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Leipzig im Herbst

Regie: Andreas Voigt, Gerd Kroske, 53 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
1989

Film-/Videoformat
35 mm
Länge in m
1461
Sonstiger Titel
Aktuelles Leipzig
Englischer Titel
Leipzig in the Fall

Kurzinhalt (Deutsch)

Der Film dokumentiert den Herbst ´89, als sich die Ereignisse auf den Straßen in Leipzig überstürzen. Demonstranten, Zugeführte, Polizisten, Wehrpflichtige, Pastoren, Arbeiter und Funktionäre werden befragt. Erbitterung, Angst und Hoffnung werden widergespiegelt. Jene gefährliche Zuspitzung der Lage als fast jeder mit Gewalttätigkeit rechnete und einige wenige Funktionäre gemeinsam mit Oppositionellen versuchten, Gewaltfreiheit zu erreichen. Trotz der revolutionären Situation, die mehr von den Massen als dem Einzelnen getragen wird, werden die verschiedenen Charaktere auf beiden Seiten sichtbar. Revolution in Deutschland zwischen Erbitterung und Hoffnung, ausgetragen zwischen Dienstschluss und Schlafenszeit.

Filmstill zu "Leipzig im Herbst"

(R: Andreas Voigt, Gerd Kroske, 1989)

Filmstill zu "Leipzig im Herbst"

(R: Andreas Voigt, Gerd Kroske, 1989)

Filmstab

Regie
  • Andreas Voigt
  • Gerd Kroske
Drehbuch
  • Andreas Voigt
  • Gerd Kroske
Kamera
  • Sebastian Richter
Schnitt
  • Karin Schöning
  • Manuela Bothe
Ton
  • Uve (auch: Uwe) Haußig
  • Ulrich Fengler
  • Gerd Kroske
Produktionsleitung
  • Charlotte Galow
  • Roland Gernhard
  • Stephan Röder
DEFA-Fotograf
  • P. Martins
Person, primär
  • T. Ulrich
  • A. Oelsch
  • G. Steinbach
  • F. Marius
  • U. Meiselbach
  • H. Radny
  • J. Pommert
  • R. Böhme
Person, sekundär
  • Harry Tisch
  • Kurt Masur
  • Bernd-Lutz Lange
  • Erich Honecker
  • P. Zimmermann
  • Michail Gorbatschow
  • Egon Krenz
  • Hans Modrow

Auszeichnungen

  • Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (1989): Goldene Taube (symbolischer Preis außerhalb des Wettbewerbs)

Kurzinhalt (Englisch)

The events on the streets of Leipzig in autumn 1989

Langinhalt

0:00:00

Insert:

Bei den Demonstrationen der Bevölkerung in den Tagen um den

7. Oktober, den 40. Jahrestag der DDR, kam es zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. In diesen Tagen war niemand von uns mit der Kamera dabei. Wir haben es nicht vermocht. Erst am 16. Oktober haben Kollegen des DEFA Dokumentarfilmstudios die Arbeiten an einem Filmprojekt begonnen. Das folgende Material ist ein Teil von insgesamt 11 Stunden, das mehrere Stäbe in Leipzig, Berlin und Dresden gedreht haben.

 

Insert (Filmtitel):

Leipzig im Herbst

16.10. – 7.11.1989

ein Material

 

0:00:33

Deutsche Demokratische Republik (DDR); Sachsen; Leipzig am Abend:

Demonstranten begrüßen klatschend und winkend die laufende Kamera und lassen diese hindurch; Rufe: „Wir sind das Volk“, Transparente;

Demonstrantenmenge vor dem Rat der Stadt/Rathaus, im Hintergrund ist eine Mikrofonstimme zu hören

 

0:01:19

Gefragt werden Demonstranten, warum sie an der Demonstration teilnehmen:

Sie wollen Veränderungen im Land (Worte allein reichen nicht mehr); als wichtigstes sind freie Wahlen, mündige Bürger sein, Reisefreiheit

 

Ein weiterer Demonstrant fällt seinem Vorredner ins Wort und meint, die Reisefreiheit sei eher sekundär und benennt seine Gründe für Veränderungen:

