Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Fred Delmare

Schauspieler

* 24. April 1922 in Hüttensteinach bei Sonneberg; † 1. Mai 2009 in Leipzig

Biografie

Filmstill zu "Die Legende von Paul und Paula"

Fred Delmare

in DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA (R: Heiner Carow, 1972) Fotografen: Herbert Kroiss, Manfred Damm

In weit über 170 Kino- und Fernsehfilmen spielte Fred Delmare unterschiedlichste Rollen – vom kleinsten Chargen bis zu einprägsamen Hauptfiguren. Er war einer der meistbeschäftigten Darsteller der DEFA, und das fast vierzig Jahre lang. Dabei gelang es ihm, seine Figuren stets sozial zu umreißen und ihre Eigenheiten präzise, mit Vitalität und pfiffigem Mutterwitz herauszuarbeiten. So avanciert er zu jenem Publikumsliebling, der er bis zu seiner letzten Rolle blieb.

Fred Delmare wird als Werner Vorndran am 24. April 1922 geboren; sein Vater ist Schreiner in einer Pianofabrik, seine Mutter Näherin. Von 1928 bis 1936 besucht er die Volksschule in Hüttensteinach und wird für kleinere Rollen an ein von einem Malermeister betriebene Laientheater geholt; so spielt er in dem Märchenstück „Die sieben Schwaben“ den siebten Schwaben. Außerdem lernt er beim Bibelkreis Trommeln. Seine ersten Theaterbesuche gelten Operettenaufführungen in Meiningen und Coburg. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter 1935 lebt Werner Vorndran abwechselnd bei seinen Großeltern in Sonneberg und bei seinem Vater. Er will zunächst Schiffsjunge, dann Autoschlosser werden. Als Vierzehnjähriger unternimmt er mit einem Schulfreund eine Fahrradfahrt nach Fürth, wo die Tante des Freundes als Schneiderin am Stadttheater arbeitet. So besucht er einige Vorstellungen, lernt eine Soubrette kennen und entscheidet sich, sein Glück als Schauspieler zu wagen. Zunächst aber tritt er im September 1936 als Gehilfe in eine Sonneberger Firma ein, die Isolationsmaterial für elektrische Anlagen fertigt. Von August 1937 bis Sommer 1940 absolviert er in dieser Firma eine Lehre als Werkzeugschlosser. Als Gesellenstück stellt er einen millimetergenauen Gewindeschneider her.

Um nicht zur Infanterie einberufen zu werden, meldet er sich am 1. Oktober 1940 als Kriegsfreiwilliger zur Marine. Er wird in Bremerhaven stationiert und dient nach der Grundausbildung zwei Jahre als Bursche bei einem Konteradmiral. In seiner Freizeit nimmt er Schauspielunterricht bei Georg Saebisch, dem Intendanten des Stadttheaters, und wirkt als Statist an einer Operetteninszenierung mit. Im März 1943 wird er als Kesselwart auf einem Minensuchboot eingesetzt und zieht sich beim Reinigen der Kesselrohre einen Riss in der Bauchdecke zu. Die Jahre bis zum Kriegsende verbringt er in Marinehospitälern in Reval, Marienwerder, Sanderbusch und Bremerhaven. Aus dem dortigen Hospital flieht er im Mai 1945 vor den US-Amerikanern und kehrt zum Vater nach Hüttensteinach heim.

