Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Georg C. Klaren

Drehbuchautor, Regisseur

* 10. September 1900 in Wien; † 18. November 1962 in Sawbridgeworth, England

Biografie

Filmstill zu "Karriere in Paris"

Georg C. Klaren

während der Dreharbeiten zu KARRIERE IN PARIS (1951) Fotograf: Gerhard Kowalewski

Georg C. Klaren ist einer der produktivsten Drehbuchautoren der 1920er- und 1930er-Jahre. Er schreibt für Regisseure wie Carl Froelich, Reinhold Schünzel, Wilhelm Dieterle und Manfred Noa. Anfang der 1930er-Jahre setzt er sich auch hinter die Kamera und arbeitet als Regisseur, beschäftigt sich mit sozialkritischen Themen im Stil der Milieufilme. Von 1933 bis 1945 schreibt er weitere Drehbücher, einige davon tendenziös eingefärbt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird er als Chefdramaturg bei der DEFA beschäftigt, inszeniert vier Filme für die neu gegründete ostdeutsche Produktionsfirma.

Georg C. Klaren wird am 10. September 1900 als Georg Eugen Moritz Alexander Klari in Wien geboren. Sein Vater ist Offizier der österreichisch-ungarischen Armee. Er fällt im Ersten Weltkrieg. Seine Mutter eröffnet daraufhin eine Pension, um die Familie zu ernähren. Georg C. Klaren absolviert seine Schulausbildung, schreibt bereits als 15-jähriger für Filmzeitschriften und nimmt Schauspielunterricht. 1918 wird er zum Militär eingezogen. Danach studiert er an der Wiener Universität Philosophie und Kunstgeschichte. Schon während seiner Studienzeit inszeniert er Komödien auf der Theaterbühne, arbeitet als Journalist, schreibt eine Oper und verfasst zudem seine Dissertation über Otto Weininger.

1921 kommt Georg C. Klaren zum Film. Er wird bei der Vita-Film AG Wien als Dramaturg eingestellt. Mitte der 1920er-Jahre geht er nach Berlin, wird dort ein bekannter Szenarist und Drehbuchautor. Er schreibt für Regisseure wie Carl Froelich, Reinhold Schünzel und Manfred Noa. Für Alfred Hitchcock erarbeitet er die deutsche Version des Films MURDER! (1930), der unter dem Titel SIR JOHN GREIFT EIN (1930) in die Kinos kommt.

Filmstill zu "Karriere in Paris"

Adolf Fischer und Georg C. Klaren bei den Dreharbeiten zu KARRIERE IN PARIS (R: Hans-Georg Rudolph, Georg C. Klaren, 1951) Fotograf: Gerhard Kowalewski

Filmstill zu "Karriere in Paris"

Georg C. Klaren und Willy A. Kleinau bei den Dreharbeiten zu KARRIERE IN PARIS (R: Hans-Georg Rudolph, Georg C. Klaren, 1951) Fotograf: Gerhard Kowalewski

