Tag der offenen Tür in sowjetischer Kaserne
Regie: Johannes Eglau, 94:24 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990
- Film-/Videoformat
- Betacam SP
Kurzinhalt (Deutsch)
Tag der offenen Tür in sowjetischer Kaserne.
Filmstab
- Regie
-
- Johannes Eglau
- Kamera
-
- Wolf Kühne
- Ton
-
- Thomas Schmidt
Langinhalt
Teil 1/4
Ansprache in russischer Sprache und schlecht verständlicher Übersetzung auf Deutsch; immer wieder Schwenk ins Publikum; Vorstellung von verschiedenen Offizieren; Vorführung eines Militärfilms mit russ. Kommentaren; Einblendung der Augen des Vorführers und der Kappe mit russischem Stern; Militär und Publikum verlässt das Gebäude; Wandbild zum II. Weltkrieg; Schuhputzstation; sowjetische Soldaten Totale; Beginn Rundgang; Foto der Brigade Karschowa (?); Militärboot; Interview mit Soldaten in russ. Sprache: Wie geht es Ihnen? Sehr gut. Und wenn die Offiziere nicht dabei sind? Würde ich dasselbe sagen. Warum desertieren so viele Kameraden? Ich weiß davon. Es ist eine schlechte Sache. Was meinen Sie, warum machen sie das? Soldat antwortet nicht; Offizier mischt sich ein: Man sollte uns fragen und nicht die Soldaten. Das kommt nicht so häufig vor und sollte nicht so in den Vordergrund gespielt werden. Interviewer: Fakt ist doch, dass jetzt mehrere Soldaten desertieren. Offizier: Bis jetzt sind 15 solcher Fälle registriert und zwar Fälle, in denen Soldaten um politisches Asyl gebeten haben. Schwer zu sagen, welches die konkreten Ursachen sind. In den meisten Fällen haben Soldaten Dienstverfehlungen oder auch Straftaten begangen. Die Menschen sind natürlich verunsichert, fürchten sich vor einer Bestrafung und anderen Dingen. Die Menschen sind halt unterschiedlich. Es ist schwer, eine eindeutige Antwort zu geben. Interviewer: Die Menschen sind nicht nur unterschiedlich, sie leben auch unter unterschiedlichen Bedingungen in der Kaserne. Offizier: Dazu kann ich Ihnen nur sagen, dass jedes Land, jede Armee, seine eigenen Sitten und Gebräuche hat. Wir haben das so geregelt, dass die Soldaten die Kaserne nur in Gruppen in Begleitung eines Offiziers verlassen können, um sich in Exkursionen gruppenweise mit der Schönheit einer Stadt vertraut zu machen. Aber das ist nicht der Grund, warum Soldaten fahnenflüchtig geworden sind. Besteht die Möglichkeit, dass ich mich mit den Soldaten ganz allein unterhalte ohne Offiziere? Bitteschön, Sie haben die Möglichkeit mit Ihnen zu sprechen. Interview mit Soldaten: Ich weiß, dass es nicht leicht ist, in einer Armee aus freien Stücken zu sprechen, weil man ja immer Offiziere hat. Mal ehrlich, gibt es viele eurer jungen Kameraden, die sehr unzufrieden sind, weil es euch hier nicht schlechter geht als vorher, aber die jungen deutschen Menschen haben alle mehr Geld. Fühlt ihr euch, ich sag mal, abgeschottet von der Umgebung, allein gelassen? Wir bekommen 25 Mark.