Filmstill zu "Der Teufelskreis"

Fred Delmare umrahmt von Hans-Peter Thielen und Karl-Friedrich Burkhardt in einer seiner ersten DEFA-Rollen in DER TEUFELSKREIS (R: Carl Balhaus, 1955) Fotograf: Manfred Klawikowski

Filmstill zu "Zirri - das Wolkenschaf"

Eines seiner letzten DEFA-Engagements: Fred Delmare als Schnapsfabrikant in ZIRRI - DAS WOLKENSCHAF (R: Rolf Losansky, 1992/93) Fotograf: Dieter Jaeger

Noch im Herbst desselben Jahres plant er, bei einem Schauspieler des Meininger Theaters Unterricht zu nehmen, bricht dies aber ab. 1946 spricht er bei dem späteren DEFA-Dramaturgen, -Autor und -Schauspieler Walter Jupé am Deutschen Nationaltheater Weimar vor und setzt bei ihm seinen Schauspielunterricht fort. Damit bereitet er sich auf die Hebbel-Theater-Schule in Berlin vor. Der nur ca. 1,60 Meter große Vorndran legt sich, angeregt vom Namen eines Romanhelden, den Künstlernamen Fred Delmare zu. Von Sommer 1947 bis Frühjahr 1950 nimmt er externen Unterricht bei Karl Meixner an der Hebbel-Theater-Schule in Berlin. Dieser setzt ihn bei Inszenierungen des Hauses auch als Assistent ein. Er besucht Proben von „Draußen vor der Tür“ (Regie: Rudolf Noelte) und „Die Fliegen“ (Regie: Jürgen Fehling) und wird in Statistenrollen beschäftigt. Um sein Studium zu finanzieren, handelt Delmare auf dem Schwarzmarkt mit Glasschmuck aus seiner Heimat, Heringen, Kaffee und Zigaretten, sogar mit einem Auto der Marke Adler Triumph. Schließlich bittet er verschiedene Berliner Theaterleiter, darunter Ernst Legal, um Beurteilungen. Legal bescheinigt ihm schriftlich großes Talent: „Ich halte Herrn Delmare für sehr begabt und für einen leidenschaftlichen Theatermenschen.“ Meixner schreibt: „Er ist eine eigenwillige, starke Begabung und vertritt durch seine skurrile Erscheinung ein Rollenfach, das im größeren Theater unentbehrlich ist.“

Nachdem 1948/49 ein schweres Augenleiden diagnostiziert wird, versucht sich Delmare das Leben zu nehmen. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt in Berlin installiert er im Frühherbst 1949 ein eigenes kleines Tourneetheater, engagiert die bekannte Schauspielerin  Leny Marenbach und geht auf eine Thüringen-Tournee, die ihn mit einem musikalisch-literarischen Programm auch in seinen Heimatort bringt, wo er bejubelt wird. Hierbei ist Delmare Direktor, Schauspieler, Reklameleiter, Buchhalter, Beleuchter und Requisiteur in einer Person. Die „Sonneberger Zeitung“ resümiert: „Unser Fred Delmare ist ein Nachwuchsschauspieler, dem beste Qualitäten vorausgesagt wurden. Er gefiel besonders in der Ballade ,Eulenspiegel‘ und in den beiden Chansons aus ,Bezauberndes Fräulein‘.“ Sein Gastspiel sei „seit Tagen das Gesprächsthema des Ortes“ gewesen.

Fred Delmare als DEFA-Pförtner im Original-Kinotrailer zu WIE FÜTTERT MAN EINEN ESEL? (R: Roland Oehme, 1973)