Kritisiert die Art und Weise, wie die Politiker in der DDR ihre Macht durchsetzten, ihm geht es nicht um Bananen oder Reisevisum, möchte aber nicht mehr bevormundet werden (z. B. in der Schule); bezieht sich auf Harry Tisch (Vorsitzender des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), der gerade in der Jungen Welt den Dialog und die Freiheit proklamierte und empfindet diese Aussage als eine Hinauszögerung

 

Interview eines weiteren Demonstranten:

Fordert Glasnost in der Politik, Demokratie und kritisiert, dass die Intelligenz nicht um ihre Meinung gehört worden ist

 

Demonstranten mit Transparenten vor dem Rat der Stadt/Rathaus rufend: „Wo ist unser Bürgermeister?“

 

0:05:12

Interview des Stadtrats, T. Ulrich (Insert) im Rathaus an seinem Schreibtisch:

Er kritisiert die Massenmedien der BRD, dass sie seit längerem nur Kritisches von Leipzig, aber nichts positives berichten; der Rat der Stadt erwägt derzeitig, den Dialog auf der Straße in Form von Rathausgesprächen fortzusetzen, dazu findet eine Stadtverordnetensitzung statt

 

0:00:30

Rat der Stadt/Rathaus Leipzig: Transparente an der Hauswand

Ein Müllauto kommt angefahren, die Straßenfeger steigen aus, entfernen und lesen dabei teilweise die Transparente. Auf die Frage, was sie davon halten, antworten sie, dass sie die formulierten Forderungen berechtigt finden.

 

Interview der Straßenfeger A. Oelsch, H. Radny (Insert) in ihrem Aufenthaltsraum:

Erzählen über ihre Arbeit und dass sie nicht aus Überzeugung die Plakate abgemacht haben und die Forderungen richtig finden, die unterste Schicht wehrt sich, da die Führung sie unterdrückt und sich selbst bereichert hat

 

0:09:42

Brücke in Leipzig am Abend, Arbeiter auf Fahrrädern fahren darüber zur Schicht

Interview der Arbeiter im Volkseigenen Betrieb (VEB) GISAG (Insert) an ihrer Werkbank:

Kritik wird geübt an der 40-jährigen Misswirtschaft der Regierung und an deren Umdenken wird nicht geglaubt; Kritik an die SED, die den alleinigen Machtanspruch aufgeben muss; der Glaube fehlt, dass bei der heutigen Jugend das Vertrauen in die Politik zurückkehrt, Kritik an SED, Gewerkschaft und staatliche Organe, da die Kirche die einzige Institution war, die sich um die Probleme der Menschen gekümmert hat; Kritik an Stagnation der Arbeit im Betrieb

Losung an Werkswand:

„Mit dem Volk und für das Volk – Realisieren wir die Generallinie der Partei – vorwärts zum 40. Jahrestag der DDR“; verschiedene Einstellungen auf dem Werksgelände

 

0:13:31

Interview des Arbeiters G. Steinbach (Insert) zu Hause:

Beschreibt den vorbestimmten Lebensweg von Geburt an; Ingenieurstudium für Maschinenbau nur mit Eintritt in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) und 3 Jahre Volksarmee, er hat darauf verzichtet und ist sehr zufrieden damit, Arbeiter zu sein; war politisch nicht engagiert und ist jetzt in das „Neue Forum“ eingetreten; ermutigt Kollegen einzutreten, an Montagsdemonstrationen teilzunehmen und ihre Meinung zu sagen; den Sozialismus will keiner abschaffen, er soll verbessert werden

 

0:14:49

Fahrende Straßenbahn vorbei an parkenden Autos „Trabant“ und alten Hausfassaden

Hauseingang, Pappschild an Treppenaufgang, befestigt mit weißer Nelke: „Info-Zentrum Neue Forum“ (Sprechzeiten), Kamera geht die Treppe hinauf und durch halbgeöffnete Tür: Menschen lesen Infoblätter an einer Wandtafel, andere diskutieren über Ausreisewillige und den in absehbarer Zeit funktionierenden Sozialismus, in den Ausgereiste wieder zurückkehren werden

