Walter Womacka
Regie: Thomas Grimm, 91 Min., Dokumentarfilm
Deutschland
Zeitzeugen TV Film-& Fernsehproduktion GmbH, 1994
- Film-/Videoformat
- Betacam SP
Filmstab
- Regie
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- Thomas Grimm
- Kamera
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- Steffen Sebastian
- Ton
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- Klaus Niedergesäß
- Interview
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- Thomas Grimm
- Person, primär
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- Walter Womacka
- Person, sekundär
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- Werner Henselmann
- David Alfaro Siqueiros
- Willi Sitte
- Walter Ulbricht
- Werner Felfe
- Käthe Kollwitz
- Andy Warhol
- Erika Steinführer
- Harry Tisch
- Charlotte (Spitzname: Lotte) Ulbricht (geb. Kühn)
- Robert Rauschenberg
- Erich Honecker
- Francois Léger
- Horst Kolodziej
- Fritz Dallmann
- Kolodzjai von Heeremann
- Gabrielle Mucchi
- Kurt Hager
Langinhalt
Womacka berichtet von seinem Treffen mit Lotte Ulbricht (1968). Anschließend berichtet er, wie er in Wandlitz ein mehrstündiges Gespräch mit Walter Ulbricht geführt habe. Womacka bedauert, von diesem Gespräch keine Notizen gemacht zu haben. Auf Usedom habe ihm Ulbricht Modell gesessen. Das Politbüro habe über das Bild abstimmen müssen (1969). Hier auch erste Begegnung mit Erich Honecker. Ein Jahr später sei Ulbricht "kaltgestellt" worden, den Kontakt zu ihm aufrechtzuerhalten sei gefährlich gewesen. Auf Grimms Frage, ob Ulbricht geistig umnachtet gewesen sei, antwortet Womacka mit entschiedenem Nein, er hätte auch noch einen Brief Ulbrichts aus dieser Zeit. Womacka hätte einmal Honecker malen sollen, doch dazu ist es nicht gekommen. Womacka schildert das "gehemmte Verhältnis" Honeckers zu Künstlern. Er berichtet vom 85. Geburtstag Gabriele Mucchis, dem offiziellen Besuch Honeckers, der Beckmann-Ausstellung in West-Berlin.
Schnittbilder: Atelier, Totale von oben, Womacka stellt seine auf dem Boden stehende Gemälde um. Im Anschluss gleiche Kameraeinstellung ohne Womacka. Womacka nimmt auf einem Sofa Platz, erzählt zwanglos (ohne Mikro, schwer zu verstehen). Womacka sitzt ruhig, Einstellung frontal halbnah, im Hintergrund ist ein Bild zu sehen, auf dem tote Stierköpfe und eine Lenin-Büste abgebildet sind. Kamera auf Bild: Figur ähnelt einer kaputten Barock-Puppe, die am Kreuz hängt, im Hintergrund ist eine Stadtruinen-Landschaft zu erkennen.
Zu Beginn sieht man Womacka vor einem seiner Bilder stehen. Nahaufnahme, Womacka schaut sich um, er sagt etwas, es ist allerdings nicht hörbar. Lange Einstellungen auf seine Bilder. Während des Interviews sitzt Womacka in seinem Atelier. Auf die Frage, wie es zu dem Portrait von Erika Steinführer gekommen sei, sagt er, dass der FDGB seinerzeit den Anlass gegeben habe. Der FDGB habe eher an ein konventionelles Portrait gedacht, Womacka wollte aber dokumentarisches Material mit Siebdruckverfahren verbinden. Er nahm Kontakt zu Steinführer auf, erarbeitete mehrere Studien. Der FDGB überwies Geld für das Steinführer-Portrait, doch wurde das Bild lange Zeit nicht abgeholt. Für den FDGB sei zunächst nur wichtig gewesen, die ganze Sache arrangiert und erledigt zu haben. Womacka verkaufte Teile der Steinführer-Studien an die Galerie Ludwig in Aachen (über Kunsthandel der DDR). 1983 gab es eine Womacka-Ausstellung in Berlin, im gleichen Jahr auch in Dresden: auf beiden Ausstellungen wurde das Steinführer-Portrait gezeigt. Honecker habe positiv auf das Bild reagiert. Womacka wird mit anderen Künstlern vom Bundesvorstand des FDGB Harry Tisch nach Schmöckwitz eingeladen. Nachdem Womack Tisch erzählt hatte, dass der FDGB das Steinführer-Bild zwar bezahlt habe, aber nie abgeholt hat, gingen bei Tisch "die Jalousien runter". Womacka erzählt allgemein über die Probleme mit Auftragsarbeiten. Erst nach dem Gespräch in Schmöckwitz habe der FDGB das Steinführer-Bild in Womackas Atelier abholen lassen. Vom Politbüromitglied und ZK-Sekretär für Landwirtschaft Werner Felfe sei der Vorschlag gekommen, dass Womacka ein Portrait von Fritz Dallmann anfertigt. Womacka lernt Dallmann kennen, sie waren zusammen auf verschiedenen Tagungen, hatten ein gutes persönliches Verhältnis. Dallmann sei ein gutes Modell gewesen: sehr vital und gestaltbar. Dallmann ist für Womacka nicht nur Persönlichkeit, sondern auch