Teil 2/4
Weiterführung des Interviews mit dem Soldaten aus Kassette 1: Wir haben noch ein Jahr zu dienen. Sicher wird sich die Heimat verändert haben. Was machen Sie, wenn Sie frei haben? Sport treiben, es gibt immer Dinge zu tun; Einblendung von Taucherausrüstung; Soldat vor Militärboot; Interview mit Soldaten durch englischsprachigen Reporter: Welche Gefühle habt ihr beim Rückzug? Möchtet ihr nach Hause? Ja. Was macht ihr, wenn ihr wieder zurückgekehrt seid? Antwort auf Russisch, ohne Übersetzung. Wie hat es Ihnen in Deutschland gefallen? Antwort auf Russisch, ohne Übersetzung. Was denkt ihr über das Leben in Deutschland? Aber das Leben ist ja dort, ich bin Soldat. Man ist nur in einem fremden Land, aber im Wesentlichen ist es dasselbe. Aber in der SU dürfen Sie das Land verlassen, hier nicht? Würden Sie es vorziehen in Deutschland zu leben? In der Sowjetunion dürfen Sie ja die Kaserne verlassen, hier nicht, fühlt man sich da nicht eingeschlossen? In gewisser Hinsicht fühlt man sich schon so. Es gibt einen gravierenden Unterschied beim Verlassen der Kaserne. Interviewer: Es gibt mehrere Kameraden, die desertieren. Verstehen Sie das? Ich habe von diesen Fällen nichts gehört. Anderer Soldat: Ich habe davon gehört. Was meinen Sie, warum, tun sie das? In erster Linie werden die Gründe darin liegen, dass das Leben in den westlichen Ländern besser ist. Es sind ökonomische Gründe, warum das passiert. Was heiß ökonomische Gründe? Nun ich möchte das mit ganz alltäglichen Dingen präzisieren. In der Sowjetunion haben wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht die Möglichkeiten in den Geschäften, uns ordentlich einzukleiden. Vielleicht sind das die Hauptgründe dafür, dass es zum Verlassen der Truppenteile kommt. Haben Sie sich das auch schon einmal überlegt? Nein, dieser Gedanke kam mir noch nicht. Aber Sie können die Kameraden verstehen? Ich verstehe sie. Was meinen Sie, was in denen vorgeht? Ihnen ist es einfach zu viel, sie sind einfach müde geworden so zu leben wie wir bisher gelebt haben. Wie wollen sie leben? Wir möchten so wie Sie leben, vielleicht sogar ein wenig besser.; Soldaten vor Tor (Eingangstor?) mit rotem Stern; asiatischer Reporter befragt Offizier - Interview in russ. Sprache über die Zukunft; Soldat fotografiert; Befragung dieses Soldaten: Was machen Sie hier? Ich bin der Fotograf unseres Regiments und möchte solche herausragenden Ereignisse wie heute natürlich im Bild festhalten. Wir machen eine Wandzeitung, ein Fotoalbum. Das ist nur für unser Regiment, zur Erinnerung an den heutigen Tag; Aufnahme der Abzeichen an der Brust des Soldaten; Treppenaufgang; Wandzeitung Totale; Kameraschwenk über Wandzeitung; Zeitunghalter mit Zeitungen; Büste Lenins; Soldat; Wandbilder; Gitter mit Schloss vor Raum mit Waffenspinten; Zoom auf Waffen und darunterliegende Taschen; Schlafraum; Befragung eines Offiziers im Schlafraum: Das ist doch hier kein normaler Schlafraum? Eher ein Schau- oder Übungsschlafraum. Offizier: Ja doch. Ich lade Sie ein, wir können auch in ein anderes Gebäude gehen. Sie können entscheiden in welches. Nein, das ist kein Musterschlafraum. Wissen Sie, dieses Bett ist für Boris Alexandrowitsch bestimmt. Während des letzten Großen Vaterländischen Krieges hat er eine Heldentat vollbracht und ihm