Umfrage zum Wahltermin
27:19 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990
- Film-/Videoformat
- Betacam SP
Kurzinhalt (Deutsch)
Bürgerumfrage zum Wahltermin und der bevorstehenden Sitzung der Volkskammer, in der über den vorzeitigen Beitritt der DDR zum Bundesgebiet entschieden werden soll.
Filmstab
- Kamera
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- Horst Donth
- Ton
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- Thomas Schmidt
- Redaktion
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- Eglau
- Person, sekundär
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- Lothar de Maizière
Langinhalt
Bürgerumfrage auf dem Alexanderplatz zum Wahltermin und der bevorstehenden Sitzung der Volkskammer, in der über den vorzeitigen Beitritt der DDR zum Bundesgebiet entschieden werden soll:
Mann OT zur Frage, ob er bei den Streitigkeiten der Parteien noch durchblicke: "Ich persönlich blicke da nicht mehr durch/ möchte mich auch raushalten/ bin echt müde geworden...",
Mann OT: "Da blickt kein Mensch mehr durch/ weiß auch nicht, ob die Leute selber durchblicken?/ im Grunde genommen werden die Leute nervös gemacht/ wissen gar nicht, wonach sie sich richten sollen/ es ist schön, dass alles wieder zusammen kommt.../ aber weiß keiner mehr, was überhaupt los ist.";
Frau OT: "Nein, da blicke ich überhaupt nicht durch/ es ist grauenvoll/ man versteht vieles nicht mehr.";
Frau OT: "Halte überhaupt nichts davon/ jeder kämpft um die Macht, d.h. von den Regierungsparteien/ die Bürgerbewegungen usw. sind nichts/ Volk überhaupt nicht/ viele Versprechungen, hohe Arbeitslosigkeit, wir werden regelrecht verkauft/ schlimmer geht es kaum noch/ es ist grauenvoll/ erst wollte die SPD mit der CDU nicht koalieren, jetzt tun sie es/ jetzt reiben sie sich, anstatt auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen für die Bevölkerung der DDR/ machen sie nicht/ nur Machtgelüste...";
Mann OT: "Blicke nicht durch/ interessiere mich eigentlich gar nicht dafür so/ wir in Ostberlin...viele sind arbeitslos/ nehme an, die Westberliner Betriebe warten nur bis wir am Boden sind und steigen dann ein/ verstehe es nicht/ Regierung hält sich über Wasser bis neue Wahlen sind/ was wollen die noch?/ kommen sowieso nicht mehr ran...";
Mann OT: "...Problem im Volk ist nicht, wann wählen wir?/ wann ist die Einheit Deutschlands da?/ Problem ist ein ganz anderes/ wie sichere ich mein Einkommen?/ wie kann ich meine Familie ernähren?/ das ist im ganzen Volk das Hauptproblem/ ich habe vier Berufe/ war arbeitslos/ bin überall rumgerannt/ was machen wir jetzt?/ wir gehen nach Westberlin/ jeder versucht jetzt Geld zu verdienen/ an die Wahlen denkt keiner/ finde es gemein von de Maizière und so/ sie unterhalten sich über Probleme, die das Volk überhaupt nicht interessiert.../ Leute hier haben Angst.../ zum Wirrwarr, es sieht keiner mehr durch.../ das Schlimmste ist, sie sind sich selber nicht einig.";
Frau OT: "...SPD hat in der vergangenen Runde - bevor der neue Vorschlag von de Maizière kam- sich meiner Ansicht nach nicht sehr klug verhalten/ wo der vorgezogene Termin kam, geht sie genau wieder in die andere Richtung mit ihrer Wahltaktik/ für uns normale Verbraucher wäre dieser Beitritt so schnell wie möglich nötig/ bis zum 02. Dezember zu warten ist für unsere wirtschaftliche Situation sicher sehr ungünstig/ ich bin der Meinung, dass unsere gegenwärtige Regierung da kaum noch Einfluss hat und der Termin letztlich durch die andere Seite entschieden wird.../ bin im Grunde genommen Altstalinist/ muss bekennen, dass ich versuche parteipolitische Zwistigkeiten persönlich zu verdrängen, weil ich mich selber noch nicht unbedingt festlegen möchte und objektiv auch noch nicht kann/ habe noch Probleme mit mir selbst und meinem Selbstverständnis/ versuche es weit von mir wegzuschieben/ obwohl ich streckenweise mit der PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) sympathisiere, gefällt mir nicht dieses Pokerspiel, das zur Zeit betrieben wird/ schreckt viele Menschen ab/ de Maizière hat meine Stimme nicht/ ebenso wenig wie Herr Kohl/ kenne heute schon viele Menschen, die sagen, dass sie die nächste Wahl ignorieren werden...";
