Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Erich Freund

Regisseur, Schauspieler, Synchronregisseur

* 4. April 1902 in Berlin; † 12. Mai 1958 in Schöneiche bei Berlin

Biografie

Filmstill zu "Zugverkehr unregelmässig"

Erich Freund

im Gespräch mit Brigitte Krause bei den Dreharbeiten zu ZUGVERKEHR UNREGELMÄSSIG (R: Erich Freund, 1951) Fotograf: Gerhard Kowalewski

Wie  Slatan Dudow und  Gustav von Wangenheim kehrte auch Erich Freund Mitte der 1940er-Jahre aus dem Exil nach Deutschland zurück und nahm eine Arbeit als Regisseur bei der DEFA auf. Er beteiligte sich an Synchronisationen und drehte mit GRUBE MORGENROT und ZUGVERKEHR UNREGELMÄSSIG zwei viel beachtete Spielfilme. Nach schwerer Krankheit musste er seine Filmarbeit beenden und starb 56jährig in Berlin.

Erich Freund wird am 4. April 1902 als Sohn des Geschäftsreisenden Siegmund Freund und seiner Ehefrau Selma in Berlin Prenzlauer Allee 32 geboren. Die Eltern sind laut Eintrag im Geburtenregister „beide mosaischer Religion“. Nach dem Besuch des Realgymnasiums beginnt er ein Studium der Innenarchitektur (das er vermutlich nicht abschließt) und nimmt Schauspielunterricht. 1922 ist er Schauspieler am Theater in Neiße (heute: Nysa/Polen), 1923/24 wird er ans Theater in Frankfurt/Oder engagiert und wirkt u.a. als Maikäfer im Weihnachtsmärchen „Peterchens Mondfahrt“ und als Graf Paris in Shakespeares „Romeo und Julia“ mit. Weitere Stationen sind das Viktoria-Theater in Magdeburg (1925), das Theater in der Lützowstraße Berlin (1925/26), das Theater Elberfeld, die Kammerspiele Wien und das Berliner Rose-Theater, wo er 1930–32 u.a. in Josef Snagas „Der Hutmacher Seiner Durchlaucht“ und in Ralph Erwins „Madame hat Ausgang“ zu sehen ist. 1932 beteiligt er sich neben Lucie Englisch, Lissi Arna, Fritz Staudte (dem Vater von  Wolfgang Staudte) und Gretl Theimer an einem Autogramm-Nachmittag im Kaufhaus Karstadt Berlin-Neukölln. Die Berliner Firma Koop-Film verpflichtet ihn für Rollen in den Stummfilmen DER VERTAUSCHTE BRÄUTIGAM (1927, Regie: Ernst Winar) und DER DUNKLE HERR IN DER ABENDSTUNDE (1927, Regie: Rudolf Meinhardt-Jünger); im selben Jahr spielt er bei der F.P.G. Film-Produktionsgesellschaft Berlin in ICH WAR ZU HEIDELBERG STUDENT (Regie: Wolfgang Neff) mit. 1932 tritt er in Johannes Guters Ufa-Kurzspielfilm GEIGENZAUBER (Kamera: Friedl Behn-Grund) auf und denkt über einen Mehrjahresvertrag bei der Ufa nach. Außerdem ist er Sprecher bei Radiosendungen.

Filmstill zu "Grube Morgenrot"

Lotte Loebinger in GRUBE MORGENROT (R: Erich Freund, Wolfgang Schleif, 1948) Fotograf: Heinz Czerwonski

Filmstill zu "Grube Morgenrot"

Hans Klering und Gisela Trowe in GRUBE MORGENROT (R: Erich Freund, Wolfgang Schleif, 1948) Fotograf: Heinz Czerwonski