wurde der Titel "Held der Sowjetunion" verliehen. Steht in jedem Gruppenschlafraum dieses Ehrenbett für den nicht mehr Existierenden? Das ist nicht in jeder Kompanie der Fall. Bei uns ist das so. Er ist praktisch der einzige Soldat für den ehrenhalber dieses Bett aufgestellt wurde. Zum 40. Jahrestag des Sieges ist der Befehl ergangen, in dem festgelegt wurde, dass hier ein Bett ehrenhalber für diesen Helden aufgestellt wird. Wenn zur Nachtruhe geblasen wird und wenn die Anwesenheitskontrolle in diesem Raum erfolgt, wird als Erster der Name dieses Helden aufgerufen und einer der Soldaten antwortet dann, dass dieser gefallene Soldat ein Ehrenmitglied der Kompanie ist. Interviewer: Können Sie das verstehen, dass in dunklen Kanälen Waffen aus der Armee verkauft werden? Es gibt verschiedene Menschen und es gibt immer undichte Stellen und durch diese undichten Stellen erscheinen dann über diese dunklen Kanäle die Waffen auf dem Markt. Was aber unseren Truppenteil betrifft, kann ich 100%ig sagen, sind solche Fälle nicht bekannt. Das garantiere ich 100%ig. Können Sie das verstehen, nachvollziehen? Nein, kann ich nicht. Es ist ein Verbrechen, eine Straftat in meinen Augen. Interviewer: Ich meine jetzt nicht nur Waffen, sondern auch andere Dinge, wie Uniformen, um sich Dinge zu kaufen, die sie sonst nicht kaufen können. Offizier: Aber solche Menschen gibt es doch auch bei Ihnen. Interviewer: Können Sie sich vorstellen zukünftig mehr Geld auszuzahlen? Nun wissen Sie, ich sagte ja auch bereits, es reicht mir und meiner Familie zum Leben, auch wenn die Soldaten nur 25 Mark bekommen. Ihnen reicht es eigentlich auch, um leben zu können. Natürlich kann sich nicht jeder einen Fernseher oder einen Videorecorder kaufen. Das ist ja bei Ihnen auch nicht der Fall. Interviewer: Aber dadurch kann das ja nicht zustande kommen? Offizier: Wissen Sie, sicher ist das die Veranlassung dafür, aber wenn man das prozentual betrachtet, liegt dieser Prozentsatz doch sehr niedrig und dürfte meiner Ansicht nach unerheblich sein. Ich möchte nochmals betonen: in unserem Regiment sind solche Fälle überhaupt nicht aufgetreten.
Teil 3/4
Schlafraum mit Bild von Michael Gorbatschow an der Wand; Schrank mit Uniformen; Bild von Gorbatschow in Großaufnahme; Großaufnahme von ein Paar Latschen; Ehrenbett für Boris Alexandrowitsch; Hocker vor den Betten; Bett mit Nachttisch und Handtuch; Wasserhahn Großaufnahme; Waschbecken; Frisiertische; kleine Bügelstationen Großaufnahme + Total; Wandtafel: vermutlich mit Erklärungen und Bildern wie Ordnung in den Räumen zu halten ist, wie man sich kleidet; Soldat liest im Aufenthaltsraum und hört Musik, Aufnahme kleiner Taucher im Aquarium, Kappe des Soldaten und Schachbrett auf dem Tisch, Gitarre auf Sofa, Wandbild; Fächer von Soldaten mit Namensbeschriftung; Uniformärmel mit Abzeichen im Kleiderschrank; Zoom vom Bild Gorbatschows in den Schlafraum; Latschen mit Nr. 49 in Großaufnahme; Interview mit Soldaten: Wie sieht‘s aus, ist jetzt die Wochenendstimmung ausgebrochen, der Fernseher läuft, es gibt ein Zimmer mit Musik, aber keiner ist hier. Wo sind die anderen Soldaten geblieben oder ist das Normalzustand? Das ist ganz gewöhnliche Wochenendstimmung, Sonntagsstimmung. Wie ist die Stimmung allgemein? Die Stimmung ist sehr