Filmstill zu "Mein lieber Robinson"

DEFA-Chronik für das Jahr 1951

 

Januar 1951

Die DEFA firmiert nach Ausscheiden der sowjetischen Beteiligung als DEFA Deutsche Filmgesellschaft mbH und versammelt unter ihrem Dach die gesamte Filmproduktion der DDR. Die Hauptverwaltung hat ihren Sitz in Berlin, Jägerstraße 51 (später Otto-Nuschke-Straße; jetzt wieder Jägerstraße). Vorstandsvorsitzender und 1. Direktor ist bis 1952 Sepp Schwab.
(Ralf Schenk: Mitten im kalten Krieg 1950 bis 1960. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 76; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam, 2. Überarbeitete Fassung 2013, S. 123)

Anfang des Jahres 1951 erwirkt die DEFA-Leitung, gestützt auf den Leiter der Fotoabteilung Wunsch, mit der Gewerkschaft beim Magistrat von Groß-Berlin den Beschluss, Lehrgänge für den Ausbildungsberuf „Filmfotograf“ einzurichten. Das hat es im deutschen Film zuvor noch nicht gegeben.
(DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 73)

Die DEFA beabsichtigt, im Produktionsjahr 1951 circa 150 Kurzfilme herzustellen, darunter einen hohen Anteil Auftragsproduktionen, wie zum Beispiel Lehr- und Medizinfilme.
(Neue Film-Welt, 5/1951, S. 16; Auf neuen Wegen. 5 Jahre fortschrittlicher Deutscher Film, Berlin 1951, S. 126)

3. Januar

Der Arbeitsbereich Dramaturgie, der seit 1950 unter Leitung Hans Robert Bortfeldt steht, wird stärker spezialisiert: 

  • Chefdramaturgie: Hans Robert Bortfeldt, Harald Henschel
  • Stoffführende Abteilung: Dr. Richard  Oswald, Dr. Helmut Spieß, Dr. Marieluise Steinhauer, Eva Seemann, Martha Fürmann, Wolfgang Kohlhaase, Wolfgang Krüger, Gisela Schulz
  • Stoffsuchende Abteilung: Walter Jupé, Gerd Michael Henneberg, Hans-Joachim Wille, Hans Sasse, Lothar Dutombé

(DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 55f)

Februar 1951

Der „DEFA-Pressedienst“ der Pressestelle des DEFA-Studios für Spielfilme, ein Informationsblatt für Presse und Rundfunk, erscheint ab Februar 1951 regelmäßig.
(DEFA-Pressedienst, 1/1951, S. 11)

März 1951

 Joris Ivens, einer der bedeutendsten Dokumentarfilmer des 20. Jahrhunderts, erhält das offizielle Angebot, bei der DEFA zu arbeiten. Zu dieser Zeit ist er bekannt durch politisch engagierte Filme mit einer neuen Bildsprache. Beispiele sind SPANISCHE ERDE (1937) und INDONESIA CALLING (1946). Nach dem Film INDONESIA CALLING, der die Unterstützung australischer Hafenarbeiter für die indonesische Unabhängigkeit von den Niederlanden behandelt, entzieht die niederländische Regierung Ivens den Reisepass. Bis 1956, als er offiziell seinen Pass wieder erhält, arbeitet Joris Ivens in Polen, der Sowjetunion, Bulgarien und von 1951 bis 1957 bei der DEFA.
(Günter Jordan: Unbekannter Ivens. Berlin. DEFA-Stiftung 2018, S. 12, 23)

Der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gründet Filmamateurgruppen zur Entwicklung des Amateurfilmschaffens mit der Aufgabe, die Entwicklung einer neuen deutschen Filmkunst zu unterstützen.
(Neue Film-Welt, 8/1951, S. 38, 11/1952, S. 27)