 

0:17:13

Interview eines Mitarbeiters „Neue Forum“ (Büro- und Informationszentrum):

Sie arbeiten einfach drauf los, bisher ist noch nichts passiert und sie sind noch nicht belangt worden, lokale Vertreter/Parteifunktionäre wollen sich für die Genehmigung der Zentrale einsetzen, schätzt Neue Forum-Mitgliederzahlen: ca. 3 000 in Leipzig,

50 000 – 100 000 in der DDR; junger Mann schreibt an mechanische Reiseschreibmaschine Aufnahmeantrag

 

Interview eines alten Mannes auf dem Flur, der sich eben im „Neue Forum“ hat einschreiben lassen und was ihn dazu bewogen hat:

Es ist etwas zur Veränderung der gesamten Lage in der DDR durch das Neue Forum in Gang gekommen; ein Dialog war vorher nicht möglich, obwohl es jetzt behauptet wird.

Es ist traurig, dass die Menschen erst auf die Straße gehen mussten und die „am Schreibtisch“ nicht gemerkt hat, was das Volk will.

 

0:19:14

Demonstrantenmenge vor dem Leipziger Rat der Stadt/Rathaus rufen: „Wir sind das Volk“, Transparente: „Entmilitarisierung von Schule und Studium“, Verfassungsänderung: Artikel 1“,

Sprecher mit Megafon: Aufruf an die Schriftsteller und Redakteure, an Sicherheitsbeamte, an die Bürger Leipzigs und der DDR, „Nein“ zu sagen und sich nicht unter Druck setzen zu lassen und den Versprechungen der SED nicht zu glauben;

Pressefotograf fotografiert das Geschehen;

weitere Transparente: „Wir fordern unser Verfassungsrecht: ‚Neue Forum’ zulassen!“; „In die Volkskammer, Egon (Egon Krenz - SED-Generalsekretär und Staatsratsvorsitzender), das muss sein, gehört das ‚Neue Forum’ rein“ u. a.

 

Weiterer Sprecher am Megafon:

„Wir brauchen Garantien dafür, dass Reformen in Gang kommen, die unser Land grundlegend verändern, wir sagen Schluss mit einem Obrigkeitsstaat, der die breite Masse des Volkes zu unmündigen Bittstellern degradiert“;

Demonstranten singen „Die Internationale“ (OT)

 

0:21:15

Nikolaikirche außen, Tag: Menschen versammeln sich, unterlegt mit Orgelmusik;

Nikolaikirche innen: Gottesdienst, der Theologe, Superintendent, Dr. F. Marius verliest einen Text am Mikrofon:

„… Das Vertrauen sei in den letzten Wochen und Monaten empfindlich gestört, durch Verweigerung offener und öffentlicher Aussprachen, durch wirklichkeitsferne Medienpolitik, durch Gewaltanwendung bei Demonstrationen und das Vorgehen bei Zuführungen vor dem 9. Oktober, das noch restlos aufgeklärt werden müsse sowie die Ausreise von Tausenden von Bürgern. Nötig seien schnelle Entscheidungen und Zeichen, dass die beabsichtigten Veränderungen tatsächlich verwirklicht würden“.

 

0:21:54

Interview mit dem Theologen, Superintendent, Dr. F. Marius (Insert) an seinem Schreibtisch:

Beschreibt die Geschehnisse am/um den 7. Oktober und davor in Leipzig und Dresden, die Gewaltanwendung der sich herausgefordert gefühlten Staatsmacht gegenüber den Demonstranten, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, Polizeiaufgebote gab es schon seit dem Sommer in Leipzig, Reaktionen/Angst der Demonstranten, brutale Auseinandersetzung mit Demonstranten, Umdenkungsprozess muss einsetzen: Dialog ohne Gewalt

 

Fotomontage: Reihe Volkspolizei (VP) mit Gummiknüppeln, Helm und Schutzschild, verprügelter und verletzter Demonstrant in Menschenmasse, Wasserwerfer

 

