Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Eugen Klagemann

Kameramann

* 1. Februar 1902 in Berlin; † 5. November 1980 ebenda

Biografie I

Filmstill zu "Die Mörder sind unter uns"

Eugen Klagemann

bei den Dreharbeiten zu DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (R: Wolfgang Staudte, 1946)

Der Kameramann Eugen Klagemann ist dem Studio Babelsberg treu, trotz der wechselhaften Geschichte des größten Filmateliers Deutschlands. Er beginnt Mitte der 1920er-Jahre als Standfotograf bei verschiedenen Filmunternehmen zu arbeiten, ist in dieser Funktion an mehr als 40 Filmen beteiligt. Ab 1943 arbeitet er als Kameramann. Nach 1945 wird er einer der wichtigen DEFA-Kameramänner, erreicht mit seinen Schwarz-Weiß-Bildern eine besondere atmosphärische Dichte in einigen Nachkriegsfilmen.

Eugen Klagemann wird am 1. Februar 1902 in Berlin geboren. In seiner Heimatstadt besucht er bis 1916 die Grundschule. Ab 1917 ist er als Volontär in einem Foto-Kunst-Atelier in Berlin angestellt. Von 1917 bis 1920 wird er Lehrling in der Deutschen Bioskop Gesellschaft, die sich in dieser Zeit von einem kleinen Filmbetrieb zu einer der wichtigsten deutschen Filmproduktionsfirmen entwickelt. Danach arbeitet er als freischaffender Fotograf bei verschiedenen Filmunternehmen; wird unter anderem von Regisseur und Produzent Richard Eichberg als Lehrling beschäftigt. Ab 1928 ist er als Standfotograf im Babelsberger Filmstudio angestellt; wirkt an mehr als 40 Filmen mit. Vorrangig handelt es sich um Unterhaltungsware, aber Eugen Klagemann fotografiert auch bei Propagandafilmen, etwa bei BISMARCK (1940) und ICH KLAGE AN (1941), beide unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner.

Filmstill zu "Das Fräulein von Scuderi"

Eugen York und Eugen Klagemann bei den Dreharbeiten zu DAS FRÄULEIN VON SCUDERI (R: Eugen York, 1955) Fotograf: Eduard Neufeld

Filmstill zu "Heimliche Ehen"

Gustav von Wangenheim und Eugen Klagemann bei den Dreharbeiten zu HEIMLICHE EHEN (R: Gustav von Wangenheim, 1955) Fotograf: Eduard Neufeld

1942 steht er erstmals hinter der Kamera. Auf Anregung des Regisseurs  Peter Pewas dreht er für die Produktionsfirma Tobis einen Studiofilm. ZWEIKLANG (1942) wird allerdings nicht öffentlich aufgeführt, aber Eugen Klagemann von der Produktionsfirma festangestellt. In der Folge bemüht er sich um mehr Arbeiten an der Kamera, ab 1943 wird er in der Funktion des Kameramanns eingesetzt. Mehrfach arbeitet er mit dem Kameramann Fritz Arno Wagner zusammen; ihr erster gemeinsamer Film wird HERR SANDERS LEBT GEFÄHRLICH (1943) unter der Regie von Robert A. Stemmle. Von dem erfahrenen Kameramann, der in den 1920er-Jahren bereits mit Georg Wilhelm Pabst, Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau zusammengearbeitet und einige der einflussreichsten Filme der Zeit dreht hat, lernt er sicher mit Schwenks und Kamerafahrten umzugehen sowie Großaufnahmen und Lichteffekte wirkungsvoll einzusetzen. Unter der Regie von Paul Verhoeven arbeitet er erstmals als Chefkameramann bei DAS KONZERT (1944). In der Folge steht er hinter der Kamera für Regisseure wie Kurt Hoffmann, Harry Piel und  Werner Klingler.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird Eugen Klagemann im Juni 1946 erster Kameramann bei der DEFA. Gemeinsam mit seinem Kollegen Friedel Behn-Grund arbeitet er an dem ersten DEFA-Spielfilm DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (1946) von  Wolfgang Staudte. Nach eigenen Berichten ziehen sie mit einem Handwagen durch die Trümmer von Berlin, auf der die Kamera festgeschraubt ist, um wirklichkeitsnahe Bilder zu erhalten. Der Film, die erste ernsthafte Auseinandersetzung mit Schuld und Gewissen, setzt ganz auf die Symbolkraft des Bildes. Lichtsetzung und Bildeinstellungen werden von den Kritikern besonders positiv hervorgehoben. Bereits in diesem ersten Nachkriegsfilm zeigt sich ein Markenzeichen Eugen Klagemanns, für das er immer wieder in seinen späteren Filmen gelobt werden wird: Er kann das menschliche Antlitz mit den Mitteln der Kamera gekonnt einfangen; die Gefühle und Affekte der Personen für den Zuschauer sichtbar machen. So etwa setzt er Hildegard Knef in DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (1946), Ilse Steppat in EHE IM SCHATTEN (1947) oder  Willy A. Kleinau in DAS FRÄULEIN VON SCUDERI (1955) gekonnt in Szene.