3. März

Der Künstlerische Rat der DEFA berät im Kulturbundhaus in der Jägerstraße in Berlin über „Probleme des realistischen Filmschaffens“. Zwischen ideologischen Anforderungen, künstlerischer Umsetzung und Unterhaltungswert tut sich eine immer größere Schere auf. Eine sinkende Anzahl produzierter Spielfilme spiegelt das wider.
(DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 59-60; Ralf Schenk: Mitten im Kalten Krieg 1950 bis 1960. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 64)

15.–17. März

Die 5. Tagung des ZK der SED fasst den Beschluss zum „Kampf gegen den Formalismus in Kunst und Literatur für eine fortschrittliche deutsche Kultur“. Die Formalismus-Diskussion hat ihren Ursprung in der Sowjetunion und erreicht nun auch die DDR. Hans Lauter, Leiter der Kulturabteilung des ZK, gibt folgende Definition: „Das wichtigste Merkmal des Formalismus besteht darin, unter dem ‚Vorwand‘, etwas ‚vollkommen Neues‘ zu entwickeln, den völligen Bruch mit dem klassischen Kulturerbe zu vollziehen. Das führt zur Entwurzelung der nationalen Kultur, zur Zerstörung des Nationalbewußtseins, fördert den Kosmopolitismus und bedeutet objektiv eine Unterstützung der Kriegspolitik des amerikanischen Imperialismus.“ In Mittelpunkt stehen u.a. Neuerungen in Malerei, Architektur, Musik, so Arbeiten von Max Lingner, Paul Dessau, nicht werkgetreue Theaterinszenierungen, der Bauhausstil, aber auch Kitsch und Proletkult. Für die DEFA spricht Kurt Maetzig auf der Tagung über abzulehnenden Schematismus. Im Ergebnis der Tagung werden alle geplanten DEFA-Filme noch einmal „auf Linie gebracht“, und es werden über mehrere Jahre zum Beispiel ungewohnte Darstellungen bis zu einer ungewöhnlichen optischen Sicht oder einer ungewohnten Ausleuchtung vermieden, um sich nicht dem Vorwurf des „Formalismus“ auszusetzen.
(ND, vom 18. April 1951; Tägliche Rundschau, vom 14. August 1951 und vom 21. März 1952; Sonntag, 13/1951, S. 7-8; DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 46-49)

Mai 1951

Filmplakat zu "Das Beil von Wandsbek"

DAS BEIL VON WANDSBEK

(R: Falk Harnack, 1950) Grafiker: Hartmut Bonk

11. Mai

Premiere des DEFA-Spielfilms DAS BEIL VON WANDSBEK. Es ist der Debütfilm des antifaschistischen Widerstandskämpfers und vormaligem Künstlerischen Direktors der DEFA Falk Harnack. Der Film wird wenige Wochen später aus den Kinos zurückgezogen. Er ist damit der erste Verbotsfilm der DEFA. Sowjetische Berater glauben zu erkennen, dass der Film Mitleid mit dem nationalsozialistischen Henker hervorrufe.
(Beiträge zur Film- u. Fernsehwissenschaft (BFF), 2/1984, S. 211-243; DEFA-Pressedienst, 3/1951, S. 27-33; Neue Film-Welt, 2/1951, S. 4, 4/1951, S. 16; DEFA-Spielfilme 1946-1964, Filmografie, Hrsg.: Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 29; Ralf Schenk: DEFA 1946-1992. 100 Jahre Studio Babelsberg. Filmmuseum Potsdam, 2012, S. 125)