Delmare erfährt von einem Leipziger Spezialarzt, von dem er sich Heilung für sein Augenleiden verspricht. Im Herbst 1950 siedelt er deshalb von Berlin nach Leipzig um, begibt sich in – erfolgreiche – Behandlung und stellt sich zugleich dem Leipziger Theaterintendanten Max Burghardt vor. Von ihm erhält er einen Vertrag als Schauspieler und Regieassistent mit einer Anfangsgage von 650 Mark. Zu seinen frühen Rollen gehören der Bruder Ladvenu in George Bernard Shaws „Die heilige Johanna“ (1950), der Mathias Lehmkuhl in Friedrich Wolfs „Bürgermeister Anna“ (1951), der Ossip in Nikolai Gogols „Der Revisor“ (1952) und der fromme Narr Propotej in Maxim Gorkis „Jegor Bulytschow und die anderen“ (1952). Delmare feiert einen ersten Erfolg mit der Figur des Truffaldino in Carlo Goldonis „Der Diener zweier Herren“ (1952): „Seine Quirligkeit schien die Bühne zu sprengen. Delmare bezog das Publikum ein, sprang zwischen den Reihen, sammelte Geld und Kekse in einen Hut, um anschließend wieder seinen Herren zu dienen. Eine Rolle, wie auf den Leib geschrieben.“ (Margit Voss). Das während der Vorstellungen gesammelte Geld wird für Kinder verwendet, die im Krieg ihre Eltern verloren haben. Auch Regie führende Schauspielerkollegen, denen er später bei der DEFA wieder begegnen wird, besetzen ihn in einigen ihrer Inszenierungen, so  Johannes Arpe als Schüler Martin in Gerhart Hauptmanns „Florian Geyer“ (1952) und  Martin Flörchinger als Grumio in Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ (1953).

Am 17. Juni 1953 gerät Delmare in Auseinandersetzungen zwischen Leipziger Arbeitern und der Polizei und wird beschuldigt, zum Steinewerfen angeregt zu haben. Aus Mangel an Beweisen wird er freigesprochen, von seiner Theaterleitung allerdings eine Zeit lang beargwöhnt. Über Leipzig hinaus wird Fred Delmare mit der Figur des Stabskochs Oberkofler in der DDR-Erstaufführung von Johannes R. Bechers Drama „Winterschlacht“ (1954) und mit der Rolle des Marinus van der Lubbe in Hedda Zinners „Der Teufelskreis“ (1954) bekannt. Auch die DEFA wird auf ihn aufmerksam und besetzt ihn erstmals mit kleineren Aufgaben in den Filmen ERNST THÄLMANN – FÜHRER SEINER KLASSE (1955) und 52 WOCHEN SIND EIN JAHR (1955); hier spielt er den Bauernjungen Fips. Neben dem Berliner Schauspieler Edwin Marian kommt Delmare in die Schlussauswahl für die Besetzung des Marinus van der Lubbe in der Filmfassung DER TEUFELSKREIS und erhält diese Rolle, die ihm große Aufmerksamkeit einbringt: das Porträt eines Gebrochenen, dessen körperliche und seelische Zerrüttung und dumpfe Unterwürfigkeit nur gelegentlich unterbrochen wird vom schmerzlichen Aufschrecken aus der Lethargie. Kleinere Rollen, so in EIN MÄDCHEN VON 16 ½ (1957) und VERGESST MIR MEINE TRAUDEL NICHT (1957), folgen. Zunächst vornehmlich für Gegenwartsfilme engagiert, überzeugt Delmare auch in Märchenadaptionen – etwa als Zwerg Naseweis in SCHNEEWITTCHEN (1961) – und in antifaschistischen Filmen wie MORD OHNE SÜHNE (1962).

Filmstill zu "Mord ohne Sühne"

Fred Delmare mit Günther Simon, Manja Behrens und Rudolf Ulrich am Tisch sitzend in MORD OHNE SÜHNE (R: Carl Balhaus, 1962) Fotograf: Horst Blümel

Filmstill zu "Nackt unter Wölfen"

