Warten auf die Verhaftung von Erich Honecker
23:45 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990
- Film-/Videoformat
- Betacam SP
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieses Material zeigt Nachtaufnahmen von der Einfahrt zum Militärhospital in Beelitz, in dem Erich Honecker untergebracht ist. Journalisten warten vor dem Krankenhaus, um eventuell an Informationen bezüglich einer möglichen Verhaftung Honeckers zu gelangen. Ferner werden Statements von Honeckers Anwälten gezeigt, die sich zum Haftbefehl äußern.
Filmstab
- Kamera
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- Kühne
- Redaktion
-
- Ulli Oppold
- Person, primär
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- Nicolas Becker
- Wolfgang Ziegler
- Person, sekundär
-
- Erich Honecker
Langinhalt
nachts (sehr dunkle Aufnahmen); Zoom auf das Erdgeschoss des Militärhospizes Beelitz (in einigen Zimmern brennt Licht); Aufzieher auf das Haus; Schwenk vom Eingangsbereich auf Wachsoldaten;
sowjetischer Soldat steht Wache; sowjetischer Soldat geht heran;
sowjetische Soldaten hinter Mauer;
Aufzieher auf Einfahrt zum Militärkrankenhaus;
sowjetische Soldaten am Eingang; Mann OT: "Niemand wird in der Nacht verhaftet, vielleicht morgen früh..";
Schwenk und Zoom auf sowjetische Soldaten OH;
Aufzieher auf Mann und Soldaten mit Mauer im VG;
sowjetischer Soldat (höherer Rang) nah;
Mann möchte keinen Kommentar zu Erich Honecker abgeben;
Mann und sowjetischer Soldat im Gespräch;
Mann möchte sich nicht auf Frage zum General äußern;
sowjetische Soldaten nah;
Blick durch Scheibe auf sowjetischen Soldaten; Soldat beim Telefonieren;
Aufzieher auf Fenster;
Krankenwagen fährt heran, auf Schranke zu;
Schranke öffnet sich; Krankenwagen des Militärhospizes passiert Schranke;
Schild mit russischem und deutschen Schriftzug GA; deutscher Schriftzug "KPS HALT! Passierschein vorzeigen!";
LKW des Militärhospizes fährt auf das Gelände (von hinten);
sowjetische Soldaten steigen aus Lastkraftwagen und gehen heran;
sowjetischer Soldat hinter Eingangsmauer; Zoom auf Armbinde;
Schlagstock GA;
Aufzieher auf sowjetische Soldaten;
wartende Presse/ Fotografen;
Gruppe von sowjetischen Soldaten geht heran; Soldaten passieren das Eingangstor;
"Nicolas Becker und Wolfgang Ziegler (Rechtsanwälte von Honecker) im Gespräch mit sowjetischem Soldaten;
Nicolas Becker nah;
Becker und Ziegler stehen mit russischem Soldaten beisammen; Becker raucht Zigarette;
Blitzlichtgewitter;
Ziegler von hinten;
Ziegler und Becker im Gespräch, ignorieren die Presse;
Ziegler und Becker möchten vorerst nicht mit der Presse sprechen;
Ziegler und Becker gehen hin und her;
Zoom auf Ziegler;
Becker stellt Ziegler und sich russischem Soldaten vor;
russischer Soldat am Tor;
Blick durch Scheibe auf russische Soldaten;
Becker und Ziegler kommen mit sowjetischen Soldaten aus Gebäude heraus;
weiterer Mann kommt hinzu, begrüßt Becker und Ziegler;
Mann, russischer Soldat, Becker und Ziegler gehen um die Ecke, gehen in das Gebäude;
Blick durch Fenster WA (Personen betreten Raum);
