Jury und Florian Baron

Förderpreise 2010

 

Jessica Hausner für LOURDES

Der mit 4.000 Euro dotierte Förderpreis der DEFA-Stiftung wurde auf dem 31. Filmfestival Max Ophüls Preis  an Jessica Hausner für ihren Film LOURDES verliehen.

Der Film handelt von einer jungen, gelähmten Frau, die auf einer Pilgerreise in einen touristischen Wallfahrtsort überraschend körperliche Heilung und momentanes Glück erfährt.

LOURDES ist in mehrfacher Weise ein berührendes Filmerlebnis. Eine realistische Bestandsaufnahme alltäglichster Vorgänge in einem Wallfahrtsort und zugleich ein stilles und präzises Nachdenken über menschliche Grundbefindlichkeiten. Mit distanzierten Blick setzt sich die junge Regisseurin Jessica Hausner auf bemerkenswerte Weise und mit einer eigenwilligen Filmsprache mit den Themen Leid, Sehnsucht, Wunder, Vergänglichkeit, Hoffnung und Glaube auseinander. Die Schauspielerin Sylvie Testud, ist als zerbrechliche junge Frau im Rollstuhl zu sehen. Trotz ihrer bewundernswerten Leistung bleibt ihre Figur nur eine von mehreren gleichwertigen Personen der Pilgergruppe. Eine poetische, humorvolle Parabel über Menschen, die ihre gemeinsame Sehnsucht nach einem geglückten Leben miteinander verbindet.

Dietrich Brüggemann für RENN, WENN DU KANNST

Der Förderpreis der DEFA-Stiftung auf dem 20. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern  ging an Dietrich Brüggemann für seinen Film RENN, WENN DU KANNST. Die Auszeichnung ist mit 4.000 Euro dotiert.

Ben ist für den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt. Sein neuer Zivi Christian ist die erste Persom, die mit ihm zurechtkommt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft, die auf die Probe gestellt wird, als sich beide in die gleiche Frau verlieben. In das Chaos der Gefühle mischen sich alltägliche Schwierigkeiten, die im Umgang mit Bens Behinderung entstehen.

Dietrich Brüggemann zeigt in seinem zweiten Spielfilm, wie Selbstzweifel und Ängste den Rollstuhlfahrer Ben in besonders schonungsloser Form treffen. Der Film besticht durch sein herausragendes Drehbuch, das Dietrich Brüggemann zusammen mit seiner Schwester Anna Brüggemann schrieb. Dem Zuschauer wird in wortgewandten und sehr direkten Dialogen ein intimer und zugleich humorvoller Blick in die Gefühlswelt der ungleichen Freunde gewährt.

Michael Schwertel und zehn weitere Künstler für WATCHING THE BALL

Im Rahmen einer Präsentation von Preisträgerfilmen des 22.Filmfests Dresden  hat die DEFA-Stiftung einen Förderpreis in Höhe von 4.000 Euro vergeben. Die Verleihung fand am 29. Juli 2010 im Pasinger Kino in München statt. 11 Künstler aus 6 verschiedenen Ländern erhielten die Förderung für ihr Projekt WATCHING THE BALL. Die Künstlerinnen und Künstler heißen:

  • Michael Schwertel (D)
  • Martin Kleinmichel (D)
  • Katre Haav (EE)
  • Steward Comrie (UK)
  • Tatiana Moshkova (RU)
  • Ivan Ramadan (BA)
  • Anastasia Tasic (RS)
  • Vid Rajin (RS)
  • Nenad Krstic (RS)
  • Krunos Jovic (RS)
  • Uros Krcadinac (RS)

Der Film dreht sich um den Fußballwahn. Er zeigt das Verhalten von Fußballfans während des Finalspiels der Fußballweltmeisterschaft. Die Künstler beleuchten das Massenphänom Fußball aus verschiedenen Richtungen und lösen es in individuelle Geschichten auf.

Andreas Arnstedt für DIE ENTBEHRLICHEN

Der Förderpreis der DEFA-Stiftung in Höhe von 4.000 Euro des 15. Internationalen Filmfestivals für Kinder und junges Publikum  in Chemnitz ging in der Kategorie „Blickpunkt Deutschland“ an Andreas Arnstedt für seinen Film DIE ENTBEHRLICHEN.

Der 12-jährige Jakob muss mit ansehen, wie der Alkoholismus und die Arbeitslosigkeit seiner Eltern die Familie unaufhaltsam zerstören. Die Situation eskaliert, als Jakobs Mutter während eines Alkoholentzuges im Krankenhaus verkündet, dass sie die Familie verlassen will und sich Jakobs Vater in der Wohnung der Familie das Leben nimmt. Aus Angst, ins Heim zu müssen, verbirgt Jakob die Nachricht vom Tod des Vaters vor seinen engsten Bezugspersonen und lebt Seite an Seite mit dem Leichnam seines Vaters...

Andreas Arnstedts Regiedebüt, das auf einer wahren Begebenheit beruht, erzählt in eindringlichen und verstörenden Bildern die Geschichte eines sozialen Abstiegs mit fatalen Folgen. Der Regisseur verstrickt geschickt Vergangenheit und Gegenwart und verdichtet die Szenen zu einem Familienporträt am Rande der Gesellschaft, ohne gänzlich auf Humor zu verzichten.

Maria Speth für 9 LEBEN

Der mit 4.000 Euro dotierte Förderpreis der DEFA-Stiftung ging auf dem 53. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm  an Maria Speth für ihren Film 9 LEBEN.

In ihrer Langzeitdokumentation holt Maria Speth neun junge Menschen von der Straße ins Studio. Missbrauch und Vernachlässigung brachten die Porträtierten dazu, ihre Elternhäuser zu verlassen und ein Leben in der Obdachlosigkeit in Kauf zu nehmen. Von der Gesellschaft ausgegrenzt, berichten sie von ihrem von Drogen und Gewalt geprägten Leben. So schockierend die Geschichten auch sein mögen – sie handeln auch von Freundschaft und Zusammenhalt, den die Jugendlichen bisher nur auf der Straße erfahren durften.

In langen ruhigen Kameraeinstellungen, in der künstlichen Atmosphäre des Studios, lässt Maria Speth die Protagonisten unkommentiert zu Wort kommen. Mit ihrer emotionalen und assoziativen Erzählweise bricht sie mit den Klischees gegenüber Obdachlosen und schafft beeindruckende Persönlichkeitsporträts.

Yael Reuveny für ERZÄHLUNGEN VOM VERLORENEN

Der mit 4.000 Euro dotierte Förderpreis der DEFA-Stiftung auf dem 20. FilmFestival Cottbus  ging an Yael Reuveny für ihren Film ERZÄHLUNGEN VOM VERLORENEN.

Die israelische Regisseurin begibt sich in ihrer Kurzdokumentation auf die Spuren des Bruders ihrer Großmutter, der nach seiner Gefangenschaft in einem brandenburgischen Konzentrationslager jeglichen Kontakt zu seiner Schwester abbricht und ein neues Leben beginnt – ausgerechnet am Ort seiner Gefangenschaft, ausgerechnet zwischen den Menschen, die im Krieg auf der anderen Seite standen und von denen viele im KZ als Aufseher arbeiteten.

In bewegenden Gesprächen mit Menschen, die ihre Großmutter in Israel und ihren Großonkel in Deutschland auf ihrem Lebensweg begleitet haben, gelingt es der Regisseurin, Leerstellen in der Geschichte ihrer Familie zu füllen. Was bleibt, sind gemischte Gefühle zwischen Fassungslosigkeit und Verständnis, zwischen Trauer und Trost.

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