Neben seiner künstlerischen Arbeit engagiert sich Erich Freund auch politisch. Er ist Mitglied der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger und Vorsitzender einer linken Hilfsorganisation für erwerbslose Film- und Bühnenschauspieler. Nach der Machtübernahme Hitlers wird er bedroht; als „Nichtarier“ wird er aus der Reichstheaterkammer und der Reichsfilmkammer ausgeschlossen. Gemeinsam mit seiner Frau, der Sängerin Nina Freund (geborene Irmgard Baronesse von Kleist, 1902–1979), entschließt er sich zur Flucht in die Tschechoslowakei. Mitte August 1933 bricht das Paar in Berlin auf und trifft im Januar 1934 in Prag ein. Während sich Nina in Hilfskomitees für Angehörige und Hinterbliebene von Naziopfern engagiert und Kurierdienste mit organisiert, ist Erich als Sprecher und Schauspieler bei der „Deutschen Sendung“ des Prager Rundfunks tätig. Er wird Mitglied des „Studios 1934“, das von der Autorin Hedda Zinner und ihrem Mann Fritz Erpenbeck geleitet wird und zu dem auch die Schauspielerin Charlotte Küter und der Regisseur Hans (Hanus) Burger gehören. Motiv der Arbeit ist, „der gefährlichen, enervierenden Untätigkeit, der die Flüchtlinge durch die Unmöglichkeit einer Arbeitsaufnahme ausgesetzt waren, entgegenzuwirken“ (Hansjörg Schneider). Das experimentelle Theater montiert Texte verschiedener Autoren und selbstgeschriebene Songs und versteht sich als „Stimmorchester“, das einheitlich in grauen Blusen auftritt und mit „kontrastreichem Sprechgesang, Lautmalereien, Dialogen zwischen Einzel- und Chorstimmen und gesungenen Stellen“ (Birgit Radebold) zu aktuellen Fragen der Gesellschaft und der Politik Stellung bezieht. Hedda Zinner erinnert sich später an Erich Freund: „Er sah fantastisch aus, er war erstklassig angezogen, er sprach sehr vornehm, und da sagten wir nur, der haut ab, selbstverständlich. Aber das wurde einer der präzisesten, einer unserer besten Mitarbeiter.“ Fritz Erpenbeck schreibt: „Er war als Erster da (und blieb auch weiter ein Vorbild an Pünktlichkeit), mehr noch: Er hatte sich seinen Text säuberlich, mit rot unterstrichenen Stichworten, in ein Heft geschrieben. Er probierte mit Ernst und Eifer. Er machte Vorschläge. Er hatte Humor. Und vor allem: Er konnte etwas!“ (Filmspiegel, 1958). Zwischen November 1933 und Anfang 1935 führt das „Studio 1934“ vier Programme auf, darunter die Revue „In memoriam Joachim Ringelnatz“ und Hugo Hupperts „Karelische Rhapsodie“, ein Loblied auf den Aufbau in der Sowjetunion.

1934 engagiert sich Freund in der „Einheitsfront-Truppe“, die sich für eine Zusammenarbeit zwischen KPD und SPD im antifaschistischen Kampf einsetzt, Gedichte von Bertolt Brecht, Johannes R. Becher, Willi Bredel oder Louis Fürnberg rezitiert und Songs von Hanns Eisler vorträgt. Im April 1936 spielt er einen Taxifahrer in der vom „Revolutionären tschechoslowakischen Arbeiterlaientheaterbund“ (DDOC) initiierten Aufführung von Clifford Odets Schauspiel „Wo bleibt Lefty?“ (Regie: Hans Burger). Der französische Regisseur Julien Duvivier verpflichtet ihn in der kleinen Rolle des spanischen Botschafters in dem in Prag gedrehten Film LE GOLEM (Premiere: Februar 1936).