Aufzieher auf Weg, sowjetischer Soldat geht heran;
Schwenk über Fenster des Gebäudes;
Blick ins Zimmer WA, Leute im Gespräch;
LKW des Militärhospizes fährt auf das Gelände;
Tor zur Einfahrt wird geschlossen;
Lastkraftwagen des Militärhospizes fährt vom Gelände;
Mauer;
Mann verteilt Heißgetränk an wartende Journalisten;
Buletten im Topf;
Behälter für Heißgetränk GA;
Kelle schöpft Heißgetränk in Becher;
Blick auf parkende Fahrzeuge des Militärhospizes;
Mann, seitlich; Mann gibt sowjetischen Soldaten die Hand, nickt;
Mann und Soldat im Gespräch;
Froschperspektive Mond mit Baum im VG;
Blick auf beleuchtetes Fenster WA;
Bus mit Schriftzug "Sanatorium Lindow" in der Anzeige fährt an die Schranke heran;
Mann steigt in Bus ein;
Bus fährt auf das Gelände;
Krankenwagen des Militärkrankenhauses fährt heran, kommt zum Stehen; Zoom auf kleinen Scheinwerfer auf Dach mit rotem Kreuz;
Krankenwagen springt nicht mehr an;
Blick auf beleuchtetes Fenster mit Personen im Zimmer WA;
Becker und Ziegler verlassen das Gelände; Becker und Ziegler im Pressepulk;
Becker ist bereit der Presse Auskunft zu geben;
Becker OT: "Wir sind bei Herrn Honecker gewesen und haben außerdem mit seinem behandelnden Arzt gesprochen/ Verteidigung von Herrn Honecker wird gegen den Haftbefehl Beschwerde einlegen/ Gespräch mit dem Arzt hat ergeben, dass der Zustand von Herrn Honecker im Verhältnis zum Sommer, wo er sehr ausführlich untersucht worden ist und als haftunfähig angesehen ist, sich nicht verbessert hat, sondern eher etwas verschlechtert hat/ die Verteidigung ist der Meinung, dass es kein reiner Zufall ist, dass die Beantragung dieses Haftbefehls an einen Samstag noch dazu vor den Bundestagswahlen erfolgt ist/ sind der Meinung, dass es bei den schwierigen Rechtsfragen, die in diesem Falle zur Debatte stehen, dem Rechtsstaat besser getan hätte, diese Sache nicht so über das Knie zu brechen und kurz vor den Bundestagswahlen einen solchen Schritt an einem Samstag noch zu machen/ vermutlich auch noch bei einem Vertretungsrichter einen Haftbefehl zu beantragen/ Schwierigkeiten, die sich ergeben hier hinsichtlich des Schießbefehls sind insbesondere die, dass die Staatsanwaltschaft uns gesagt hat, dass sie die Rechtmäßigkeits des Schießbefehls nach dem damals gültigen DDR-Recht prüfen und beurteilen will/ diese Prüfung an einem Samstagnachmittag durch einen Haftrichter durchführen zu lassen, obwohl das die Staatsanwaltschaft bereits Wochen gekostet hat sich selbst eine Meinung überhaupt darüber zu bilden, scheint uns doch sehr schnell und etwas oberflächlich zu sein/ weitere Erklärungen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abzugeben.";
Ziegler OT zur Frage, wie Honeckers Reaktion auf den Haftbefehl gewesen sei: "Sehr gefasst.";
Ziegler OT zur Frage, ob Honecker noch in dieser Nacht überstellt werden wird: "Wir können das nicht beurteilen/ Entscheidung liegt bei dem Kommandanten der sowjetischen Armee, der sich wohl zurzeit nicht hier befindet/ können also nicht beurteilen, wann dieser Haftbefehl vollstreckt wird."
