Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Cox Habbema

Schauspielerin, Theaterregisseurin

* 21. März 1944 in Amsterdam; † 18. April 2016 ebenda

Biografie

Filmstill zu "Die unverbesserliche Barbara"

Cox Habbema

in DIE UNVERBESSERLICHE BARBARA (R: Lothar Warneke, 1976) Fotografen: Wolfgang Ebert, Richard Günther

Cox Habbema sticht nicht nur wegen ihres leichten holländischen Akzents im DDR-Kino der 1970er Jahre hervor. Ihre Talente sind vielfach gefragt: „Sie mimt, singt, inszeniert. Am Deutschen Theater, bei der DEFA und beim Fernsehen.“ heißt es am 10. Juni 1981 in der Tageszeitung „Neue Zeit“. Die Niederländerin, die sich für ein Leben in der DDR entschließt, begeistert über viele Jahre die DDR-Presse. Eine Tatsache, die zahlreiche journalistische Beiträge bezeugen. Gemeinsam mit  Eberhard Esche war sie viele Jahre eines der bekanntesten Künstler-Ehepaare der DDR.

Cornelia „Cox“ Habbema wird am 21. März 1944 in Amsterdam geboren. Obwohl sie bereits als Kind Erfahrungen als Schauspielerin sammeln kann, entscheidet sie sich nach der Schule zunächst für ein wissenschaftliches Studium. Schließlich wird das Theater mehr als eine Nebensache in ihrem Leben und Habbema schreibt sich in die Schauspielschule Amsterdam ein. Da sie dort keinen Abschluss im Fach Regie machen kann, bewirbt sie sich als Regiepraktikantin und -assistentin an verschiedenen Theatern. Diese praktische Ausbildung führt sie, unterstützt durch ein Stipendium, ab 1968 von Amsterdam nach London zu Peter Brooks, nach Mailand zu Giorgio Strehler, nach Paris zu Roger Planchon und schließlich 1969 nach Berlin zu Benno Besson ans Deutsche Theater. Da sie zum einen von der Theaterpolitik in der DDR sowie dem damit verbundenen gesellschaftlichen Stellenwert des Theater überzeugt ist und sich zum anderen am Deutschen Theater in ihren Schauspielkollegen Eberhard Esche verliebt, verlängert sie ihren Aufenthalt.

Filmstill zu "Wie heiratet man einen König"

Cox Habbema und Eberhard Esche in WIE HEIRATET MAN EINEN KÖNIG? (R: Rainer Simon, 1968) Fotografen: Hans Hattop, Wolfgang Reinke

Filmstill zu "Till Eulenspiegel"

Cox Habbema und Winfried Glatzeder in TILL EULENSPIEGEL (R: Rainer Simon, 1974) Fotografen: Frank Bredow, Klaus Goldmann

Auf Vermittlung Esches erhält Habbema die Hauptrolle des klugen Bauernmädchens in Rainer Simons WIE HEIRATET MAN EINEN KÖNIG? (1968). Der Regisseur ist zunächst unsicher, ob er die unbekannte Holländerin besetzen soll, nur weil Esche – mit dem sie inzwischen liiert ist – als Hauptdarsteller des Films auf sie besteht. Rückblickend beschreibt Simon in seinen Erinnerungen wie rasch seine Skepsis verflog, als Habbema auftrat: „Mir gefiel an Cox ihre heitere, selbstverständliche Sinnlichkeit. Einen vergleichbaren Typen gab es in der DDR nicht.“ Auch Habbema ist von dem Regisseur überzeugt; lässt Simon doch seinen Schauspielern viel Raum zur eigenen kreativen Ausgestaltung einer Rolle und einer Situation. Am eindrücklichsten ist diese fruchtbare Zusammenarbeit in der Hochzeitsfest-Szene dokumentiert: Die Kamera von Claus Neumann beobachtet zurückhaltend, wie Habbema und Esche als Verliebte zärtlich miteinander interagieren. Die Presse zeigt sich begeistert und weist Habbema bei ihrem DEFA-Debüt „Frische und eine natürliche Eleganz“ (Berliner Zeitung, 11.3.1969) aus. 1974 besetzt Rainer Simon die Schauspielerin ein weiteres Mal in einem seiner Filme. An der Seite von Winfried Glatzeder, der den TILL EULENSPIEGEL spielt, ist sie als Geliebte des Titelhelden zu sehen.

Habbema ist in den 1970er Jahren in mehreren DEFA-Produktionen in erinnerungswürdigen Rollen zu sehen. Unter der Regie von  Herrmann Zschoche steht Habbema 1972 in dem Science-Fiction-Film EOLOMEA vor der Kamera. An der Seite des bulgarischen Schauspielers Ivan Andonow verkörpert sie hier die Professorin Maria Scholl. Noch im gleichen Jahr folgt die Darstellung der nach Lebenssinn suchenden Britta in  Lothar Warnekes ES IST EINE ALTE GESCHICHTE, die ihren alten Beruf aufgibt und eine sinnvolle Tätigkeit im Medizinstudium findet. Es ist die erste von insgesamt vier gemeinsamen Arbeiten mit dem Regisseur. In LEBEN MIT UWE (1973) gibt sie die scheidungswillige Ehefrau eines aufstrebenden Biologen (gespielt von Eberhard Esche), in DIE UNVERBESSERLICHE BARBARA (1976) spielt sie die Titelheldin, die aus Liebe zu ihrem Mann (Peter Aust) ihre Karriere als Schwimmerin aufgibt und in DIE BEUNRUHIGUNG (1981) mimt sie den kleinen Part der beruflich erfolgreichen, alleinlebenden Freundin der Hauptfigur Inge Herold (Christine Schorn). 1977 ist sie mit ihren Schauspielerkollegen Peter Prager, Detlef Gieß und Rolf Hoppe in mehreren Episoden der Reihe „Treffpunkt Kino“ zu sehen. In Dieter Scharfenbergs Märchenfilm DER SPIEGEL DES GROSSEN MAGUS (1980) spielt sie erneut an der Seite von Eberhard Esche.