Filmstill zu "Zugverkehr unregelmässig"

Inge Keller in ZUGVERKEHR UNREGELMÄSSIG (R: Erich Freund, 1951) Fotograf: Gerhard Kowalewski

Filmstill zu "Zugverkehr unregelmässig"

Claus Holm in ZUGVERKEHR UNREGELMÄSSIG (R: Erich Freund, 1951) Fotograf: Gerhard Kowalewski

Im Sommer 1936 reist Erich Freund nach Moskau, um in Gustav von Wangenheims antifaschistischem Exilfilm KÄMPFER zu spielen. Doch er erhält keine Aufenthaltsgenehmigung für die Sowjetunion und muss nach Prag zurück. Dort spielt er im September 1936 unter dem Protektorat des Bert-Brecht-Klubs in dem antifaschistischen Stück „Bessie Bosch“ von Johannes Wüsten (Regie: Hans Burger) und findet Anschluss an die „Freie deutsche Spielgemeinschaft Prag“, die ab Ende 1937 bis September 1938 von dem aus der Sowjetunion ausgewiesenen Schauspieler  Erwin Geschonneck geleitet wird. In einer Aufführung von Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“ durch die „Gesellschaft der Freunde des demokratischen Spanien in der CSR“ am 21. Mai 1938 (Regie: Paul Lewitt) tritt Freund als Padre auf; weitere Rollen spielen u.a. Erwin Geschonneck (unter dem Namen Erwin Gösch), Charlotte Küter und Amy Frank. 1936/37 ist Freund auch im Kabarett „Die Schaubude“ zu sehen und als Radiosprecher zu hören; 1937/38 wirkt er in Komödieninszenierungen des Neuen Deutschen Theaters Prag und des Kurtheaters Bad Pistyan mit. Er wird Anfang 1937 Mitglied der KPD und ist Verbindungsmann zwischen der deutschen Exilpartei und der Parteizelle der KP der Tschechoslowakei am Neuen Deutschen Theater. 1938 gastiert er im holländischen Groningen in der Nelson-Revue „Parade der Zotheid“.

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei im März 1939 fliehen Erich und Nina Freund mit Hilfe des „British Committee for Refugees from Czecho-Slovakia“ über Polen nach Großbritannien. Freund engagiert sich im „Neuen Deutschen Kulturbund“ (FDKB), arbeitet aber auch, um Geld zu verdienen, zeitweilig als Packer in einem christlichen Londoner Verlag. Erneut sucht er Verbindungen zu Theater, Film und Rundfunk. Er wird Vorstandsmitglied des FDKB und Sekretär der Sektion Darstellende Kunst. Als Leiter der „Kleinen Bühne“ im Hampstead, die neben Stücken auch aktuelle politisch-satirische Revuen und Kabarett bietet, steht er dem Ensemble sieben Jahre lang vor, wirkt als Organisator, Textdichter und Schauspieler. Gespielt wird u.a. Kleists Komödie „Amphitryon“ (1944, 19 Vorstellungen) mit Freund in der Titelrolle und „Bunbury“ von Oscar Wilde: „Immer kam neben dem blutigen Ernst der Humor zu seinem Recht“ (Freund). Unterbrochen wird die Arbeit 1940 durch eine sechsmonatige Internierung als deutscher Ausländer auf der Isle of Man, wo er mit Gedichtlesungen auftritt. Im Rahmen des FDKB wirkt Freund an Leseabenden mit Werken von Rainer Maria Rilke und Georg Büchner mit; zu seinen Kolleginnen und Kollegen gehören die Schauspielerinnen und Schauspieler (und späteren DEFA-Schauspieler) Annemarie Hase, Charlotte Küter, Paul Lewitt und Friedrich Richter sowie der Komponist Andre Asriel. Freund gehört zum Lehrkörper einer Schauspielschule des FDKB und gastiert in der österreichischen Kleinkunstbühne „Das Laterndl“. Er wird Mitarbeiter des European Service der BBC, besonders des Deutschen Dienstes, bei dem er in politischen Features spricht.