Synonym für die Entwicklung der Landwirtschaft in der DDR. Womacka wollte in seinem Dallmann-Bild gleichzeitig auch die Entwicklung der Landwirtschaft festhalten. Er selbst empfinde tiefe Verbundenheit zur Landwirtschaft. Er erzählt u.a. von seiner Frau, die auf einem Hof bei Jena aufwuchs. Er äußert sich zur Idee des Kollektivs und sagt, dass nach seinen Erfahrungen kein Bauer zu früheren Zuständen zurückgewollt hätte. Dallmann beschreibt er als vitale, impulsive, lebendige und durchsetzungsfähige Persönlichkeit. Er berichtet vom VdgB. Die Sammlung Ludwig hätte auch gerne das Dallmann-Bild gekauft, doch es wurde keine Ausfuhrgenehmigung erteilt, da das Portrait Teil des nationalen Kulturerbes sei. Womacka wollte keinen Vertrag für den Dallmann-Auftrag abschließen, da er sich inhaltlich nicht abhängig machen wollte. Grimm erwähnt, dass auf der 10. Kunstausstellung das Dallmann-Portrait vom Publikum stark kritisiert worden sei. Dies sei ihm nicht bekannt, so Womacka, vielleicht sei es ja eine politische Frage gewesen. VdgB war inhaltlich nicht an Bild beteiligt, die Fotomaterialien hatte Womacka von Dallmann selbst, aber auch aus dem Museum für Deutsche Geschichte und dem LPG-Archiv. Er erzählt vom gewünschten Standort für das Dallmann-Portrait: "Bauerngalerie" im Ringberghaus in Suhl. Anlässlich seines 60. Geburtstages gab es im Alten Museum in Berlin eine Ausstellung mit Werken von Womacka, darunter auch das Dallmann-Portrait. Auf die Frage, ob sich andere Künstler ähnlich zu Auftragsarbeiten positioniert hätten, erwidert Womacka, dass er es sich leisten konnte, Aufträge abzulehnen oder ohne schriftlichen Vertrag anzunehmen, da er Hochschullehrer gewesen sei und so viel Geld nicht gebraucht habe.
Gefragt nach seinen Vorbildern für das Siebdruckverfahren erzählt Womacka von Andy Warhol und Robert Rauschenberg, die für ihn eine wesentliche Anregung gewesen seien. Womacka wollte eine einheitliche Verbindung zwischen Siebdruckverfahren und Malerei herstellen. Grimm stellt fest, dass das Siebdruckverfahren geeignet gewesen sei, um die Hektik des Arbeiterinnenlebens zu zeigen, fragt Womacka aber, ob man mit diesem Verfahren Dallmann hätte portraitieren können bzw. sollen. Womacka räumt ein, dass er heutzutage womöglich einiges anders machen würde. Die Nachstellung des Menschen sei immer Womackas Anliegen gewesen. Dies habe nichts mit Parteimitgliedschaft zu tun gehabt, sondern vielmehr mit seiner Weltanschauung. Grimm erwähnt Willi Sitte und wie dessen bewusstes Engagement nach 1989 aufgehört habe. Für Womacka sei dies anders. Für Womacka bestand der Sinn der Kunst in den 1950er Jahren darin, den "Leuten Lebensmut" zu geben. Er berichtet von Kriegserfahrungen. "Man muss sich für links oder rechts entscheiden. Viele entscheiden sich für nichts." Er erzählt davon, wie er 1949 in die DDR gekommen ist. Dies hätte keine politischen Gründe gehabt, er hätte in Weimar studieren wollen und außerdem hätten seine Eltern in der Nähe gelebt. Gemälde "Paar am Strand": Grimm stellt fest, dass dieses Bild als die sozialistisch-realistische Kunst dargestellt worden sei. Welchen Nerv hatte Womacka mit diesem Bild getroffen? Für ihn ist es die individuelle, lyrische und persönliche Darstellung. Zum "Haus des Lehrers" sagt Womacka: "Man lässt es jetzt verfallen, um es auf diese Weise loszuwerden." Er berichtet kurz von Eisenhüttenstadt, ehem. Stalinstadt. Erwähnung von Henselmann, Leger. Die Bürokratie bei derlei Auftragsarbeiten sei meist schlimmer gewesen als die künstlerische Arbeit selbst. Womacka ging mit großen Hemmungen an das "Haus des Lehrers" heran. Das "Haus des Lehrers" sei Ausdruck von Utopie gewesen, farbenfroh und optimistisch. Womacka erzählt von Walter Ulbricht, der sehr an öffentlicher Kunst interessiert gewesen sei. Er erzählt, wie Ulbricht ihn nach Mexiko geschickt habe; dort Begegnung mit David Siqueiros. Über die DDR und Utopien entgegnet Womacka, dass die entscheidende Frage bis zum Schluss die Frage nach Krieg und Frieden gewesen sei. Für Womacka wird der Sozialismus weiterbestehen. "Sicher, in der DDR ist gesündigt worden, aber es waren nicht Sünden um der Sünden willen." Jugoslawien sei nur eine kleine Geschichte im Verhältnis zu dem, was noch kommen könne. Die BRD war keine Alternative. Womacka zitiert Käthe Kollwitz: "Ich will wirken in meiner Zeit." Dieser Ausspruch habe für ihn weiterhin Gültigkeit.