positiv. Wissen Sie, wann Sie nach Hause zurückfahren und freuen Sie sich darauf? Ich habe nur noch einen Monat zu dienen und dann geht’s nach Hause. Können Sie sich erklären, warum so viele Soldaten in der letzten Zeit ihren Dienst quittiert haben? Ich kann mir das auch nicht so richtig erklären, denn in unserem Truppenteil gab es solche Fälle nicht. An vielen Stellen in der Stadt kann man Uniformen, Mützen und solche Messer, die am Gürtel sind, kaufen. Woher kommen diese Sachen? Ich kann dazu nichts sagen. Warum? Wissen Sie nicht, wie sie dahin kommen, an die Verkaufsstände? Oder können Sie nichts sagen aus Kollegialität? Ich kann dazu nichts sagen. Ich habe da meine Schwierigkeiten, diese Frage zu beantworten. Wie oft haben Sie denn Ausgang im Monat? In der Regel 2 mal. Mit 25 Mark Sold im Monat kommt man da weit? Was kann man da machen, wenn man Ausgang hat? Mir reicht es. Dankeschön.; marschierende Soldaten auf dem Kasernengelände von hinten und von der Seite; Soldaten gehen nach und nach ins Gebäude; Soldaten gehen Treppen hoch und legen ihre Waffen in einem Spint ab; Waffen nah; Gitter zum Waffenraum wird zugezogen und verschlossen; marschierende Soldaten von vorn und von der Seite; Interview mit jungem Offizier in deutscher Sprache: Du hast mir vorhin erzählt, dass du warst in Weimar, hast dich auch... Das sind sehr junge Soldaten, 25 Mark Sold. Kannst du dir vorstellen, dass so junge Menschen, die so fern der Heimat sind, dass die raus wollen? Ich habe gesagt, diese Situation gefällt mir nicht. Aber diese Situation gibt’s, existiert und ich glaube, ich bin sicher, alle Soldaten müssen dem Gesetz folgen, sollen es machen. Ich bin sicher, ich habe 5 Jahre in der militärischen Hochschule verbracht und hatte auch Beschränkungen. Aber ich versuchte dem Gesetz der Ordnung zu folgen. Es gelang. Interviewer: Aber nun ist das ein Unterschied. Die militärische Hochschule ist in Moskau. Offizier: Ja, ja. Interviewer: Du hast als Offizier auch andere Möglichkeiten. Du kannst raus. Du kannst viel mehr kaufen. Offizier: Aber ich war Offiziersschüler. Im Moment bin ich Offizier. Ja, natürlich verstehe ich diese Situation. Ich habe ja schon gesagt, die gefällt mir nicht. Ich glaube, diese Situation muss verbessert werden. Unser Kommando muss die Situation verbessern. Aber womit und wie konkret, das ist schwer zu sagen. Wissen Sie, dieses Verbot für freien Ausgang hängt von dem Wunsch der deutschen Staaten ab. Aber versuchen Sie sich vorzustellen, unsere Soldaten haben eine freien Ausgang und am Abend ein Menschengedränge in der Stadt, die nur 25 Mark verdienen. Was machen sie dort? Ich glaube, die Schäden von der Seite der Deutschen wären mehr. Habe ich recht, vielleicht ja. Interviewer: Sie meinen Sie kriegen zu wenig Sold und würden dann...? Offizier: Zu wenig? Interviewer: Ja, hast du eben gesagt, mit nur 25 Mark gehen sie abends raus. Was machen sie damit, fragst du dich selbst. Es ist doch sehr wenig und... dass sie dann Diebstähle begehen oder sich falsch verhalten? Offizier: Aber habe ein ?system, eine große Armee und wir brauchen viel Zeit, um diese Armee umzugestalten. Interviewer: Wie kann man diese Armee umgestalten? Greift dieser Umwandlungsprozess, dieser rasante, der in der Sowjetunion abläuft, in der Gesellschaft, ist