Ziegler OT zur Frage, ob sich die sowjetischen Streitkräfte ihnen gegenüber geäußert haben, wie sie sich Verhalten werden: "Nein/ keine Erkenntnisse dazu.";
Ziegler OT zur Frage, ob sich Honecker auch selbst stellen würde: "Diese Frage ist nicht diskutiert worden/ besteht überhaupt keine Fluchtgefahr/ man muss den Zeitpunkt des Haftbefehles auch in Verbindung bringen mit der Situation hier/ er hat immer erklärt, dass er sich nicht einem Verfahren entziehen wird/ gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass sich an dieser Haltung etwas geändert hat.";
Becker OT: "Die Justizsenatorin hatte ausdrücklich gesagt, dass gegen Herrn Honecker kein Haftbefehl vorliegt und das er jederzeit reisen könnte wohin er wollte und er hat von diesem Recht und von dieser Möglichkeit nie einen Gebrauch gemacht/ und zwar nicht nur aus Sicherheitserwägungen.";
Becker OT zur veränderten Sachlage: "Wir kennen das, was angeblich neue Erkenntnisse sein sollen nicht/ können zu diesem neuen Papier nichts sagen/ die grundsätzliche, rechtliche Situation des Schießbefehls bzw. der Schußwaffengebrauchsbestimmungen die in der DDR existierten, hat sich überhaupt nicht geändert.";
Ziegler OT: "Ist auch sehr seltsam, dass gestern noch behauptet wurde, es seien keinerlei Unterlagen da und es würde sehr lange dauern bis diese Ermittlungen durchgeführt und abgeschlossen sind/ heute Vormittag ist offensichtlich schon ein Haftbefehl beantragt worden/ mögicherweise sollte die Öffentlichkeit getäuscht werden oder der Beschuldigte, aber dafür gab es keinerlei Veranlassung, weil nie daran gedacht wurde, sich irgendeinem Verfahren zu entziehen oder einem Haftbefehl zu entziehen.";
Becker OT: "Man muss noch einmal betonen, dass der Zeitpunkt vor den Bundestagswahlen, einen Tag davor, einfach kein Zufall ist/ es gibt keinen Staatsanwalt in dieser Sache, der sonst am Samstag arbeitet, wenn nicht die Bundestagswahlen heute gewesen wären, wäre diese Fleißarbeit zu diesem Zeitpunkt nicht geleistet worden.";
Becker OT zum Schießbefehl: "Ist ja auch jetzt nicht behaupten worden, dass er den Schießbefehl unterschrieben hätte/ es ist gesagt worden, dass Protokolle existieren würden von Sitzungen, an denen er teilgenommen hätte/ ist ein Unterschied.";
Ziegler OT: "Glaube auch, dass ist auch eine falsche Vorstellung, die vermittelt wird, dass es einen tatsächlich unterzeichneten Schießbefehl gibt/ Rechtslage ist durchaus kompliziert und bedarf einer gründlichen Prüfung/ meine, dass die Staatsanwaltschaft sich diese Zeit hätte nehmen sollen.../ sehr problematisch gerade an einem Wochenende einen solchen Haftbefehl zu vollstrecken, wo ja die Möglichkeiten für einen Beschuldigten sich zur Wehr zu setzen praktisch gleich Null sind/ wir haben ja keinen Ansprechpartner, der nun über eine Beschwerde sofort entscheiden könnte.";
Becker OT: "Die Staatsanwaltschaft beim Kammergericht, die ja diese Sache bearbeitet hat ja nachdem sie den Antrag gestellt hat inzwischen das Feld geräumt/ da war heute Nachmittag niemand mehr zu erreichen/ möchte noch eines sagen/ gibt ja drei Dimensionen bei Honecker bei diesem Schießbefehl/ gibt einmal die Frage der moralischen Schuld, der politischen Verantwortlichkeit und die Frage der strafrechtlichen Verantwortlichkeit/ wir sehen bisschen gerade in Wahlkampfzeiten die Gefahr, dass diese drei Bereiche, die man sehr genau auseinander halten muss, diese Bereiche eben in eins geworfen wird/ das, was man politisch oder moralisch verurteilt auch gleichzeitig zu einem Straftatbestand gemacht wird.../ ist die eigentliche Problematik."