Zunächst arbeitet der junge Künstler im Unterhaltungsbereich, verarbeitet populäre Stoffe. Ende der 1920er-Jahre wendet er sich sozialkritischen Themen zu, schreibt das Drehbuch für den Richard-Oswald-Film FEME (1927), der die Ermordung des Politikers Walther Rathenau thematisiert. Weiterhin beschäftigt er sich in seinen Drehbüchern mit damals aktuellen Themen, etwa den katastrophalen Lebensbedingungen in Gefängnissen. Seine Bücher, die sich in der Tradition des Milieufilms bewegen, werden unter anderem häufig von Richard Oswald, aber auch von Wilhelm Dieterle und Georg Jacoby verfilmt. Anfang der 1930er-Jahre wagt er nach über 30 verfilmten Drehbüchern seine erste eigene Regie. In KINDER VOR GERICHT (1931) erzählt er die Geschichte eines arbeitslosen Vaters, der von seiner Tochter beschuldigt wird, sich an ihr vergangen zu haben. Im Gefängnis begeht er Selbstmord. Seine zweite Regie legt er mit BALLHAUS GOLDENER ENGEL (1932) nach einem Buch von Fritz Falkenstein vor. Er zeigt am Beispiel eines Einzelnen, wie junge, männliche Arbeitslose zu Verbrechern werden.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1932 kann Georg C. Klaren keinen eigenen Film mehr realisieren, verfasst aber zahlreiche Drehbücher und wird als Berater für Unterhaltungsstoffe tätig. Unter anderem schreibt er nach Henrik Ibsen das Buch für STÜTZEN DER GESELLSCHAFT (1935) von Detlef Sierck. Nach Gerhart Hauptmann entsteht der Film DER BIBERPELZ (1937). Eine weitere Literaturadaption legt er mit DER SCHRITT VOM WEGE (1939) nach Theodor Fontanes „Effi Briest“ vor. Verfilmt wird der Stoff von Gustaf Gründgens. Häufig wendet sich der Autor Kriminalstoffen zu, die überaus populär verfilmt werden. Einige seiner Ideen und Stoffe sind tendenziös eingefärbt. Der Autor und Regisseur bekennt sich in veröffentlichten Texten offen zum nationalsozialistischen Staat. Unter anderem entsteht nach seiner Idee der Propagandafilm ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT! (1940) unter der Regie von  Arthur Maria Rabenalt. Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt Georg C. Klaren als Filmberichterstatter für die Wochenschau. Vom aktiven Kriegsdienst ist er als unabkömmlich befreit.

Filmstill zu "Freies Land"

Ursula Voss und Fritz Wagner in FREIES LAND (R: Milo Harbich, 1946)

Filmstill zu "Wozzeck"

Rotraut Richter und Kurt Meisel in WOZZECK (R: Georg C. Klaren, 1947) Fotograf: Rudolf Brix

Georg C. Klaren gehört zu den ersten, die bei der neu gegründeten DEFA angestellt sind. Er wird bis 1947 deren Chef-Dramaturg. Unter anderem verfasst er das Exposé zu FREIES LAND (1946), dem dritten DEFA-Spielfilm, der sich zwischen Lehr- und Kulturfilm bewegt und der Bodenreform eine Begründung geben soll. Besonders setzt sich Georg C. Klaren für eine Fortsetzung der expressionistischen Filmtradition ein. Auf dieser Linie liegt auch seine erste DEFA-Filmregie. Nach Georg Büchners Bühnenfragment „Woyzeck“ (1837) dreht er WOZZECK (1947). Den Stoff wollte er bereits 1932 verfilmen. Der Regisseur und Drehbuchautor sieht in dem Stück die antimilitaristische Parabel, die er mit dem Berater Paul Wegener, dem Kameramann Bruno Mondi, dem Filmarchitekten Hermann Warm und dem Kostümbildner Walter Schulze-Mittendorf in deutlicher Anleihe zum deutschen Expressionismus verfilmt. Gedreht wird der Film ausschließlich im Studio, erstmals vollständig mit Magnettongeräten. Der Film ist in seiner symbolischen Bildsprache überaus stark, wird aber wegen seines Stils anfangs als „bürgerlich, dekadent und reaktionär“ eingeschätzt. Im Dezember 1947 folgt die Uraufführung.

Nach einer Interimszeit in Wien, wo Georg C. Klaren die Spionagegeschichte RUF AUS DEM ÄTHER (1949) dreht, kehrt er nach Potsdam-Babelsberg zurück und inszeniert die Filmbiografie SEMMELWEIS - RETTER DER MÜTTER (1950). Erzählt wird das Leben des Wiener Arztes Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865), der das Kindbettfieber bekämpfte und damit vielen Frauen das Leben rettete. Auch sein nächster Film beschäftigt sich mit der Biografie eines Arztes. In DIE SONNENBRUCKS (1951) erzählt er von einem Mediziner, der die Verbrechen der Nazi-Zeit stillschweigend hingenommen hat. Als er in der neuen Bundesrepublik an der Universität in Göttingen erkennt, dass sich die Verhältnisse nicht geändert haben, siedelt er in die DDR über. Mit Eduard von Winterstein und Maly Delschaft in den Hauptrollen ist das Werk prominent besetzt. Heute wird dem Film in der ersten Hälfte Gespür für Atmosphäre und Spannung bescheinigt, das Ende allerdings als zu optimistisch und verherrlichend kritisiert.