ja fast revolutionär. Greift der auf die Armee über oder greift der nicht über? Wie kann der übergreifen? Was muss man tun? Offizier: Ich glaube, wir, die Armee, braucht eine tiefgreifende Reform. Bin sicher und diese Reform braucht viel Zeit. Diese Reform muss gut geplant werden. Interviewer: Aber was muss man tun? Was wünscht du dir als Offizier für deine Truppe, für den ganz einfachen Soldaten? Was soll sich verändern? Offizier: Ich glaube, zuerst muss man die Armee reduzieren, um sie professionell zu machen. Interviewer: Und was wünscht du dir für den einfachen Soldaten? Was soll sich für sie in Zukunft ändern, wenn heute noch nicht machbar ist? Offizier: Die einfachen Soldaten? Aber ich bin Offizier. Interviewer: Aber man spricht ja mit der Truppe. Was soll sich für sie verändern? Offizier: Es ist schwer zu sagen. Ein Soldat sprechen, warum nicht. Interviewer: Was soll sich für die verändern? Hast du keine Vorstellungen, was man mit den einfachen Soldaten machen kann, damit sie nicht weglaufen aus der Armee? Offizier: Mmmmm. Interviewer: Wie kann man deren Umstände verbessern? Offizier: Ich glaube, der Zustand muss verbessert sein. Ähm. Soldaten müssen mehr verdienen. Ich glaube, seit Januar beginnt es zu machen, d.h. mehr zu verdienen. Sie müssen freien Ausgang haben, jeden Tag oder am Wochenende. Das hängt jedoch von der konkreten Situation ab und damit meine ich, wäre die Situation besser. Aber ich habe gesagt, dass ist nicht leicht zu machen. Interviewer: Warum? Offizier: Weil das hängt mit den Problem des Geldes zusammen, das hängt mit den Problemen der Umgestaltung in der Heimat zusammen. Das sind keine Dinge von 2 Tagen oder so. Interviewer: Kehren sie in Ihre Heimat zurück? Offizier: Ich habe gesagt, die Arbeit hier ist sehr interessant für mich und ich möchte die Arbeit fortsetzen. Aber es ist natürlich, ich möchte hier nicht immer bleiben. Interviewer: Was bedeutet für Sie zu Hause? Offizier: Naja, zu Hause. Was oder wer? Interviewer: Ja, was und wer. Offizier: Ich bin so wie du und meine Vorstellung, meine Zukunft ist nicht schlecht, ist gut. Interviewer: Was konkret? Offizier: Als Offizier, als Offizier, ich bin nicht sicher. Das hängt von meinem Wunsch ab. Vielleicht gehe ich nach dem Abzug der Truppen aus der Armee raus. Aber ich bin nicht sicher. Ich habe es noch nicht beschlossen. Aber ich bin sicher, dass eine interessante Arbeit und ein interessantes Leben auf mich in der UdSSR wartet. Ich mache alles, um in der Heimat zu sein. Interviewer: Wo bist du zu Hause? Offizier: In Rostow, in Rostow am Don. Ich bin dort geboren und dann in Moskau studiert. Interviewer: Nahe der Ukraine? Offizier: Nicht weit von der Ukraine, aber das ist Russland. Interviewer: Aber da ist noch alles so wie du hergekommen bist, da wird sich nicht viel verändert haben. Hast du da wirkliche eine Chance neu anzufangen? Offizier: Ich habe gesagt, das hängt von meinem Wunsch ab. Interviewer: Von welchem Wunsch denn? Offizier: Ich bin sicher von meinem Wunsch. Glaub mir!; Speisesaal mit gedeckten Tischen; zwei Männer in Küchenkleidung und ein Offizier; geschlossene Essenausgabe mit Topf, gefüllt mit Kartoffelbrei; Teller mit Besteck und Teller mit Äpfeln auf Tisch nah; Topf mit Suppe; Detail Tisch; Wandbild nah, Speisesaal total.
