Stasi-Zentrale Schalck-Golodkowski
23:55 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990
- Film-/Videoformat
- Betacam SP
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieses Material zeigt ein Interview mit Herrn Wiegand, der mit Stasi-Relikten, die das Bürgerkomitee zusammengetragen hat, eine Ausstellung organisiert, welche sich mit der Aufarbeitung der Geschichte der DDR beschäftigt. Das Interview wird im Gebäude des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) geführt. Wiegand geht u. a. auf folgende Themen ein: mögliche Verharmlosung der Staatssicherheit, Stasi-Kultur, Parallelen zur Nazi-Kunst, Unterstützung vom Innenministerium sowie Wirkung der Ausstellungsstücke. Zudem werden Aufnahmen von den verschiedenen Objekten gezeigt.
Filmstab
- Kamera
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- Wolf Kühne
- Redaktion
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- Büchel
- Person, primär
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- Wiegand
- Person, sekundär
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- Marc Elsner
Langinhalt
Interview mit Herrn Wiegand;
Wiegand OT zur Frage, was mit den Stasi-Relikten, die das Bürgerkomitee zusammengetragen hat, geschehen wird: "Idee entstanden hier eine Einrichtung aufzubauen, die das, was die Staatssicherheit an Kulturgegenständen, an Repräsentationsmitteln zusammengetragen hat zu bewahren/ Gedenkstätte einzurichten/ auch Aufarbeitung der Geschichte der DDR und der Geschichte der Staatssicherheit.";
Wiegand OT zur Frage, ob man von eigener Stasi-Kultur reden kann: "Glaube nicht/ Geschichte zu kurz/ allerdings bei näherem Betrachten dieser Dinge eine eigene ästhetische Auffassung zu Tage tritt.";
Wiegand OT zu Parallelen zur Nazi-Kunst: "Sicherlich/ sind wir einer Meinung/ ist für mich Grund, solche Dinge zu bewahren und zu präsentieren/ auch bewahrenswert in Hinblick auf eine ästhetische Schulung zukünftiger Generationen, als Nachweis das ist 'Agitationskunst'...";
Wiegand OT zur Frage, ob er die Ästhetik der Stasi und der Nazis gleichsetzen würde; Wiegand OT zum Gemütszustand /Einfluss der Staatssicherheit: "...würde aus der Sicht dieser Gegenstände nicht unbedingt auf den Gemütsstand der Mitarbeiter der Staatssicherheit schließen/ man kann da unter Umständen angenehme und auch unangenehme Überraschungen erleben/ zumindest ist es so, dass sich sehr viele mit diesen Dingen in ihren Büros und Repräsentationsräumen umgeben haben und dort auch persönliche Beziehungen dazu gefunden haben/ nur persönliche Beziehungen zu Gegenständen und die Qualität der künstlerischen Ausdrucksweise haben oft gar nichts miteinander zu tun/ was den Einfluss der Staatssicherheit auf den gesellschaftlichen Entwicklungsprozess der DDR anbetrifft und die Unterdrückung und flächendeckende Überwachung, wieso das geschehen konnte, hat was mit unserer Bereitschaft in Deutschland zu tun, sich auch unterdrücken zu lassen/ Bequemlichkeiten der Unterdrückung hinzugeben.";
Wiegand OT zu Kitsch und Spießertum/ eigentlich Gegensatz: "Kitsch hat für mich manchmal positive Bedeutung/ Ausdruck der Entfremdung/ verlieren einer Grundlage/ Überwachungsapparat ist dann möglich, wenn ein Volk sich selber zu kontrollieren nicht mehr in der Lage ist/ Funktionen delegiert/ überlassen eben vieles der Institution/ ob das nun Stasi ist oder Kirche war/ Entfremdungsprozess.";
Wiegand OT zur Frage, ob die Ausstellungsstücke nicht zu einer Verharmlosung der Staatssicherheit beitragen könnten: "Glaube nicht/ Erinnerung daran ist wach/ Erlebnisse mit der Staatssicherheit in der DDR sind meist negativ gewesen/ Diskussion über Wirken der Stasi/ Trauerarbeit.";
Wiegand OT zur Frage, ob es Unterstützung vom Innenministerium gibt: "Ministerium für Kultur in Absprache mit dem Ministerium des Innern
ist durch Ministerratsbeschluss in die Pflicht genommen, hier eine Einrichtung im Haus 1 in der Normannenstraße zu fördern/ sind momentan drei Mitarbeiter/ sind dabei grundlegenden Dinge zu klären/ ob wir in diesem Haus bleiben können steht für uns in Frage/ wie viele Mitarbeiter wir bekommen wissen wir auch nicht/ wie viel Geld wir zur Einrichtung dieser Gedenkstätte bekommen werden wissen wir auch nicht/ steht momentan alles in Frage/ alles sehr langsam/ Ministerien haben viele andere Dinge zu tun/ bei konstruktiver Zusammenarbeit hätte schon einiges geklärt sein können/ vermisse konstruktive Zusammenarbeit/ was Sicherung der Arbeitsplätze der Mitarbeiter hier anbetrifft/ Aufbaustab arbeitsfähig zu machen/ haben noch nicht mal Zugang zu allen Räumen, um Raumkonzeption auf die Beine zu stellen/ denken uns theoretisch was aus.";
Wiegand OT zu harmlosen Ausstellungsstücke/ absichtlicher Verzicht auf hochtechnische Dinge?: "Kenne die Technik der Staatssicherheit nicht aus dem Effeff/ kann nur Vermutungen anstellen/ haben es hier mit Dingen zu tun, die beim hochintensiven Überwachungsbereich keine besondere Rolle gespielt haben/ großer Teil hat das Ministerium des Innern/ haben nur die Dinge, die übrig geblieben worden waren.";
Herr Wiegand dreht Blatt in seinen Händen; Ausstellungsstücke nah, geballte Fäuste und Trompeterfiguren; diverse Stücke auf Sideboard; Statement Wiegand; Wiegand OT zu Verharmlosung Staatssicherheit; Wiegand OT zu den Ausstellungsstücken: "Geschenke/ Erinnerungsstücke/ Stücke können nicht die Staatssicherheit repräsentieren/ Dinge eröffnen bestimmte Perspektive auf politische Kultform.";
Wiegand OT zur Repräsentation von 'Schrecken' der Stasi: "Dieser Schrecken wird in keiner Ausstellung repräsentiert werden können/ werden wir kaum darstellen können.";
Aufnahmen von Ausstellungsstücken; Ruder; Foto im Bilderrahmen; diverse kleinere Objekte auf Sideboard; Helm der Nationalen Volksarmee (NVA); kleiner Panzer; Flugzeug aus Plexiglas; diverse Steinfiguren