Mit KARRIERE IN PARIS (1952) legt Georg C. Klaren seine vierte und letzte DEFA-Regiearbeit vor. Nach Motiven des Romans „Vater Goriot“ von Honoré de Balzac erzählt er eine Geschichte im Frankreich zur Zeit der Restauration um 1820. Der junge Landedelmann Rastignac ist derart bestrebt, in der vornehmen Pariser Gesellschaft Fuß zu fassen, dass er leichtfertig seine Liebe aufs Spiel setzt und am Ende alles verliert. Von den Verantwortlichen wird der formal interessante Film als zu düster und pessimistisch bezeichnet. Nachaufnahmen werden eingefordert, die der Schauspieler Hans-Georg Rudolph vornimmt, da Georg C. Klaren erkrankt ist. Weitere Arbeiten für die DEFA kommen nicht zustande. Geplant ist unter anderem ein Filmprojekt über Schauspielstudenten sowie eine Mozart-Biografie.

Filmstill zu "Semmelweis - Retter der Mütter"

Käthe Braun und Karl Paryla in SEMMELWEIS - RETTER DER MÜTTER (R: Georg C. Klaren, 1950) Fotograf: Heinz Czerwonski

Filmstill zu "Karriere in Paris"

Joachim Hildebrandt und Ursula von Maneskuhl in KARRIERE IN PARIS (R: Hans-Georg Rudolph, Georg C. Klaren, 1951) Fotograf: Gerhard Kowalewski

Daraufhin dreht Georg C. Klaren in Wien, in den Filmstudios am Rosenhügel. DIE REGIMENTSTOCHTER (1953) inszeniert er nach der gleichnamigen Oper von Gaetano Donizetti. Seine Zusammenarbeit mit dem Westberliner Produzenten Artur Brauner wird abgebrochen, als Mitte der 1950er-Jahre sogenannte „Grenzgänger“ unter deutschen Filmschaffenden in der westdeutschen Presse öffentlich kritisiert werden. Auch bei der DEFA steht man westdeutschen Künstlern immer skeptischer gegenüber. Fehlende Arbeitsaufträge führen zu wirtschaftlicher Not. Georg C. Klaren schreibt an den damaligen Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl, einen Brief und bittet um Filmaufträge. Daraufhin beauftragt ihn die DEFA mit der Entwicklung von Filmstoffen. Thema ist unter anderem die Remilitarisierung in Westdeutschland. Außerdem beschäftigt er sich mit der Adaption zweier Hans-Marchwitza-Romane.

Bedingt durch Krankheit und zunehmende Erblindung kommt keiner der Stoffe über die Manuskript-Phase hinaus. Der Schauspieler Willy Birgel verfilmt mit ROSENMONTAG (1955) das letzte Drehbuch von Georg C. Klaren. Typisch für den westdeutschen Stil der 1950er-Jahre wird die Liebesgeschichte eines Leutnants und einer Blumenbinderin im Badischen während der Jahrhundertwende erzählt.

Georg C. Klaren engagiert sich politisch und gewerkschaftlich. Er ist Mitglied des Kommunistischen Studentenverband Österreichs, nach eigenen Angaben bis zu deren Auflösung 1934 Mitglied der Kommunistischen Partei Österreich. Er ist Mitbegründer der Dachorganisation der Filmschaffenden Deutschlands (DACHO), die sich in den 1920er-Jahren um die Interessen der Künstler als Arbeitnehmer kümmert. Georg C. Klaren macht sich ebenfalls einen Namen als Publizist. Er bringt Texte zu filmpolitischen und -technischen Themen heraus. 1947 veröffentlicht er die „Potsdamer Novelle“, in der er von einem Schauspieler berichtet, der bei alliierten Bombenangriffen den Tod findet.

Georg C. Klaren wohnt in seinen letzten Lebensjahren in Sawbridgeworth bei London. Dort stirbt er am 18. November 1962.

Zusammengestellt von Ines Walk.

