin ich der Einzige/ auch kein Wunder, war zu der Zeit auch der Jüngste/ zwei sind tot gebissen worden/ einer ist nach dem Biss etwas geistig behindert und zwei sind normal gestorben...";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zum Kollegen/ geistige Behinderung: "Er hat ein grundlegendes Gesetz als Giftschlangenfarmer außer Acht gelassen/ nie alleine mit Schlangen arbeiten/ hat es trotzdem gemacht/ hatte Schlangenfarm im Keller/ ist gebissen worden und bewusstlos gewesen/ als er wieder zu sich kam, haben - weil der Schlangenkasten offen stand- sämtliche Schlangen den Kasten verlassen und hatten sich auf der wärmsten Stelle des Kellerbodens- und das war sein Körper- breit gemacht/ musste sich fast eine Viertelstunde sich millimeterweise vom Boden erheben, ohne die Schlange zu reizen/ hat ihn geistig so mitgenommen, dass er seitdem keine Schlange oder schlangenähnliches mehr sehen konnte/ dann dreht er durch.";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, ob er Angst habe, dass ihm auch so etwas passieren könnte: "Unter gewissen Umständen schon/ diese Situation hatte ich noch nicht gehabt.";

 

Gettel OT zur Angst: "Angst darf man als Schlangenfarmer auf die Dauer nicht haben, dann kann man seinen Beruf aufgeben/ man muss Respekt vor den Tieren haben/ man darf keine Giftschlange verniedlichen/ man muss sich der Gefahr bewusst sein/ die ganzen Bisse, die ich mir eingehandelt habe, da kann ich sagen, die Schlange hat keine Schuld gehabt/ erstens ist es ihr gutes Recht zu beißen und zweitens hätten sämtliche Bisse vermieden werden können/ nur eigenes Verschulden durch Nachlässigkeit/ mangelnde Konzentrationsfähigkeit/ zu schnell zugegriffen ohne sich die Schlange vorher anzugucken...";

 

Mann OT zum Schlangenbiss/ Alarmplan: "Haben einen genau festgelegten Alarmplan/ Feuerwehr wird alarmiert/ ist schneller als das Rote Kreuz/ wenn ich mit den Tieren arbeite, dann habe ich einen Stauriemen um den Arm rum/ Stauriemen wird dann festgezogen/ spätestens 3-4 Minuten nach dem Anruf ist die Feuerwehr in der Farm/ in der Zeit habe ich mit Chlorethyl die Bisswunde vereist und mit einem Skalpell geöffnet/ ich spritze mir das erste Serum und dann ist die Feuerwehr schon da/ die hat schon das Krankenhaus informiert/ da geht der Alarmplan weiter...";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, wie viel Schlangen er für ein Gramm Gift benötigt: "Kommt auf Schlangenart an/ Größe der Schlangen/ von der deutschen Kreuzotter brauche ich ungefähr 200-250 Tiere für ein Gramm/ von den Sandvipern brauche ich 40-50 Tiere für ein Gramm/ von einer großen Klapperschlange brauche ich nur zwei Stück für ein Gramm.";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, wohin die Gifte gehen: "Ein Teil der Gifte wird bei uns in der Republik selbst verarbeitet für das Rheumamittel Vipratox/ anderen Gifte gehen in den Export/ Holland und Bundesrepublik.../ von meiner Sorte gibt es 12 Mann in Europa.";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, ob sich die Schlangenfarmer gelegentlich zum Austausch treffen: "Ich hoffe, dass es jetzt nach der Wende möglich ist...";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, wie sein Umfeld auf seinen Beruf reagiert: "Wenn sie es das erste Mal sehen, dann kommt immer ein Igitt und wenn sie dann eine halbe Stunde in der Farm waren, dann muss ich schon drängeln, um sie raus zu kriegen/ weil sie dann die Schlangen mit ganz anderen Augen sehen/ Schlange ist immer etwas Böses/ und welcher Mensch hat schon engen Kontakt zu Schlangen?/ wenn sie dann mal bei mir sind und Schlangen anfassen können...";

 