Filmstill zu "DEFA-Bildbericht 8 - 2.Volkskongreß"

Otto Grotewohl am Rednerpult in DEFA-BILDBERICHT 8 - 2. VOLKSKONGRESS (R: Erich Freund, 1948) Fotografen: A. Ammer, Erwin Anders, Heinz Jaworsky, Harry Bremer, Bruno Weißleder, Erich Nitzschmann, Kurt Krigar, Götz Neumann

Filmstill zu "DEFA-Bildbericht 8 - 2.Volkskongreß"

Einblick in die Deutsche Staatsoper (Admiralspalast) zum zweiten Volkskongress in DEFA-BILDBERICHT 8 - 2. VOLKSKONGRESS (R: Erich Freund, 1948) Fotografen: A. Ammer, Erwin Anders, Heinz Jaworsky, Harry Bremer, Bruno Weißleder, Erich Nitzschmann, Kurt Krigar, Götz Neumann

Auch der britische Film wird auf ihn aufmerksam. In Leslie Howards THE FIRST OF THE FEW (1942) spielt er unter dem Namen Erik Freund den deutschen Flugzeugpionier Messerschmitt, in Harold Frenchs MR. EMMANUEL (1944) einen Anwalt. Der Dokumentarist Ivor Montagu verpflichtet ihn für die Mitarbeit als Synchronsprecher in dem 17minütigen Propagandafilm MAN: ONE FAMILY (1946). Weitere Synchronarbeiten folgen. In Heft 2/1947 der von DEFA-Gründungsdirektor Karl-Hans Bergmann herausgegebenen Zeitschrift „Neue Film-Welt“ erinnert sich Erich Freund an seine Arbeit in britischen Studios, besonders an Leslie Howard, der ihn ermunterte, seinen deutschen Akzent in die Rolle einzubringen: „Versuchen Sie nicht, gut englisch zu sprechen. Ich will Ihren Akzent! Sonst hätte ich mir ja jeden Schauspieler engagieren können!“

Ende August 1946 kehren Erich und Nina Freund mit einem von der KPD organisierten Transport nach Deutschland, in die Sowjetische Besatzungszone, zurück. Im Oktober 1946 tritt er in die neu gegründete SED ein; im selben Monat publiziert er in der von Fritz Erpenbeck geleiteten Zeitschrift Theater der Zeit einen Aufsatz unter dem Titel „Deutsches Theater im Londoner Exil“, dem im Juli 1947 der Text „Studio 1934. Die erste deutsche Bühne im Exil“ folgt. – 1947/48 nimmt er ein Engagement an der Berliner Volksbühne an, findet aber auch Kontakt zur DEFA. Gemeinsam mit Hans Heise und Georg Rothkegel übernimmt er die deutsche Textbearbeitung von Michail Tschiaurelis Stalin-Epos DER SCHWUR und führt mit  Kurt Maetzig auch die Synchronregie des Films, der im Januar 1947 seine Berliner Premiere hat. Für DER SCHWUR wird eine neue Form von Synchronbearbeitung angewandt, über die es in der Berliner Zeitung vom 7. Februar 1947 heißt, der Inhalt werde in wechselnder Runde von mehreren deutschen Sprechern gleichsam nacherzählt. „Zu diesem Zweck musste ein ganz neues Drehbuch geschrieben werden, das unter anderen dramaturgischen Gesichtspunkten die Fabel des Originals wiederholte. Alle Personen der Handlung wurden bei ihrem Erscheinen von den Sprechern eingefühlt; ihre Dialoge sind in der ursprünglichen Fassung erhalten geblieben, nur treten sie gelegentlich zurück, um die kommentierenden Worte der deutschen Sprecher deutlich werden zu lassen. Auf diese Weise bleibt der Reiz des Originals, die untrennbare Einheit zwischen Bewegungen, Ausdruck und Sprache der russischen Schauspieler, weitgehend erhalten, auf diese Weise verlieren auch bekannte sowjetische Persönlichkeiten nichts von ihrer unmittelbar auf uns wirkenden Persönlichkeit.“

Filmstill zu "Grube Morgenrot"

Wolfgang Schleif (Mitte) und Erich Freund (mit Drehbuch) bei den Dreharbeiten zu GRUBE MORGENROT (R: Erich Freund, Wolfgang Schleif, 1948) Fotograf: Heinz Czerwonski

Filmstill zu "Grube Morgenrot"