Frau OT: "Nein, ich blicke nicht mehr durch/ interessiere mich auch schon gar nicht mehr dafür, weil es so hin und her geht/ höre mir kaum noch Nachrichten an und Zeitungen überblättere ich/ schlimm/ fast wie die 40 Jahre vorher/ werden wieder veralbert hier.";
Mann OT: "Also ich blicke da nicht mehr so ganz durch/ halte nicht viel davon...";
Frau OT: "Ich verstehe es eigentlich nicht mehr/ alles so durcheinander...";
Frau OT: "Ich würde sagen, es wird Zeit, dass sie beitreten/ Hickhack ist mir einfach zu viel/ muss eine Einheit werden, sonst wissen wir nicht mehr, woran wir sind/ Leute schimpfen alle nur/ Unzufriedenheit/ arbeiten alle und wir verdienen wesentlich weniger als die drüben/ muss angeglichen werden/ sehe nicht mehr durch...";
Mann OT: "Was ich vom Hickhack halte?/ hätten schon viel früher beitreten müssen, um das ganze Chaos zu vermeiden/ entweder alles oder gar nichts/ Volkskammer soll sich sowieso auflösen...";
Mann OT: "Überhaupt kein Interesse an der ganzen Sache/ ist mir egal/ vielleicht, weil ich es nicht mehr schaffe es zu übersehen/ beziehe keine Zeitung/ kriege vieles schon gar nicht mehr mit/ Interesse gesunken.";
Frau OT: "Nein, blicke nicht mehr durch/ habe im Moment Urlaub/ weiß gar nicht, wenn ich wieder zur Arbeit komme, ob ich noch eine habe/ macht einen traurig/ habe 16-jährigen Sohn und bin alleinstehend (kämpft mit den Tränen)/ weiß nicht mehr, was richtig ist/ habe vorher ruhiger gelebt und sicherer/ bin mir jetzt nicht mehr sicher.../ SPD hat sich wieder unterbuttern lassen/ wir treten nicht bei, wir werden beigetreten.../ kann schon gar nicht mehr wütend sein (Frau weint)/ keine Kraft mehr/ man lebt nur noch in Angst.../ Angst um Kinder/ Regierung hätte alles mehr in Ruhe machen sollen/ nicht überstürzen/ auch die Einführung der DM ging zu schnell...";
Frau OT: "...die Ersten haben uns verraten und die Zweiten verkaufen uns/ habe von der alten Regierung nichts gehalten und halte von der neuen noch weniger/ hoffe nur, dass ich meine Arbeit und meine Wohnung behalten kann...";
Frau OT: "Ich blicke da schon durch/ ich halte nichts von einem so frühen Beitritt.";
Frau OT: "Eigentlich ist es alles viel zu schnell und überstürzt gekommen/ für die kleinen Händler, Geschäfte, Banken und Parteien.../ konnten nicht überlegen/ schon gar nicht das einfache Volk/ hatte ja kaum einer Ahnung/ ich blicke nicht mehr durch und wüsste nicht, was ich wählen soll/ bin froh, wenn die Einheit ist und alles klar ist/ jetzt ist alles zu viel und man blickt nicht mehr durch.";
Mann OT: "Mir wäre es lieber gewesen, wir wären am 17.Juni beigetreten/ je länger es dauert, um so schlechter wird es bei uns/ das Hin und Her ist Parteitaktik/ hat mit der Bevölkerung nichts zu tun/ bringt nichts/ am besten so schnell wie möglich...";
Mann OT: "Da sich jeden Tag etwas Neues ergibt, muss man sich auf die neuen Dinge einstellen/ ...parteitaktisch ist das nicht/ geht um Probleme, die wichtig sind zu klären/ man sollte sich im Vorfeld darüber verständigen, um dann einen gemeinsamen Nenner für die weitere gemeinsame Linie zu finden.";
Frau OT: "Blicken viele nicht mehr durch/ richtig nachvollziehen kann ich das nicht/ ist schwer/ wenn die da oben noch nicht mal klar kommen...";
Mann OT: "...bisschen hastig ging das schon alles/ weiß nicht, ob die sich das alles so überlegt hatten/ Folgen/ was dabei heraus kommt/ gibt Wichtigeres als ein Wahltermin/ gibt dringendere Themen, worüber man sich streiten müsste...";
Frau OT: "Mich interessiert das alles nicht mehr...";
Mann OT: "Kann man eigentlich nicht mehr durchblicken/ so schnell wie möglich notwendig/ Chaos, was zur Zeit ist kann nicht mehr so weiter gehen..."