16. – 18. Mai

Unter dem Vorsitz des Münchner Malers Prof. Julius Huether findet in Leipzig der I. Deutsche Kulturkongress mit über 200 Kulturschaffenden der DDR und der BRD statt. Wilhelm Pieck sendet ein Begrüßungsschreiben. Über den Kongress wird in den Medien breit berichtet. Das Eröffnungsreferat hält Johannes R. Becher zum Thema „Forum der Nation“. Ein koordinierender Ausschuss zur Förderung gesamtdeutscher Gespräche unter den Kulturschaffenden wird gebildet. Prof. Huether gibt der Berliner Zeitung ein Interview und erklärt u.a., dass heute, wo der Frieden wieder bedroht ist, es keine künstlerische Arbeit gibt, die er nicht in Verbindung setzt zur Erhaltung des Friedens.
(ND vom 17. Mai 1951, S. 1; Berliner Zeitung 19. Mai 1951, S. 4)

25. Mai

Anlässlich des 5. Jahrestags der Gründung der DEFA am 17. Mai findet in der Staatsoper eine Festveranstaltung statt. Der Präsident der DDR, Wilhelm Pieck, und Vertreter aller sozialistischen Staaten wohnen dem Festakt bei. Zwei Dokumentarfilme über das Gastspiel des Obraszow-Puppentheaters - GÄSTE AUS MOSKAU (R: Gerhard Klein) und ALADIN (R: Gerhard Klein, Sergei Obraszow; deutsch-sowjetische Gemeinschaftsproduktion) - werden aufgeführt. Die DEFA gibt anlässlich des Jubiläums das Buch „Auf neuen Wegen. 5 Jahre fortschrittlicher Deutscher Film“ heraus. Sämtliche Gründungsväter und -mütter, die nicht mehr in der DDR weilen, werden nicht erwähnt.
(DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 3, S. 20-21; DEFA-Pressedienst, 1/1959, S. 10, 4/1959 , S. 40-46; Neue Film-Welt, 3/1951, S. 22; ND vom 26. Mai 1951, S. 1; BZ vom 25. Mai 1951, S. 3, Neue Zeit 26. Mai 1951, S. 1)

Zum ersten Mal wird der Heinrich-Greif-Preis „für hervorragende Leistungen in der deutschen Filmkunst“ in drei Klassen verliehen. Aus den Händen von Dr. Hans Loch, stellvertretender Ministerpräsident, nehmen ihn in der Berliner Staatsoper entgegen:

  • I. Klasse (dotiert mit 20.000 Mark): Kollektiv „Der Augenzeuge” um Chefredakteur Günther Klein, Produktionsleiter Günter Althaus, Regisseur Max Jaap, Schnittmeisterin Ella Ensink, Tonmeister Heinrich Reusch, die Kameramänner Erich Nitzschmann, Ewald Krause, Harry Bremer und Fritz Rudolph sowie Oberbeleuchter Kurt Schwabe.
  • II. Klasse (dotiert mit 15.000 Mark): Kollektiv des Dokumentarfilms DER WEG NACH OBEN um Regisseur Andrew Thorndike, Autor Karl Eduard von Schnitzler und Regisseur Karl Gass.
  • III. Klasse (dotiert mit 10.000 Mark): Kurzfilm-Kollektiv für die hervorragende Gestaltung populärwissenschaftlicher Kurzfilme: Regisseur Fritz Wünsch, Trickkameramann Erich Aurich, Kameramann Jürgen Schweinitz und Trickzeichner Kurt Mahnke.

(Neue Film-Welt, 7/1951, S. 6; DEFA-Pressedienst, 1951; GBL DDR Nr.48/54; Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 59f)

26. Mai

Anlässlich des fünfjährigen Bestehens der DEFA findet im Haus der Ministerien in Berlin eine Arbeitstagung unter Teilnahme westdeutscher Künstler statt. Das Hauptreferat hält Kurt Maetzig. Er bedauert die Schwierigkeiten der Zusammenarbeit der Filmschaffenden zwischen beiden deutschen Staaten und schlägt im Namen der Filmschaffenden der DDR ein jährliches gesamtdeutsches Filmfestival und einen Filmkongress vor. Diese Vorschläge werden im ND und anderen Tageszeitungen publiziert.
(Neue Film-Welt, 7/1951, S. 1-3 und 5/1951, S. 4-9; DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 49 ff; ND vom 27. Mai 1951, S. 2; Berliner Zeitung 29. Mai 1951, S. 3)

