Selbstmörder Dalk
30:06 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1992
- Film-/Videoformat
- Betacam SP
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieses Material beschäftigt sich mit dem Tod des Kommunalpolitikers Detlef Dalk, der am 4. März 1992 scheinbar aus Verzweiflung über den Verlauf des Vereinigungsprozesses Selbstmord begangen hatte. Es werden Aufnahmen von Dalks Haus und Grundstück in Zepernick bei Bernau gezeigt sowie ein Interview mit seinem Bruder und eine Umfrage zu Dalks Freitod.
Filmstab
- Kamera
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- Uwe Frenzel
- Redaktion
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- Ottmar Beul
- Person, primär
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- Leo Rink
- Wolfgang Dalk
- Person, sekundär
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- Detlef Dalk
Langinhalt
C1/2224:
Kiosk in Bernau, innen: diverse Leute im Zeitungsladen; Titelseite der BZ mit Foto von Dalk und Schlagzeile "Erhängt- Wessi wollte sein Haus"; Aufwärtsschwenk auf Verkäufer;
Umfrage zu Dalks Umfrage;
Mann OT: "Quatsch, was er gemacht hat/ sein ganzes Leben lang hat er mit dem Sport zugebracht/ war jeden Tag auf der Straße, um bei Gesundheit zu bleiben/ jetzt hat er sich aufgrund des Problems, das aufgetreten ist mit der Rückgabe eines der Grundstücke.../ hier sind schon einige Rückforderungen gestellt worden/ gar nicht mal so wenig/ das sich die Leute, die hier 20 Jahre lang Heim und Boden geschaffen haben, dass die nun verärgert sind/ konnte ja keiner ahnen, dass die Wende eintritt und das als Rückforderung mal wieder geltend gemacht werden kann...";
Mann OT zu Dalk: "Kannte ihn/ sehr eigenartig in seinem Charakter/ hatte mehrere Leidenschaften/ war Laiendarsteller, war künstlerisch sehr begabt gewesen/ für Schüler hat er sich sehr engagiert/ auch für Sport/ was er gemacht hat ist nicht in Ordnung/ ist keine Lösung sich eine Strippe um den Hals hängen und sich der Öffentlichkeit zur Schau stelle/ angeblich wollte er damit ein Zeichen setzen...";
Kunde OH;
Frau OT: "Schrecklich ist so etwas/ worum es da im Großen und Ganzen geht konnte ich ja nun leider auch noch nicht feststellen.";
Frau OT, ob sie glaube, dass seine Betroffenheit wegen der Rückübereignungsansprüchen der wahre Grund für den Selbstmord sei: "Bin auch betroffen/ mir geht es genauso/ schrecklich/ habe Standpunkt, wenn einer kommt, dann gehe ich nicht runter, da steckt 20 Jahre Arbeit drin/ würde aber nicht soweit gehen, dass ich mir das Leben nehmen würde/ Wahnsinn was der Mann gemacht hat/ der hat ja seine ganze Familie in das Unglück gestürzt...";
Kunden kaufen ein; Zoom auf Mann (Leo Rink);
Leo Rink OT zu Dalks Selbstmord: "Wenn man etwas verändern will, dann kann man sich nicht das Leben nehmen, dann muss man mit anpacken/ eigentlich hat er ja angepackt/ in der Gemeindevertretung hat er ja immer dafür gesprochen, doch dann muss ich zuschlagen/ laufen Unterschriftensammlungen und alles.";
Leo Rink OT zur Frage, wie viele in der Gemeinde Zepernick von den Rückübereignungsansprüchen betroffen sind: "Reichlich und wenn die Westler kommen, die führen sich ja auch auf, als ob sie den Krieg gewonnen hätten/ traurig ist das/ irgendwie denke ich, die wollen uns vorführen...";
