Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Walter Beck

Regisseur

* 19. September 1929 in Mannheim

Biografie

Dreharbeiten zu "Der Streit um des Esels Schatten"

Walter Beck

bei Dreharbeiten zu DER STREIT UM DES ESELS SCHATTEN (1989) Fotograf: Dieter Jaeger

Der Filmemacher Walter Beck ist durch seine Märchenverfilmungen und Kinderfilmproduktionen weit über die DDR hinaus bekannt. An einer naturalistischen Wiedergabe der Wirklichkeit ist der Regisseur weniger interessiert als an der Schaffung stilisierter künstlicher Welten, die die Fantasie anregen und der Wirklichkeit etwas hinzufügen sollen. In über 30 Jahren bei der DEFA realisiert er 16 Spielfilme, die sich vor allem an ein junges Publikum richten.

Walter Beck wird am 19. September 1929 in Mannheim geboren. Sein Vater ist Schlosser, bildet sich zum Elektroingenieur weiter, seine Mutter arbeitet als Schneiderin. 1937 zieht die Familie nach Berlin. Hier absolviert er sein Abitur und will zunächst Schauspieler werden. Eine Bewerbung am Deutschen Theater wird abgelehnt, beim Nachwuchsstudio der DEFA erhält er eine Zusage, allerdings im Bereich „Regie“. 1948 beginnt Beck sein Regie-Studium. Nach seinem Abschluss arbeitet er zunächst im Synchronstudio, wechselt zwischen den Bereichen. So ist er gemeinsam mit  Konrad Wolf, Andrew Thorndike, Herbert Ballmann und  Joop Huisken bei der deutschen-sowjetischen Produktion FREUNDSCHAFT SIEGT (1951), die während der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin gedreht wird, im Assistentenstab tätig.

Ab 1951 arbeitet Walter Beck im Spielfilm- und Dokumentarfilmbereich der DEFA als Assistent bei verschiedenen Regisseuren, etwa für Otto Meyer in SCHATTEN ÜBER DEN INSELN (1952), Herbert Ballmann in BLAUE WIMPEL IM SOMMERWIND (1952) oder Richard Nicolas in ANNA SUSANNA (1953). Zunehmend erhält er selbständige Aufgaben, dreht Wochenschauen für Pioniere und mit dem Porträtfilm HERREN DER FELDER (1953) über die LPG-Arbeit seinen ersten Dokumentarfilm. Von 1954 bis 1958 ist Walter Beck als Assistent im DEFA-Studio für Spielfilme tätig und kann bei den Regisseuren Hans Müller, Slatan Dudow,  Richard Groschopp,  Kurt Jung-Alsen,  Martin Hellberg und  Artur Pohl lernen.

Filmstill zu "Claudia"

Elstrud Porth, Dietmar Kuschy und Heidi Teschner in CLAUDIA (R: Walter Beck, 1959) Fotograf: Rudolf Meister

Filmstill zu "Der neue Fimmel"

Manfred Borges in DER NEUE FIMMEL (R: Walter Beck, 1960) Fotograf: Hannes Schneider

Ab 1958 ist Walter Beck als Regisseur beim DEFA-Spielfilmstudio festangestellt. Ein Jahr später präsentiert er seinen ersten Spielfilm CLAUDIA (1959) über ein kleines Mädchen, das in einem Ferienlager lernen muss, gemeinschaftlich zu denken und handeln. Ein ähnliches Thema greift der junge Filmemacher in DER NEUE FIMMEL (1960) auf. Hier ist es eine Gruppe junger Fußballbegeisterter, die lernt, dass neben dem Sport auch andere Aufgaben erfüllt werden müssen. Nach der Liebesgeschichte DREI KAPITEL GLÜCK (1961) findet Walter Beck in Filmen für Kinder und Jugendliche seine Bestimmung und erlangt in den kommenden Jahren nationale wie internationale Aufmerksamkeit.

Mit seinen publikumswirksamen Märchenverfilmungen setzt Walter Beck stilistische Standards, die den Rahmen von konventionell erzählten Märchenverfilmungen sprengen. Dazu gehören die Filme KÖNIG DROSSELBART (1965), TURLIS ABENTEUER (1967), DORNRÖSCHEN (1970), DER PRINZ HINTER DEN SIEBEN MEEREN (1982), DER BÄRENHÄUTER (1985) und FROSCHKÖNIG (1987). Der Filmemacher entwickelt gemeinsam mit den Szenenbildern Erich Krüllke und Werner Pieske bei KÖNIG DROSSELBART eine Szenerie, die sich auf das Wesentliche beschränkt. So entsteht eine Welt, die nicht steril und leblos wirkt, sondern durch dynamische Schauspielführung ( Manfred Krug und Karin Ugowski in den Hauptrollen) und mittragende Kamera- sowie Beleuchtungsarbeit der Geschichte Leben einhaucht. In TURLIS ABENTEUER vermischt er Real-Trick und Marionettenaufnahmen. DORNRÖSCHEN wirkt damals wie heute modern, locker und frech. Eigenwillig und poetisch, zum Teil kühl und distanziert gestaltet Beck die Geschichte DER PRINZ HINTER DEN SIEBEN MEEREN. In DER BÄRENHÄUTER überzeugt Jens-Uwe Bogadtke als Christoffel, der einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist. Futuristisches Design gibt es im modernisierten FROSCHKÖNIG zu sehen.