0:24:23

Interview mit (jungen) Wehrpflichtigen der 5. Volkspolizei (VP)-Bereitschaft in ihrem Aufenthaltsraum (Insert):

Äußern ihre Gefühle und Gedanken, verstehen nicht, dass die Probleme nicht auf friedliche Art und Weise, sondern mit Gewalt gelöst werden; stoßen auf Ablehnung von Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen bei ihrem Einsatz z. B. in der Sperrkette

 

0:25:17

Interview mit Kommandeur der 5. VP-Bereitschaft, Oberstleutnant Schröder (Insert) an seinem Schreibtisch:

Die Stimmungen und Meinungen der Wehrpflichtigen (z. T. schriftlich) sind sehr differenziert, Diskussionen und Gespräche fanden statt - Ergebnis der Überzeugungsarbeit in der Dienststelle: keine Weigerung oder Probleme bei den Vorbereitungen der Einsätze bzw. bei den Einsätzen bis zum 9. Oktober;

Erläuterungen über die Art und Weise der Vorbereitung der meist 18- bis 19-jährigen Wehrpflichtigen für den Umgang mit Demonstranten

 

0:26:38

Interview mit dem SED-Sekretär für Agitation und Propaganda, J. Pommert (Insert) an seinem Schreibtisch zu der Frage „Wie war die Situation in Leipzig am 9. Oktober 89?“:

Sehr angespannt, auch sehr unüberschaubar aufgrund des Ausmaßes der bisher nie gekannten Montagsdemonstration in Leipzig, diese Ereignisse stellten an alle politischen Kräfte der Stadt und Sicherheitskräfte die Forderung, für die Gegenwart und Zukunft über den 9. Okt. hinaus Entscheidungen zu treffen; Diskussionen und Gespräche fanden im Sekretariat der Bezirksleitung statt, anschließend Treffen u. a. mit Prof. Kurt Masur, Dr. Zimmermann, Bernd-Lutz Lange und mit ihm

 

0:28:44

Interview mit dem Theologen Dr. P. Zimmermann (Insert) an seinem Schreibtisch:

Betrachtet werden müssen die Ereignisse nicht nur am 9. Oktober, sondern seit dem Friedensgebet (nach der Pause im Juli/Aug. 89) am 4. September; Eskalation von Montag zu Montag sowie am 4. Oktober in Dresden, aufgrund dessen der Artikel von einem Kampfgruppenkommandeur am 6. Oktober in Leipziger Volkszeitung erschienen war mit dem Inhalt, mit der Waffe in der Hand endgültig die Konterrevolution zum Stehen bringen; damit haben sich Gerüchte bestätigt, Gespräche zur Verhinderung der erwarteten Konfrontation wurden gesucht

 

0:31:11

Fortsetzung Interview mit dem Kommandeur der 5. VP-Bereitschaft, Oberstleutnant Schröder an seinem Schreibtisch:

Aufgrund der Eskalation am 7. Oktober wurden die Vorbereitungen für den 9. Oktober getroffen, bis dato war keine Sonderausrüstung, Räum- und Schutzschilder u. a. in der Dienststelle vorhanden; die Wehrpflichtigen waren durch Gespräche, Einweisung in die Lage und der vorangegangenen Einsätze vorbereitet, auch zum Schutz ihrer Gesundheit; in die vorgesehenen Einsatzvarianten direkt wurden die Wehrpflichtigen nicht eingewiesen, das beschränkte sich auf die Vorgesetzen

 

0:32:31

Fortsetzung Interview mit (jungen) Wehrpflichtigen der 5. VP-Bereitschaft im Aufenthaltsraum:

Ihnen wurde gesagt, dass es sich bei den Demonstranten um Ausreisewillige und Staatsfeinde handelt; waren tief bewegt, als tausende Demonstranten „Die Internationale“ gesungen haben, haben die Gegendarstellung in der Zeitung gemeinsam auch mit Offizieren, von denen einige die gleiche Meinung wie sie hatten, diskutiert, aber sie sind bei der Volkspolizei und müssen nach den Befehlen handeln;

schildern im Detail die unverhältnismäßige Gewaltanwendung an den Demonstranten durch die Polizei: wurden an den Haaren gezogen, verprügelt und geschlagen

 

0:35:19

Hausmeister hat Fenster vergittert und erzählt, dass dahinter wertvolle Sachen für den Pferdesport gelagert werden, er fragt das Filmteam: „Ihr denkt wohl, hier werden noch mal welche eingesperrt (Zugeführte)?“ Er will nicht hoffen, dass die alten Leute an die Macht kommen.

