Jury und Florian Baron

Förderpreise 2013

 

Andy Wolff für DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT

Der Förderpreis der DEFA-Stiftung in Höhe von 4.000 Euro auf dem 34. Filmfestival Max-Ophüls-Preis  ging an Andy Wolff für seinen Dokumentarfilm DER KAPITÄN UND SEIN PIRAT.

Der Film erinnert an die Entführung des Frachtschiffs „Hansa Stavanger“ im Jahr 2009 durch somalische Piraten und nimmt dabei eine doppelte Perspektive ein: die des Kapitäns und die des Anführers der Piraten.

Andy Wolff lässt seine beiden Protagonisten erzählen, ohne ihre Handlungen und Reminiszenzen zu bewerten. Die Kamera begleitet stets zurückhaltend, ohne sich aufzudrängen und schafft trotz der angespannten Situation eine vertraute, fast intime Atmosphäre. Die ruhigen Aufnahmen in Deutschland lassen die heftigen Emotionen bei einer Entführung nur erahnen und sind gerade deshalb sehr intensiv. Sie stehen in Kontrast zu den Handkamerabildern aus Somalia – so wie auch die Leben der Protagonisten nicht unterschiedlicher sein könnten. Weitab von den üblichen Schlagzeilen und medialen Bildern fragt der Film nach wichtigen Themen wie Vertrauen, Verrat, Enttäuschung und vor allem nach menschlichem Respekt.

Robert Löbel für WIND

Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis der DEFA-Stiftung auf dem 25. Filmfest Dresden  ging an Robert Löbel für seinen Animationsfilm WIND.

Plötzlich steht die Luft still. Gradlinig und mit einfachen Mitteln erzählt der Film über die Anpassungsfähigkeit der Menschen und doch auch wieder nicht. Farben und Form sind zurückhaltend eingesetzt. Die Bilder sind klar und schnörkellos, wie auch die Charaktere. Sie wirken in ihren Handlungen komisch und gehen über eine bloße Karikatur weit hinaus. Dem Film gelingt die Kunst, eine Zeichentrickgeschichte zur Menschheitsparabel zu verdichten.

Aron Lehmann für KOHLHAAS ODER DIE VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT DER MITTEL

Der Förderpreis der DEFA-Stiftung auf dem 23. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern  ging an Aron Lehmann für seinen Film KOHLHAAS ODER DIE VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT DER MITTEL. Die Auszeichnung ist mit 4.000 Euro dotiert.

„Ein freier, denkender Mensch bleibt da nicht stehen, wo das Schicksal ihn hinstößt.“ So versucht ein junger Regisseur trotz gestrichener Fördergelder seinen Historienfilm über den Rebellen Michael Kohlhaas zu verwirklichen – mit unbändiger Energie, viel Herzblut und Imagination.

In Aron Lehmans Film verschwimmen die Grenzen zwischen Geschichte und Gegenwart, Erfindung und Wirklichkeit. Dass dies zwar oft komisch, aber keinesfalls albern wirkt, liegt an der klugen, zupackenden Regie, die fast traumwandlerisch auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Tragödie balanciert. Die Darsteller, allen voran Robert Gwisdek als alter ego des Regisseurs, harmonieren als Gruppe und verleihen ihren Figuren eine starke Individualität und absolute Glaubwürdigkeit. Die Kamera begleitet sie in impressiven, atmosphärischen Bildern. Der wohl überlegte Einsatz von Geräuschen und Musik unterstützt die Ideen der Fabel aufs Beste.

Ein poetisches Werk und eine Hommage an die Fantasie, die den Realitäten zu trotzen weiß. Insgesamt ein wunderbares Beispiel für die Kraft des jungen deutschen Kinos.

Pola Beck für AM HIMMEL DER TAG

Vom 14. bis 20. Oktober 2013 fand in Chemnitz das 17. Internationale Filmfest für Kinder und junges Publikum  statt. Der mit 4.000 Euro dotierte Förderpreis der DEFA-Stiftung ging an Pola Beck für ihren Film AM HIMMEL DER TAG, ein Film über das Suchen, das Suchen nach Liebe und Halt, das Suchen nach dem Selbst einer jungen Generation, die überfordet ist vom Überangebot der Möglichkeiten.

Die auftretenden inneren Konflikte und Entwicklungen rücken in diesem Film am Beispiel zweier Freundinnen in den Fokus – und werden von den Hauptdarstellerinnen in allen Facetten einfühlsam und authentisch verkörpert. Unaufdringlich fängt die Filmemacherin – gerade auch durch die Kamera, in der Bildsprache und in den Zwischentönen – die Freundschaft in all ihren Extremen und ein realistisches Bild junger Erwachsener der heutigen Zeit ein.

Von dieser Beobachtungsgabe und der sicheren und dennoch frischen Handschrift im filmischen Erzählen wünschen wir uns, mehr zu sehen.

Yael Reuveny für SCHNEE VON GESTERN

Die DEFA-Stiftung vergab beim 56. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm  (28. Oktober bis 3. November 2013) einen Förderpreis in Höhe von 4.000 Euro an Yael Reuveny für SCHNEE VON GESTERN.

Über die Auszeichnung entschied eine dreiköpfige Jury um Helke Misselwitz, Cornelia Seitler und Carsten Fiebeler. In der Begründung heißt es: „Eine anhaltende Unruhe hatte die Filmemacherin Yael Reuveny erfasst, nachdem sie erfuhr, dass der totgesagte Bruder der Großmutter den Holocaust überlebte, die Großmutter aber nichts von den Nachkommen des mittlerweile Verstorbenen wissen will. Der Film begibt sich auf eine mehrjährige Aufdeckungsreise in verwundete Seelenwelten. Dort rührt er innerhalb des Familiensystems an substanziellen Fragen zu Verrat, Verdrängung, Überleben, Versöhnung. Schlussendlich wird eine befreiende Spur von Heilung deutlich fühlbar. Dieser Schritt zur klärenden Konfrontation ist mutig und wirkt lange über den Film hinaus nach.“

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