Maria Rouvel, Claus Holm und Arno Paulsen in GRUBE MORGENROT (R: Erich Freund, Wolfgang Schleif, 1948) Fotograf: Heinz Czerwonski

1947/48 beauftragt die DEFA Erich Freund mit der Co-Regie zum Bergarbeiterdrama GRUBE MORGENROT, das er gemeinsam mit dem langjährig erfahrenen Regieassistenten  Wolfgang Schleif inszeniert. Gedreht wird an Originalschauplätzen im Zwickauer Steinkohlebergbau, zum Teil in 500 Meter Tiefe, bei tropisch feuchten Temperaturen. In einer Drehreportage berichtet die Berliner Zeitung von zahlreichen Schwierigkeiten unter Tage: „Der feine Kohlenstaub dringt in Objektive und Filmspulen. Mehrmals sind die Filmleute dreieinhalb Kilometer unter Tage gelaufen, um an eine günstige Aufnahmestelle zu gelangen. In gebückter Haltung, die Geräte in Hunten auf Schienen hinter sich herziehend.“ Das Neue Deutschland urteilt, mit dem Film sei der DEFA „endlich der große Wurf gelungen“, das Werk sei der „erste weltgültige DEFA-Film“. Gelobt werden die „unerhörte Souveränität des Bildhaften (...), der klare, sachliche, unsentimentale Handlungsablauf, der phrasenlose Dialog und die schauspielerische Qualität besonders der Männerrollen. (...) Diesem Film gelingt die Gestaltung eines Kollektivschicksals so echt und menschlich erschütternd wie nie zuvor“ (Monica Melis).

Vor und nach GRUBE MORGENROT übernimmt Freund weitere Synchronaufgaben, organisiert Lesungen, dreht in der DEFA-Dokumentarfilmabteilung einen zehnminütigen Bildbericht über den 2. Volkskongress für Frieden, Einheit und Demokratie, spielt eine kleine Rolle in Arthur Pohls Umsiedlerfilm DIE BRÜCKE (1949) und engagiert sich gewerkschaftlich. So beteiligt er sich an Forderungen nach einer Kulturverordnung für Berlin und appelliert an die Kunstkartell-Verbände der Hauptstadt, „dass sie den Künstlern in der Republik an fortschrittlichem Bewusstsein doch nicht nachstehen sollen“ (Neues Deutschland, 6. April 1950). Am 22. Januar 1951 beginnt er mit den Dreharbeiten zu seinem ersten eigenständigen Spielfilm ZUGVERKEHR UNREGELMÄSSIG, einem Kriminalfilm über den Einsatz der Ost-Berliner Polizei gegen Saboteure und Schieber, die vom Westen gesteuert werden. Eingeblendet werden zahlreiche dokumentarische Aufnahmen von S-Bahnhöfen, Bahnanlagen oder vom kriegsbeschädigten Pergamonmuseum; die Westberliner Barszenen entstehen im DEFA-Atelier in Johannisthal. Unter den Schauspielern findet sich auch die Kabarettistin Annemarie Hase, die mit Freund im britischen Exil zusammengearbeitet hatte. Nach der Premiere bemängelt die Kritik Schwächen des Drehbuchs und lobt die Regie vor allem für die dramatischen Szenen. Lothar Kusche wünscht den Schauspielern und dem Regisseur „aus ganzem Herzen endlich bessere Autoren“ (Berliner Zeitung). 

Filmstill zu "Die Brücke"

Karl Hellmer und Erich Freund in DIE BRÜCKE (R: Arthur Pohl, 1949) Fotograf: Hermann Gehlen

Filmstill zu "Die Brücke"

