Sonstige filmwissenschaftliche Einrichtungen

Agenda

Filmwissenschaft ist durch Unterschiedlichkeit der Aufgabenstellung, institutionelle und örtliche Zersplitterung, Heterogenität der Unterstellungsverhältnisse charakterisiert. Film(und Fernseh)forschung wird an einer Vielzahl von Einrichtungen betrieben.

Legende

Entstehungsgeschichte >  700 /  710

Status

Filmwissenschaftliche Einrichtungen sind unselbständige Strukturteile größerer Forschungs- und Ausbildungsinstitutionen unterschiedlicher Aufgabenstellung und Auslegung. Die örtliche und institutionelle Zersplitterung wird verstärkt durch Heterogenität der Unterstellungen unter MfK, MHF, Amt für Jugendfragen beim MR, SFK, MfV, ZK mit unterschiedlichen Leitabteilungen im Apparat des ZK der SED.

Struktur

Orte für Filmanalyse und historische Filmforschung stellen die wissenschaftlichen Abteilungen der HV Film im MfK und im SFA dar. Darüber hinaus betreibt eine Vielzahl von Einrichtungen punktuell Film(und Fernseh)forschung.

Zusätzlich zur örtlichen Diversifikation verändert die 3. Hochschulreform (1967) und die von ihr veranlasste Gründung von Sektionen an Universitäten und Hochschulen zur Konzentration, Koordination und Interdisziplinarität der Forschung nochmals die strukturelle Zuordnung der filmwissenschaftlicher Einrichtungen. 

Produktion

Die wissenschaftlichen Abteilungen von HV Film und SFA leisten Zuarbeit für die Leitungsarbeit zur aktuellen Filmproduktion sowie zur Leitstellenpraxis Information/Dokumentation bzw. filmgeschichtliche und filmarchivwissenschaftliche Basisarbeit. Die Arbeit der wissenschaftlichen Abteilung des SFA ist eine kontinuierliche Größe in der wechselhaften Filmwissenschaft in der DDR.

Übergreifenden Forschungsansatz mit integrierter Filmforschung bietet die Grundlagenforschung an den Forschungsabteilungen bzw. Instituten der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der DDR für deutsche Kunst und Literatur des 20. Jahrhunderts bei der > Akademie der Künste (1984; 1987).

Wirkungsforschung zu Kino und Fernsehen am > Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig (ZIJ) wird zum Testfeld für Freizeit-, Medien- und Kulturforschung und zur Eröffnung der Medienwissenschaft aus dem Geist der empirischen Sozialwissenschaft. Der Status des Instituts erlaubt in der Forschung weitreichende Autonomie.

Nach frühem Beginn von Medienpädagogik in Forschung, Lehre, Ausbildung und Publikationen (> Pädagogische Hochschule Potsdam, > Nationales Zentrum für Kinderfilm) wird in den 1980er Jahren zunehmend Medienerziehung in Schulen und (Kinder)Filmklubs thematisiert und praktiziert. An den Pädagogischen Hochschulen Potsdam und Erfurt haben Forschungen zum Thema (Kinder)Spielfilm und Erziehung sowie zu schulischer und außerschulischer filmästhetischer Erziehung Platz (und werden in der Erfurter Filmschule verwirklicht); an der HUB werden Forschungen zu den Themenfeldern Film, Literatur(Adaption), Erziehung sowie Mediengebrauch und Medienerziehung im Horizont der Kulturwissenschaft angestoßen, Aspiranturen eingerichtet, Promotionen durchgeführt sowie systematische Qualifizierung von Nachwuchswissenschaftler auf dem Gebiet der Massenmedien (1982); am Zentralinstitut für Schulfunk und -fernsehen werden Unterrichtssendungen und Untersuchungen zum Rezeptionsverhalten vorgenommen; im Bereich Ästhetik der APW werden soziologische Untersuchungen und Lehrerweiterbildung betrieben, der Wissenschaftliche Rat für ästhetische Erziehung an der APW als Leitinstitution bringt verschiedene Einrichtungen zur Vorausforschung der theoretischen Grundlagen einer Film- und Medienerziehung zusammen (APW, ZIJ, Nationales Zentrum für Kinderfilm und -fernsehen, AdK, HFF). Das Ministerium für Volksbildung plant die Einführung der Filmerziehung an den Schulen, die Einarbeitung in das Lehrplanwerk und die Ausarbeitung von Unterrichtshilfen (Ende 1980er Jahre).