Teil 4/4
Offizier zeigt im Eiltempo die Räumlichkeiten - nur kurzer Blick in die Räume: Bügelraum, Raum des Regimentskommandeurs, Toilette, Jugendzimmer (?), Schlafraum; Schild in russischer Sprache mit der Aufschrift "Haus der Offiziere"; 2 Frauen gehen durch Eingangstür; russische und deutsche Fahne am Haus; Saal: Soldaten sitzen im Publikum; sowjetischer Militärangehöriger singt mit Chor und Orchester "Kakalinka, kakalinka, kakalinka maya"; Volkstanz von Paaren mit Orchesterbegleitung; Aufnahme Publikum; sowjetischer Militärangehöriger kündigt Programmpunkt in russischer Sprache an; Gesang eines Militärangehörigen in russischer Sprache mit Chor und Orchesterbegleitung; Großaufnahmen von Soldatengesichtern im Publikum; Bühne mit Publikum von hinten; Zoom auf Bühne und zurück; kleine Ansprache von zwei sowjetischen Militärangehörigen in russischer Sprache; Schlussworte mit Übersetzung auf Deutsch: "Ich wünsche euch weiterhin Schaffenskraft, weiter Erfolge für eure Tätigkeit, Gesundheit euch und euren Familien. Vielen Dank. Auf Wiedersehen."; Vorhang schließt sich; Soldaten verlassen Gebäude über die Außentreppe; Großaufnahme von Abzeichen auf der Brust; Soldaten vor dem Gebäude; deutsche und russische Fahne am Gebäude; sowjetisches Polizeifahrzeug (?); Interview mit Bundeswehrkommandanten: Wie gesagt seit dem 4.10. bin ich hier Kommandeur. Interviewer: Und wo sind sie stationiert, in der ehemaligen NVA-Kaserne? Kommandeur: Nein, ich bin ja an der Uferstraße, im ehemaligen Wehrkreiskommando. Interviewer: Was für einen Eindruck hatten Sie denn heute? Sie sind ja wie wir Journalisten das erste Mal wahrscheinlich, nehme ich an, ich der Kaserne gewesen? War das ein richtiger Tag der offenen Tür? Kommandeur: Es war wahrscheinlich ein richtiger Tag der offenen Tür von Seiten der russischen Armee. Ich hab‘ das als ersten Schritt in die Richtung einer Öffentlichkeitsarbeit empfunden. Man sieht natürlich mit unseren Augen das etwas anders, was ich z.B. nicht gesehen habe ist, dass so ein Tag publik gemacht wird in der Presse oder durch Plakate und dass dann die Bevölkerung zumass (sicher en masse gemeint, im Sinne von zuhauf) kommt, sondern hier fand ich einen ausgewählten eingeladenen Kreis vor. Man hat sich von Seiten der Russen sehr viel Mühe gegeben, hat uns gerade zu profihaft einige Teile dieser Armee gezeigt. Ist natürlich nicht das, was man sich eigentlich unter Öffentlichkeitsarbeit vorstellt. All das, was wir kennen, das Gespräch mit Wehrpflichtigen, die Besichtigung der Einheit selbst und das Kulturprogramm. Alles profihaft, aber eigentlich nicht das, was man im Westen unter dem Tag der offenen Tür versteht: der Austausch mit der Bevölkerung. Interviewer: Was hätten sie sich denn vorgestellt, gerade in Bezug auf das Gespräch mit den Wehrpflichtigen? Also da muss ich Ihnen mal ganz offen sagen, im Augenblick noch gar nichts. Da ich selbst neu bin, bin ich selbst dabei Erfahrungen zu sammeln und meine auch, wir sollten die Ansprüche an die Russen nicht so hoch stellen, denn die beginnen gerade erst in diese Richtung zu denken, frei zu werden und so gesehen, halte ich das für einen ganz erheblichen Schritt nach vorne. Bislang war es ja so, dass die Presse schon gar nicht in die Kasernen kam. Auch, wie ich mir hab‘ sagen lassen, die Kameraden der NVA hatten außer offiziellen Gelegenheiten keine Kontakte offizieller (meint: inoffizieller) Art. Wenn man das unterm Strich sieht, ist das bestimmt ein guter Anfang. Aber nur ein Anfang kann es sein, denn wenn man sieht, wer hier war. Es waren Herren von der Botschaft da aus Bonn, es waren Herren aus Berlin da, sodass das alles doch sehr vorsichtig und gesteuert war. Was man hat gezeigt hat, wiederhole mich, war profihaft. Frage des Interviewers unverständlich; Kommandeur: Nur eine gute Einheit, kann eine gute Show bilden. Frage des Interviewers unverständlich; Kommandeur: Na, was