Das erste Freilichtkino in Berlin wird am Georgenkirchplatz eröffnet. Die Projektoren und Verstärker sind in einem LKW untergebracht, sodass ein Ortswechsel möglich ist.
(DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 71; Kurt Enz: Die Entwicklung des Filmtheaternetzes .... , Manuskript vom 1. Oktober 1978, Textbeilagen, S. 11; Berliner Zeitung vom 29. Mai 1951, S. 3)

Juni 1951

1. Juni

Die Phönix-Film, eine mit Synchronisation befasste Firma mit ehemaligem Sitz in Berlin-Wilmersdorf wird von der DEFA übernommen. Alleiniger Gesellschafter und Inhaber war Helmut Brandis.

Auf Beschluss des ZK der SED wird Phönix in die Abteilung Synchronisation der DEFA eingegliedert, zunächst als eigenständige Synchron-Gruppe (B), die noch im gleichen Jahr mit der Stammgruppe (A) vereinigt wird (1951). Die Eingliederung ist begleitet von einer Auseinandersetzung über Status und Arbeitsweise der DEFA und die Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit der Existenz und Kooperation zweier unabhängiger Filmfirmen in der DDR.
(Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 60; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam,2. Überarbeitete Fassung 2013, S.188, 190)

30. Juni

Das 1948 gegründete DEFA-Nachwuchs-Studio in Berlin wird aufgelöst. Angeboten wurden Ausbildungen in den Bereichen Regie und Schauspiel. Ab Mitte 1950 war das Studio in der Filmstadt Babelsberg untergebracht. Die Räume waren bereits von der UFA für eine Filmakademie vorgesehen. Nach einem zweijährigen Kurs können 10 von 15 Studierenden aus dem Bereich Schauspiel bei der DEFA ihr Talent beweisen, darunter Brigitte Krause und Karla Runkehl.

Da es für den Regie-Nachwuchs an erfahrenen Dozenten mangelt, wird entschieden, die Studierenden jeweils einem erfahrenen Regisseur als „Meisterschüler“ anzuvertrauen. Diese erste Generation an Regisseuren, darunter Heiner Carow und Günter Reisch, war ebenso prägend für die Geschichte der DEFA wie die fast gleichaltrigen Dramaturgen, Kameraleute und Architekten; stellvertretend seien Wolfgang Kohlhaase, Werner und Helmut Bergmann, Joachim Hasler, Erich Gusko und Alfred Hirschmeier genannt.
(DEFA-Betriebsgeschichte Teil 2, , S. 32 sowie S. 78-80; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam, 2. Überarbeitete Fassung 2013, S. 270)

Juli 1951

12. Juli

Der Ministerrat beschließt nach der Zusatzaltersversorgung für die technische Intelligenz 1950 die „Intelligenzrente“ für Beschäftigte an wissenschaftlichen, künstlerischen, pädagogischen und medizinischen Einrichtungen.
(DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 45-46)

August 1951

Filmplakat zu "Freundschaft siegt"

FREUNDSCHAFT SIEGT

(R: Iwan Pyrjew, Joris Ivens, 1951) Grafiker: B. Petersen

5.–19. August

Wie am 14. Februar 1946 vom Exekutivkomitee des Weltbundes der Demokratischen Jugend (WBDJ) beschlossen, finden die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten mit 26.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 104 Ländern in Berlin statt.
(Neue Film-Welt, 5/1951, S. 25 sowie 10/1951, Innenseite des Titelblattes; Neue Film-Welt, Sonderausgabe 8/1951; Deutschlandfunk.de: Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1951 , Abruf: 10. Juni 2023)

Die DEFA widmet diesem herausragenden Ereignis drei Dokumentarfilme:

(DEFA 1946-1964 Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme FILMOGRAFIE, Henschel Verlag, Berlin, 1969)

31. August

Premiere des DEFA-Spielfilms DER UNTERTAN (R: Wolfgang Staudte), einer satirischen Studie über das deutsche Kleinbürgertum nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann. Der Film wird international, u.a. bei den Filmfestspielen in Karlovy Vary gezeigt, und gewinnt mehrere Preise. DER UNTERTAN gilt bis heute als eine der besten politischen Satiren über den deutschen Untertanengeist und findet sich auf vielen Listen der besten deutschen Filme.
(DEFA-Pressedienst, 7/1951, S. 3-10; Neue Film-Welt, 8/1951, S. 24, 6/1952, S. 3; Deutsche Filmkunst, 5/1957, S. 156; Kino DDR, 4/1987, S. 4-5; Film und Fernsehen, 5/1991, S. 22)

In der Bundesrepublik druckt „Der Spiegel“ einen Verriss des Films. Dieser sei „geeignet, in der westlichen Welt Stimmung gegen Deutschland und die Aufrüstung der Bundesrepublik zu machen.“ Erst 1957 erlebt DER UNTERTAN seine bundesdeutsche Premiere - um sechs Minuten gekürzt und mit dem Hinweis versehen, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Das metaphorische Finale, in dem Trümmerfrauen nach dem Krieg Schutt und Steine beiseite räumen, fehlt in der bundesdeutschen Fassung.
(Ralf Schenk: Mitten im Kalten Krieg 1950 bis 1960. In: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. Potsdam 1994, S. 72; Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 61; Stefan Volk: Die Zensur der Kalten Krieger. Verbotene Filme in der Bundesrepublik . In: Der Spiegel 7. Juli 2014)

Trailer zum DEFA-Spielfilm DER UNTERTAN (R: Wolfgang Staudte, 1951)

Oktober 1951

Bruno J. Böttge, Kamera- und Regieassistent in der DEFA-Außenstelle Sachsen-Anhalt, beginnt nach Feierabend mit ersten Versuchen auf dem Gebiet des Silhouettenfilms. Böttge erhält daraufhin den Auftrag, den ersten DEFA-Silhouettenfilm zu drehen: DER WOLF UND DIE SIEBEN GEISSLEIN wird im Dezember 1952 fertiggestellt und feiert am 15. Oktober 1953 Premiere. Der Vorschlag des Leiters des Kurzfilmstudios Dr. Heino Brandes, ihn dafür mit dem Heinrich-Greif-Preis zu ehren, wird vom staatlichen Komitee für Filmfragen abgelehnt. Wie man hörte, war den Zuständigen das Verfahren zu altmodisch und der Film nur schwarz-weiß.
(Ralf Schenk: Eine kleine Geschichte der DEFA. Daten, Dokumente, Erinnerungen. DEFA-Stiftung 2006, S. 63)

7. Oktober

Der Nationalpreis für Kunst und Literatur 1951 wird verliehen:

  • II. Klasse: an den Regisseur Wolfgang Staudte für die ausgezeichnete Regie des Films DER UNTERTAN und an den Schauspieler Willy A. Kleinau für seine hervorragenden realistischen Charakterdarstellungen am Deutschen Theater zu Berlin und im Film
  • III. Klasse: an den Schauspieler Werner Peters für die künstlerische Gestaltung der Hauptrolle des Dr. Diedrich Heßling in dem Film DER UNTERTAN und an den Kameramann E. W. Fiedler für hervorragende künstlerische Leistungen als Kameramann der DEFA.