Fred Delmare mit Armin Mueller-Stahl in NACKT UNTER WÖLFEN (R: Frank Beyer, 1962) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Zu einem frühen Höhepunkt seiner Filmlaufbahn werden sowohl der Fernseh- als auch der Kinofilm NACKT UNTER WÖLFEN, die 1960 von Georg Leopold bzw. 1962 von  Frank Beyer gedreht werden. Beide Male spielt er den KZ-Häftling Pippig, dessen Lebensmut und Selbstlosigkeit zur Rettung eines verborgenen polnisch-jüdischen Kindes im KZ Buchenwald beitragen. In einem Porträt heißt es, Delmare statte die Figur „mit Schwejkscher Doppelbödigkeit aus: Vor den Peinigern ist sein Pippig ein bieder-treuherziger, gänzlich untertäniger Häftling; in den Kinderszenen macht er Herzensgüte und innere Schönheit des kleinen, quirligen Mannes erlebbar." (Renate Seydel). Wichtig für Delmare wird die Freundschaft zu Bruno Apitz, dessen Roman „Nackt unter Wölfen“ dem Film zugrunde liegt: „Ich habe sein Buch mehrmals gelesen, habe mich oft mit ihm unterhalten, bis ich glaubte, die Rolle erfassen zu können. Apitz gab mir während der Dreharbeiten Ratschläge. Unvergesslich wird für mich sein, als er mich nach der Ansicht jener Szene, die im Verhörkeller der Gestapo spielt, ergriffen umarmte.“ (Delmare zu Schenk, 1979). Für die Gestaltung des Pippig im Fernsehfilm erhält Delmare den Kunstpreis der DDR.

Nach zwanzig Theaterjahren scheidet Fred Delmare aus dem Ensemble der Leipziger Bühnen aus und tritt zum 1. August 1970 ins Ensemble des DDR-Fernsehens ein, um sich verstärkt der Arbeit vor der Kamera widmen zu können. Noch bis 1978 spielt er gelegentlich auch auf der Bühne, zuletzt als Gefängniswärter Frosch in Johann Strauß‘ Operette „Die Fledermaus“. Sowohl bei der DEFA als auch beim DDR-Fernsehen gehört er bald zu den meistbeschäftigten Schauspielern. Er wird zum Meister der Nebenrollen. Hans-Dieter Tok schreibt in einem Porträt: „Er war Polizist und Ganove, Kriminalist und Kindesmörder, KZ-Häftling und SA-Mann, Offiziersbursche und Werkstattbesitzer, Medizinprofessor und Musikverleger, Lehrer und Melker, Kohlenträger und Sargtischler.“ Michael Hametner ergänzt: „Brigademitglieder, Rentner, Opas. Figuren, die drei, vier, fünf Einstellungen leben durch einen guten Schauspieler, dem drei, vier, fünf Einstellungen genügen, sie leben zu lassen.“ Zu seinen einprägsamen DEFA-Rollen gehören der Vogelstimmenmann in dem Gegenwartsmärchen DIE SUCHE NACH DEM WUNDERBUNTEN VÖGELCHEN (1963), der Kundschafter Alexander Berg in dem Agentenfilm SCHWARZER SAMT (1963), der Kurier Waldemar Lehmann in den beiden biografischen Filmen über Karl Liebknecht, SOLANGE LEBEN IN MIR IST (1965) und TROTZ ALLEDEM (1971), der Geige spielende und dazu tanzende Hilfssheriff in SPUR DES FALKEN (1968) und WEISSE WÖLFE (1968), der Taxifahrer Köppe im Lustspiel DER MANN, DER NACH DER OMA KAM (1971), der Mundharmonika verschluckende Beifahrer Orje in WIE FÜTTERT MAN EINEN ESEL? (1973), der skurrile Arbeiter mit dem Spitznamen Kanarienvogel in BANKETT FÜR ACHILLES (1975), das Männlein in DAS BLAUE LICHT (1975), der Schiffskoch Udo Klüterjahn in LIEBESFALLEN (1976), der Orgelbauer Johann Nepomuk Mälzel in BEETHOVEN – TAGE AUS SEINEM LEBEN (1976) oder der Hirt Krischan in DIE GERECHTEN VON KUMMEROW (1981). Zu einem besonderen Kabinettstück seiner Schauspielkunst und seiner Komik wird der wortlose Auftritt des Möbelpackers in  Egon Günthers DER DRITTE (1971), bei dem er allein durch seine treffsichere Mimik diffizile Figurenbeziehungen auslotet. Der Händler Reifen-Saft in DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA (1972), rührt „trotz karikierendem Äußeren, in Lederhütchen und Lederjacke, als tragischer Verlierer, weil seine Liebe zu Paula, der Schönen, so hoffnungslos und traurig ist“ (Margit Voss). Mit dem auf einem Hochrad in den Olymp radelnden Götterboten Merkur erinnert Delmare in der Operettenverfilmung ORPHEUS IN DER UNTERWELT (1973) an sein großes Vorbild Paul Kemp, dessen Merkur-Figur in Reinhold Schünzels Tonfilmoperette „Amphytrion“ (1936) er nicht einfach kopiert, sondern neu für sich erschließt. Wichtig werden Fernsehrollen wie – an der Seite von  Wolfgang Kieling – der tragische Gauner Enno Kluge in JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN (1969) oder die Zwillingsbrüder Paul und Otto Karuschke im Polizeiruf-Krimi DER ZERSPRUNGENE SPIEGEL (1985). Zu seinen Lieblingsfilmen zählen die Folge 1 der Reihe ERLESENES (1966), in der er gleich drei Rollen spielt, der Bob Merker in HAPPY END (1977), der Krischan Hahnemann in VIECHEREIEN (1977) und OH, DIESE TANTE (1978) mit Agnes Kraus, der Falkenauge in ENDE VOM LIED (1979) und der Oberleutnant Wolfgang Eckbohm in DIE LEUTE VON ZÜDEROW (1985).