Schlangenfarmer OT zu seiner anfänglichen Meinung: "Ich hatte mich schon als Kind sehr für Reptilien interessiert/ mit Schlange hatte ich damals aber noch nichts zu tun/ ich hatte aber eigentlich keine Aversion gegen Schlangen/ trotz der 16 Bisse noch nicht eingestellt.";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, wie er zu dem Beruf gekommen sei: "Habe außer Schlangenfarmer auch mal einen vernünftigen Beruf früher gelernt/ Industriedrogist/ habe Schlangengift verarbeitet/ zu der Zeit gab es die anderen fünf Giftschlangenfarmer in der Republik/ hatten oft nicht genügend Schlangengift/ habe dann Entschluss gefasst, mir eine Schlangenfarm einzurichten/ habe sofort das Gewerbe gekriegt/ bin im ersten Jahr acht Mal gebissen worden und nach acht Schlangenbissen wusste ich dann, wie man mit Giftschlangen umgeht.";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, wie man den Umgang lernt: "Autodidaktisch/ wenn es gut geht, dann merkt man es sich/ wenn es schief geht, dann streicht man das ganz schnell.";

 

Schlangenfarmer OT zum ersten Biss: "Sehr schmerzhaft/ Kreuzotterbisse sind sehr schmerzhaft/ Liebe zu den Tieren hat die Schmerzen überwunden.";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, ob sein Sohn auch in die Schlangenfarm einsteigen wird: "Ja, wollte gleich nach der Schulzeit einsteigen/ soll aber erst einen vernünftigen Beruf erlernen.../ er ist mit Schlangen groß geworden...";

 

Schlangenfarmer OT zur Faszination der Schlangen: "Diese schönen Farben und eleganten Bewegungen/ Ruhe, die sie ausstrahlen.";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, ob viele Menschen bei ihm Schlangen kaufen: "Ja/ hier werden im Jahr ungefähr 350 Babies geboren/ wurden in den letzten Jahren exportiert/ durfte die Babies nicht in die Republik liefern/ musste exportieren und dem Außenhandel anbieten/ wegen der Devisen/ Devisen habe aber ich nicht bekommen, sondern der Außenhandel/ ich habe den Inlandspreis bekommen/ Preis kommt auf das Tier drauf an/ Einzelhandelspreis von einem Boa-Baby liegt bei ungefähr 270 Mark/ Python zwischen 500-600 Mark.";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, warum die Boa ihn nicht würgt (Schlange liegt immer noch um den Hals): "Weil sie sich nicht bedroht fühlt/ schwer zu sagen, wann sich eine Schlange bedroht fühlt/ sie ist jetzt neugierig/ wittert was los ist.../ erst beißen sie und dann würgen sie...";

 

Schlange nah; fauchende Schlange; Schlangenkopf nah (Boa);

Horst Gettel OH mit Boa um Hals

 

 

C1/0904:

 

Schlangenfarm in Woltersdorf, innen:

Schlangenfarmer Horst Gettel OH mit Schlangenhaut;

Gettel OT: "Das ist die Haut einer Boa Constrictor/ häuten sich alle Vierteljahre/ selbst die Augen häuten sich mit...";

Mann legt Schlangenhaut zusammen;

 

Schlangen im Terrarium; Tür wird geöffnet; Eisenhaken schiebt Schlangen zusammen;

Zoom auf Schlangen; Schlange schlängelt über andere Schlangen rüber; Vipernkopf nah;

 

Terrarien halbtotal;

Boaköpfe nah; Boa züngelt; Schlangen liegen dicht beieinander; Schlangenkopf seitlich;

 

Schlange kriecht aus Terrarium, verschiedene Einstellungen; Schlange im Terrarium, verschiedene Einstellungen;

 

Blick durch Terrarium-Fenster auf Schlangen; Blick in diverse Terrarien;

Boa an Scheibe;

Boa stupst an Glühlampe; Boa nah; Schlangenhaut nah;

Boa an Scheibe nah; Boa an Glühlampe; zusammengerollte Schlange; Schlangenkopf nah;

Schlangenköpfe nah;

Schlange im Terrarium T;

Ausschnitt Schlangenkörper, verschiedene Einstellungen; Muster und Färbung nah;

 

Ausschnitt Schlange mit abgestreifter Haut nah;

 