Leo Rink OT zur Frage, ob er Herrn Dalk gekannt habe: "Ja ist genauso wie ich Abgeordneter im Gemeinderat/ habe ihn geschätzt, obwohl wir verschiedener Meinung sind/ ich SPD und er Bündnis 90/ normalerweise gehören wir ja fast so ein bisschen zusammen....";
Leo Rink OT zur Frage, ob viele Leute aus dem Ort beim Marsch auf Bonn teilnehmen werden: "Ja nehme ich an/ vielleicht jetzt erst recht.";
Leo Rink OT zur Frage, wann er Herrn Dalk das letzte Mal gesehen habe: "Den Herrn Dalk habe ich das letzte Mal gesehen auf der Gemeindevertretersitzung/ am 17. Februar glaube ich/ da hat er mir noch eine Unterschriftensammlung gegeben/ jeder sollte unterschreiben/ war guter Zuspruch/ obwohl ich ihm das immer noch ankreide, dass er gegen den Bürgermeister gestimmt hat/ war eigentlich nicht in seinem Sinne/ wurde wahrscheinlich dazu gezwungen...",
diverse Innenaufnahmen vom Kiosk; Kunden diskutieren miteinander;
Bernau-Zepernick, Regen: Kirchtürme hinter Gebäude; Aufzieher auf Bürgersteig/Straße; Frau auf Fahrrad fährt heran; diverse Personen gehen heran; diverse Aufnahmen von den Kirchtürmen im HG und vom Bürgersteig;
Titelbild von Detlef Dalk in Zeitung GA
C1/2225:
Klingelanlage mit Klingelschild hinter Zaun mit Schriftzug "Dr. Detlef Dalk"; Zoom auf Klingelschild; Klingelschild GA; Haus von Dalk T; Bruder von Dalk OH, steht vor Haus; Aufzieher auf Leute vor dem Haus;
Interview mit Herrn Wolfgang Dalk (Bruder);
Wolfgang Dalk (Bruder) OT zur Frage, ob der Selbstmord vorauszusehen war: "Nein, überhaupt nicht/ auch in seinem letzten Brief den er an mich geschickt hat- der ist nur zwei Tage her- war von einer solchen Tat nicht die Rede/ ganz im Gegenteil/ war voller Aktivität in Bezug auf jene Aktion, die Mitte März in Bonn starten soll/ hoffte sehr viele für den Marsch nach Bonn zu gewinnen/ gerade von denen, die hier in Zepernick u. a. von diesen Maßnahmen betroffen sein werden/ in positiver oder negativer Hinsicht, je nachdem wie das Urteil ausfällt/ er ist davon ausgegangen, dass durch seine Aktivität durchaus die Möglichkeit existiert auf die politische Willensbildung Einfluss zu nehmen, vielleicht sogar auf die politische Entscheidung.";
Wolfgang Dalk (Bruder) OT zur Frage, ob er andere persönliche Motive für den Freitod ausschließen könne: "Kann ich ausschließen, weil er gesunden Geistes und willentlich die Entscheidung gefällt hat, wobei ich selber darüber nachdenke, wie es dazu kommen konnte/ meine, dass er, der als Macher und als Zugmaschine gearbeitet hat, sich das Leid der anderen so oft hat anhören musste, mit ihren Geschichten hat leben müssen, dass irgendwann die Kraft nicht mehr ausgereicht hat, anzunehmen, dass durch sein Tun tatsächlich etwas bewirkt werden kann/ so hat er angenommen, dass dieser Freitod ein Zeichen sei andere, die jetzt noch inaktiv sind, zu bewegen.";
Wolfgang Dalk OT: "Er als politisch engagierter Mensch war ja nicht nur seit der Wende in Aktion/ sein ganzes Wirken auch davor darauf gerichtet war, dass er seine Ideale, von denen er ausging, selbst mit realisieren muss/ er nicht darauf warten kann, dass etwas auf ihn zukommt und er selber etwas tun muss/ er merkte, dass seine Mitgliedschaft in der Nationaldemokratischen Partei in der DDR nicht ausreicht gegen diesen SED- Staat anzugehen und war dann der Auffassung, dass die Wende eine politische Plattform ihm geben würde, die ausreicht, um sich einbringen zu können/ in diesem Zusammenhang hat er mehr Abweisung erfahren als Zuspruch/ von hier sehe ich eher die Tragik seines ganzen Lebens/ Hoffnung, dass nach der Wende er sich einbringen kann, hat sich nicht erfüllt/ musste nach einem Mittel schauen, das den Punkt setzt/ ist nur zu begreifen, wenn man diesen ganzen Hintergrund kennt/ sonst muss man, wie sie, mutmaßen das da noch ganz andere Dinge dahinter stecken.";