Filmstill zu "Weiße Wölfe"

Fred Delmare als Hilfssheriff Peter Hille im Austausch mit Gojko Mitić in WEISSE WÖLFE (R: Konrad Petzold, 1968)

Filmstill zu "Orpheus in der Unterwelt"

Fred Delmare als Götterbote bei der Rückkehr in den Olymp in ORPHEUS IN DER UNTERWELT (R: Horst Bonnet, 1973) Fotograf: Herbert Kroiss

Seit den frühen 1960er-Jahren ist Delmare auf Wunsch seines Leipziger Theaterintendanten Karl Kayser Mitglied der SED; als seine Bürgen für den Parteieintritt wählt er  Günther Simon und Bruno Apitz. Umso enttäuschter ist der loyale Staatsbürger Delmare, als ihm die DDR-Kulturbürokratie zwei wichtige Auftritte in westdeutschen Filmen verbietet: Er darf weder die Einladung annehmen, in Rudolf Noeltes Kafka-Adaption DAS SCHLOSS (1968) zu spielen, noch in Egon Günthers HEIMATMUSEUM (1986) nach dem Roman von Siegfried Lenz aufzutreten. Die zynische Antwort auf seine Bitte, ihm diese Arbeit in der Bundesrepublik zu gestatten, lautet: „Wenn die Dich im Westen sehen wollen, sag ihnen doch, dass sie Deine DEFA-Filme ankaufen können.“ Und: „Wir hatten von Dir als Genosse gehofft, dass Du selbst absagst.“ Nach der friedlichen Revolution in der DDR wendet sich Delmare im Januar 1990 mit einem offenen Brief an seine Mitbürger: „Aus Sorge um unser Land. Warum ich Angst habe, dass der Sieg verspielt wird“. Darin heißt es unter anderem: „Warum misstraut man der Übergangsregierung Modrow? (...) Sie braucht Vertrauen, gleich welcher Partei sie angehört. (...) Wissen, Können, Ehrlichkeit und die Fähigkeit zum Regieren ist wichtig und hilft unserem Volk. (...) Im Augenblick herrscht ein Chaos in unserem Land. Möge man sich finden.“