(Neue Film-Welt, 11/1951, S. 24; DEFA-Spielfilme 1946-1964, Filmografie, Hrsg.: Staatliches Filmarchiv der DDR, S. 34)

31. Oktober

Walter Ulbricht, Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Generalsekretär des ZK der SED, spricht auf der Volkskammertagung über das zu beschließende Gesetz zum Fünfjahrplan. Zum Filmwesen merkt er an, dass sich die DEFA mit Filmen wie DER RAT DER GÖTTER, DIE BUNTKARIERTEN, ROTATION, SEMMELWEISS - RETTER DER MÜTTER, IMMER BEREIT, DER WEG NACH OBEN große Anerkennung auch in der Bevölkerung errungen hat. Es werden aber Filme vermisst, die den Kampf um die Einheit Deutschlands, die Erfüllung des Fünfjahrplans und das neue Verhältnis zur Arbeit zum Inhalt haben.
(ND vom 1. November 1951, S. 1-7)

November 1951

2.–4. November

Im Haus der Kultur der Sowjetunion in Berlin findet die erste Kulturkonferenz der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft statt. Hans Rodenberg, Mitglied der DEFA-Kommission und Intendant des Theaters der Freundschaft, spricht über „Das Vorbild der Sowjetunion bei der kritischen Verarbeitung und Weiterentwicklung des kulturellen Erbes auf dem Gebiet des Theaters“ und Heino Brandes, Leiter der Kurzfilmabteilung der DEFA, über: „Das Vorbild der Sowjetunion bei der kritischen Verarbeitung und Weiterentwicklung des kulturellen Erbes mit Hilfe der Filmkunst“.
(Das große Vorbild und der sozialistische Realismus in der darstellenden Kunst - Theater und Film, Berlin, Haus der Kultur der Sowjetunion 1952, S. 58-95; Hans Rodenberg: Protokoll eines Lebens, Henschelverlag, Berlin, 1980, S. 170)

18. November

Die Parteibücher von SED-Mitgliedern werden umgetauscht - auch bei der DEFA. In persönlichen Gesprächen sollen sie ihre Loyalität bekunden. Tatsächlich handelt es sich um eine Säuberung nach sowjetischem Vorbild. Die Bestätigung über die weitere Mitgliedschaft wird bei einfachen Mitgliedern von der SED-Kreisleitung getroffen. Bei einem kleinen Kreis von circa 20 Personen, darunter die DEFA-Leitung und wichtige Regisseure entscheidet die Landesleitung der SED über die Bestätigung. Die Übergabe der neuen Parteibücher erfolgt am 28. November. Vier bestätigte Mitglieder verzichten auf eine weitere ‚Mitgliedschaft‘.
(
Sabine Pannen: Wo ein Genosse ist, da ist die Partei. Ch. Links Verlag 2019, S. 41 und S. 89; Parteiarbeit der DEFA-Betriebe 1950-1951: BA DR117/54791)

Dezember 1951

10.–16. Dezember

Das Rumänische Institut für Kulturbeziehungen zum Ausland und Gesellschaft, „Sovromfilm“, richtet eine Festwoche des deutschen Films in Rumänien aus. Das Motto lautet „Der deutsche Film im Kampf für ein einiges, freies und demokratisches Deutschland“. Präsentiert werden die DEFA-Filme DIE SONNENBRUCKS (R: Georg C. Klaren), DAS KALTE HERZ (R: Paul Verhoeven), DIE LETZTE HEUER (R: Ernst W. Fiedler), DIE JUNGEN VON KRANICHSEE (R: Artur Pohl), DIE BLAUEN SCHWERTER R: Wolfgang Schleif) und ZUGVERKEHR UNREGELMÄSSIG (R: Erich Freund).
(Neue Film-Welt, 2/1952, S. 20)