Finanzierung

Alle Einrichtungen mit Filmforschung sind Haushaltseinrichtungen. Neuverteilung innerhalb gegebener Budgets (z.B. an akademischen Einrichtungen) erfordert Strukturveränderung sowie Abgabe von Positionen und ist nicht durchsetzbar. Budgeterhöhung bzw. Budgeteinrichtung erfordert politische Begründungszusammenhänge im Rahmen staatlicher Nützlichkeitsvorstellungen, die am Wesen von Wissenschaft vorbeigehen.

Rechtsfragen

Empirische Sozialforschung wird erschwert durch die Ordnung vom 21.7.1970, wonach Meinungsumfragen durch staatliche Organe durch die ZV für Statistik genehmigungspflichtig sind.

Nach 1990

Die Institute der FGS werden evaluiert und als Forschungs- und Editionsabteilungen in den Bereich Forschung/Edition der AdK zu Berlin übergeleitet (1991). Das Bundesfilmarchiv betreibt keine eigene filmwissenschaftliche Abteilung. Medienforschung wird an universitären bzw. selbständigen Einrichtungen diversifiziert bzw. eingerichtet.

Quellen

Bestände

  • BArch Ministerium für Kultur (DR 1)
  • DEFA (DR 117)
  • Staatliches Filmarchiv (DR 140)
  • Amt für Jugendfragen (DC 4)
  • SAPMO-BArch SED (DY 30)
  • SAdK 
  • HFF-Bibliotheksarchiv

Rechtsvorschriften

  • AO über das Statut des ZIJ beim Amt für Jugendfragen vom 22. Juni 1966 (GBl. II Nr. 72 S. 463)
  • Beschluß vom 26. Februar 1968 über die Jugendforschung in der DDR (GBl. II Nr. 23 S. 97)
  • AO vom 4. Juli 1973 über das Statut des Zentralinstituts für Jugendforschung (GBl. I Nr. 35 S. 372)
  • Bkm. vom 9. Februar 1990 über Maßnahmen zur Neugestaltung von Rechtsvorschriften auf dem Gebiet der Bevölkerungsbefragung und der Meinungsforschung (GBl. I Nr. 17 S. 155)

Beschlüsse

  • Soziologische Untersuchungen und Fragebogenaktionen. Sekretariat des ZK der SED, Protokoll Nr. 12 vom 4.2.1970 (SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/1602)
  • Ordnung für die Genehmigung soziologischer Untersuchungen. Sekretariat des ZK der SED, Protokoll Nr. 62 vom 21.7.1970 (SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/1653; FMP, VFF 208)
  • Aufgaben der Literatur- und Kunstkritik. Politbüro des ZK der SED, Protokoll Nr. 44 vom 8.11.1977, Punkt 4 (SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1700)
  • Grundlage und Grundzüge für die Gestaltung der Forschungs- und Gedenkstätten der deutschen Kunst und Literatur. Sekretariat des ZK der SED, Protokoll Nr. 3 vom 9.1.1980 (SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/3006); Sekretariat des ZK der SED, Protokoll Nr. 93 vom 23.7.1980 (SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/3/3098)
  • Zentraler Forschungsplan der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR 1981-1985. Politbüro des ZK der SED, Protokoll Nr. 42 vom 21.10.1980, Punkt 11(SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/1862)
  • Zentraler Forschungsplan der marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften der DDR 1986-1990. Politbüro des ZK der SED, Protokoll Nr. 9 vom 18.6.1986, Punkt 7(SAPMO-BArch, DY 30/J IV 2/2/2171)

Verträge

  • Vertrag mit Andrés und Skladanowsky, DAK, 1.3.1952 (AdK-O, ZAA 235)
  • (Schriftwechsel zur Übergabe der Sammlung an DHF) (1955-56) (AdK-O, ZAA 235)

Literatur

  • Schneider, Regina: Die Entwicklung der Fakultät/Sektion Journalistik der Karl-Marx-Universität Leipzig – Ein geschichtlicher Abriss, Diss. Leipzig 1983
  • Wiedemann, Dieter: Kommunikationskulturelle Spurensicherung. Rückblick auf medienpädagogische Ansätze in der DDR (darin: Literaturauswahl), in: Hiegemann/Swoboda (Hrsg.): Handbuch der Medienpädagogik, Opladen 1993
  • Becker, Wieland/Petzold, Volker: Tarkowski trifft King Kong, Berlin 2001 (darin: Kinderfilmklubs und Medienpädagogik in der DDR)
  • König, Ingelore ua.: Zwischen Bluejeans und Blauhemden. Jugendfilm in Ost und West, Berlin 1995 (darin: Jugendfilm und Jugendforschung; Jugendfilm und Pädagogik)
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