Nach der Abwicklung von DEFA und Deutschem Fernsehfunk und der Lösung des Arbeitsverhältnisses zum 1.1.1992 übernimmt Delmare, empfohlen von Regisseur Klaus Gendries, in der ZDF-Produktion VIEL RUMMEL UM DEN SCOOTER die Rolle des Familienoberhaupts in einer Schaustellerfamilie. Danach folgen wiederum viele kleinere Aufgaben in DER BERGDOKTOR, CORNELIUS HILFT..., SCHWARZ GREIFT EIN, DER LANDARZT, LIEBLING KREUZBERG, MAMA IST UNMÖGLICH, der LINDENSTRASSE, LEINEN LOS FÜR MS KÖNIGSTEIN oder POLIZEISTATION 404.  Rainer Simon besetzt ihn für einen Drehtag 1994 als Pförtner in seinem Spielfilm FERNES LAND PA-ISCH. Jens Becker holt ihn für eine Opa-Rolle in KATRIN & WLADIMIR (1994). Der greise  Erwin Geschonneck wünscht sich für seinen letzten Auftritt in Matti Geschonnecks MATULLA UND BUSCH (1995) Delmare als Partner.

Filmstill zu "Bankett für Achilles"

Fred Delmare als „Kanarienvogel“ mit Erwin Geschonneck in BANKETT FÜR ACHILLES (R: Roland Gräf, 1975) Fotograf: Klaus Goldmann

Filmstill zu "Beethoven - Tage aus einem Leben"

Fred Delmare als Orgelbauer Mälzel mit Donatas Banionis in BEETHOVEN - TAGE AUS EINEM LEBEN (R: Horst Seemann, 1976) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Seine Abschiedsrolle ist der Opa Friedrich in der TV-Serie IN ALLER FREUNDSCHAFT, die er in den Folgen 25 bis 296 unter anderem unter Regisseuren wie  Jürgen Brauer,  Bernhard Stephan und  Celino Bleiweiß spielt. Noch einmal kann er sein komisches Talent zur Geltung bringen, überzeugt durch leise Verschmitztheit und lebensweise Melancholie. Noch während der Dreharbeiten erkrankt Fred Delmare an Altersdemenz. Am 7. November 2005 steht er das letzte Mal vor der Kamera. Er stirbt am 1. Mai 2009 in Leipzig. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem dortigen Südfriedhof.

Verfasst von Ralf Schenk. (Januar 2022)

Literatur

  • Ralf Schenk: Spaß am Improvisieren. Fred Delmare und seine Rollen. In: Film und Fernsehen, Berlin/DDR, Heft 19/1979, S. 16-20.
  • Hans-Dieter Tok: Fred Delmare. In: Schauspieler Theater – Film – Fernsehen. Berlin 1980, S. 34-36.
  • Henryk Goldberg: Er ist unverwechselbar selbst in der kleinsten Rolle. In: Neues Deutschland, Berlin/DDR, 24.4.1987.
  • Fred Delmare: Aus Sorge um unser Land. In: Neues Deutschland, Berlin, 18.1.1990.
  • Margit Voss: Fred Delmare. In: Ralf Schenk (Hg.): Vor der Kamera. Fünfzig Schauspieler in Babelsberg. Berlin 1995, S. 35.
  • Felicitas Knöfler: Also nix mit Routine! Fred Delmare im Gespräch mit Felicitas Knöfler. In: Zwischentöne. Gespräche mit Schauspielern und Regisseuren. Berlin 1996, S. 223-233.
  • Michael Hametner: Kleine Leute. Das Leben des Schauspielers Fred Delmare. Aufgeschrieben von Michael Hametner. Biographie. Berlin 1997, 256 Seiten, zahlreiche Abb.
  • nn: Tschüss, Opa Friedrich. Abschied von Fred Delmare. In: SuperILLU 20/2009, S. 80-81.

DEFA-Filmografie

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

menu arrow-external arrow-internal camera tv print arrow-down arrow-left arrow-right arrow-top arrow-link sound display date facebook facebook-full range framing download filmrole cleaning Person retouching scan search audio cancel youtube instagram