Blick von oben auf Mikroskop, Giftschrank und Telefon;

Mann am Mikroskop; Zoom auf Objektive; Mann bedient Mikroskop nah;

 

Röhrchen Gift und Glasbehälter mit Schlangenzähnen auf Tisch;

Hand hält Glasbehälter mit Schlangenzähnen verschiedener Arten; Schlangenfarmer gibt Erklärungen zu den verschiedenen Zähnen;

Hand nah hält Röhrchen Gift;

Schlangenfarmer OT zum Gift (NiB): "Hier habe ich ihnen 2 Gramm Gift der Sandviper- Vipera ammodytes- mitgebracht/ Gift von ca. 80-90 Tieren/ wird hauptsächlich bei uns in der DDR zur Erzeugung einer Rheumasalbe gebraucht- Vipratox- aus diesen 2 Gramm Schlangengift werden zwei Tonnen Vipratox hergestellt...";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, was passieren würde, wenn man das Gift schlucken würde: "Wenn ich das Gift mit physiologischer Kochsalzlösung auflösen und ich würde es ihnen mit einer Gummisonde in den Magen transportieren, dann würde gar nichts passieren/ wenn sie es so schlucken würden, wird es durch die Schleimhäute aufgenommen werden/ sehr unangenehm/ höchste Wirksamkeit des Giftes entfaltet sich, wenn es durch die Blutbahn geht.";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Frage, ob er schon mal im Lebensgefahr aufgrund eines Bisses gewesen sei (2x): "Ja/ war mein 13. Schlangenbiss/ hat mich eine Schlange in ein Gefäss gebissen (zeigt auf Finger)/ ehe ich den Stauriemen am Arm zuziehen konnte, war das Gift schon im Kreislauf/ 45 sec. nach dem Biss war ich schon bewusstlos/ als die Feuerwehr 11 Minuten später mit mir im Krankenhaus einrückte, da war ich schon zwei Minuten klinisch tot/ Einsatz von Elektroschocks.";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, ob er den Beruf schon einmal aufgeben wollte: "Doch/ meistens nach jedem Schlangenbiss/ aber nur in den ersten Tagen und dann hat sich der Schreck schon wieder gegeben.";

 

Schlangenfarmer OT zur Überwindung von Schlangenbissen: "Schlangenbiss als solcher ist spätestens in 14 Tagen bis drei Wochen überwunden/ Arbeitsunfähigkeit habe ich dann zwischen drei und sechs Monate, weil anschließend der Arm taub ist/ ehe ich nicht das feine Gefühl in den Fingern habe, um die Giftdrüsen zu ertasten, kann ich keine Schlangen entgiften...";

 

Schlangenfarmer Gettel OT zur Zukunft/ Bedarf: "Bedarf wird in der Zukunft noch da sein/ Schlangen sind die Schwierigkeit/ durch das Washingtoner Artenschutzabkommens dürfen keine Wildfänge mehr gefangen und verkauft werden/ sind jetzt nur noch auf Nachzuchten angewiesen, da liegt die große Schwierigkeit drin.";

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, wie lange er den Beruf noch ausüben möchte: "Die Lebenserwartung eines Giftschlangenfarmers habe ich bei weitem übererfüllt/ mit meinen 40 Dienstjahren bin ich der Rangälteste in der Welt/ nehme an, dass mein Sohn in den nächsten Jahren in das Geschäft einsteigen wird...";

 

Schlangenfarmer OT zum Fazit: "Es war ein schönes und erlebnisreiches Leben/ kann sagen, dass mein Hobby gleichzeitig mein Beruf ist/ sehr schön/ Liebe zu den Schlangen wird bleiben...";

 

Schlangenfarmer OT zu seiner Lieblingsschlange; Schlangenfarmer OT zu Auftritten mit der Schlange;

 

Schlangenfarmer OT zur Frage, ob schon mal eine Schlange ausgebüxt sei: "Kommt öfter mal vor/ außerhalb der Farm darf keine Schlange heraus kommen/ ist auch noch nicht passiert/ dann habe ich den Staatsanwalt auf dem Hals/ in der Farm passiert das öfter mal/ dann geht das muntere Schlangensuchen los..."

 

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