Filmstill zu "Eolomea"

Cox Habbema und Iwan Andonow in EOLOMEA (R: Herrmann Zschoche, 1972) Fotograf: Alexander Kühn

Filmstill zu "Es ist eine alte Geschichte"

Peter Aust und Cox Habbema in ES IST EINE ALTE GESCHICHTE (R: Lothar Warneke, 1972) Fotograf: Frank Bredow

Neben ihren Engagements bei der DEFA wirkt Cox Habbema insbesondere am Deutschen Theater. Zunächst als Schauspielerin, später auch als Regisseurin. Ihr Debüt feiert sie 1971 in „Goldene Städte“ nach dem Arnold-Wesker-Stück „My very own and golden city“ unter der Regie von Hans-Georg Simmgen. Kurz darauf folgt die Rolle der Elsa in Jewgeni Schwarz‘ „Der Drache“ in einer Inszenierung von Benno Besson. Im Verlauf ihrer langjährigen Tätigkeit spielt sie unter anderem mit Eberhard Esche, Dieter Mann, Otto Mellies, Dieter Franke, Klaus Piontek, Rolf Ludwig, Gerhard Bienert und Herwart Grosse. Ihr Regiedebüt feiert Cox Habbema 1980 mit der Uraufführung von Peter Hacks‘ „Senecas Tod“. 1981 folgt die Inszenierung des mehrteiligen Hacks-Stücks „Musen“ für das DDR-Fernsehen. Peter Hacks, für dessen Arbeiten sie sich sehr begeistert und mit dem sie freundschaftlich eng verbunden ist, schenkt ihr seine Bearbeitung des Goethe‘schen Schwanks „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilen“. Gemeinsam mit Schauspielkollegen tourt sie mit Liederabenden durch das Land.

Das Jahr 1976 markiert einen Wendepunkt in Habbemas DDR-Leben. Gemeinsam mit vielen anderen DDR-Kulturschaffenden wendet sie sich gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. In Folge wird die Schauspielerin von der Staatssicherheit beschattet und erhält kaum noch Rollenangebote. Vermehrt arbeitet sie wieder für Theater und Fernsehen ihrer Heimat. Unter anderem ist sie in Harry Kümels DE KOMST VAN JOACHIM STILLER (1976) und in Marleen Gorris DE STILTE ROND CHRISTINE M. (1982) in tragenden Rollen zu sehen. 1983 beginnt sie für den niederländischen Fernsehsender NOS zu arbeiten; 1986 übernimmt sie die Intendanz der Amsterdamer Stadsshouwburg. Ihr „Vertrag auf Lebzeiten“ am Deutschen Theater wird mit der Wende aufgekündigt – doch ihre Beziehungen nach Berlin sind damit nicht beendet. Sie engagiert sich unter anderem für die Bewahrung der Kunst Peter Hacks‘ und schreibt ein Buch über die Wende und die Veränderungen in Ost-Berlin. 2011 wird sie Intendantin der neuen Bühne der Peter-Hacks-Gesellschaft im Prenzlauer Berg. Die Spielstätte trägt auch ihren Namen: Habbema.

Als Cox Habbema am 18. April 2016 nach schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren in Amsterdam stirbt, erscheinen zahlreiche Nachrufe in den deutschen und niederländischen Feuilletons.

verfasst von Stephan Ahrens. (Stand: Februar 2021)

Filmstill zu "Die unverbesserliche Barbara"

Cox Habbema in DIE UNVERBESSERLICHE BARBARA (R: Lothar Warneke, 1976) Fotografen: Wolfgang Ebert, Richard Günther

Filmstill zu "Die Beunruhigung"

Christine Schorn und Cox Habbema in DIE BEUNRUHIGUNG (R: Lothar Warneke, 1981) Fotograf: Norbert Kuhröber

Literatur

Eigene Texte

  • Cox Habbema: Mein Koffer in Berlin oder das Märchen von der Wende. Militzke, Leipzig 2004
  • Cox Habbema: Die neue Leichtigkeit. Erfolgreich in der Öffentlichkeit auftreten. Militzke, Leipzig 2006

Fremde Texte

  • Vera Böhm: Suchen nach dem Warum, Wochenpost, 28.8.1970.
  • unbekannt: Die Prominente zum Wochenende: Cox Habbema, in: Der Morgen, 29.8.1970.
  • Ingeborg Zimmerling: Dass sie die Nase im Gesicht behält…, Filmspiegel 20/1972.
  • Eberhard Esche: Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen. Eulenspiegel, Berlin 2005.
  • Dietmar Dath: Treues Talent. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.4.2016.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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