Trailer zu KÖNIG DROSSELBART (R: Walter Beck, 1965)

Auch moderne Stoffe verfilmt Walter Beck. In der Kriminalgeschichte KÄUZCHENKUHLE (1968) decken einige Kinder in den Ferien einen Kunstraub gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auf. Spannend, gut beobachtet und stimmungsvoll inszeniert wird hier Historie für Kinder und Erwachsene gleichermaßen verarbeitet; der Film wird zu einem Erfolg an den Kinokassen. DAS RAUBTIER (1978) präsentiert eine Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn. Im Dorf ist ein Wolf aufgetaucht, den der Vater mit dem Gewehr erschießen will, während Roland und sein Freund Hugo ihn lebendig fangen wollen. In BIBERSPUR (1984) sucht Joochen einen Biber-Mörder und gerät in eine Krise, als er erfährt, dass sein großes Vorbild, sein zukünftiger Schwager, das Tier aus Versehen getötet hat.

Neben seinen Märchenfilmen konzentriert sich Walter Beck auf Filme für Kinder, die historisch angelegt sind. ALS MARTIN VIERZEHN WAR (1964) erzählt von einem Jungen in einem mecklenburgischen Dorf zur Zeit des Kapp-Putches. Der Junge entdeckt beim Großbauern Waffen und leitet diese Information an kämpfende Arbeiter in der Stadt weiter. Als DER ROTE REITER (1970) will Arbeitersohn Michael in die Geschichte eingehen und versucht 1920 in die Sowjetunion zu reisen, um dort die Revolutionäre zu unterstützen. Die Reise wird Abenteuer und Bewährungsprobe zugleich. In TRINI (1976) wendet sich der Filmemacher dem Land Mexiko im Jahr 1918 zu. Der Bauernjunge Trini schließt sich der revolutionären Bauernarmee Zapatas an und versucht, einen mörderischen Plan zu vereiteln. In DES HENKERS BRUDER (1978) gerät ein Bauernsohn in die Wirren des mittelalterlichen Bauernkrieges. Während sein Bruder als Henker arbeitet, ist er für die revolutionären Bundschuh unterwegs. Wieder arbeitet der Filmemacher ein historisches Thema kindgerecht auf und kann besonders eine Atmosphäre der Zeit vermitteln.

Filmstill zu "Käuzchenkuhle"

Rainer Haupt und Manfred Krug in KÄUZCHENKUHLE (R: Walter Beck, 1968) Fotografen: Jörg Erkens, Dieter Lück, Klaus Mühlstein

Filmstill zu "Als Martin vierzehn war"

Elfi Mann und Ulrich Balko in ALS MARTIN VIERZEHN WAR (R: Walter Beck, 1964) Fotograf: Max Teschner

Anfang der 1970er Jahre arbeitet Walter Beck auch für das Fernsehen. Er inszeniert den Siebenteiler STÜLPNER-LEGENDE mit Manfred Krug in der Hauptrolle. Die Serie ist überaus populär, da sie mit viel Witz und Ironie die Geschichte eines Volkshelden erzählt und auf den deftigen Charme eines Manfred Krug zählen kann. Der letzte DEFA-Film von Walter Beck wird DER STREIT UM DES ESELS SCHATTEN (1989). Adaptiert wird eine Satire nach Christoph Martin Wieland, die menschliche Borniertheit aufs Korn nimmt. Weitere Projekte realisiert Walter Beck nach der Deutschen Wiedervereinigung nicht.

Mehrfach regt Walter Beck theoretische Diskussionen zum Stand des Kinderfilms und der Filmkunst an. Er schreibt Beiträge für die Textreihe der Betriebsakademie des DEFA-Spielfilmstudios. Von 1984 bis 1989 ist Walter Beck Präsident des Nationalen Kinder- und Jugendfilmfestivals „Goldener Spatz“ in Gera. Neben seiner Arbeit als Filmemacher ist er auch am Theater tätig. Er gastiert in Zwickau, Erfurt und Schwerin. Zudem reist er als Rezitator durch das Land und organisiert als Künstlerischer Leiter größere Festveranstaltungen. 2019 erscheint seine umfangreiche Autobiografie „Mär und Mehr“ in der Manuskriptreihe der DEFA-Stiftung.

Walter Beck lebt in Blankenfelde bei Berlin.

Verfasst von Ines Walk. (Stand: Juli 2019)

Trailer zu DORNRÖSCHEN (R: Walter Beck, 1970)

Literatur

Eigene Texte:

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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