15. Dezember

Das erste Filmaktiv der DDR wird in Magdeburg gegründet. Unter der Losung „Jedem stationären Theater, jeder ländlichen Spielstelle, jedem Betrieb ein eigenes Filmaktiv“ sehen jeweils 30 bis 50 Interessierte Filme vor der Premiere und erhalten Hintergrund- und Werbematerialien, um die Reichweite der Filme zu vergrößern.
(Deutsche Filmkunst, 1/1953, S. 126-128, 2/1954, S. 41-431, 1/1956, S. 29-30, 3/1956, S. 94-95, 4/1956, S. 120, 8/1956, S. 241, 9/1956, S. 275, 11/ 1956, S. 348; Wieland Becker/Volker Petzold: Tarkowski trifft King Kong. Geschichte der Filmklubbewegung in der DDR. Vistas Verlag. Berlin 2001, S. 46)

In Zusammenarbeit mit VEB Zeiss Ikon, Dresden, Wilhelm Winzenburg, und der Technischen Hochschule Dresden, Prof. Dr. W. Reichardt, Lehrstuhl für Elektroakustik sowie Prof. Dr. Reuther, Leiter des Instituts für Photographie, wird die Filmtechnik weiterentwickelt. Darunter 16mm–Tonprojektoren für stationäre Kinotheater, ein moderner Schneidetisch, ein Objektiv mit veränderbarer Brennweite, die 16mm-Aufnahmekamera AK16 mit einem Revolverkopf für drei Objektive. Außerdem gelingen wesentliche Qualitätsverbesserungen bei der Negativentwicklung und der Lichtbestimmung in den Kopierwerken. Beim Farbfilm erreicht Diplom-Chemiker Brune durch eine spezielle Tonspurentwicklung eine wesentliche Verbesserung der Tonwiedergabe. Wesentliche Fortschritte bei der Rückprotechnik durch ein verbessertes optisches System und einen hervorragenden Bildstand im Projektor sind der Verdienst der Kamerawerkstatt um den Ingenieur Georg Maidorn und Feinmechaniker Mehr.
(in: DEFA-Betriebsgeschichte 1984, Teil 2, S. 68-71)

Die DDR-Filmtheater der Sovexportfilm GmbH (rund 90 sehr gut eingerichtete ehemalige Ufa-Filmtheater mit 20 Prozent der gesamten Kino-Sitzplatzkapazität der DDR) werden auf Zweigstellen aufgeteilt: Berlin und Brandenburg: 18; Halle und Sachsen-Anhalt: 13; Dresden und Ostsachsen: 17; Leipzig und Westsachsen: 19; Erfurt und Thüringen: 15; Schwerin und Mecklenburg: 5.
(Kurt Enz: Entwicklung des Filmtheaternetzes..., Manuskript vom 1. Oktober 1978, S. 45-47; Günter Jordan: Film in der DDR, Daten - Fakten - Strukturen , Filmmuseum Potsdam, 2. Überarbeitete Fassung 2013, S. 229)

24. Dezember

Feodor Pappe, Kommentator und stellvertretender Chefredakteur des ‚Augenzeugen‘ und einer der jüngsten Nationalpreisträger stirbt nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 26 Jahren. Pappe, der während der NS-Zeit die Schule nicht besuchen durfte und zeitweilig illegal lebte, holte 1945 das Abitur nach, studierte einige Semester Geschichte an der Humboldt-Universität, schrieb Texte und spielte nebenbei Kabarett. Auf der Studentenbühne wurde er von Max Jaap und Marion Keller entdeckt und zum Augenzeugen geholt. Es entstanden IMMER BEREIT und SPORT DER MILLIONEN (beide in Zusammenarbeit mit Bruno Kleberg) sowie DIE AMERIKANISCHEN SCHANDTATEN IN KOREA und mehrere andere Dokumentarfilme. Pappe war eines der großen Nachwuchstalente der DEFA.
(Berliner Zeitung, Nr. 301, 29. Dezember 1951, S. 3; ND vom 28. Dezember 1951, S. 4; Neue Zeit vom 29. Dezember 1951, S. 4; Berliner Zeitung vom 10. August 1951, S. 3; Neue Film-Welt, 2/1952, S. 8)

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