Erich Freund in DIE BRÜCKE (R: Arthur Pohl, 1949) Fotograf: Hermann Gehlen

Kurz nach Abschluss der Dreharbeiten erleidet Erich Freund einen Schlaganfall, von dem er sich nur langsam erholt. Für den Künstlerkreis „Das Podium“ Berlin gestaltet er im März/April 1954 noch einen „bunten Bilderbogen“ unter dem Titel „Mein Berlin – Mit Herz und Schnauze“. Erich Freund stirbt am 12. Mai 1958 in Schöneiche bei Berlin, ohne noch einmal einen Film gedreht zu haben. In einem Nachruf für den Filmspiegel schreibt sein langjähriger Wegbegleiter Fritz Erpenbeck über seine letzten Lebensjahre: „Und bis zuletzt: filmdramaturgische Arbeiten, Konzepte von Büchern – unermüdlich, mit zäher Energie, mit politischem Wissen und Verantwortungsbewusstsein, ankämpfend gegen den körperlichen Zusammenbruch. Bis es nicht mehr ging. (...) Nur wer ihn kannte, weiß, wie schwer er litt. Nicht unmittelbar, denn Schmerz ertrug er beherrscht, überwand ihn sogar mit außergewöhnlicher Selbstdisziplin und oft mit grimmigem Humor. Sein großes Leid war mittelbar: nicht mehr voll arbeiten zu können, immer weniger beitragen zu dürfen zu unserer sozialistischen Entwicklung der Filmkunst. Das quälte ihn maßlos. Denn er liebte seinen Beruf leidenschaftlich, er war Künstler durch und durch.“ 

Verfasst von Ralf Schenk. (Stand: Februar 2021)

Literatur

  • Erich Freund: Begegnung mit Leslie Howard. In: Neue Film-Welt, Berlin, Heft 2/1947, S. 25.
  • nn: Der akustische Kommentar. Neue Wege der Filmvermittlung – Neues Verfahren beim Großfilm „Der Schwur“. In: Berliner Zeitung, 7.2.1947.
  • -lz.: Mit der Kamera unter der Erde. In: Berliner Zeitung, 7.12.1947.
  • Horst Schnare: Politischer Künstler aus Menschlichkeit: Erich Freund. In: Theater der Zeit, Berlin, Heft 5/1948.
  • Monica Melis: „Grube Morgenrot“. In: Neues Deutschland, Berlin, 11.7.1948.
  • nn: Zugverkehr unregelmäßig. In: Neue Film-Welt, Berlin/DDR, Heft 4/1951.
  • Lothar Kusche: Saboteure am Werk. In: Berliner Zeitung, Berlin/DDR, 29.7.1951.
  • Fritz Erpenbeck: Künstler und Kämpfer. Zum Tode Erich Freunds. In: Filmspiegel, Berlin/DDR; Heft 12/1958, S. 11.
  • o.A.: Zum Gedenken. In: Deutsche Filmkunst, Berlin/DDR, Heft 7/1958, S. 224.
  • Hedda Zinner: Das „Studio 1934“ in Prag. In: Lothar Schirmer (Hg.): Theater im Exil 1933–1945. Schriftenreihe der Akademie der Künste, Bd. 12, Berlin 1979.
  • Hansjörg Schneider: Exil in der Tschechoslowakei. In: Exil in der Tschechoslowakei, in Großbritannien, Skandinavien und Palästina. Reclam-Verlag Leipzig 1980.
  • Birgit Leske/Marion Reinisch: Exil in Großbritannien. In: Exil in der Tschechoslowakei, in Großbritannien, Skandinavien und Palästina. Reclam-Verlag Leipzig 1980.
  • o.A.: Erich Freund. In: Christiane Mückenberger (Red.): Zur DEFA-Geschichte. Spielfilme 1946–1949. Sonderband 1/1981 der Filmwissenschaftlichen Beiträge. Potsdam-Babelsberg, S. 325–326.
  • o.A.: Erich Freund. In: Joseph Walk (Hg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Saur Verlag München 1988.
  • Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß: Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933–1945. K.G. Saur Verlag 1998, Band 2: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler, S. 271–272.
  • Birgit Radebold: Exiltheater in der Tschechoslowakei und in Großbritannien am Beispiel von Erich Freund und Heinz Wolfgang Litten. 8. Band der Schriftenreihe des P. Walter Jacob-Archivs. Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur. Hamburg 2000.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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