 

Totale auf Lagerhallen/Pferdeställe

 

0:36:14

Interview zweier Zugeführter, R. Böhme und U. Meiselbach (Insert) vor einem der Pferdeställe:

Sie berichten über die Ereignisse dort am 7. Oktober:

Lkws der Volkspolizei haben sie nachts dorthin gebracht; sie mussten einzeln vom Lkw steigen und sich am Spalier der Volkspolizisten vorbei zur Leibesvisitation breitbeinig an die Stallwand stellen, anschließend gingen sie in die Pferdestall, vorbei an zwei Hunden/Riesenschnauzer und Gummiknüppel schwingenden Polizisten, in insgesamt 16 Pferdeboxen waren je 10 Männer, und in insgesamt zwei Boxen waren je 10 Frauen eingesperrt: stehend, 22 Stunden, in der Zeit von 22.00 Uhr bis 11.00 Uhr passierte nichts;

 

Totale in das Innere eines Pferdestalls

 

Hausmeister mit Schlüsselbund berichtet:

Er erhielt die Anweisung, dass die Schlüssel immer an den Montagen nach dem 7. Oktober bereitzustellen waren; offiziell wurden keine Gründe genannt

 

0:39:05

Fortsetzung Interview mit (jungen) Wehrpflichtigen der 5. VP-Bereitschaft im Aufenthaltsraum:

Er hat sich geschämt, diese Misspolitik als Polizist zu verteidigen, konnte das mit seinem Gewissen nicht vereinbaren und hat es abgelehnt, weiter als Tränengasschütze eingesetzt zu werden; im Grundwehrdienst kann man sich die Einsatzgebiete nicht aussuchen; Freunde und Familie hatten kein Verständnis für die Aufgaben der Wehrpflichtigen

 

0:40:29

Fortsetzung des Interviews mit dem Kommandeur der 5. VP-Bereitschaft, Oberstleutnant Schröder an seinem Schreibtisch:

Es gab keine andere Lösung mehr, am 2. Oktober ist die Entscheidung für den Einsatz von Sonderausrüstung u. a. Mittel gefallen; der Einsatz der Schusswaffe stand nicht zur Debatte; Ausrüstung bestand aus Uniform, Koppel und Sonderausrüstung, Wasserwerfer

 

0:41:30

Fortsetzung des Interviews mit dem Theologen Dr. P. Zimmermann an seinem Schreibtisch:

Er hat von Freunden und Familie, die im Gesundheitswesen arbeiten, am Sonntag zuvor Informationen erhalten, dass z. B. Sonderanforderungen von Blutkonserven vorlagen; das deutete auf den partiellen Ausnahmezustand der Stadt und des Landkreises Leipzig hin

 

0:42:22

Fortsetzung des Interviews mit dem Kommandeur der 5. VP-Bereitschaft, Oberstleutnant Schröder an seinem Schreibtisch:

Er beschreibt die Vorbereitungen für den 9. Oktober: Hat - zum Schutz der Wehrpflichtigen - befohlen, Helm und Schutzschild einzusetzen; der Einsatz von Waffen lag nicht in der Entscheidungsgewalt des Kommandeurs = nur ausführendes Organ

 

0:43:33

Fortsetzung Interview mit (jungen) Wehrpflichtigen der 5. VP-Bereitschaft im Aufenthaltsraum:

Die Einsatzeinweisung fand am 9. Oktober vormittags statt; die Ansage vom Zugführer lautete: die Demonstranten haben heute keine Chance, Technik und Kräfte sind genug vorhanden, am Bahnhof sollte die Demonstration aufgelöst werden; aufgrund der Menschenmassen, wurde kurzfristig entschieden, den Einsatz nicht durchzuführen, sie hatten damals Angst vor dem Einsatz und sind heute noch froh darüber, dass sie nicht eingreifen mussten