Wolfgang Dalk OT zur Frage, ob seine persönliche Lage (Eigentum des Hauses) Ursache gewesen ist: "Glaube das dieser Fakt nur ein Punkt unter vielen war/ er hat dazu beigetragen und es passiert jetzt gerade, dass in den Zeitungen dieser Punkt besonders in den Vordergrund gerückt wird/ ist aus der Problemsicht und für das Treffen, dass in Bonn stattfindet durchaus verständlich, aber ich halte es für einen Fehler, wenn davon ausgegangen wird, dass er, weil er annahm, dass sein Haus wieder zurückgegeben wird, sich nun das Leben nahm/ das ist nicht der Fakt, um den es geht/ nur Baustein dazu, dass er die ganze politische Situation nicht mehr ausgehalten hat...";
Wolfgang Dalk OT zu den Rückübereignungsansprüchen: "Ich weiß, dass gerade der Kreis Bernau von solchen Rückforderungen sehr betroffen ist/ die Aktion, die ja mein Bruder mit initiiert hat, stützt sich ja darauf, dass es nicht nur den Einzelfall Dalk gibt, sondern Tausende, die hier auf Grundstücken sitzen, wo sie nicht wissen, ob das, was sie einmal investiert haben zum Erhalt dieser Grundstücke und zum Erhalt des Hauses auf die Dauer für sie erhalten bleiben kann.";
Journalisten gehe zu Wolfgang Dalk;
Aufkleber am Trabant Deutschlandfahne mit Schriftzug "Schwerter zu Pflugscharen";
Haus von Dalk T mit parkenden Trabanten am Eingang; Aufkleber am Trabi "Schwerter zu Pflugscharen"; Aufzieher auf das Haus; Aufkleber am Trabi; Aufzieher auf das Haus;
verbogenes Geländer am Balkon angeschnitten (Todesstelle); Balkon T; Zoom auf verbogenes Geländer; Aufzieher auf Balkon;
Haus von der anderen Seite mit Balkon; Zoom auf verbogenes Balkongeländer; verschiedene Aufnahmen vom Balkon;
Gitterzaun GA; Schärfenwechsel, Blick durch Gitterzaun auf Balkon (verschiedene Einstellungen);
Hauseingang; Schwenk über Grundstück; Schwenk zur Eingangstür; angelehntes Fahrrad an Wand von Schuppen; Laterne mit Nummernschild "8" an Hauswand; Fenster; Schwenk auf weiteres Fenster; Gießkanne hinter Fensterscheibe; Froschperspektive Haus; junge Mädchen kommen aus dem Haus heraus; Trabant vor Eingang;
Blick auf Straße; Zoom auf Balkon von Dalks Haus; verschiedene Außenaufnahmen;
diverse Aufnahmen von der Umgebung (Straße und Häuser);
Umfrage zu Dalks Selbstmord;
Frau OT: "Ich habe das gar nicht gewusst/ meine Nachbarin hat mir das erzählt/ standen Autos, Polizei, musste wirklich ernsthaft was passiert sein.../ habe ihn nur vom Sehen gekannt/ wohne erst seit zwei Jahren und da kann ich mir so ein ganz großes Urteil n icht erlauben/ kenne ihn nur so vom Sehen/ war sehr sportlich/ irgendwas mit Politik...";
Frau OT zu Rückübereignungsansprüchen: "Gemeldet hat sich wohl auch schon Ende vorigen Jahres jemand/ wurde uns vom Rat der Gemeinde mitgeteilt/ weiter sind wir nicht informiert worden..../ er wird seinen Grund gehabt haben...";
Frau OT zur Angst vor Alteigentümer: "Ich habe in meine Wohnung auch schon viel investiert/ mein Bad erneuert/ Küche verkleidet etc./ da ist man doch schon ein bisschen skeptisch...";
Haus mit Vorgarten; Frau arbeitet im Vorgarten