hat man uns denn gezeigt? Man hat uns gezeigt, wie eine Kaserne aussieht. Dass sie natürlich picobello vorgeführt wird, das würden wir auch nicht anders machen. Man hat uns gezeigt, wie ein Teil der Ausbildung, nur das Exerzieren, man hat uns einige wenige Fahrzeuge gezeigt. Das ist natürlich nicht das Gesicht einer Armee. Selbstverständlich nicht. Aber ich möchte noch... Interviewer unterbricht ihn: Was meinen Sie denn, was die Armee jetzt für ein Gesicht hat? Kommandeur: Das wage ich jetzt nicht zu beurteilen, dazu bin ich noch viel zu neu. Ich habe vor 4 Wochen auf den Neckar geschaut. Jetzt schau ich auf die Oder. Erlauben Sie mir, dass ich mir da noch kein so gutes Urteil erlaube. Frage des Interviewers unverständlich; Kommandeur: Ich hab’s gehört und gelesen. Ich hab‘ es noch nicht von Ansicht gesehen. Was die Geräte betrifft, die ich bis jetzt gesehen, auch im Straßenverkehr, die scheinen mir in einem einwandfreien Zustand zu sein. Frage des Interviewers unverständlich; Kommandeur: da liest man anderes drüber. Aber ich habe das noch nicht selbst erlebt. Ich habe aber, wie gesagt, gestern zum ersten Mal Kontakt mit Russen gehabt. Heute eine offizielle Einladung und es wäre vermessen mir da schon jetzt ein Urteil zu erlauben, außer dem, was ich bei Ihnen in der Presse und dem, was ich gelesen habe, weiß ich auch nicht mehr. Frage des Interviewers unverständlich; Kommandeur: Also, wenn man bei uns aufgewachsen ist, dann weiß man ungefähr, was man der Presse glauben kann und ich meine, das bewegt sich doch in Richtung 80%, was bei uns in der Presse steht. Das ist mal ein bisschen schwer betont, mal auf der einen Seite, mal auf der anderen. Aber ich glaube, wir dürfen auch nicht an all das sofort unsere Maßstäbe legen. Wir verlangen zu viel. Ich bin selbst froh, dass die Entwicklung so ist und ich hätte es mir nicht träumen lassen. Besser konnte man es überhaupt nicht erwarten und so schnell in einem Jahr und ich meine, wir sollten uns auch mit unseren Maßstäben und Forderungen zurückhalten. Interviewer: Was soll man denn z.B. mit Deserteuren machen, die aus der Sowjetarmee kommen, aufgrund der Umstände, das sagt einem natürlich keiner, aber es ist halt so? Kommandeur: Wir haben klare Richtlinien. Wir haben da so vorzugehen, wie es andere Armeen auch machen würden. Das ist ja nun zwischen den Staaten ausgehandelt worden. Wir müssen so einen Soldaten bei uns melden, der Polizei übergeben. Also, das ist praktisch nicht Sache des Militärs. Es ist ein sehr heikles Problem und ich selbst bin froh, dass ich noch mit diesen Dingen nicht konfrontiert war. Interviewer: was ist beim Wenn-Fall? Dann kann ich nur so handeln, wie es vorgegeben ist. Der Soldat wird bei uns aufgenommen, bewirtet wie sich das gehört und dann muss ich ihn der zuständigen Ortspolizeibehörde übergeben. Interviewer: Auch wenn das für ihn schwere Strafen bedeuten sollte? Kommandant: Da habe ich keinen Spielraum. Praktisch keinen Spielraum, das ist zwischen unseren beiden Staaten so abgemacht und mir liegen klare Weisungen vor so zu handeln. Ich habe da keinen Ermessensspielraum. Frage des Interviewers unverständlich; Kommandeur: Das ist noch das Wenigste. Ich habe ganz andere Probleme. Ich habe einen Stab übernommen, der jetzt noch eine Stärke mit Unterstellten von rund 450 Menschen hat und davon werden rund 150 nur benötigt nach unserem System. Das bedeutet der Rest davon wird in die Arbeitslosigkeit zum großen Teil gehen. Und wenn ich sehe, wie es hier aussieht, dann sind diese Probleme im Augenblick viel höher. Und die Probleme, die die russische Armee hat, wenn sie zurück muss, die sind auch enorm hoch. Soweit ich es im Moment weiß, ist die Deserteursfrage nicht so groß geworden wie wir sie zunächst befürchtet haben seitens der Bundeswehr. Aber Zahlen kann ich Ihnen nicht nennen, mir sind sie selbst nicht bekannt. Interviewer: Danke. Kommandeur: Danke.