 

0:44:53

Fortsetzung des Interviews mit dem Theologen Dr. P. Zimmermann an seinem Schreibtisch:

Der Demonstrationszug am 9. Oktober wurde von der Polizei weder bedrängt noch aufgehalten; aufgrund von Gesprächen mit z. B. einem Hundeführer war ihm aber auch klar, welcher immense Druck auf den Polizisten lag

 

0:46:33

Fortsetzung des Interviews mit dem Kommandeur der 5. VP-Bereitschaft, Oberstleutnant Schröder an seinem Schreibtisch:

Kurz bevor der Einsatzbefehl am 9. Oktober begonnen hätte, wurde der Einsatz um ca. 18.00 Uhr widerrufen, der Zuge hatte sich bereits auf dem Karl-Marx-Platz formiert; wenn der Widerruf sie nicht erreicht hätte, dann hätte man versucht mit den vorhandenen Mitteln den Einsatzbefehl zu befolgen, d. h. den Demonstrationszug aufzuhalten und aufzulösen

 

Übung der Volkspolizei - Umgang mit Schutzhelm und –schild

 

Demonstrationsmenge mit Transparenten: „Freie Wahlen statt gefälschte Zahlen“ rufen: Wir sind das Volk

 

0:47:53

Interview eines jungen Mannes während der Demonstration:

Nur mit neuen Kräften, wie Neue Forum und anderen Parteien können Veränderungen im Lande erfolgen, möchte den Sozialismus nicht grundlegend zerstören, sondern neu und anders gestalten; die Erfahrungen der alten Kräfte der Staatsführung wird gebraucht, sie dürfen aber nicht weiter ihr Machtmonopol beanspruchen

 

Interview einer Demonstrantin:

Kritisiert, dass so viel ausgereist sind, weil sie keine Zukunft mehr im Land sahen, obwohl sie vielleicht bleiben wollten; kritisiert die letzte Wahl und fordert neue; sie hat Hoffnung auf Veränderungen, sonst wäre sie nicht mehr hier;

Demonstranten rufen: „Freie Wahlen“, „Nie wieder Wahlbetrug“, „Wir sind das Volk“

 

Am nächsten Morgen: Straßenbahnen fahren und halten an Haltestelle

 

Insert:

Chronologie der weiteren Ereignisse vom 7.10. bis 13.11.1989

(unterlegt mit dem Geräusch fahrender Straßenbahnen)

 

7.10.1989

40. Jahrestag der DDR,

Gegendemonstrationen in Berlin, Leipzig, Magdeburg, Dresden und Karl-Marx-Stadt

 

9.10.1989

70 000 Bürger Leipzigs auf der Straße, Aufruf an die Bevölkerung zur Gewaltlosigkeit

 

18.10.1989

Rücktritt Erich Honeckers (SED-Generalsekretär und Staatsratsvorsitzender)

Egon Krenz wird Generalsekretär

 

24.10.1989

Krenz wird zum Staatsratsvorsitzenden gewählt

 

27.10.1989

Außerkraftsetzen des § 213 StGB – „unerlaubter Grenzübertritt“

 

1.11.1989

Krenz zu Besuch bei Gorbatschow (Michail Gorbatschow)

 

4.11.1989

Erste genehmigte Demonstration in Berlin, 500 000 auf den Straßen

 

6.11.1989

Veröffentlichung eins Reisegesetzentwurfs, von der Volkskammer nicht angenommen

250 000 Bürger haben seit Jahresbeginn das Land verlassen

 

7.11.1989

Rücktritt der DDR-Regierung

 

8.11.1989

Neuwahl des Politbüros

 

9.11.1989

Unerwartete Öffnung der Grenzen zur BRD und Berlin (West) für alle Bürger

 

13.11.1989

Außerordentlicher Parteitag der SED für Dezember einberufen, Modrow (Hans Modrow)

zum Ministerpräsidenten gewählt

 

0:51:06 Abspann, Danksagung

 

0:51:22 Ende

 

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