Filmstill zu "Die Mörder sind unter uns"

Hildegard Knef und Ernst Wilhelm Borchert in DIE MÖRDER SIND UNTER UNS (R: Wolfgang Staudte, 1946) Fotograf: Eugen Klagemann

Filmstill zu "Ehe im Schatten"

Ilse Steppat und Paul Klinger in EHE IM SCHATTEN (R: Kurt Maetzig, 1947) Fotograf: Kurt Wunsch

Im Jahr 1948 arbeitet Eugen Klagemann kurzfristig für die REAL-Film, die ihren Sitz im Westteil Berlins hat, kehrt aber zur DEFA zurück. In der Folge ist er an zahlreichen wichtigen ostdeutschen Filmen beteiligt, zählt bis Anfang der 1960er-Jahre zu den bedeutendsten Kameramännern der DEFA. RAZZIA (1947) von Werner Klingler spielt im Nachkriegsberliner Schiebermilieu; wieder sind es Friedel Behn-Grund und Eugen Klagemann, die mit ihren Schwarz-Weiß-Bildern eine besondere atmosphärische Dichte erzeugen können. Auch in dem Kriminalfilm WARE FÜR KATALONIEN (1958/59) gelingt eine genaue Milieuzeichnung. So werden etwa in einer Kneipenszene mit einem gezielten Wechsel von halbnahen Einstellungen und Großaufnahmen die Charaktere der Figuren und ihre Stimmungen gekonnt dargestellt.

Er führt die Kamera beim Spionagefilm GEHEIMAKTEN SOLVAY (1952) von  Martin Hellberg. Opulente Operettenfilme wie FIGAROS HOCHZEIT (1949) und DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR (1950), beide unter der Regie von  Georg Wildhagen (gemeinsam mit dem Kameramann  Karl Plintzner) und historische Streifen wie SEMMELWEIS - RETTER DER MÜTTER (1950) unter der Regie von  Georg C. Klaren sind ebenfalls Teil seines facettenreichen Werks. Auch für den Revuefilm MEINE FRAU MACHT MUSIK (1958) von  Hans Heinrich, einem der erfolgreichsten Filme des Jahres, fungiert er als Kameramann. Sein letzter Film wird der Jugendfilm DIE AUS DER 12 B (1961) von Rudi Kurz.

Als nach dem Berliner Mauerbau im August 1961 die letzten DEFA-Mitarbeiter entlassen werden, die im Westteil der Stadt wohnen, gehört Eugen Klagemann dazu. Am 31. März 1962 läuft sein Vertrag mit der DEFA aus. Danach sind keine Arbeiten des Kameramanns mehr bekannt.

Eugen Klagemann stirbt am 5. November 1980 in Berlin.

Zusammengestellt von Ines Walk. (Stand: August 2006)

Auszeichnungen

  • 1968: Nationalpreis der DDR
  • 1969: Kritikerpreis für die Beste Einzeldarstellung als Shen Te/Shui Ta
  • 1983: Kunstpreis des FDGB

Literatur

  • Charlotte Czygan: Der Kameramann Eugen Klagemann, in: Deutsche Filmkunst 05/1959.
  • Horst E. Brandt: Eugen Klagemann, in: Horst E. Brandt: Wir Bildermacher ... Kameramänner im DEFA-Studio für Spielfilme. Vom ersten DEFA-Film 1946 bis zur Studio-Abwicklung 1992/1993, Unveröffentlichtes Manuskript 2005, Standort: DEFA-Stiftung Berlin.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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