Literatur

Eigene Texte:

  • Georg C. Klaren: Otto Weininger, der Mensch, sein Werk und Leben, Wien, Leipzig, Verlag Braumüller 1923.
  • Georg C. Klaren: Subjektives Objektiv, in: Film-Kurier, Nr. 144, 18.06.1928,
  • Georg C. Klaren: Für und wider den Tonfilm, in: Lichtbild-Bühne, Nr. 151, 23.06.1928.
  • Georg C. Klaren, Herbert Juttke: Von der Arbeit deutscher Filmautoren VI., in: Film-Kurier, Nr. 181, 01.08.1929.
  • Georg C. Klaren: Filmautoren, nach zweierlei Maß, in: Film-Kurier, Nr. 65, 15.03.1930.
  • Georg C. Klaren: Debatte um den Produktionsleiter - "O Freunde, nicht diese Töne ... ", in: Lichtbild-Bühne, Nr. 5, 17.01.1931.
  • Georg C. Klaren: Der deutsche Film und der Autor, Berlin, Lichtbildbühne 1937.
  • Georg C. Klaren: Pläne und Erwartungen der deutschen Filmschaffenden, in: Tägliche Rundschau, Berlin, 09.12.1945.
  • Georg C. Klaren: Von WOZZECK bis zur SCHÖNEN HELENA, in: Tägliche Rundschau, 14.06.1946.
  • Georg C. Klaren: Filme, die wir drehen möchten, in: Tägliche Rundschau, 18.09.1946.
  • Georg C. Klaren: Aktualität im Film, in: Theater der Zeit, Berlin, Nr. 06/1946.
  • Georg C. Klaren: Transzendentaler Film, in: Aufbau, Berlin, Nr. 09/1946.
  • Georg C. Klaren: Zeitlose Fanfare, in: Neue Filmwelt, Berlin, Nr. 01/1947.
  • Georg C. Klaren: Wozzeck-Miniaturen. I. Marie. - II. Tarnbourmajor. - III. Andres, in: Nachtexpreß, Berlin, 12./13./15.12.1947.
  • Georg C. Klaren: Diskussionsbeitrag zum Problem der Filmerneuerung, in: Aufbau, Nr. 02/1948.
  • Georg C. Klaren: An der Kamera: Bruno Mondi, in: Neue Filmwelt, Nr. 02/1948.
  • Georg C. Klaren: Alte Freundschaft, in: DIE SONNENBRUCKS - Progreß-Filrnillustrierte, Berlin 1950.
  • Georg C. Klaren: Balzacs "Vater Goriot", in: Neue Filmwelt, Nr. 12/1951.
  • Georg C. Klaren: Die Ausdrucksmittel des Films, in: Deutsche Filmkunst, Nr. 01/1959.

Fremde Texte:

  • Herbert Juttke: Das Duo der Autoren. Wie heutzutage Filmmanuskripte entstehen, in: Film-Kurier, Nr. 165, 17.07.1926.
  • Egon H. Straßburger: "Ich schrieb 150 Filme". Gespräch mit dem Chefdramaturgen der DEFA, in: Neues Deutschland, 03.08.1946. (Interview).
  • GWP: Der Dichter ins Filmatelier. Chefdramaturg Dr. Klaren spricht im Kulturbund, in: Neues Deutschland, 19.12.1946.
  • Fe.: Gespräch mit Georg C. Klaren, in: Der Abend, Berlin, 21.04.1947.
  • Horst Schnare: Porträtskizzen - Meister verfilmter Literatur: Georg C. Klaren, in: Theater der Zeit, Nr. 12/1947.
  • Horst Müting: Autor und Regisseur. Er inszenierte den Semmelweis-Film, in: BZ am Abend, 02.06.1950.
  • hm: Das Künstlerporträt. Georg C. Klaren, in: Berliner Zeitung, 24.11.1950.
  • Pem: Georg C. Klaren gestorben, in: Kurier, 19.11.1962.
  • Wolfram Witt (Zusammenstellung): Wozzeck, in: Christane Mückenberger (Hg.): Zur DEFA-Geschichte, Spielfilme 1946-1949, Folge II. Filmwissenschaftliche Beiträge, Sonderband 1, 1981. (Zeitgenössische Pressestimmen, Bibliografie).
  • Ralf Schenk:  Spuren eines Vergessenen. Splitter zu Biografie des Filmemachers Georg C. Klaren, in: Film-Dienst, 03/2002.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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